DragonForce, gewaltige Stimme, gewaltige Riffs und die Location gewaltig zu klein? Der Hirsch, ohnehin bekannt für seine intime Club-Atmosphäre, bebte gestern unter den rasanten Gitarrenläufen und VideogameVibes von DragonForce. Die britischen Power-Metal-Helden zeigten einmal mehr, dass man für ein Abriss-Konzert keinen Support braucht. Das Publikum war von der ersten Sekunde an Feuer und Flamme.
Dabei waren wir uns zu Beginn gar nicht sicher, ob der Hirsch überhaupt voll werden würde. Mittwochabend, kein Support, dazu Nische zwischen Metal und Gaming aber wir wurden eines Besseren belehrt. Der Club füllte sich schnell und verwandelte sich in einen brodelnden Hexen … oder soll ich lieber sagen Nerdkessel.
Der Hirsch selbst war dabei für das Genre perfekt: roh, nah und laut. Aber für DragonForce? Vielleicht doch eine Nummer zu klein. Die Band hatte tatsächlich ihre beiden riesigen Arcadespieleautomaten mitgebracht, auf denen sie während des Konzerts performten. Ja richtig, sie haben von oben gespielt, im Hirsch, auf den Automaten. Köpfe fast an der Decke. Der Abstand zwischen den beiden Maschinen? Vielleicht vier Meter und dazwischen quetschten sich fünf Musiker, dass das Schlagzeug dahinter stand hatte mich dann doch fast beruhigt. Trotz dieser Enge entstand ein geradezu überdimensional wirkendes Bühnenbild: laut, bunt, wild, einfach gewaltig.
Schon beim dritten Song wurde klar: hier wird nicht nur musiziert sondern zelebriert. In bester DragonForce-Tradition flog ein Stoffhühnchen quer durch den Saal. Die Ansage: Wenn das Publikum brav ist und das Huhn zurückkommt (ohne den Soundguy zu treffen), wird es später nochmal auf die Bühne oder von der Bühne dürfen. Gesagt, getan. Das Stofftier war mehr crowdsurfen als auf manch anderer Konzerte die Zuschauenden.
Ein echtes Highlight, neben der typischen Hochgeschwindigkeitsgitarrenarbeit natürlich, war eine Szene, die man so eher von übertreten Influencern auf Tiktok erwarten würde als auf einem Metalkonzert: Statt eines Moshpits wurde das Publikum kurzerhand zum kollektiven Push-Up- Workout eingeladen, mitten im Saal, angeleitet vom Gitarrentechniker. Und die Menge? Machte begeistert mit! Wenn DragonForce eines kann, dann ist es die Grenzen zwischen Metalshow, Internet-Meme und Gamingkultur verschwimmen zu lassen.
Die Zugabe? Ein wilder Ritt durch popkulturelle Referenzen: Erst ein episch-metallisches Cover von „My Heart Will Go On“ (Titanic lässt grüßen), gefolgt von einer powermetallisierten Version von Taylor Swifts „Wildest Dreams“, die überraschend gut ins Set passte und sicher so manche Swiftie- Seele im Publikum aufleuchten ließ.
Zum krönenden Abschluss gab´s natürlich „Through The Fire and Flames“, ein Song, der für viele aus der Gamingwelt, sei es Fortnite, Guitar Hero 5 oder Brütal Legend sei, nicht wegzudenken ist. Einige Buh-Rufe bei der Fortnite Erwähnung? Geschenkt. Für viele war das schlicht der Soundtrack ihrer Jugend. Auch für mich, ich erinnere mich noch genau, wie wir früher heimlich in der Schule im PC-Raum die YouTube Videos schauten und dieser Song in der Schulband als das absolute „unspielbar“ Meisterwerk galt. Und Gestern wurde er mit unfassbarer Präzision und Leidenschaft auf der Bühne gebracht.
DragonForce lieferten ab, verspielt und virtuos. Sie brauchen keine Vorband, keine Anlaufzeit und kein großes Brimborium. Nur eine Bühne (auch wenn sie fast zu klein ist), ein Publikum und vielleicht ein fliegendes Hühnchen.
Setlist:
Ashes Of The Dawn
Cry Thunder
Power Of The Triforce
Soldiers Of The Wasteland
The Last Dragonborn
Black Fire
Fury Of The Storm
Space Marine Corp
Doomsday Party
Valley Of The Damned
Zugabe:
Highway to Oblivion
My Heart Will Go On (Cover / Céline Dion)
Wildest Dreams (Cover / Taylor Swift)
A Draco Tale
Through The Fire and Flames
Noch offene Tourtermine in Europa:
11.07.2025 Balingen (GER) RV Bang 2025
Nachbericht und Fotos von Lukas Pförtsch.
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