Ein Leben zwischen Bühne, Tattoo Studio und Familie! Tor Abyss, Frontmann der Band Lucifer Star Machine, betreibt auch das „Skull Island Tattoo“-Studio in Hamburg. Wir haben uns mit dem Vollblutmusiker, Familienmensch und Künstler unterhalten.
Hey Tor, wo erwischen wir dich gerade?
Tor: Moin! Zwischen Gütersloh und Hamburg.
Für die, die dich nicht kennen – stell dich kurz vor.
Tor: Ich bin Tor Abyss, Sänger und Gründer der High Octane Rock‘n‘Roll Band Lucifer Star Machine und Tätowierer in meinem Hamburger Studio Skull Island Tattoo. Ich lebe und arbeite auf der ehemaligen Elbinsel Finkenwerder.
Du hast 12 Jahre in London gelebt – hatte das einen bestimmten Grund?
Tor: London hat mich schon lange gereizt. Vor allem der Musik-Szene wegen. Als dann meine langjährige Beziehung zu Brüche ging, hab ich den Schritt einfach gewagt. Ich habe meinen Job als Siebdrucker gekündigt um in London einen Neuanfang zu wagen.
Du hast dort das Tätowieren erlernt – seit wann interessierst du dich für die Körperkunst und wie kam es dazu?
Tor: Da ich schon immer an härterer Gitarren-Musik interessiert war, fand ich eigentlich auch schon lange Tattoos ziemlich geil. Mit 15 war ich Jüngster in einer Clique, in der schon richtige Bad Boys mit volltätowierten Armen waren. Größtenteils Cover-ups um ihre selbsttätowierten Jugendknast-Tattoos verschwinden zu lassen. Ich selbst habe mich dann aber erst mit knapp 19 Jahren tätowieren lassen. Natürlich alles Kacke, die inzwischen wieder gecovert ist. Haha. In London habe ich anfangs erstmal ein paar Jahre im Call Center gearbeitet. Als dann der Sitz der Firma nach Südafrika verlegt wurde, war es schwierig für mich etwas Neues zu finden. Tätowierte Hälse und Hände waren damals nicht gerne gesehen. Ich hatte dann aber Glück im Unglück und ein Kumpel hat mir einen Job als Shop-Manager in seinem neuen Tattoo-Studio angeboten. Nach ner Weile habe ich dort auch das Tätowieren erlernt. Dafür werde ich für immer dankbar sein.
Nach 12 Jahren London bist du zurückgekehrt und lebst in Hamburg – Wahlheimat oder Zufall? Was ist das Besondere an Hamburg für dich?
Tor: Ich habe ein Mädel kennengelernt, die in Hamburg gelebt hat. Erst ist sie zu mir nach London gezogen und dann haben wir beschlossen gemeinsam zurück in die für uns schönste Stadt Deutschlands zu ziehen. Inzwischen ist sie meine Frau. Wir haben nun unsere fast 3-jährigen Zwillinge Johnny und Greta und wir haben uns auf Finkenwerder ein Fachwerkhaus gekauft und uns hier sozusagen niedergelassen. Hamburg hat einfach das gewisse Flair. Wir lieben Schiffe und die See und den ganzen maritimen Krempel. Wenn das Wetter nicht ganz so Kacke wäre, dann wäre es perfekt. Aber irgendwas zu meckern braucht man ja immer. ;)
Mit „Skull Island Tattoo“ hast du dann, gemeinsam mit deiner Frau, dein eigenes Tattoo-Geschäft eröffnet. Kannst du dich noch an den Tag erinnern, als dir die Idee kam?
Tor: Ja, eigentlich war das gar nicht geplant. Aber als dann unsere Zwillinge unterwegs waren, machte es plötzlich Sinn etwas Eigenes aufzubauen. Das Studio steht auf unserem Grundstück, daher sind die laufenden Kosten geringer und man ist auch schneller bei der Familie. Daher fiel der Schritt wesentlich leichter.
Von der ersten Idee bis zur Eröffnung – eine spannende, harte oder interessante Zeit?
