Hämatom live in Geiselwind (15.02.2025, Eventhalle)

Wenn es eine Location gibt, auf der Hämatom auf ihrer Touren nicht fehlen darf, dann ist es wohl Geiselwind! Hat Hämatom Geiselwind groß gemacht, oder andersherum? Man weiß es nicht.

Den Auftakt machte Focus., die mit rockigen Riffs und sympathischen Ansagen das Publikum in Fahrt brachten. Auch wenn die ganz große Botschaft vielleicht fehlte, gab es doch einen rührenden Moment, als der Sänger seiner Großmutter zum Geburtstag gratulierte. Überraschend war vor allem, wie schnell sich der Funke auf die Menge übertrug: Bereits bei Focus gab es die erste richtige Crowd-Bewegung, die Engst später noch aufgreifen sollte. Wovon der Auftritt von Focus. gelebt hat, war der volle Fokus (höhö) auf die Musik. Kein Schnickschnack mit auf der Bühne, keine wilde Lichtshow, einfach richtig gute Musik.

Engst nahmen das bereits angeheizte Publikum nahtlos mit in ihre Welt aus Punk, direkter Ansprache und guter Laune. Gleich zwei Punk-Polonaisen zogen sich quer durch die Halle, angeführt von einer jungen Hämatom-Fan und ihrer Mutter (ich wünschte, meine Eltern würden mich mit auf solche Konzerte begleitet) und entfachten eine ausgelassene Stimmung. Doch Engst können nicht nur Party: vor ihrem Song „Denker und Dichter“ ließen sie alle spüren, dass Punk immer noch direkt, ehrlich und vor allem politisch ist. Denn es gibt keinerlei Platz für Rassismus, Homophobie oder rechtes Gedankengut. Und wem das nicht passt, „der kann sich nach hinten verpissen“, klare Kante, laut ausgesprochen und von der Menge bejubelt. Das war mein unerwartetes Highlight des Abends, auch wenn man gerade jetzt von Punk nichts anderes erwarten sollte!

Auch auf der Bühne selbst ging es teils turbulent zu: Anfangs kämpften Engst mit technischen Problemen an der Gitarre, die jedoch dank der tatkräftigen Hilfe der Crew noch während des Songs behoben werden konnten. Ein echter Beweis für #crewliebe und ein professionelles Zusammenspiel, bei dem man einmal mehr merkte, wie wichtig das Team hinter den Kulissen ist. Anschließend ließ die Band es sich nicht nehmen, ihre Dankbarkeit gegenüber Hämatom auszusprechen, die Engst so herzlich auf dieser Tour aufgenommen hatten.

Was viele vermutet hatten, bestätigte sich schon beim ersten Akkord: Hämatom fühlen sich in Geiselwind so heimisch wie nur wenige Bands. Man spürte sofort dieses Band zwischen Künstlern und Publikum. Krankheitsbedingt fehlte Drummer Süd, doch Timmy (Tim Breideband von JÄST) sprang am Schlagzeug ein und später auch auf.

In Geiselwind, einem Ort, mit dem Hämatom schon seit Jahren eine fast familiäre Verbindung pflegen, wirkte die Würdigung an West besonders intensiv. Das Publikum schien bei jedem Song fast greifbar zu spüren, wie viel Geschichte hier bereits geschrieben wurde. Neben diesen bewegenden Momenten bewahrte sich die Band jedoch ihre gewohnte Energie: So kam auch Rose (Annika Jaschke) als neues Mitglied direkt in den Genuss der typischen Geiselwind-Atmosphäre. Zusammen mit der Band füllte sie die Halle mit einem Sound, der hier traditionell noch ein bisschen lauter, ein bisschen raumgreifender daherkommt und dem Publikum die Gewissheit gab, dass Hämatom auch in neuen Konstellationen nichts von ihrer Wucht eingebüßt haben.Natürlich wäre es kein Hämatom-Konzert ohne die typischen Überraschungen: Was auf den ersten Blick wie ein „fliegendes“ Schlagzeug anmutete oder den Sänger plötzlich in einem Boot über den Köpfen des Publikums erstrahlen ließ, entpuppte sich als eine perfekte Mischung aus Showeinlagen und ehrlichen Rock-Vibes. Insbesondere der gemeinsame Auftritt von Engst bei „Alles wegen Bier“ zeigte, dass hier nicht nur eine Band spielt, sondern eine ganze Szene feiert.

Es fühlte sich an wie ein richtiges Heimspiel: Fans und Band wurden förmlich eins. Überall traf man bekannte Gesichter, Freunde und Kolleg*innen, und Hämatom setzte dem Ganzen die Krone auf. Doch es lief nicht alles glatt. Beim ersten Song („Erzähl es meinem Mittelfinger“), den wir aus dem Fotograben fotografieren durften, war das Licht eine echte Herausforderung. Die Bühne war fast komplett in Rot getaucht – das passt zwar super zu Hämatoms Stil, ließ uns aber kaum Möglichkeiten für abwechslungsreiche Bilder. Beim zweiten Song („Scheiße Kommt – Scheiße Geht“) änderte sich daran leider kaum etwas. Klar, Rot gehört einfach zu ihrer Show, aber ein bisschen Variation bei diesen zwei Songs hätte uns das Fotografieren leichter gemacht.

Nachbericht und Fotos von Lukas Pförtsch.

Setlist:

Ein’ auf den Tod – Zwei auf das Leben
Gaga
Ich hasse dich zu lieben
Lachend in den Untergang
Gott muss ein Arschloch sein
Wir sind keine Band
Erzähl es meinem Mittelfinger
Erzähl es meinem Mittelfinger (Reprise)
Scheiße kommt – Scheiße geht
Ficken unsren Kopf
Diego Maradona
Kids
Drumsurfing
Neandertal (Erste Allgemeine Verunsicherung Cover)
Alte Liebe rostet nicht
Tanz auf dem Vulkan
Alles wegen Bier
Pogo-Girl
Bleib in der Schule

Zugabe:

Wir sind Gott
Lichterloh
Eva
Es regnet Bier
Wir sind keine Band (unplugged) (Outro)


Noch offene „20 Jahre Für Euch – Jubiläumstour“ Termine:

21.02.2025 Oberhausen – Turbinenhalle
22.02.2025 Hamburg – Inselpark Arena

Dieser Artikel wurde am: 17. Februar 2025 veröffentlicht.

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