Metal trifft Comedy oder war es andersrum? Diese Frage möchte ich im folgenden Bericht klären. Schauen wir mal was wird. Der letzte Auftritt von Bülent Ceylan in Nürnberg im Rahmen seiner „Ich Liebe Menschen“-Tour war für mich ein spannender, aber auch ambivalenter Abend: Eines steht aber fest, es war definitiv kein gewöhnliches Metal-Konzert.
Der Sound war eher ein „Metal Light“ und ich hätte mir da schon bisschen mehr Durchschlagskraft und Durchhaltevermögen der Songs im Genre gewünscht. Besonders das Cover von „Santa Maria“ von Roland Kaiser war für mich schon fast ein eye-opener: Fast hätte ich mich fehl am Platz gefühlt und bestärkte mich aber im Gefühl, dass ich tatsächlich nicht auf einem Metal-Konzert war.
Die Musiker der Band taten ihren Teil, um die Show zu gestalten. Denn man kann nicht sagen, dass es nicht abwechslungsreich und technisch schlecht war. Tobias Schulz (Gitarre), Julia Lange (Gitarre), Hannes Merten (Bass & Keyboard) und Leon Pfeifer (Schlagzeug) brachten Feuer, Energie und auch einen niedrigeren Altersdurchschnitt auf die Bühne. Jeder von ihnen hatte dabei einen eigenen Moment, in dem er oder sie die Bühne für sich hatte. Besonders positiv fand ich diese Solo-Auftritte, da Ceylan so den Musiker*innen die nötige Bühne für ihre eigene mögliche Zukunft gab und gleichzeitig seine Reichweite mit ihnen teilte. Was mich in Bezug auf die Musik betraf, war es einfach nicht das, was ich erwartet hatte.
Die Setlist war vielfältig, aber es gab weniger von Ceylans eigenen Songs, als ich es mir erhofft hatte. Als Cover wurde, wie bereits erwähnt, „Santa Maria“ gespielt aber auch „Sweet Dreams“ und „Chop Suey!“ Die verschiedenen Genres wechselten immer wieder, und der Comedy-Teil, der für Bülent Ceylan natürlich nicht zu verleugnen ist, dominierte den Abend eher, als dass die Musik im Vordergrund stand. Ich habe das Ganze als eine interessante Show wahrgenommen, aber es hat mich nicht wirklich umgehauen. Gerade bei einem Ticketpreis von über 50 € hätte ich mir eine stärkere musikalische Ausrichtung gewünscht, mehr Fokus auf die Musik und weniger auf den Comedy-Anteil. Auf der anderen Seite hat der Comedy-Aspekt den Abend definitiv aufgelockert und das Publikum, das vielleicht weniger Metal-affin ist, gut abgeholt. Es war eine Mischung aus Humor und Musik, die viele verschiedene Seiten von Ceylan zeigte – für mich persönlich war es aber etwas zu viel von beidem.
Trotz der für mich etwas zu stark ausgeprägten Mischung aus Comedy und Musik war die Atmosphäre im Publikum durchgehend sehr gut und lebendig. Es scheint, dass der „Metal-Light“- Ansatz von Bülent Ceylan möglicherweise genau die richtige Mischung für seine Zielgruppe war. Vielleicht hat dieser Ansatz auch diejenigen angesprochen, die eher aus dem Comedy- oder Entertainment-Bereich kamen, und ihn in die Welt des Metals integriert. Ob die Kombination bei allen Zuschauern gleichermaßen gut ankam, bleibt unklar, aber es schien zumindest eine gewisse Begeisterung zu wecken. Ceylan hat es auf jeden Fall geschafft, verschiedene Elemente miteinander zu verbinden und für eine breite Unterhaltung zu sorgen.
Als letzten Punkt würde ich noch gerne den Arbeitsbereich zum Fotografieren ansprechen. Fotografierende hatten während der ersten drei Songs nur ca. 3m Platz und einen eingeschränkten Winkel im Graben, um Fotos zu machen. Das machte es schwierig, die Atmosphäre aus verschiedenen Perspektiven einzufangen, weil wir nur von links Zugang hatten. Die Musiker taten ihren Teil, aber die begrenzten Fotomöglichkeiten sorgten für einen eher frustrierenden Start für Fotografen, die versucht haben, den Auftritt festzuhalten.
Eines steht fest, die Einstiegsfrage ist schwierig zu beantworten: Es war definitiv kein gewöhnliches Metal-Konzert. Natürlich verbindet man mit Bülent Ceylan Comedy, und auch wenn die Comedynicht zeitlich überhandnahm, hatte es einen wesentlichen Bestandteil. Für mich persönlich war das nicht immer notwendig, auch wenn es sicher zu seiner Art der Show gehört. Vielleicht hätte man in einem solchen Kontext mehr Musik erwarten können. Ich hoffe, dass den Zuschauern diese Mischung aus Comedy und Musik gefallen hat. Für mich war es eine interessante, aber nicht ganz erfüllende Kombination – ich weiß nicht, ob ich diese Balance jedes Mal brauche.
Nachbericht und Fotos von Lukas Pförtsch.
Setlist „Ich Liebe Menschen“ Tour:
YALLAH HOPP!
Schmutzige Liebe
Anders Gleich
Wenn Metaller Traurig Sind
Ohne Filter
Rüstung Aus Hass
Klopf Klopf
Lieder Gegen Nazis
Raumschiff
Wohin Du Gehst
Sweet Dreams
Chop Suey!
Santa Maria
Brüder
Schwach
Booom Booom
Ich Liebe Menschen
Engel Landen Weich
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