Kennt ihr den schon?
Nein, jetzt kommt kein Witz aufs Papier, sondern ein Geheimtipp, der eigentlich keiner mehr ist.
Thomas Olde Heuvelt heißt der junge Autor, der gerade ganz schön auf sich aufmerksam macht.
„Gruseln und Mehr“ könnte man über seine Bücher schreiben, da diese neben guten und packenden Stories auch immer ganz gut auf die menschliche Psyche gehen.
„Würden wir denn auch so handeln?“
„Wie würden wir entscheiden?“
„Gab es keinen anderen Ausweg.“
Diese und viele „was wäre, wenn“ Fragen verfolgen uns beim Lesen der Romane des 1983 in Nijmegen, Niederlande, geborenen Autors.
Dieser studierte Englisch und Amerikanistik.
Einen ersten Preis bekam er mit der Kurzgeschichte „The Day the World turned upside down“, die mit dem Hugo Award ausgezeichnet wurden.
Danach häuften sich weitere Preise für Kurzgeschichten, bis ihm schließlich mit dem Bestseller „Hex“ der internationale Durchbruch gelang.
Auch ich wurde über dieses Buch auf den Autor aufmerksam und war sehr froh, auch in die weiteren Bücher des „neuen Stephen King“ (De Telegraaf) lesen zu dürfen.
Erscheinen sind diese im Heyne-Verlag und können unter anderem hier (Thomas Olde Heuvelt: alle Bücher + Steckbrief bei Penguin) erworben werden.
Wir möchten euch an dieser Stelle die Bücher kurz vorstellen.
Natürlich werden wir versuchen, nicht zu viel zu verraten, denn bei jedem dieser Werke ist Spannung von der ersten Seite an garantiert.
Das der Autor gerne mit Stephen King verglichen wird, kann ich gut verstehen, denn sowohl von der Themenauswahl als auch von Handlungsverläufen kann man diese beiden Schriftsteller vergleichen.
Auch wenn gerade der Sommer an die Tür klopft, möchten wir an dieser Stelle mit dem November beginnen.
Aber Vorsicht beim Lesen des Buches – es könnte kalt werden.
November
„Stell dir vor du besitzt alles Glück der Welt. Aber im November zahlst du den Preis dafür“.
Wir zitieren hier den Buchrücken des Romas und stellen die Frage genauso, wie sie uns LeserInnen im Laufe des Buches mehrmals (zumindest unterbewusst) gestellt wird. Wie viel würden wir denn für „vollkommenes Glück“ geben und was ist das Glück denn eigentlich?
Liegt nicht auch ein großer Schatten dort, wo immer die Sonne scheint?
Thomas Olde Heuvelt schafft es (und da sind kleine Parallelen zu Stephen King zu sehen), eine kleine Gemeinschaft (hier eine Straße, bei Stephen King ist es oftmals eine kleine Stadt) als perfekte Harmonie zu beschreiben, die dann doch durch ein äußeres Ereignis verändert wird.
Dieses äußere Ereignis tritt in Lock Haven im November ein, wenn der „Buchhalter“ die BewohnerInnen der Bird Street besucht und sie an einen bestehenden Vertrag erinnert. Mit dem Eintreffen des Buchhalters beginnen die „dunklen Tage“ für die Bird Street, die nun dafür Sorge tragen müssen, ihren Teil des Vertrags zu erfüllen.
Und dies gelingt nur durch ein Opfer.
Auch wenn es sich anhört, als sei hier viel Splatter am Werk, muss man dies Verneinen.
Das Buch ist von der ersten Seite an spannend inszeniert und neben einigen heftigeren Momenten (nicht umsonst ist ein Strick auf dem Buchcover) lässt uns Thomas Olde Heuvelt auch in die Gefühlswelt seiner Hauptcharaktere blicken.
Ein Buch, dass gerade durch die oben gestellten Fragen sowohl fantastisch unterhält aber auch Spuren hinterlässt.
Der Schluss ist äußerst überraschend und ist mal so richtig großes Kino.
Knaller!
