Mit „Maskenball“ ist das neue Album von Hämatom erschienen. Wir haben uns mit Schlagzeuger Sued über die Songs, die Entstehung und weitere Themen unterhalten.
Hey ihr Freaks. Wo erwischen wir euch gerade?
Sued: Im alltäglichen Abarbeiten, planen unserer Zukunft und etwas Urlaub machen und Ordnung schaffen nach dem ganzen MASKENBALL-Wahnsinn. Eigentlich auch mal ganz schön, etwas runter zu kommen.
Mit „Maskenball“ ist euer neues Album erschienen. Stand der Titel des neuen Werks früh fest? Hattet ihr noch andere Ideen?
Sued: Der Titel stand tatsächlich schon sehr früh fest und wir waren alle ausnahmsweise sehr glücklich mit diesem Namen. Nicht selten ziehen bei solchen Prozessen der Namensfindung lange Diskussionen ins Land, wir kommen auf keinen gemeinsamen Nenner, immer wieder kommt irgendeiner mit Zweifel ums Eck. Doch dieses mal passte alles wie die Faust aufs Auge: MASKENBALL – Das Jubiläumsalbum und das Jubiläumsfestival in einem. Und jetzt kommt noch die MASKENBALL-Tour im Frühjahr dazu. Schließlich ist es ja auch unser 15 jähriges Jubiläum, was wirklich gefeiert werden muss. In den ersten Jahren hätte keiner gedacht, dass uns die Reise da hinführt, wo wir jetzt stehen und dass wir überhaupt solange zusammenhängen werden. Und es lief wirklich nicht immer alles rund bei uns, also ein klein wenig können wir uns auch selbst auf die Schultern klopfen!
Kommen wir erstmal zu den Songs. Wie sieht es aus, wenn man sich überlegt, einen (oder zwei, drei, vier…) Songs zu covern? Wie wählt ihr sowas aus und entscheidet es?
Sued: Da steckt sehr viel probieren dahinter. Ideen gibt es Millionenfach, jeder hat Lieblingslieder und jeder hat mindestens drei Bekannte, die uns ihre Lieblingslieder vorschlagen. Weiter muss man wissen, dass wir genau vor fünf Jahren, also zu unserem 10 jährigen Jubiläum bereits eine Cover-CD herausgebracht haben, bei der wir uns aber ausschließlich auf deutschsprachige Songs beschränkten. Und genau das wollten wir nicht 1:1 wiederholen, weswegen wir eine Art große Spielwiese mit MASKENBALL eröffnet haben: Alles ist erlaubt! Wir haben deutschsprachige Songs gecovered, aber auch englischsprachige, wir haben auch Songs von uns in z.B. akustischem Gewand aufgenommen, wir haben namhafte Gäste hinzugezogen usw.
Aber zurück zur Auswahl: Letztendlich hat jeder Songs in den Topf geschmissen und dann wurde probiert. Weil erst dadurch erfährt man, ob der Text zur Band passt und ob der Gesang NORD gut zu Gesicht steht. Weiter steht die Frage stets im Raum: Kann man es spannend arrangieren mit Metaldrums und -riffs? Das sind die Parameter, die man dann in einer Art Demoversion abklopft und sich schließlich entscheidet.
Queen, Trio, Rag’n’Bone Man, Westernhagen oder auch K.I.Z. – gibt es dann auch Rückmeldungen von den Musikern/Produzenten?
Sued: Leider nein, außer eben bei TRAILERPARK, die es ja so gut fanden, dass sie sich gleich beim WACKEN Open Air mit auf die Bühne stellten und mitperformten. Ansonsten besteht das Problem, dass YouTube voll ist mit Coverversionen und ich mir vorstellen kann, dass eben z.B. Songs von Queen mehrmals täglich irgendwo auf der Welt nachgespielt und ins Netz gestellt werden.
Die neu eingespielten Stücke, bei denen auch weitere Musiker mitwirken, wie Micha Rhein oder Dymytry – wie kam es dazu? Passiert sowas spontan oder plant man das haargenau?
Sued: Das passiert eher spontan. Man hat einen Song, denkt sich, dass dem ein weiterer Gastgesang gut zu Gesicht stehen könnte und ruft z.B. Micha von IN EXTREMO an. Der sitzt dann gerade in seinem Ferienhäuschen in Kroatien, freut sich mal wieder unsere Stimmen zu hören und sagt sofort zu, weil er einfach Bock drauf hat. So etwas kann man schwer planen oder über Managements lösen, das müssen die Musiker untereinander ausmachen und dann wird’s gut!
15 Jahre Hämatom – ein kurzer Blick zurück in das Jahr 2004; wie liefen die Gespräche damals? „Denkt mal an das Jahr 2019, da feiern wir unser 15jähriges Jubiläum!“ oder eher „Wer weiß, wie lange es uns geben wird?!“?
Sued: Wenn man sich zusammensetzt, um ein neues Projekt zu gründen, dann geht es natürlich um ganz andere Fragen und Inhalte, kaum darum, was man in 15 Jahren macht. Wir haben viel über den Musikstil, Texte, Verkleidung und eben die Maskerade diskutiert, aber nie spekuliert, wie lange es uns mal geben wird.
Während man dann anfängt unterwegs zu sein, gibt es immer wieder lustige Vorstellungen, wie man mit welchen Tücken alt wird und als 90jähriger in einem Heim sitzt mit seiner Maske. Aber so ein 15 jähriges Jubiläum, das steht auf einmal unangekündigt vor dir und sagt: „Feier mich“ :-)
Und während unserer gesamten Bandhistorie gab es auch immer wieder Tiefs, bei denen man nicht sicher sagen konnte, ob wir noch weiter machen. Somit sind wir unendlich glücklich diesen runden Geburtstag gemeinsam mit all unseren Fans feiern zu können.
