Wacken Open Air 2025 – Schlamm, Spaß und noch mehr Schlamm!

Das 34. Wacken Open Air verwandelte die kleine Gemeinde im Herzen Schleswig-Holsteins auch in diesem Jahr wieder für ein paar Tage in die drittgrößte „Stadt“ des Bundeslandes. 85.000 Metalheads aus aller Welt strömten auf den Holy Ground, um vier Tage lang einzigartige Festivalatmosphäre zu genießen. Die Tickets waren ausverkauft, die Vorfreude entsprechend groß – und doch wird 2025 nicht nur wegen der Musik in Erinnerung bleiben. Denn wer glaubte, dass das Regen- und Schlammjahr 2023 bereits alles abverlangt hatte, wurde diesmal eines Besseren belehrt. Häufiger Regen, knöcheltiefer Matsch und rutschige Wege machten den Weg über das Gelände zum Ausdauertraining. Wer ohne Gummistiefel angereist war, tat dies entweder in wagemutiger Selbstüberschätzung oder mit übermäßigem Vertrauen in den Wetterbericht. Dennoch – fast alle feierten im Regen genauso ausgelassen wie bei strahlendem Sonnenschein!

Musikalisch spannte das Programm 2025 den Bogen von legendären Headlinern bis hin zu jungen, neuen Acts. Die Tendenz der letzten Jahre setzte sich fort: Neben den etablierten Größen traten verstärkt Bands auf, die vielleicht nicht zwingend dem klassischen Wacken-Sound entsprechen, aber für frischen Wind sorgen und neues Publikum anlocken. Von Dino-Metal über Country-Metal bis zu Glamrock und Industrial war das Line-up sehr abwechslungsreich und zeigte, dass das Festival offen für neue Einflüsse bleibt, ohne seine Wurzeln zu vergessen. Abseits der Bühnen bot das W:O:A erneut ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm – von Mittelaltermarkt, Metal-Yoga und Wrestling-Shows über Vorträge im „Space Camp“ bis hin zu Comedy.

Mittwoch – Kraftvoller Auftakt

Traditionell eröffnete das internationale Metal Battle das Festival. 30 Bands aus aller Welt spielten um den Sieg – am Ende setzten sich Expellow aus der Schweiz durch. Einer der Höhepunkte des Tages folgte mit Beyond The Black: eine perfekt abgestimmte Show mit Pyroeffekten und ausgefallenen Outfits. Sängerin Jennifer Haben überzeugte stimmlich ebenso wie durch ihre Bühnenpräsenz. Düster und atmosphärisch ging es weiter mit Skynd, die ihre Mischung aus Industrial, Dark Pop und True-Crime-Thematik mit bedrückenden Visuals und treibenden Beats unterlegten – eine ungewöhnliche, aber fesselnde Show.

Donnerstag – Von Heavy-Metal-Tradition bis Rocklegenden

Der Tag begann für uns mit Grave Digger, die ihr 45-jähriges Bestehen mit einem druckvollen, schnörkellosen Heavy-Metal-Set feierten. Frische Energie brachten Lake Malice mit modernem Metalcore und Cypecore mit ihrer markanten Industrial-Sci-Fi-Show. Abends erlebte Wacken eine Premiere: Guns N’ Roses standen erstmals auf der Hauptbühne. Dreieinhalb Stunden lang spielten sie Klassiker wie Welcome to the Jungle. Allerdings war die Stimme von Axl Rose nicht optimal – Hardcore-Fans mochten darüber hinwegsehen, für andere, mich eingeschlossen, war es streckenweise grenzwertig.

Freitag – Von Dinos bis Glamrock

Der Morgen startete mit Heavysaurus, die mit Konfetti, Polonaisen und kindgerechtem Metal alle Besucher begeisterten. Set Your Sails trotzten dem strömenden Regen mit einer leidenschaftlichen Performance und Landmvrks begeisterten mit melodiösem wie druckvollem Metalcore (und wie immer mit sehr vielen Crowdsurfern). Mit Lakeview betrat erstmals eine Country-Metal-Band die Wacken-Bühne – hat auf jeden Fall gut funktioniert. Am Abend lieferten Papa Roach ein energiegeladenes Debüt ab, inklusive Last Resort und Medleys von System of a Down bis Limp Bizkit. Walls of Jericho brachten wie gewohnt kompromisslosen Hardcore, der das Publikum zum Kochen brachte – ein Dauerhighlight auf jedem Festival. Für einen bunten Abschluss sorgten die Bad Loverz – das Glamrock-Alter-Ego von Saltatio Mortis – mit schrillen Outfits und 80er-Covers, bevor The Butcher Sisters im Dauerregen noch einmal die spaßige Intensitätsschraube anzogen.

Samstag – Finale im Regen

Der letzte Tag startete für uns mit August Burns Red, die mit präzisem, druckvollem Metalcore den Holy Ground wachrüttelten. Annisokay lieferten danach ein stimmungsvolles Set. Noch bevor der Samstagabend Headliner auf die Bühne kam, verkündeten die Veranstalter traditionell die ersten Bands für 2026 – spektakulär untermalt von Drohnen-Show und Feuerwerk. Das neue Motto für Wacken 2026 lautet „Party On!. Zum Abschluss hieß es: Machine Head im Regen – und trotzdem war die Stimmung gigantisch. Robb Flynn und Co. gaben alles und lieferten ein kompromissloses, wuchtiges Set, das das Publikum bis zum letzten Ton im Matsch feiern ließ. 

Komfort, Kulinarik und Innovation

Auch abseits der Musik gab es Verbesserungen: Die Zahl der Spültoiletten wurde deutlich erhöht – eine Aufwertung, die viele Besucher lobten. Kulinarisch bot das Festival wie jedes Jahr eine beeindruckende Vielfalt und auch mit stark erweitertem veganen Angebot. Auch neu dieses Jahr: der Testlauf neuer Naturfaser-Bodenmatten mit der Stiftung Naturschutz. Über 200 Meter führten sie direkt durch den Wald vom Campingplatz zum Festivalgelände – deutlich weniger schlammig und zusätzlich eine Abkürzung gegenüber dem früheren Umweg. Der Härtetest im Dauereinsatz wurde bestanden, die Bitte fürs nächste Jahr: mehr davon!

Fazit

Wacken 2025 war ein Festival der Extreme: musikalisch vielseitig und wettertechnisch gnadenlos. Von Rocklegenden wie Guns N’ Roses und Machine Head über moderne Bands wie Landmvrks und The Butcher Sisters bis hin zu unkonventionellen Überraschungen wie Heavysaurus und Bad Loverz – das Line-up war so abwechslungsreich wie selten. Und der Blick nach vorne ist vielversprechend: Für das 35-jährige Wacken Jubiläum stehen schon Savatage, Def Leppard, In Flames, Powerwolf, Running Wild (Abschiedsshow), Sepultura (letzter Deutschland-Auftritt), The Gathering, Emperor, Lamb of God, Paleface Swiss und viele weitere auf dem Plan – insgesamt gibt es bereits 35 bestätigte Acts. Jetzt heißt es: Gummistiefel säubern, Kutte trocknen und den Countdown für das nächste Kapitel Wacken Open Air starten!

Nachbericht und Fotos von Constantin Greif.

Dieser Artikel wurde am: 16. August 2025 veröffentlicht.

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