Echo
Wie groß ist eigentlich der Druck, wenn man ein Werk wie „Hex“ abliefert?
Thomas Olde Heuvelt scheint dies nicht sonderlich beindruckt zu haben.
In seinem zweiten Buch „Echo“ schafft dieser es, eine Welt zu erschaffen, die irgendwie an King oder Lovecraft erinnert und doch ganz neu erscheint.
Auch wenn man meint, man hätte genug über Horror in den Bergen gelesen, wünscht man sich nach dem Lesen dieses Buches wahrscheinlich eine Fortsetzung.
Das Ganze spielt gar nicht so weit von uns entfernt.
Die Schweizer Alpen sind der Start für einen Ausflug der Freunde Nick und Augustin (hier ist wieder unsere ideale Welt), die sich auf den Weg ins Abenteuer machen.
Das es weit mehr wird als nur ein wenig Klettern können die beiden natürlich nicht erahnen.
Wir schon.
Und tatsächlich drückt ein Ereignis (Unfall) auf das Gaspedal dieser Handlung.
Menschen, die plötzlich anders erscheinen und mysteriöse Dinge, die uns an den Stuhl fesseln.
„Du darfst mich nicht so ernst nehmen, manchmal bin ich ein bisschen verwirrt“ lesen wir in diesem Buch und auch wenn die folgenden Ereignisse hier zum Teil auch etwas heftiger Natur sind, können wir uns dieses Zitat merken.
Der Autor spielt mit seiner Handlung, den Figuren und auch uns LeserInnen so, als ob er uns ganz schön verwirren möchte.
Dies schafft er immer wieder und gerade dafür müssen wir ein großes Dankeschön sagen.
Auch „Echo“ weiß auf über 700 Seiten fantastisch zu unterhalten und auch wenn mir „November“ ein Stückchen besser gefällt, ist „Echo“ ein irres Vergnügen.
Orakel
„Last but not Least.“
„Orakel“ ist das aktuelle Werk von Thomas Olde Heuvelt, das im Februar 2025 erschienen ist.
656 Seiten mächtig und ein weiteres Mal eine Handlung, die auch mal mit einem Augenzwinkern gesehen werden kann.
Warum heißt einer der Hauptcharaktere Grim? (Wer „Hex“ gelesen hat, kennt diesen Charakter schon.) Nur ein „m“ mehr und wir hätten die großen Märchenerzähler gewürdigt.
Ob Thomas Olde Heuvelt das will, ist mir nicht bekannt.
Aber es würde passen.
„Orakel“ ist ein modernes Märchen, das einiges an Schauer bereithält.
In diesem Märchen entdecken zwei Kinder ein Wrack mitten in einem Blumenfeld und machen damit die Entdeckung, die ihr Leben grundsätzlich verändert.
Beginnend als Spiel – mit dem Ende in der Apokalypse.
So scheint es vorprogrammiert, bis dann …
Nun, an dieser Stelle möchten wir natürlich nicht weiterschreiben.
Schließlich beginnt die Lesezeit im Garten und statt auf die Orakel des Wetterexperten der Tagesschau zu hören, sollte man vielleicht lieber die „Orakel“ von Thomas Olde Heuvelt befragen.
Ein Buch, das fasziniert, durch die verschiedenen Sprünge aber ab und an auch etwas schwieriger zu lesen ist.
Trotzdem ein Tipp, der nur ein Buch auf der Karriereleiter des Thomas Olde Heuvelt sein wird.
Wir sind sehr gespannt, was als nächstes kommt, möchten an dieser Stelle aber festhalten, dass Thomas Olde Heuvelt bisher überragend abgeliefert hat.
Auch wenn „Hex“ gerne als das Referenzwerk genannt wird, kann man an dieser Stelle herausstellen, dass die anderen Bücher ebenso faszinierend sind.
Ein Autor, der überzeugt uns aber auch Fragen stellt.
Wichtig – gerade in dieser Zeit.
Ein Dank geht raus an Thomas Olde Heuvelt und natürlich den Heyne-Verlag.
Review von Thorsten.
0 Kommentare