Die „Maskenball“-Tour im nächsten Jahr – wie bereitet ihr euch vor?
Sued: Das nächste große Ziel ist unser eigenes Indoor Festival zur Weihnachtszeit, der DÄMONENTANZ, welcher in der Nähe von Bayreuth stattfindet. Da es aber natürlich fließende Übergänge und musikalische Überschneidungen zwischen dem MASKENBALL in Gelsenkirchen, dem DÄMONENTANZ und der MASKENBALL-Tour gibt, hängen die Vorbereitungen auch alle miteinander zusammen. Neben dem musikalischem gibt es sehr viel zu organisieren, wie z.B. das Booking der Gast-Bands. Aber auch der Webauftritt muss angepasst werden, neue Motive fürs Merchandise erstellt werden usw. Da wir fast alles selbst machen wird es uns also nicht langweilig!
Wenn ihr unterwegs seid auf den Strassen – läuft Musik im Bus? Was macht ihr zwischen den Städten?
Sued: Eigentlich schon. Wir hören gerne in neue Veröffentlichungen anderer Bands gemeinsam rein oder legen mal wieder alte geliebte Scheiben auf. In letzter Zeit gab es aber auch viel zu tun, wie Dinge für INSTAGRAM, FACEBOOK und Co. zu organisieren, Setlists abzusprechen und vieles weitere, was so regelmäßig anfällt und erledigt werden muss. Bei solchen Fahrten hat dann jeder einen Laptop auf dem Schoß. Wobei das immer nur bei der Anreise passiert :-)
Je mehr man spielt, bekannter wird und je besser sich die CDs verkaufen, um so mehr gibt es leider auch hinter den Kulissen viel zu tun.
Wie wichtig ist euch Fannähe? Ich erinnere mich da auch an ein Garten-Konzert, welches ihr gegeben habt.
Sued: Sehr wichtig! Unsere Fans, das sogenannte FREAK-TEAM ist stetig mit uns gewachsen und zeigt immer Präsenz, egal, wie klein oder groß das Konzert ist. Und egal, wie weit weg. Spielen wir in Rumänien, können wir sicher sein, dass auch da wieder Mitglieder vom FREAK-TEAM in der ersten Reihe stehen, das ist schon unglaublich! Diesen Rückhalt spüren wir bei unseren Shows und er hat uns geholfen, das zu werden, was wir nun sind. Ohne unsere Fans wären wir nichts. Und genau für diese Tatsache möchten wir uns auch dankbar zeigen und scheuen uns nicht vor eben solchen Gartenparties, die übrigens während OSTs Lauf nach Wacken stattfand, oder eben regelmäßigen FREAK-TEAM-Treffen. Diesbezüglich hatten wir z.B. auch schon eine Kaperfahrt in Hamburg, Zeltlager oder ähnliche aufregende Veranstaltungen.
Ihr seid seit „Bestie der Freiheit“ bei einer großen Plattenfirma. Was bedeutet das? Was ändert sich für euch als Band dann?
Sued: Das bedeutet, dass man auf eine große, sehr gut funktionierende Infrastruktur für den Vertrieb der Scheibe zurückgreifen kann. Und genau diese Infrastruktur geht auch über die Grenzen der Bundesrepublik hinaus, was uns sehr wichtig war. Zum einen spielen wir sehr viel in der Tschechischen Republik, zum anderen waren wir schon in Rumänien, Bulgarien und Russland unterwegs und hatten auch schon eine Veröffentlichung in Japan. Diese internationale Denkweise war uns sehr wichtig, weswegen wir uns für diesen Wechsel hin zum Major-Plattenlabel entschieden haben.
Geändert hat sich dabei aber für die Band nichts – ausgenommen die Ansprechpartner. Es ist auch ein Quatsch, dass große Plattenfirmen immer Einfluss auf die Musik oder den jeweiligen Künstler nehmen wollen. Bei uns heißt es immer, wir sollen bloß so bleiben wie wir sind!
Bitte beendet folgende Sätze.
Wir sind keine normale Band, weil…:
Sued: …wir nie den einfachen Weg gehen und eher anecken wollen als gefällig zu sein.
Man könnte den Krieg auf diesem Planeten sofort stoppen, indem man…:
Sued: …wenn ich das wüsste, hätte ich es schon verraten. Und würde man alles Geld der Welt verbannen, würden sich die bescheuerten Menschen neue Möglichkeiten der Machtausübung ausdenken.
Wir verstecken uns gerne, weil…:
Sued: …wir es lieben und seit Bestehen der Band nicht anders kennen.
Was bedeuten euch die folgenden Wörter?
Familie
Sued: Macht viel Spaß, auch wenn es nicht immer rund laufen kann.
Kinder
Sued: Für mich der Sinn des Lebens.
Freiheit
Sued: Sollte eine Selbstverständlichkeit sein.
Offline
Sued: Annähernd unmöglich, wenn ich es aber mal schaffe, fühlt es sich brutal gut an.
Himmelsrichtungen
Sued: Hat HÄMATOM erfunden und Meteorologen haben es kopiert.
Speichersdorf
Sued: Dreh- und Angelpunkt unseres Schaffens.
Tough Magazine
Sued: Berichtet über eine wichtige Szene!
Vielen Dank, die letzten Worte gehören natürlich euch!
Sued: Wer hier neugierig auf HÄMATOM geworden ist und uns noch nicht kennt, unbedingt mal die Musik von uns auschecken, man kann Kunst nicht in Worte fassen.
Danke für das Interview, der SUED.
Interview von Florian im September 2019
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