Der zweite Tag des Festival Mediaval in Selb hielt, was der starke Auftakt versprochen hatte! Bei strahlendem Herbstwetter verwandelte sich das Festivalgelände am Samstag erneut in eine lebendige Zeitreise ins Mittelalter. Zwischen dem authentischen Marktgetümmel und den verschiedenen Bühnen erklangen die Klänge unterschiedlichster Musikrichtungen, während die Besucher in die fantastische Welt aus vergangenen Epochen eintauchten.
Den Auftakt auf der Schlossbühne machten Totentanz Strumpfsockig – und das war bereits ein ganz besonderer Moment! Die noch recht junge Formation hatten im letzten Jahr den begehrten Rock-Award des Festivals gewonnen und durften nun als Reward auf der Hauptbühne performen. Was als Nachwuchsförderung begann, entwickelte sich zu einem energiegeladenen Auftritt, der bewies, dass der Award wohlverdient war. Die Band nutzte ihre Chance auf der großen Bühne voll aus und lieferte eine Performance ab, die dem Publikum – noch recht früh am Tag – schon den einen oder anderen Schrei entlocken konnte.
Ein wahres Jubiläums-Highlight erwartete die Besucher auf der Burgbühne mit An Erminig. Die Band feierte ihr beeindruckendes 50-jähriges Bestehen – eine Erfolgsgeschichte, die einst als Schülerband begann und sich über fünf Jahrzehnte zu einem festen Bestandteil der Folk-Szene entwickelt hat. Die Erfahrung und Leidenschaft der Musiker war in jedem Ton spürbar, und das Publikum honorierte die Stimmung mit einem Gemeinschaftstanz vor der Bühne, der so ziemlich jeden Anwesenden hat mitschunkeln lassen.
Zurück auf der Schlossbühne legten Deus Vult einen kraftvolle Auftritt ab. Die siebenköpfige Mittelalter-Rock-Formation aus der Oberpfalz brachte eine Energie mit auf die Bühne, die sich sofort auf das Publikum übertrug. Mit ihrer Mischung aus kernigem Mittelalter-Rock und außergewöhnlichen Steampunk-Stilelementen schufen sie eine einzigartige Atmosphäre. Die charakteristischen Dudelsack-Klänge verschmolzen perfekt mit den kraftvollen Gitarren-Riffs, während der charismatische Frontmann das Publikum mühelos mitriss.
Den emotionalen Höhepunkt des Tages lieferte ohne Zweifel Letzte Instanz als einer der großen Namen auf der Schlossbühne. Nach 27 Jahren löst sich die Band Ende dieses Jahres auf, und ihre aktuelle Abschiedstournee macht jeden Auftritt zu etwas ganz Besonderem. Für jeden Fan sicherlich ein Pflichtbesuch, geht diese noch bis 22.11.25 und wird den Abschluss in Hannover finden. Doch neben der absolut professionellen und einladenden musikalischen Performance war es vor allem die bewegende Ansprache des Sängers, die dem Abend eine tiefere Bedeutung gab. Er sprach über die schlechte Diskussions- und Streitkultur unserer Zeit und mahnte, dass die Menschen kälter geworden seien. Seine Worte über die Rückkehr zu echtem Zuhören – am Feuer, mit Gitarren, beim gemeinsamen Singen und Trinken – trafen ins Herz und verliehen dem Konzert eine absolut wichtige Note.
Die Mischung aus authentischer Mittelalter-Atmosphäre und vielfältiger Musik macht das Festival Mediaval für viele Besucher seit fast 2 Jahrzehnten einfach aus und die Liebe zum Detail, sowie die familiäre Atmosphäre spürt man hier an jeder Ecke. Absolut empfehlenswert!
Nachbericht und Fotos von Marco Liske.
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