Für die beliebte Berliner Rockformation ENGST war 2023 ein tolles Jahr: Ihr drittes Album „Irgendwas ist immer“ (Arising Empire) wurde von Fans und vielen KritikerInnen gleichermaßen umarmt und katapultierte den Vierer bis an Platz #14 der deutschen Albumcharts und in ausverkaufte Clubs und Hallen.
In Deutschland, Österreich und der Schweiz hat die Band eindringlich gezeigt, dass sie nicht nur im Studio eine gute Figur machen, sondern sich besonders live auf der Bühne zu Hause fühlen. Dies werden sie in diesem Jahr einmal mehr unter Beweis stellen: Ein vollgepackter Festivalsommer wartet und der Vorverkauf für die eigene Headline-Tour im Herbst in von der Fanbasis oftmals eingeforderten Städten läuft bereits auf Hochtouren.
Mit der neuen Single „Alle wollen Alles“ unterstreicht die Band immer offen für neue musikalische Wege zu sein! Der Track überrascht mit einem frischen tanzbaren Sound – passend zu den anstehenden Festival Shows.
FESTIVALS:
07.08.2024: Open Flair – Eschwege
10.08.2024 Hütte Rockt – Georgsmarienhütte
15.08.2024: Spirit Festival – Loburg bei Magdeburg
16.08.2024: Stemweder – Stemwede, Open Air Festival
17.08.2024: Highfield Festival – Leipzig
18.08.2024: Karben Open Air – Karben
23.08.2024: Ackerfest Open Air – Schöppenstedt
24.08.2024: Baltic Open Air – Schleswig
30.08.2024: Rock Am Beckenrand – Langesheim
„IRGENDWAS IST IMMER TOUR 2024“ HEADLINE SHOWS;
11.10.2024: Schweinfurt, Stattbahnhof
12.10.2024: Münster, Sputnik Halle
13.10.2024:Köln, Kantine
17.10.2024: Oberhausen, Kulttempel
18.10.2024: Kaiserslautern, Kammgarn
19.10.2024: Aschaffenburg, Colos-Saal
24.10.2024: Bremen, Modernes
25.10.2024: Kiel, Max
26.10.2024:Dresden, Tante Ju
Wenn man Matthias Engst in seinem Marzahner Kiez besucht, kann es passieren, dass aus dem geplanten halbstündigen Interview zur neuen Platte ein Drei-Stunden-Talk wird. Vor allem, wenn man ihn an seinem zweiten Arbeitsplatz neben der Bühne besucht: er leitet den Jugendclub „Energy“ in Berlin-Marzahn. Und er „leitet“ sozusagen die Band ENGST, die aber eben kein reines Soloprojekt ist, obwohl sie seinen (Nach-)namen trägt. „Ich glaube, das funktioniert auch nur genauso. Mit mir, Ramin Tehrani (Gitarre, Backing Vocals), Yuri Cernovolov (Schlagzeug) und Chris Wendel (Bass Backing Vocals). Wenn da einer gehen würde, wärs das glaube ich mit ENGST.“ Zum Glück klingt ihr bald kommendes, drittes Studioalbum „Irgendwas ist immer“ so gar nicht, als wäre das irgendwie in naher Zukunft zu befürchten.
