Mit ihrer brandneuen Platte „Thundering Herd“ (VÖ: 02.09.2016) im Gepäck ist die Kyle Gass Band aktuell auf Europatournee. Am 18.9.2016 machten die fünf Californier hierbei Halt im Kölner Luxor.
Ausführliche Infos zur Odyssee meiner Anreise erspare ich Euch an dieser Stelle… Erwähnt sei lediglich, dass ich statt der üblichen guten Stunde ganze drei nach Köln benötigte. Wusstet Ihr eigentlich, dass es die Luxemburger Straße viermal in Köln gibt und am 18.9. ebenfalls Justin Bieber in Köln gastierte? Nein? Naja, ich bis dahin auch nicht…
Als ich also endlich das Luxor erreichte war dieses bereits mehr als gut gefüllt und nach nur zehn Minuten Wartezeit ging es fast pünktlich los. Unter riesigem Jubel des zum größten Teil männerlastigen, aber durch alle Alterssparten gemischten Publikums betrat die Kyle Gass Band die Bühne. Mit „Manchild“ legten die Jungs dann auch gleich mächtig los. Es folgten „Bringing the band back together“ und „Our Job to rock“. Allesamt Songs des im Vorjahr erschienenen Debütalbums der Band. Wer sich nun immer noch leise die Frage stellt: „Kyle Gass, der Name kommt mir irgendwie bekannt vor…?“, dem gestatte ich einen dezenten Hinweis: Kyle Gass, mein persönlich favorisierter Part von Tenacious D, dessen andere Hälfte aus Jack Black besteht!?!
Dass der ein oder andere Tenacious D Fan im Publikum war, wurde nicht nur durch einige Bandshirts, sondern auch durch Songwünsche wie „The Metal“ erkennbar. Ebenso deutlich wurde jedoch auch, dass sich auch die Kyle Gass Band bereits einen Namen gemacht hat, denn prompt folgte ein „Dyin‘ Day“– Zwischenruf, welchen Kyle nun seinerseits mit „Another great song that we’re not going to play“ beantwortete. Weiter ging’s im Set stattdessen miteinem Song von der neuen Veröffentlichung „Thundering herd“. „Regretta“ kam beim Publikum nicht nur aufgrund der eingeflossenen deutschen Vokabeln „Pilsner“ und „Sauerkraut“ sehr gut an. Es folgte ein kleiner Exkurs zum Thema Linguistik. Kyle und Mike Bray zeigten hierbei, welche deutschen Vokabeln sie noch drauf haben… „Wie geht’s?“, „Danke“ und „Wiener Schnitzel“ wurden lautstark bejubelt, bevor die zwei in eine Diskussion darüber gingen, warum sie als Amerikaner eigentlich immer die Städtenamen verändern müssten. Mike, der nicht sofort wusste, worauf Kyle anspielte wurden nun einige Beispiele aufgezählt: „Wien- Vienna, Köln-Cologne“… Letzteres brachte Mike nun auf einen ganz anderen Gedanken und so erzählt er die Geschichte, von seiner Oma, die ihn zu Weihnachten immer mit Cologne einparfümiert habe.
Mit „Tremendous“ zeigte die Band nun, dass sie nicht nur humorvoll sein kann, sondern auch ernstere Töne zu Gehör bringt. Ein starker Song, der nachdenklich stimmt und gleichzeitig
mitzureißen weiß. An dieser Stelle sei auch das nicht einzige aber jedes Mal grandiose Gitarrensolo von John Konesky, ebenfalls langjähriges Livemitglied von Tenacious D, hervorzuheben.
Natürlich kam auch der Flirtfaktor nicht zu kurz. So nutzte Kyle mehr als eine Gelegenheit die Männer im Publikum darauf hinzuweisen, dass sie doch lieber die Frauen vor die Bühne lassen sollten, da so große Kerle diesen ja völlig die Sicht verstellten. Dass Kyle hierbei nicht völlig uneigennützig agierte wurde jedoch auch schnell klar, als er eine der Damen fragte, ob der Typ neben ihr ihr Freund sei. Im Folgenden richtete er sich direkt an ebendiesen, als er fragte, warum er sie denn so festhielte, er müsse sich nicht fürchte, denn „(I only) bring her back better“… Was für eine schöne Überleitung zum gleichnamigen nächsten Lied des Abends.
Mit „Bro Code“ schloss sich gleich der nächte Song vom aktuellen Output an. Bevor „Road Chops“ wieder einen Schritt zurück zum Vorgänger machte. Für das anwesende Publikum machte dies ohnehin keinen Unterschied, hier wurde ein Song bejubelt und mitgesungen wie der andere unterbrochen einzig durch lautstarken Applaus… und den einen oder anderen „KG“- Ruf, welche dieser schließlich gutgelaunt mit „Yes? Any questions?“ quittierte. Was man über Kölner vermutlich nicht sagen kann, ist dass sie ein zurückhaltendes Völkchen wären und so folgte gleich die spontane Antwort in Form der Frage: “What’s your favorite colour?“. Hierauf konnte es natürlich nur eine Antwort geben, die Kyle auch prompt ablieferte: „Black! My favorite colour is black!“.
