Ein herausragendes Line-up, geballte Energie und eine ausgelassene Stimmung – das Impericon Festival 2025 in Leipzig war mehr als nur eine Feier. Zum 20-jährigen Firmenjubiläum lud das Merchandise-Unternehmen Impericon in seine Heimatstadt und bot in Halle 1 der Leipziger Messe eine Party der Superlative. Was dieses Spektakel für die Festivalgemeinde bereithielt, erfahrt ihr in unserem Bericht.
Das Impericon Festival: Ein Überblick
Für alle, die noch nie vom Impericon Festival gehört haben: Es handelt sich um ein jährlich stattfindendes Indoor-Festival, das sich auf Hardcore, Metalcore und Punkrock konzentriert. Üblicherweise findet das Festival mit leicht variierendem Line-up im Frühjahr in mehreren deutschen Städten statt. Anlässlich des 20-jährigen Jubiläums entschied sich Impericon jedoch, die gesamte Energie auf eine einzige Veranstaltung in Leipzig zu bündeln und ein bisher unerreichtes Line-up zu präsentieren.
Ankunft und erste Eindrücke
Unser Festivalwochenende begann mit einer kleinen Geduldsprobe: über 30 Minuten Wartezeit in einer überraschend kurzen Schlange am Presse-Check-in. Dennoch schafften wir es gerade noch rechtzeitig, trocken durch die hervorragend organisierte Sicherheitskontrolle am Einlass zu gelangen, bevor ein kräftiger Schauer über die Leipziger Messe zog.
Nach einer kurzen Verschnaufpause begaben wir uns direkt in die Halle, um Elwood Stray zu erleben. Die fünfköpfige Band aus Essen lieferte gewohnt starken Post-Hardcore/Metalcore ab. Trotz einer noch recht überschaubaren Menge gelang es den Jungs, vollends zu überzeugen. Auf der großen Bühne wirkte die Band allerdings noch etwas verloren.
Die Bühnenlandschaft des Impericon Festivals
Apropos Bühne: Beim Impericon Festival erwarten euch drei Bühnen. Die Mainstage, als Doppelbühne konzipiert (Monster rechts, Wildcat links), befindet sich in der riesigen Halle 1 der Leipziger Messe. Hier wechseln sich die Bands nahtlos ab: Sobald ein Act auf der einen Seite endet, beginnt der nächste auf der anderen. Die dritte Bühne, die Karaoke-Bühne, ist in einer etwas kleineren Halle auf der anderen Seite des Festivalgeländes zu finden. Wie der Name bereits vermuten lässt, können mutige Festivalgäste hier selbst als Sängerinnen und Sänger einer Band auftreten und Karaoke mit einer echten Band zelebrieren. Dies war mal mehr, mal weniger musikalisch hochwertig, aber stets äußerst unterhaltsam.
Musikalische Höhepunkte und energiegeladene Moshpits
Nun aber zurück zur Mainstage, wo sich die Acts dicht an dicht drängten. Direkt im Anschluss an Elwood Stray folgte Deathcore mit Fit For An Autopsy. Hier zeigte sich zum ersten Mal deutlich, mit welcher Wildheit und Feierlaune nahezu jede Band von den Festivalgästen empfangen wurde. Solch beeindruckende Pits sind am frühen Nachmittag selten zu beobachten.
Unsererseits freuten wir uns besonders auf den nächsten Programmpunkt: ZSK. Die Berliner Punker überzeugten auf ganzer Linie und boten die perfekte Kombination aus mitreißender Party und starken politischen Statements – so wie es sich für Punk gehört. Ein besonderes Highlight war ein riesiges „Keinen Bock auf AfD“-Banner gegen Ende des Sets, das im Publikum tosenden Beifall hervorrief. ZSK setzte hiermit den ersten großen Höhepunkt im Programm.
Weniger politisch, dafür mit umso mehr Party ging es auf der Monster Stage mit The Butcher Sisters weiter. Während ich der Musik der Band persönlich wenig abgewinnen kann und mir das Spektakel aus sicherer Entfernung von einer der Tribünen ansah, stürzte sich mein Kollege, ein riesiger Fan von TBS, direkt ins Gewimmel vor der Bühne. Schnell wurde klar, dass das Impericon-Publikum meine Abneigung gegenüber TBS nicht teilte, denn der Bereich vor der Bühne war brechend voll. Mein Kollege war von der Show komplett begeistert, und ich muss anerkennen, dass die Jungs ihr Handwerk wirklich beherrschen und die Show selbst für mich durchaus unterhaltsam war.
