Völlig ohne jede Vorahnung mit was für einer Musik ich es hier zu tun bekomme, gebe ich mir „Hypervigilance“ auf großzügig ausgelegter Zimmerlautstärke. Während ich links und rechts die Vorbereitungen für dieses Review am hantieren bin, denke ich mir zu Beginn des Albums noch, „Aha, Metal…“, und stelle mich auf dreißig Minuten Gitarrensoli, Shouting und die Huldigung des Teufels ein. Und nachdem ich bereits nach dem ersten Viertel vom Album realisiere dass ich komplett falsch lag, stelle ich gegen Ende fest, dass ich nun in kürzester Zeit zum Fan dieser Band mutiert bin und das Zeug öfter hören will.
Um es vorab einmal auf den Punkt zu bringen: Der Großteil von „Hypervigilance“ klingt zunächst wie ein modernes Album von Nirvana. Die Band hat offenbar auch schon mit Puddle of Mudd zusammen gespielt, was stilistisch auch sehr gut hinkommt. The Vigil ist aber ihre eigene künstlerische Note nicht abzusprechen. Gesang und Instrumentarium liefern vielseitig und talentiert ab und man merkt deutlich, dass hier Individuen am Werk waren, die sich etwas dabei gedacht haben. Der direkte Vergleich mit Nirvana ist zwar grob und vielleicht zu direkt (auch wenn es Schlimmeres gibt als „wie Nirvana“ zu klingen), aber ich glaube man kann spätestens beim Song „Three Monkeys“ nicht mehr leugnen, dass stark ausgeprägte Parallelen vorhanden sind. Weiter geht es danach mit „World Away“, von welchem eigentlich das Selbe zu behaupten ist.
Die Erörterung soll aber lediglich dazu dienen, den Unwissenden zu vermitteln um was für Musik es sich hier handelt. Es geht insgesamt in Richtung Grunge, Stoner, Alternative Rock. The Vigil sind eine Band aus dem Heute und dem Jetzt und haben (natürlich) im Gegensatz zu den benannten Vorbildern auch eine deutlich modernere Note in ihrer Produktion, also im Sound. Die Musik ist glasklar zu genießen, jedes Riff, jeder Schlag und jeder Ton sitzt genau da wo er sein soll. Man hat also mit dem Cobain´schen „Dirt“ ein wenig aufgeräumt und die Songs stattdessen mit fett produzierten Riffs bestückt, wie zum Beipsiel im Song „Sink or Swim“.
Ich finde das aber im Jahre 2021 ehrlich gesagt ziemlich erfischend. Solche Musik läuft – mir zumindest – aktuell nicht so oft über den Weg. The Vigil schaffen es hier, einen Retro-Flash, angenehm in das Hier und Jetzt zu platzieren, und trotzdem bleibt der deutliche Eindruck dass es weiter geht. Vorwärts gerichtet und energiegeladen. Kann man nur empfehlen!
Zum Albumcover ist nicht viel zu sagen. Es passt eigentlich sehr gut und im Prinzip finde ich es auch ganz gut. Eher ja. Läuft schon!
Review von Kilian
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