Und siehe, es werden kommen sieben magere Jahre, in denen es nichts zu hören geben wird aus Halle/Saale. Darum sammle und ergötze dich zuvor an allem, was aus dem Hause Days Of Grace stammet, um deine Sehnsucht nach harter Musik bis zum Tage ihrer Wiederkehr befriedigt zu wissen. So besagt es die uralte Legende.
Leider hat man nun schon wesentlicher länger als sieben Jahre nichts mehr von den vier schwermetallischen Kreuzrittern aus Sachsen Anhalt gehört. Mancher munkelt gar, sie hätten sich sang- und klanglos von der Muse losgesagt und führten ein Leben als einsame Eremiten, die sich lediglich an ihrem vergangenen Ruhm und Erfolg ergötzten. Doch weit gefehlt! Nach beinahe einem aberwitzigen Jahrzehnt des Wartens schwingt das Quartett erneut den Notenstern und beweist, dass man den Groove der ersten Alben nicht beigelegt hat. „Logos“ startete Ende letzten Jahres in Eigenproduktion durch und will mit 13 frischen Songs begeistern.
Der Opener „Coevolution“ rumpelt mit einem groovigen Intro mit elektrischen Tönen los, bevor Frontmann Peter mit grunzigen Lyrics einsteigt. Rhythmische Tempowechsel, eingängige Riffs und verspielte Soli lassen nur eine Frühdiagnose zu: Jap, die Jungs haben es noch faustdick hinter den Ohren!
„Polyhero“ kommt etwas rasanter daher. Sich überlagernde, kreischende Gitarren, schnelle Drums und hektische Lyrics machen hier ordentlich Laune. Auch der zweistimmige Refrain mit unterschiedlichen Texten kann punkten. Hier wird mächtig Fahrt aufgenommen, die man im Instrumental Dreieck, das von hypnotischen Trommeln und Flöten gezeichnet ist, abrupt abbricht. We startet harmonisch mit cleanen Vokals, poppigem Schlagzeug und gezupften Gitarren, bevor man im Refrain wieder gekonnt zum Brecheisen greift. Days Of Grace beweisen ihre Vielseitigkeit, die auf jeder Ebene punkten kann.
Auf „Misery Loves Company“ klettert die Band die Tempoleiter wieder nach oben. Doppelbass und fette Screams laden in den Circlepit ein und dieser Einladung wird live definitiv nachgekommen werden. Der Breakdown im mittleren Part hätte ruhig etwas heftiger ausfallen dürfen, was aber nicht weiter ins Gewicht fällt. Ob der Funeral Song auf vielen Beerdigungen gespielt werden wird ist fraglich, nicht aber, ob er Stimmung in die Gehörgänge bläst, denn das funktioniert auf jeden Fall. Die Hookline ist super eingängig und die Kombination der beiden Gitarren haut hier ordentlich durch.
„Believer Deciever“ rückt das Schlagzeug in den Vordergrund, bis nach einer Minute das ganze Orchester loslegt. Auch hier haben wir wieder einen absolut livetauglichen Track für die moshende Fangemeinde, der nur wenig Momente zum Luftholen lassen dürfte. Kreis ist, ähnlich wie Dreieck zuvor, ein instrumentaler Filler. Ob man nun ein Fan dieser Ruhemomente ist oder nicht, auf diesem Album sind sie durchaus gut positioniert und runden das Klangbild treffend ab, auch wenn man nach den letzten Tönen von Kreis einen härteren Einstieg bei „Cold and Coat“ erwartet. Der Track nimmt sich jedoch Zeit um zu Höchstform aufzulaufen und vereint erst nach einer Minute alle Qualitäten des Albums. Cleane Vokals, eingängige Riffs, schnelle Drumms und harte Growls ziehen ca. 6 Minuten sämtliche Register im Repertoire des Quartetts. Hier liegt der Schwerpunkt des Albums.
Das Gitarrensolo zu „One By One“ wärmt super für das von heftigen Screams untermalte Gemetzel im Hauptteil auf. Markante Tempowechsel kennzeichnen den Sound und schaffen mit kreischenden Gitarren eine abwechslungsreiche Atmosphäre. Handwerklich tiefgründig und vielseitig präsentieren sich Days Of Grace als Metal- Band der Oberklasse. „Watch Me Burn“ ist eine wütende Ballade, die auch mit Five Finger Death Punch in Konkurrenz treten könnte. Damit beweisen die Jungs auch eine nicht unerhebliche emotionale Komponente, die definitiv zu gefallen weiß.
Mit „Quadrat“ fügt man kurz vor dem Gipfel des Albums noch einen Filler, inklusive Einstein Zitat, ins Album, welches im Gesamtkonzept jedoch etwas verloren wirkt. Mit „Zenith“ verabschiedet sich die Band nach einer guten Stunde mit einem melodischen Stück aus dem Silberling.
Days Of Grace stellen auf „Logos“ einmal mehr unter Beweis, dass sie durchaus das Zeug zur Ikone ihres Genre haben. Wer auf Tenside, Art Of Anarchy oder Night Demon steht, wird das Album lieben und auch für alle, die noch nie von den Vier aus Halle gehört haben, sei hier eine Empfehlung ausgesprochen, denn Logos ist musikalisch ein richtiges Brett, das jeden Horizont erweitern dürfte. Hoffentlich muss man nicht erneut so lange auf neues Material aus dem Hause Days Of Grace warten, denn davon kann es unmöglich zu viel geben!
Review von Lucas
Days of Grace – We
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