Nicht nur einmal nutzte Kyle Gass an diesem Abend die Chance seine Bandmitglieder vorzustellen. Neben bereits genannten -Mike Bray (vocals, guitar) und John Konesky (guitar, backing vocals)- besteht diese noch aus Jason Keene aka Uncle Jazz, der an diesem Abend nicht nur am Bass, sondern auch durch ein Mundharmonikasolo glänzte. Und natürlich darf Tim „Bone“ Spier an den Drums nicht vergessen werden. Auch Tim wurde immer wieder in die Bühnengespräche eingebunden. So erfuhr das Publikum beispielsweise, dass seine Oma aus Wiesbaden kommt. Außerdem ließ Kyle uns an seiner, wohl augenzwinkernd gemeinten Meinung teilhaben, Tim solle lieber im Hintergrund, bei den backing (!) vocals und dem Schlagzeug bleiben, schließlich sei er jederzeit durch einen Drumcomputer zu ersetzen. Tims Antwort, dass das traurige daran sei, dass dies wohl war ist, folgte eine Taktvorlage in bester Duracell-Drumcomputer-Manier und der ihm gewidmete Song „Bone“.
Nun fiel das Publikum seinerseits durch eine Taktvorgabe auf. Während Kyle sich fragte: „What’s that noise“, wurden an einigen Stellen im Publikum Bierflaschen hochgehalten, die aneinandergeschlagen eben diesen Takt ergaben. Nachdem der Ursprung des Geräuschs klar war, nutzte die Band die Gelegenheit für eine spontane Jam-Session. Im Anschluss stellte Kyle jedoch klar: „Cologne- you don’t own the rights to this song!“.
Der guten Laune bei Publikum und Band tat dieser Umstand jedoch keinen Abbruch und so wurde mit „Hell (or high water)“ einfach weitergefeiert. Als im Anschluss wieder das Flaschengeklapper erklang, fragte sich Kyle kurz; „What’s that… oh yes“ und stellte klar, dass ihm dieses Geräusch und wohl auch die damit verbundene erneute Unterbrechung jetzt auf die Nerven ginge… Die Flaschen sanken daraufhin mit einem lautstarken „Sorry“ wieder abwärts und Kyle schloss lachend mit einem „No, it’s okay!“. Nachdem dies geklärt war, konnte der Zuschauer der Diskussion zwischen Kyle Gass und Mike Bray darüber folgen, was eine „Bro‘ho“ ausmacht. Schnell einigte man sich darauf, dass es ziemlich cool wäre, wenn sie mit Xbox spielt. Aber dann gäbe es da eben noch diesen anderen Teil: „No offense, ladies!“. Ich lasse an dieser Stelle mal Eurer Phantasie freien Lauf und gehe davon aus, dass die meisten von Euch bereits wissen oder erahnt haben, wofür das „‘ho“ im Songtitel steht…
Im Anschluss folgte „Another song about a different type of women…“, die Kyle an dieser Stelle, durch einen “Questionable”-Zwischenruf unterbrochen, nicht weiter erläutern musste. Als vorerst letzten Song für den heutigen Abend warfen sich John Konesky und Mike Bray dann die bereits kultgewordenen Kapuzenmäntel für „Gypsy Scroll“ über. Ein Song, der wie Kyle uns erläuterte Teil einer Trilogie ist, die ihren Abschluss auf dem neuen Album; „Release 2018“ finden wird. Die Aussicht auf ein baldiges neues Output der Band entfachte hierbei lautstarken Jubel. Aber zurück zum ersten Teil der (Rock-)“Opera“ (Kyle Gass), denn auch hier sorgten Mike als rastloser Wanderer und John als Gypsy bereits für einige Lacher und viel Begeisterung. So verabschiedete sich die Band nur für kurze Zeit von der Bühne, um unter tosendem Applaus mit „Gypsy Scroll II“ auf ebendiese zurückzukehren. Alle außer Kyle Gass, dieser feierte seine Rückkehr erst während des Songs. In ein langes Gewand gehüllt und mit gleich zwei Blockflöten bewaffnet, gab er hier den „Tootsman“ zum Besten.
Wieder mit Shirt und Zigarette stimmte er anschließend ein Medley aus den Coversongs „Kiss you all over“ (Exile) und „Pony“ (Ginuwine) an. So kochte die Stimmung bereits, als schließlich Tim Spier doch noch nach vorn an die Leadvocals durfte. Ebenfalls mit einem Medley aus „I want you back” (Jackson 5), “Black or white” (Michael Jackson) und “The fresh prince of Bel Air“ (Theme Song/ Will Smith) sorgte auch Tim für Begeisterungsstürme, während Mike Bray die Drums übernahm. Nach guten zwei Stunden Spielzeit verabschiedete sich die Kyle Gass Band dann jedoch endgültig von der Bühne. Während Kyle Gass sich durch die Menge zum Autogramm- und Selfiestand kämpfte, feierte sich der Rest der Band noch ein wenig auf der Bühne und John Konesky wagte sogar noch einen Stagedivingversuch.
Zurück bleibt die Erinnerung an einen mega Konzertabend, an dessen Ende sich niemand im Publikum noch Tenacious D-Songs wünschte. Nicht etwa, weil wir genug von Tenacious D hätten, aber weil diese Band mit ihrem eigenständigen Sound mehr als überzeugend war. Hierbei konnten nicht nur die starken Livequalitäten der Musiker überzeugen, sondern auch die große Spielfreude und Publikumsnähe, mit der die Kyle Gass Band auftritt. So bleibt wohl auch ein rundum zufriedenes, nassgeschwitztes und vermutlich auch etwas heiseres Publikum zurück… was will man mehr?
Konzertbericht und Fotos von Tamara
0 Kommentare