Akustik und musikalische Kontraste
An dieser Stelle möchten wir kurz die Akustik in der Halle beleuchten. Im Allgemeinen empfanden wir den Ton als sehr gut, besonders in den vorderen Reihen. Allerdings war es bei den meisten Bands tendenziell etwas zu laut. Gerade durch das Fehlen von Spielpausen und die daraus resultierende Dauerbeschallung war es uns unmöglich, mehrere Bands hintereinander ohne Gehörschutz zu erleben. Wir empfehlen euch daher dringend das Tragen von Gehörschutz.
Direkt im Anschluss an The Butcher Sisters folgte der wohl größte Stilbruch des gesamten Festivals: Mit Kanonenfieber schlug der Ton schlagartig von ausgelassener Feierlaune zu ernster Thematik um. Die Bamberger Death-Metaller behandeln detailliert das Thema des Ersten Weltkriegs und verarbeiten in Show und Lyrics die Gräuel des Krieges. Kanonenfieber sind eine wahre Gewalt auf der Bühne. Die atmosphärisch unglaublich intensive Show mit viel Feuer, Kostümwechseln und aufwendigen Kulissen untermauerte die teils verstörenden Texte perfekt. Ein beeindruckendes Erlebnis, das man sich wirklich ansehen sollte.
Etwas weniger ernst übernahmen Swiss und die Anderen die Halle und rissen mit ihrer Mischung aus Rap und Punkrock das Publikum komplett mit. Nach der schweren Musik von Kanonenfieber brachte Swiss den Schwung zurück in die Menge.
Wieder ohne Pause ging es anschließend auf der Bühne nebenan direkt mit den großartigen Stick To Your Guns aus Kalifornien weiter. Mit ihrem Melodic Hardcore brachten sie die Crowd sprichwörtlich zum Überkochen. Zumindest sah es durch die unzähligen Crowdsurfer so aus. Eine solche Energie haben wir selten erlebt. Die mittlerweile fünf Stunden Dauerbeschallung schienen beim Publikum keinerlei Müdigkeit verursacht zu haben; schon beim ersten Gitarrenakkord rastete die Menge komplett aus!
Weniger spannend verlief leider die anschließende Show von Hatebreed. Irgendwie hatten wir mehr von der Band erwartet, schließlich eilt ihr ein gewisser Legendenstatus voraus. So richtig gute Stimmung gab es im Publikum nur bei den Evergreens wie „Destroy Everything“ und „Looking Down the Barrel of Today“. Schade, aber immerhin konnten wir die Band jetzt von unserer Bucketlist streichen.
Die Headliner: Abriss auf höchstem Niveau
Einen Dauerplatz auf der Bucketlist haben jedoch der Headliner der Wildcat-Stage: Bury Tomorrow. Mit ihrem brandneuen Album im Gepäck wurde die Metalcore-Band schon sehnsüchtig vom Publikum erwartet. Viele Gäste waren scheinbar nur für die Engländer angereist und gaben bei dem, leider recht kurzen, 55-minütigen Set alles. Crowdsurfer überschlugen sich förmlich, und der Pit schien mit jedem Song nur größer und wilder zu werden. Hier wurde wirklich auf höchstem Niveau abgerissen und eine grandiose Show geboten.
Grandios ging es auch beim Festival-Headliner und der letzten Band des Tages weiter: Heaven Shall Burn spielten auf dem Impericon Festival exklusiv die Album-Release-Show ihres brandneuen Langspielers: „Heimat“. Heaven Shall Burn-typisch wurde eine hervorragende Mischung aus neuen und alten Songs gespielt, das Ganze mit neuen Kulissen und ordentlich Feuer. Ein ganz besonderes Highlight gab es mit einem Special Guest auf der Bühne: Britta Görtz übernahm bei gleich zwei Songs das Mikrofon von Sänger Marcus Bischoff, für den sie in den vergangenen Wochen kurzfristig eingesprungen war, nachdem dieser krankheitsbedingt eine Weile nicht singen konnte. Natürlich ist HSB nur HSB mit Marcus am Mikrofon, aber man muss anerkennen, dass Britta durchaus eine würdige Nachfolgerin wäre, sollte Bischoff irgendwann in den Ruhestand gehen. Wir waren jedenfalls komplett begeistert von ihrer Performance und freuen uns, HSB einmal mit dieser außergewöhnlichen Besetzung erlebt zu haben!
Was am zweiten Tag geboten war und wie unser Gesamtfazit zum Impericon Festival 2025 ausfällt, erfahrt ihr in Teil zwei unseres Berichts. Bleibt dran!
Nachbericht und Fotos von Johannes Scharf.
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