Andreas Gruber – ein Autor, der mich im Jahr 2021 fantastisch unterhalten hat. Mit Thrillern, die das Mark gefrieren lassen und Geschichten, die voller Wendungen sind und die man von der ersten Seite einfach genießen kann. Neben Fitzek und (halt ein Klassiker) Stephen King schafft es Andreas Gruber immer wieder die Leserschaft in den Bann zu ziehen und veröffentlicht Stories über liebgewonnen Figuren wie den niederländischen Profiler und forensischen Kripopsychologe Maarten S. Sneijder, den asthmakranken, zynischen und alleinerziehenden Leipziger Kripoermittler Walter Pulaski sowie den Wiener Privatdetektiv Peter Hogart. Doch die Ursprünge von Andreas Gruber liegen woanders. Nicht unbedingt im Thriller. Aber auch in der Spannung. Andreas Gruber kann auch Horror, der an die Substanz geht und den man ebenso verschlingt wie die Thriller mit seinen Lieblingsermittlern. Schaut man auf der Homepage von Andreas Gruber nach, so findet man auch einiges lesenswerte unter der Rubrik „Horror“. Zwei dieser Bücher wollen wir euch (auch wegen der Aktualität) hier vorstellen. „Das Eulentor“ und „Der Judas Schrein“ gehören zu den Werken, die für Gruber-Fans fast schon Pflicht sein müssen und für alle Fans des Horror-Genres ein mehr als guter Zeitvertreib darstellen.
Das Eulentor
„Das Eulentor“ soll hier an dieser Stelle als erstes genannt werden.
Auch wenn das Werk eigentlich schon einige Jährchen auf dem Buckel hat, ist es gerade aktueller denn je. Andreas hat es nämlich seit der Erstveröffentlichung (die erste Auflage ist über 10 Jahre alt und mittlerweile lange ausverkauft) scheinbar keine Ruhe gelassen und tatsächlich hat er nochmal Hand an das Werk gelegt. Eine Rahmenhandlung, die im Jahr 2021 spielt, hinzugefügt, die alten Personen weiterentwickelt und sicher noch an den Spannungsbögen geschraubt, so dass diese mit seiner immensen Erfahrung nun stark gespannt an den Nerven der Leserinnen zehren.
So haben wir nun stattliche 370 Seiten, die mit neuem Cover im Luzifer Verlag unter der ISBN 3958356214 erhältlich sind.
Und auch mich hat Andreas hier recht schnell in den Bann der zerklüften Gletscherspalten, akritischer Temperaturen aber auch den seltsamen Gletscherspaten und einem unendlich scheinenden Schacht gezogen.
Tatsächlich entdecken eine kleine Gruppe Abenteurer, die im Jahr 1911 eine Karte eines bisher unerforschten Gebiets in der eisigen Kälte erstellen wollen, einen Schacht, der scheinbar unendlich tief ist und der allen physikalischen Gesetzen trotzt.
Auch den Abenteurern, die sich dran machen, den Schacht zu erkunden und dabei nicht nur auf seltsame Eulen, sondern auch auf Tod und Verderben stoßen.
Eine Geschichte, die zwar weit in der Vergangenheit spielt, aber durch die Rahmenhandlung, die Andreas Gruber hinzugefügt hat, fast noch beklemmender wirkt.
So strahlen die Ereignisse aus dem Jahr 1911 bis ins Jahr 2021.
Die 2021-Heldin, Neele Tujunen, die dem Geheimnis um den Schacht und verschwundener Tagebücher auf der Spur ist, wirkt am Ende der Geschichte ebenso überrascht wie wir, da diese diese Story (ja eigentlich üblich bei Gruber-Geschichten) sie sprachlos zurücklässt wie uns, die nicht nur von der Kälte der beschrieben Umgebung Gänsehaut bekommen.
Auch wenn das Buch eines der Frühwerke des Autors ist, wirkt es schon sehr reif und überrascht doch an vielen Stellen.
Etwas schwächer als bei neuen Werken finde ich zum Teil die Erläuterungen und einige Motive von handelnden Personen (Warum fährt zum Beispiel eine der Hauptpersonen in den Schacht?).
Aber das ist sicher keine Kritik, denn oftmals sind die Wege der Menschen ja unergründlich.
Und so können auch Romanhelden mal unüberlegte und unerklärbare Schritte unternehmen.
Mir jedenfalls hat „Das Eulentor“ imponiert und mich (mal wieder) darin bestätigt auch weiterhin Andreas Gruber als Autor zu (ver-)folgen.
Der Judas-Schrein
Auch der Judas-Schrein nimmt uns LeserInnen mit auf eine Reise, bei der es sicher kein Rückfahrtickt gibt.
Schon mit diesem Buch, das ebenso beim Luzifer Verlag erhältlich ist, zeigt Gruber Ansätze, die er später perfektioniert hat.
Am Start ist hier ein Ermittler-Team, das schon gut ausgebildete Charakterzüge hat und dabei die Handlung vorantreibt.
So ist es hier in diesem Genre-Mix aus Horror und Krimi ein gewisser Alex Körner, der als Kommissar gerade so von einer Suspendierung davonkommt, und beinahe im selben Atemzug einen Fall zugespielt bekommt, der ihn nicht nur auf eine Reise ins Gebirge nimmt, sondern auch ein weiteres Ticket zieht.
Aber kein Gewöhnliches.
„Reise in die Vergangenheit“ steht praktisch auf diesem Ticket und für Alexander Körner, der mit einem kleinen Team einen brutalen Mädchenmord aufklären soll, ist dieser Tripp nach Grein sicher keine Erste-Klasse-Verbindung.
Eher eine heftige und zum Teil sehr emotionale Angelegenheit, bei der nicht nur die handelnden Figuren, sondern auch wir LeserInnen oft sprachlos vor den Seiten sitzen.
Es ruckelt, es rumpelt und vor allem schockiert dieser Trip, der (schon fast zu) schnell von Krimi zum Horror-Genre wechselt und auf volle Distanz unterhält.
Natürlich kann man (auch bei dieser übernatürlichen Geschichte) schon recht früh erahnen, um was es geht (das Cover tut seinen Teil dazu) aber sowohl einige Wendungen als auch die Auflösung hätte ich nicht unbedingt vorhergesagt.
Ein weiteres Teil zur starken, spanenden und 534 Seiten füllenden Story, sind die Dorfbewohner (unter anderem die Eltern des Opfers), die diesem Buch zusätzlich Würze verleihen.
Manchmal wirkt die Geschichte zwar etwas konstruiert, aber auch hier soll das nicht als Kritik gesehen werden.
Der Genre-Mix kann was und Andreas Gruber darf gerne auch (neben seinen Hauptermittlern) mit Alex Körner eine weitere Reise in dessen Vergangenheit unternehmen.
Ich wäre dabei.
Wie halt bei vielen Büchern des sympathischen Autors aus Wien.
Wir bedanken uns beim Luzifer Verlag für die Rezensions-Exemplare.
Rezensionen von Thorsten
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