Die 13 neuen Songs sind im Grundton oft sehr melancholisch, drücken musikalisch aber trotzdem ziemlich nach vorne. Es gibt breitkreuzige Drums, Euphorie trunkene Bläser, ein Gitarrensound wie ein herzlicher Schwitzkasten – und natürlich die Stimme von Matthias Engst. Punk- und Hardcore-geschult, vom Leben angeraspelt – dabei aber oft erstaunlich, nun ja, massenkompatibel. Nicht ganz leicht, diesen Effekt zu beschreiben, aber sagen wir so: Matthias Engst hätte mit dieser Stimme auch der neue Tim Bendzko, Mark Forster oder Ben Zucker werden können. Vergleiche, die hier mal nicht als Diss gedacht sind, sondern einfach bedeuten: Er hätte – wenn er glattgebügelte Radiomusik machen wollen würde – auch die Stimme für die breite Masse. Manchmal spielen ENGST sogar genau damit. Zum Beispiel in der, ja nennen wir sie ruhig so, Power-Ballade „3 Uhr nachts“. Da sagt Matthias selbst: „Klar, das ist Radiopathos. Aber mit dem Wort ‚Hurensohn‘ im Chorus haben wir uns das ja gleich wieder versaut.“ Dann lacht er laut und gibt zu, dass man tatsächlich mit Management und Produktion darüber diskutiert habe. „Die wollten, dass ich ein anderes Wort finde. Aber der Song ist autobiografisch. Ich sitz da nachts besoffen in der Kneipe, merke, dass ich das mit meiner Ex doch hätte retten sollen und dann lauf ich zu ihrer Wohnung, wo schon der Neue wohnt, steh da hackevoll auf der Straße und brülle nach oben. Da sag ich doch nicht ‚Doofkopp‘ oder so.“ Natürlich wolle man mit der Band nach vorne, gibt Matthias zu: „Wir wollen groß werden, wir wollen mehr Reichweite bekommen, wir möchten mehr Interviews geben, wollen mehr Festivalbühnen – aber eben nicht um jeden Preis.“ Eine weitere Ballade macht dann übrigens recht deutlich, dass Matthias Engst weiß, dass die Aktion vor dem Fenster der Ex-Freundin kein Glanzstück war. In „Idiot“ singt er am Anfang mit viel Gefühl in der Stimme: „Ich bin ein richtiger Idiot und das weiß ich auch / Hab‘ zuviel von den Fehlern die keiner braucht.“ Aber keine Panik: Zwischen den sehr guten Balladen gibt es auch Stücke wie „Geschichte schreiben“, „Digitale Liebe“, „Wir werden alle sterben“ und „Erwachsen werden“. Die sind weiterhin Punkrock, der auch Fans von den Hosen, den Broilers oder Feine Sahne Fischfilet abholen dürfte – aber die machen ja auch inzwischen Arenen voll.
Matthias Engst freut sich fast ein wenig diebisch, wenn man ihm „Massenkompatibilität“ vorwirft: „Ich glaube, viele haben diesen ersten Eindruck von uns. Weil wir musikalisch schon sehr aufgeräumt und poppig klingen können. Wenn man uns, also unsere Fressen, noch nicht live gesehen hat, denken viele: ‚Joah, das ist so eine nette Deutschrock-Punkband.‘ Dann machste mal ne Klavierballade und die Leute sagen: ‚Guck an, der Sänger kann auch singen.“ Kann er wirklich. „Und wenn sie uns dann live sehen, wie wir abgehen auf der Bühne und wie zugehackt ich bin in Sachen Tattoos, denken sie: ‚Woah, das is‘ wild.‘“ Eines dieser Tattoos ist ein Schriftzug mit den Worten „Punkrock saved my Life“. Matthias erzählt: „Das ist einfach zu 100 Prozent wahr. Der Punk hat mir irgendwann gegeben, was ich immer gesucht habe. Ich habe gemerkt: Geil! Ich muss gar nicht dazugehören, um gesehen zu werden. Ich werde viel mehr gesehen, wenn ich nicht dazu gehöre. Wenn ich ein Paradiesvogel bin. Und das war für mich jetzt mit der Platte besonders wichtig: Ein Album zu schreiben, das sehr authentisch ist. Mit wenig Schnickschnack. Das war nicht gleich zur Freude der Plattenfirma. Weil die letzte Platte Top 20 war, und man ja da auch hätte andocken können. Ja, wir lieben die Platte auch, aber die Lebensumstände haben sich seitdem halt verändert, und die Essenz ist für mich jetzt dieses authentisch und echt sein.“
Man könnte noch seitenweise über Matthias Engst und seine Band weiterschreiben. Und sich zum Beispiel noch mal die Sache mit der Pro7-Casting-Show erzählen lassen, bei der er vor einigen Jahren mitmachte und zum ersten Mal einem größeren Publikum sein musikalisches Können – und zur Prime Time seine Arschritze beim Sprung in den Pool – zeigte. Aber ein paar Geschichten müssen wir an dieser Stelle dann doch noch zurückhalten, damit auch die Medienwelt mal die Chance ergreift, mit diesem spannenden Künstler und seinen Mitstreitern über dieses starke Album zu sprechen.
Photo by Jürgen Cernovolov
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