Bericht: Mission Ready Festival 2017

Jeder kennt es: Auf Festival-Campingplätzen wird oft gemeckert; über die Security, die Platzaufteilung, die Dixi-Auslastung, Ferropolis sei nicht standesgemäß für das With Full Force, die Sicherheitsvorkehrungen auf dem Ruhrott Rodeo seien zu streng, Rock im Park sei generell zu teuer, beim Hellfest spielen alle Bands gleichzeitig und so weiter… Gespannt blickt da der werte Nörgler auf das Mission Ready im unterfränkischen Giebelstadt, das am 1. Juli zum ersten Mal seine Pforten öffnete. Die Anreise mit dem eigenen, fahrbaren Untersatz wäre eine gute Entscheidung, angesichts der fünf Kilometer, die man von der Bushaltestelle Giebelstadt bis zum Flugplatzgelände zurücklegen muss. Das Festival-Shuttle nahm erst am Samstag seinen Dienst auf. Dafür verlief der Security Check sehr entspannt und dank gutgelaunter Ordner schnell und reibungslos.

Nach einer ausgiebigen Preparty am Freitagabend eröffnen Cock Riot um 14 Uhr die Punk Rock Stage mit viel Bock, Bier und dröhendem Punk’n Roll. Erstaunliche viele Livemusikhungrige hatten sich bereits um halb 12 zum Einzug mit der örtlichen Blaskapelle und Freibieranstich eingefunden und pogen nun bierselig zur routinierten Leistung der lokalen Rock’n Roller. Den Eröffnungsplatz hatten sich die Würzburger beim vorherigen Wettbewerb tapfer erkämpft und ordentlich Fans mobiliert. Die Veranstalter des Mission Ready setzen beim Line-Up auf eine ausgewogene Mischung aus heimischen Newcomern, etablierten Lokalhelden und beliebten Hardcore- und Skapunk-Größen.

In Hardcore-Kreisen sind Wolf Down über die Ruhrpottgrenzen hinaus ein Begriff. Auf der Hardcore-Stage packen sie in ihre halbe Stunde maximal viel Message und geballte Energie, die den Pit bereits am frühen Nachmittag zu brodeln bringt. Zwischen knackigen, klassischen Hardcore-Breaks findet Shouter Dave Zeit die Ehe für Alle zu feiern und zum Protest gegen eine AFD-Kundgebung aufzurufen.

Ebenso sympathisch zeigten sich die Punk & Roller von Massendefekt. Der Hype um die Düsseldorfer reißt nach ihrer letzten Platte „Echos“ nicht ab. Dass sie auf der Punk Rock Stage mehr als richtig sind, beweisen sie mit eigenen Songs aus über 15 Jahren Bandgeschichte und den großartigen Coverversionen „Totgesagte leben länger“ von Planlos und Pennywise’s „Bro Hymn“.

Die 5.000 Tickets waren am Samstagmittag restlos ausverkauft, davon verbrachten ca. 1.000 die Nächte auf dem überschaubaren Campinggelände. Von ehemaligen Rollfeldern durchzogen, bot die Grünfläche ideale Bedingungen für Dosenbierschwertransporte auf Leiterwägen und Sackkarren. Diese Annehmlichkeit stand bei einigen älteren Semestern ebenso hoch im Kurs wie die Dauer: „Ein Tag richtig Vollgas, das kriegen selbst wir alten Hasen noch hin,“ scherzte ein Familienvater aus Stuttgart, der sich mit seinen Kumpels seit Jahren zum ersten Mal wieder für ein Festival entschied: „Und natürlich das Line-Up, mit alten Weggefährten, zum Beispiel Madball und Terror.“

Bei den Hardcore-Urgesteinen ging es ordentlich zur Sache, die Platzierung der Bühnen auf dem Betonrollfeld verlieh dem Moshpit aber noch eine zusätzliche Härte: Madball unterbrachen ihr Set wegen eines angebrochenen Ellenbogens kurz, um den unglücklichen Terror-Fan aus dem Pit zu bergen. Zur Show von Agnostic Front, die die Hardcore-Stage als Mainact bespielten, stand der Typ aber schief grinsend wieder in der Menge.

Die kurzen Laufwege, der clever positionierte Durchgang zwischen Hardcore- und Punkrock-Stage und der Timetable ohne Überschneidungen brachten den Veranstaltern großes Lob ein, ebenso wie der angenehme Wechsel zwischen den Genres. Nach einer fordernden Show der NYHCer Terror schwofte und pogte man gerne zu den Skabeats der Ska-Punker Sondaschule.

Die Stunde Spielzeit von Me First and The Gimme Gimmes verging wie im Flug, Fat Mike und seine Mannen hauten einen Poppunk-Cover nach dem anderen raus, bevor die Herrschaften von Flogging Molly die Punker, Rocker, Hardcore-Kids und sonstige Subgenre-Liebhaber zu einer selig wogenden Masse verschmelzen ließen.

Meckerei also hörte man an diesem Wochenende nur wenig, geklagt wurde, wenn überhaupt über die Kürze des Festivals … dieser Tag macht Lust auf mehr!

Festivalbericht von Michaela

Dieser Artikel wurde am: 6. Juli 2017 veröffentlicht.

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