Musik ist Geschmackssache. „Nicht so meins“, „Nicht für jedermann“, so hört man oft. Und auch bei Punk-Musik scheiden sich oft die Geister. Denn Punk-Musik an sich ist schon über mehrere Generationen hinweg präsent und irgendwie hat jede Generation ihre Helden.
Doch es gibt auch Bands, die von mehreren Generationen gehört werden. Dies gilt für Bands, die bereits länger im Business dabei sind, genau so wie für Bands, die deutlich weniger Punk-Rock Jahre und Konzerte hinter sich haben.
Befragt man Menschen unterschiedlichen Alters nach Bands, die das Genre mitgeprägt haben und bittet man diese Menschen, Bands aus verschiedenen Generationen aufzuzählen, so gibt es zwei Bands, die in diesem Zusammenhang sicherlich mehrfach von Leuten verschiedener Altersklassen genannt werden.
Slime – eine Band, die beinahe 40 Jahre (mit einigen Unterbrechungen) aktiv ist, sowie ZSK, die (mit einer Unterbrechung) seit 20 Jahren am Start sind.
Bespricht man die Gemeinsamkeiten dieser Bands, so fällt vielleicht auch der Begriff Politpunk. Vielleicht aber auch einfach: Punkbands mit Protestsongs. Protestsongs, die etwas aussagen und uns mitnehmen. Und sicher auch von weiteren Generationen gehört werden.
Dies gilt sowohl für Slime mit ihren Klassikern und dem Meilenstein „Schweineherbst“ von 1994 als auch für ZSK, die mit „Hallo Hoffnung“ gerade einen ebenbürtigen Nachfolger zu „Herz für die Sache“ veröffentlicht haben.
Mit „Herz für die Sache“ sind auch Slime seit Ihrem Bestehen dabei und präsentierten uns im vergangenen Jahr mit „Hier und jetzt“ einen weiteren Slime-Klassiker, der modern ist aber den alten Hymnen in nichts nachsteht.
Und diese beiden Bands waren im Herbst 2018 für einige Termine einsam auf der Bühne zu bewundern.
6 Abende lang. Zwei Bands. Jeweils ein ganzes Set.
Wir vom Tough Magazine hatten die Ehre, in Wiesbaden dabei zu sein und bestaunen zu dürfen, wie diese beiden Bands es schafften mehrere Generationen (Fans von 10 bis 60) zu beindrucken.
Ja! Auch mich! Aber von vorne…
Wie immer am Schlachthof war alles gut organisiert. Garderobe und auch die Ordner nett und Getränke gab es zügig. Die Halle war gut voll und um Punkt 20 Uhr stürmten ZSK – die Jungs aus Berlin – mit einem coolen Intro (das aus eigenen Songs zusammengebaut war) die Bühne.
Kaum war das Intro verklungen, legten ZSK los und mal so richtig. Ein fetter Sound. Gut gespielte Songs und eine Band, die einfach super drauf war. Wer bei diesen Jungs nicht mitgeht, dem ist sicher nicht mehr zu helfen.
Joshi stürmte recht schnell zu den begeisterten Zuschauern und kletterte auf die Absperrung, um gemeinsam mit dem Publikum abzufeiern.
Nach den ersten drei Songs mit „Es müsste immer Musik da sein“, „Der richtige Weg“ und „Keine Angst“ (was für ein Einstieg!!!) war das Publikum schon super in Stimmung, um dann gemeinsam mit der Band „Es wird Zeit“ abzufeiern.
Doch auch danach ging es Schlag auf Schlag und ZSK lieferten mal so richtig gut ab.
Ein Highlight für mich war, dass auch Joshi bemerkte, welch ein besonderer Abend, mit der Breite an Punk Generationen, denn da mit ihnen feierte und ein 10-jähriges Mädchen auf die Bühne holte, die dann zum ersten Mal crowdsurfte und dafür ein T-Shirt gewann.
Doch dies war nicht der einzige rührende Moment.
Auch die Akustik-Version von „Jede Sekunde“ bekam großen Applaus, da Joshi diese mit Akustikgitarre im Publikum spielte und sich die Zuschauer dabei hinsetzten.
Großes Kino.
Weitere Highlights an diesem Abend waren für mich noch „Alles steht still“, „Unzerstörbar“ und das unfassbar gute „Unser Schiff“. Auch der Konfettiregen von „Die besten Lieder“ bleibt sicher vielen im Sinn. Das dieser Song an „Bro Hymn“ folgte blieb beinahe unbemerkt. Die Zeit verging leider wie im Flug und als ZSK fertig waren wollte ich (gewohnheitsgemäß) schon fast die Halle verlassen.
Aber hey – heute war ja der Doppelpack. Und das Spiel war erst zur Hälfte gespielt.
Nach einem kurzen Seitenwechsel (ZSK runter von der Bühne und Slime rauf) war dann auch schon die zweite Halbzeit dieses Punk-Giganten-Treffen.
Slime startete mit einem langsameren Intro um dann direkt mit zwei Songs aus der aktuellen Veröffentlichung nach vorne zu gehen. „Sie wollen wieder schießen dürfen“ und „Unsere Lieder“ begeisterten.
Nicht nur von den Songs an für sich, sondern auch durch die Spielweise. Druckvoll mit einer toll aufgelegten Band und einem Top Gesang.
Nach diesem Einstieg folgten mit „Schweineherbst“ und „Alle gegen alle“ Songs, die sicherlich vielen der Menschen im Publikum vieles bedeuten.
Das Publikum feiert und pogte und Slime legten mit Songs aus Hamburg nach. „Ich kann die Elbe nicht mehr sehen“ und auch „Störtebeker“ zeigten, wo Slime herkommen und was ihnen Hamburg bedeutet.
Das diese nicht nachgeben bewiesen sie im Anschluss mit den „Goldenen Türme“ und der „Banalität des Bösen“.
Auf den Punkt gebracht und alles richtig gemacht.
Hin und wieder wurde Dirk von Elf am Gesang unterstützt, doch Elf hatte auch seinen eigenen Song am Start. „Computerstaat“ von Abwärts.
Die Setlist war noch lange nicht zu Ende und das Publikum schon müde aber immer noch bester Stimmung und so servierten Slime weiter.
Um Wiesbaden eine Pause zu gönnen gab es (laut Dirk) den Thees Uhlmann – Teil mit Akustik-Interpretationen von „Zu kalt“ und „Gewalt“.
Auch danach wurde nicht gekleckert und so kam Wiesbaden noch in den Genuss von „Hier und jetzt“, „Ich war dabei“, „Sich fügen heißt Lügen“ sowie „A.C.A.B.“, „Legal, Illegal, Scheißegal“ und auch „Linke Spießer“.
Das Wiesbaden keine linken Spießer sind sah man in den Gesichtern der glücklichen Menschen, die nach diesem Doppelpack gut gelaunt die Halle verließen. Ja! Auch ich!
Ein irrer Abend mit starken Bands und ich hoffe, diese Bands bald wiedersehen zu dürfen.
Nein! Wir geben nicht nach! Aber: Ja! Ich gebe es zu! An solchen Abenden steigt man grinsend ins Auto mit ein wenig wiedergewonnener (Hallo) Hoffnung denn „Es wird Zeit das es bleibt wie es war!“
Welche Halbzeit denn nun die bessere war? Ein Abend voller Punkverrat?
Wer stellt solche Fragen? Uninteressant. Aber die Antwort kann ich trotzdem geben
ZSK und Slime: nix Punkverrat —-> Punk Triumphant …. deluxe!
Prost dann mal!
Konzertbericht von Thorsten
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