„Spielball“: Megaton im Interview

„Spielball“! So heißt das neue Album der Band Megaton. Bei uns in der Redaktion ist dieser „Spielball“ schon einer der Volltreffer in diesem Jahr. Gerne läuft die CD bei mir in der heimischen Anlage aber auch unterwegs. „Spielball“ hat eine Antwort auf viele Fragen und mit dem Album haben Megaton ihren Matchball verwandelt. Wir vom Tough Magazine haben mal nachgefragt. Zu der Band, Heidelberg, Spielbällen oder auch über das erste Album „einfach da“. Viel Spaß beim Interview.

Hey ihr Lieben, schön dass ihr euch die Zeit fürs Tough Magazine nimmt. Wobei erwischen wir euch gerade?
Megaton: Hey Marc, wir sitzen gerade in unserem Zuhause, unserem Proberaum / Studio und bereiten uns auf die hoffentlich bald stattfindenden Konzerte vor.

Als Musiker aus Heidelberg seid ihr mittlerweile mit dem zweiten Album am Start. Was ist seit eurem Debüt passiert. Wie hat sich die Band in den vier Jahren geformt?
Megaton: Wir haben sehr viel gespielt und dadurch viele neue Leute in den verschiedensten Städten kennengelernt. Wir haben uns zwischenzeitlich einigen kleineren Projekten gewidmet und natürlich an der neuen Platte gearbeitet. Was die Entwicklung in den letzten Vier Jahren betrifft: Wir haben uns textlich und stilistisch gefunden. Thematisch singen wir auf dem neuen Album nicht nur noch übers Partymachen sondern auch über Themen die uns bewegen und am Herzen liegen. Musikalisch haben wir uns auch weiter geöffnet aber ohne den typischen „MEGATON-Sound“ zu verlieren.

Was war bei der Entstehung von Spielball anders als bei „Einfach da!“?
Megaton: Der Hauptunterschied ist, dass Spielball ein Kollektivprojekt ist. Alle von uns haben diesmal Songs beigesteuert die wir dann gemeinsam ausgearbeitet und anschließend auf Platte gebracht haben. Zudem haben wir uns bei Spielball viel mehr Zeit gelassen. Die Stücke haben wir zum Beispiel schon im März 2020 aufgenommen und dadurch hatten wir viel mehr Zeit für das ganze Drumherum.

Heidelberg ist jetzt nicht gerade bekannt für so viele Punkbands. Beschreibt mal die Szene in Heidelberg.
Megaton: Wir sind die Szene! (lachen) – In Heidelberg gibt es leider keine Punkclubs- oder Locations wie z.B. in Mannheim oder Karlsruhe, deshalb gibt es hier wohl auch keine richtige Szene. Aber Karlsruhe und Mannheim sind ja zum Glück auch nicht so weit weg!

Für Leute, die den Sound von Megaton nicht kennen, wie würdet ihr euch selbst beschreiben?
Megaton: Melodische deutschsprachige Musik die ihre Wurzeln im Punk hat, aber auch gerne mal Einflüsse aus anderen Genres zulässt.

Sicher kann man für euren Stil Vergleiche finden. Welche Bands sind für euch persönlich Vorbilder?
Megaton: Jeder von uns hat natürlich andere Vorbilder. Zum Einen internationale Rockbands wie z.B. die Foo Fighters oder Biffy Clyro aber natürlich auch deutschsprachige Bands wie Donots, Krafklub oder auch die Hosen.

Kommen wir zum neuen Album. Schon die erste Single „Das Ende“ überzeugt. Beschreibt, wie es zu diesem Song kam?
Megaton: Es war wieder mal einer dieser Tage wo in den Nachrichten eine Horrormeldung die nächste gejagt hat. Manchmal fühlt es sich so an, als würde sich die Menschheit bald selbst ausrotten und das Ende steht bevor. Dies besingen wir in „Das Ende“ auf eine positive Art, die irritiert und den Kontrast zwischen Lebensgefühl und Realität reflektieren soll. Selbstverständlich hoffen wir drauf, dass wir alle zusammen noch die Kurve kriegen.

Megaton überzeugen nicht nur mit Melodien. Auch die Texte sind stark. „Wie könnt ihr friedlich schlafen gehen, wenn wir Kinder weinen, sehn“ hören wir in „Kämpfer der Liebe“. Welchen Hintergrund hat der Song?
Megaton: Der Gefühlskälte, die bei einigen Menschen ungeniert ans Licht kommt, stehen wir verständnislos gegenüber. Wir finden es grauenvoll, dass Menschen aus ihrer Heimat vor Kriegen flüchten müssen und hier in einem sicheren Land wie Deutschland angefeindet werden.

„Disco“ rechnet mit Vorzeigepunks ab. Ein autobiografisches Stück?
Megaton: Es ist ein indirekt autobiografisches Stück – Kurz zu der Story: Wir hingen früher immer im „Loch Ness“ in Wiesloch ab. Das war ein Kultur- und Kommunikationszentrum, wo es früher viele (Punk-)Konzerte gab und wo auch wir unsere ersten Liveerfahrungen gesammelt haben. Auf jeden Fall gab es dort einige Leute von denen wir uns damals schon anhören mussten dass wir ja garkeine echten Punks wären, sich aber selbst für die „Superpunks“ hielten. Genau die haben von heute auf morgen ihren Style geändert und sind im Spießerlook rumgerannt und anstatt auf die Punkshows gingen sie lieber in die Disco. Für uns damals wie heute unverständlich und gefühlt sind wir mit noch ein paar wenigen die letzten Überlebenden von dieser „Gang“ die das noch bis heute durchziehen.