Tor: Es war eine spannende Zeit. Wir wussten ja nicht, ob wir angenommen werden. Finkenwerder ist, obwohl es zu Hamburg-Mitte gehört, eher ein Dörfchen für sich. Klar, hatte ich auch bereits Stammkunden aus dem vorherigen Studio aber etwas ungewiss war es trotzdem. Glücklicherweise bekamen wir nur positives Feedback und ich habe inzwischen auch nicht nur einheimische Kunden, sondern auch Klienten aus z.B. Hannover und Berlin. Die solide Holzhütte stand ja, wie bereits erwähnt, hinter unserem Haus. Mit viel skurriler und maritimer Deko habe ich es in eine Südsee-Oase verwandelt.
Skull Island Tattoo ist in Finkenwerder – wie laufen die Geschäfte? Ist es so, wie du dir es vorgestellt hast?
Tor: Ja, es läuft richtig gut. Der NDR hat bereits einen halbstündigen Bericht über uns gebracht und selbst in der BILD hatten wir einen ganzseitigen Artikel. Ich denke momentan darüber nach mich mit einem zweiten Tätowierer zu vergrößern. Allerdings müsste ich dafür ein größeres Studio anmieten. Da ich gerne in Finkenwerder bleiben möchte, muss ich erstmal schauen, welche passenden Räumlichkeiten sich anbieten.
Mit an Bord ist deine Frau, die sich hauptsächlich um die Organisation und PR kümmert. Was denkst du ist der Unterschied, ob man seinen Partner mit dabei hat oder jemanden externes einstellen muss? Pro und Contra?
Tor: Meine Frau ist eigentlich Chefredakteurin und PR-Managerin. Dass sie mir hilft lag da nahe. Welches Studio hat schon eine eigene PR-Frau? Aber sie ist nicht mit mir im Studio. Sie regelt das alles in ihrer freien Zeit.
Oftmals werden Tattoos mit Rock,- Punk,- Metal,- oder Hardcoremusik verbunden – so ist es auch bei dir. Du singst in der Band Lucifer Star Machine, die es jetzt auch schon seit 17 Jahren gibt. Wie bekommst du das unter einen Hut?
Tor: Meine Leidenschaft war schon immer die Musik. Aber ich nehme natürlich auch meinen Job zu 100% ernst. Natürlich kann ich mir als Selbstständiger schon die Zeit leichter freischaufeln, die ich für meine Band benötige.
Zudem kommt noch die Familie hinzu, die man natürlich nicht vernachlässigen möchte. Ein dritter Faktor, der sicherlich der wichtigste ist. Laden, Band, Frau und Kinder – das Rundum-Sorglos-Paket? Was bleibt auf der Strecke?
Tor: Meine Familie wird natürlich immer an erster Stelle stehen. Ich hatte mir auch nach der Geburt unserer Kinder eine 2-jährige Babypause von der Musik genommen. Seit Herbst 2018 bin ich aber wieder voll dabei. Es ist alles eine Sache der Absprache und Organisation. Meine Frau hat für meine Musik Verständnis. Sie selbst ist ja neben ihrem Job auch noch Model und wir entlasten uns dann eben beide gegenseitig. Auf der Strecke bleibt somit eigentlich nichts aber es ist halt immer was los und man kommt selten zur Ruhe.
Was sind die Pläne für die Zukunft, was liegt an?
Tor: Lucifer Star Machine hat jetzt eine neue Besetzung und wir sind besser denn je. Das neue Album „The Devil’s Breath“ ist im Kasten, wir haben 2 neue Videos gedreht und nächstes Jahr planen wir eine USA Tour. Unser Highlight 2019 war unser Auftritt beim Wacken Open Air. Nun werden wir uns auf die Suche nach einem neuen Label begeben. Das Album ist für uns stilistisch ein großer Schritt nach vorne und es wird einige Leute überraschen. Fürs Studio hoffe ich dass es weiterhin gut läuft und ich mich nächstes Jahr vergrößern kann.
Vielen Dank für deine Zeit, die letzten Worte gehören dir!
Tor: Get tattooed and get motherfuckin‘ lucified!
www.luciferstarmachine.com
www.skull-island-tattoo.de
Interview von Florian im Okrober 2019
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