Politisch positioniert ihr euch klar. „Nicht allein“ ist ein super Stück mit einem wahnsinnig wichtigen Text. Welchen Adressaten ist dieser Text gewidmet?
Megaton: Allen Menschen die bei dem ganzen Hass und der Hetze die uns unter anderem im Netz begegnet, manchmal den Mut verlieren und das Gefühl haben alleine dazustehen. Doch dem ist nicht so! Wir sind mehr! „NICHT ALLEIN“ ist eine Hymne für den Zusammenhalt und den gemeinsamen Kampf gegen Rassismus!

„Fan“ ist dann eher wieder eine traurig-lustige Nummer. Für welche Band seid ihr selbst so viel Fan wie in diesem Stück beschreiben?
Megaton: Wir himmeln viele Bands an, aber so krass wie im Song dann zum Glück auch nicht! (lacht)

Was empfindet ihr persönlich für Fans?
Megaton: Fans sind das allerwichtigste! Es ist für uns der Wahnsinn, wenn Leute die Sache gut finden in die wir uns mit so viel Leidenschaft reinhängen. Es gibt uns immer wieder neue Energie und noch mehr Motivation alles zu geben!

Auch „#influenza“ ist eine starke Nummer. Beschreibt kurz um was es in diesem Stück geht.
Megaton: Es geht um die Fantasiewelt im Internet wie z.B. auf Instagram und Co in der vieles verzerrt dargestellt wird. Viele halten das für das echte Leben und das ist das beunruhigende an der Sache.

Was denkt ihr. Ist die #infulenza eine neue Pandemie? Wo ist Heilung in Sicht?
Megaton: Wir hoffen doch nicht, von Pandemien haben wir langsam genug! (lacht) Es ist wichtig, ein Auge darauf zu haben was echt ist und was fake.

Mit „Erde brennt“ beendet ihr die Scheibe sehr nachdenklich. Was, denkt ihr, kann man dagegen tun, um die sicher schon vorhandenen Funken zu löschen?
Megaton: Jede/jeder einzelne ist dafür selbst verantwortlich. Wir alle sollten unser Verhalten immer wieder hinterfragen und gegebenenfalls anpassen. Aktuelles Beispiel: Video-Konferenz statt Inlandsflug zum Meeting.

Sicher habt ihr schon die ersten Rückmeldungen zu „Spielball“. Was hat euch erfreut, was überrascht?
Megaton: Stand jetzt können wir noch nicht viel dazu sagen, da Spielball erst am Freitag veröffentlicht wird, aber bei den paar Leuten die das Album schon gehört haben, hat es uns gefreut, dass die Botschaften die in einigen Songs stecken so unmissverständlich wahrgenommen und verstanden werden und auch die musikalische Weiterentwicklung gesehen bzw. gehört wird.

Was ist nach dem Release geplant? Tour? neue Songs?
Megaton: Spielen spielen spielen! Wir haben einiges nachzuholen!

Kommen wir zum Schluss des Interviews zu Gedankenblitzen. Was bedeuten euch die folgenden Begriffe?
Punkrock 2021
Megaton: MEGATON „Spielball“! ;-)

Spielball
Megaton: Punkrock 2021 (lacht)

Einfach da
Megaton: Deutschsprachige Punk’n’Roll-Party

Busters
Megaton: Joe’s ZWEIT-Band!

Engel und Teufel
Megaton: Erinnert uns an unsere Liveshows, die Nummer darf auf keiner Show fehlen!

Pech und Schwefel
Megaton: War lange unser Konzert-Opener, welcher bald durch einen neuen Song ersetzt wird.

Interviews in Corona Zeiten
Megaton: Leider etwas unpersönlicher als während der Tour im Backstage.

Tough Magazine
Megaton: Symphatisches bodenständiges Magazin, das coole Bands supportet!

Wir bedanken uns bei dir für die Zeit, die ihr euch genommen habt? Natürlich gehören die letzten Worte euch. Also los :)…
Megaton: Vielen Dank für euren Support! Wir wünschen allen viel Spaß mit unserer neuen Platte „SPIELBALL“ und wir freuen uns wahnsinnig darauf die neuen Songs bald mit euch live abzufeiern.

Tatsächlich haben wir uns sehr gefreut, dass Megaton sich die Zeit genommen haben. Ja, „Spielball“ ist ein Matchball. Wir sind da sehr gespannt, wie es weiter geht. Vor allem hoffe ich, die Jungs bald live sehen zu können. Bis dahin lerne ich mal Texte von „Spielball“ und „Einfach da“. Wer mehr wissen möchte, der schaut nach unter: facebook.com/megatonband

Interview von Thorsten im Juni 2021

Dieser Artikel wurde am: 2. Juli 2021 veröffentlicht.

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