Die Bands Christmas und Turbonecro wollten zusammen auf Tour gehen und vier Städte zum eskalieren bringen. Leider wird es dazu erstmal nicht kommen. Wir haben ein Doppelinterview mit beiden Bands geführt und einige Interessante Themen angesprochen.
Hallo. Wo erwischen wir euch gerade?
Turbonecro: Zu Hause. Wühle in einer Kiste mit Singles.
Max Motherfucker: Ich liege zum Feierabend in der Badewanne. Wellness für die Working-class
Zuerst die Frage – wie geht es euch? Wie sehr hat Corona dich und euer Umfeld im Griff?
Turbonecro: Alle vier von uns in Turbonecro sind dreifach geimpft, also keine Sorge. Letzten Freitag hatten Vegard und ich (Harry) ein paar (Corona) im Last Train, Norwegens feinster Rockbar. Es ist eine Weile her, aber jetzt wurden die Beschränkungen aufgehoben, also sind wir wieder auf dem richtigen Weg (aber wir werden das Trinken am Wochenende vermeiden, da zu viele Idioten unterwegs sind – das Trinken am Montag ist viel besser)
Max Motherfucker: Bandintern hatte gottseidank niemand die Seuche abbekommen. Allerdings trifft es uns als Band schon sehr hart, immerhin spielen wir normalerweise durchschnittlich um die 50 Shows im Jahr!
Was gibt es Neues bei euch?
Turbonecro: Wir sind keine neuen Leute – wir sind alt, mürrisch und beißen denen auf den Fersen, die es wagen, sich uns zu nähern.
Max Motherfucker: 2021 hat sich die Band quasi neu aufgestellt. Bei den anderen Bandmitgliedern hatte sich das Interesse verschoben, neue Jobs machten das Bandleben schwerer bis unmöglich,… Nun sind wir quasi neu da, neben mir drei neue, motivierte Leute die es nicht abwarten können endlich richtig auf Tour zu gehen. Wir haben bereits fünf Songs aufgenommen und werden diese über mehrere Splitreleases verteilt veröffentlichen. Dazu in naher Zukunft mehr!
Ende März war eine gemeinsame Tour geplant – leider fällt sie aus bzw. wird verschoben. Wie geht ihr damit um?
Turbonecro: Nur der Tod oder die Ärzte hätten uns aufhalten können. Aber andererseits werden wir alle vier in Turbonecro derzeit von den Sanitätern beobachtet …
Max Motherfucker: Wenn ich mich in Europa umsehe, da öffnet so ziemlich jedes Land die Clubs. Die Intensivstatioen leeren sich auch. Johannes Fechner von der SPD meinte kürzlich ja, dass er es durchaus für möglich hält die Corona Maßnahmen zum 19.3.2022 auslaufen zu lassen. Ich habe gehofft dass es nicht nur wieder Hoffnungsmacherei war!
Wie habt ihr euch kennengelernt und wie habt ihr gemerkt, dass ihr gut harmoniert?
Turbonecro: Wir sind über das Internet in Kontakt gekommen (eine Art neues Gerät, mit dem Leute von überall aus ins Gespräch kommen können). Wir haben überhaupt keine Ahnung, ob wir harmonisieren werden – da wir IRL noch nicht kennengelernt haben. Und wir vier Norgies, notorisch mürrische Bastarde, können eine Herausforderung sein.
Max Motherfucker: Ich selbst bin sehr großer Turbonegro Fan. Bezüglich einer Frage zu einem Song der ausschließlich auf einem Sampler auf Tape veröffentlicht wurde habe ich Harry angeschrieben. Wir schrieben hin und her und irgendwann fragte ich, als einst sehr aktiver Tourbooker, wann sie denn mal nach Deutschland auf Tour kommen. So schnell kams dazu dass ich wieder eine Tour planen durfte! Bis auf eine Ausnahme bin ich bisher mit jeder Band auf Tour sehr gut ausgekommen. Daher bin ich auch hier optimistisch dass das cool wird. Wir haben auch sehr viele gemeinsame Freunde,was auch wieder für die Band spricht.
Wie kann man sich das Gespräch vorstellen, das dazu geführt hat, dass ihr zusammen eine kleine Tour spielen werdet?
Turbonecro: Wir haben eine Art Plan ausgearbeitet, und jetzt halten wir uns daran.
Max Motherfucker: Jetzt habe ich die Frage ungewollt schon beantwortet haha. Ansich ein Mix aus interessiertem, nerdigen Fandom und sympathischem Smalltalk! Turbonecro spielen ja auch nur Songs die Turbonegro selbst nicht mehr spielen. Wer also quasi die ganz frühe Phase der Band verpasst hat bekommt nun die vielleicht einmalige Gelegenheit dies nachzuholen!
Okay, wie kann man sich einen Abend mit euch beiden vorstellen? Wer startet in den Abend, wechselt ihr euch ab, was erwartet die Fans?
Turbonecro: Wenn die Fans feiern wollen, dann sollen Christmas den Abend eröffnen und beschließen. Und wir werden die drei Lieder spielen, die keine menschenverachtenden, lebensfeindlichen Trauergesänge sind. ABER: Wenn die Leute Fans von lärmendem, monotonem Deathpunk, Angst, Hass und Elend sind, bekommen wir vielleicht den einen oder anderen Klatsch in die Hände.
Max Motherfucker: Natürlich werden wir den alten Herren die Tür aufhalten und den Abend eröffnen. Wir machen auf der Bühne das was wir am besten können: schnellen Punkrock spielen und keine Kompromisse eingehen!
Warum habt ihr euch für die vier Städte entschieden?
Turbonecro: Es ist einfach passiert. Wir planen nie etwas, wir lassen es einfach fließen, maaan.
Max Motherfucker: Durch all die Verschiebungen irgendwelcher Touren war die Auswahl der Clubs schon etwas begrenzt. Aber es wurden die vier Städte mit dem größten Interesse daran etwas Turbonegro Geschichte zu erleben.
Was ist eure verrückteste Live-Geschichte, die ihr erlebt habt?
Turbonecro: (Ich versuche, eine zu finden, die die Polizei nicht einbezieht …) Nein, das gebe ich weiter.
Max Motherfucker: Nach knapp 500 Shows ist es schwer eine einzelne rauszupicken. Eine schöne Begegnung hatte ich aber mal mit CJ Ramone. Wir spielten gemeinsam auf den KRACH AM BACH Festival und ich gab ihm eine CD mit dem Hinweis, dass ich bei „naked in the discotheque“ eine Zeile über die Ramones singe. Viele Stunden später, nach seinem Auftritt, kam er zu mir,sprach mich mit Namen an und fragte welches Lied es nochmal sei, denn er würde es jetzt hören wollen. Er setzte sich zehn Minuten ins Auto, hörte laut das Lied und strahlte. Er kam zu mir, bedankte sich für die Textzeile und meinte dass ihm der Song sehr gefällt. Als Fan ein ganz besonderes Erlebnis!
Was bedeuten die folgenden Wörter für euch?
Live
Turbonecro: Krieg. Schmerzen. Blut. Hassen.
Max Motherfucker: Hoffentlich bald wieder etwas alltägliches!
Fans
Turbonecro: Wir glauben nicht an Fandom. Wir glauben an totales Eintauchen, Abstoßung und Erlösung.
Max Motherfucker: Der Funken der eine Band in schweren Zeiten antreibt!
Tourbus
Turbonecro: Abgestandener Zigarettenrauch, der Geruch von Bier vom Vortag, fürchterliche Fürze. Und die wunderschöne Landschaft der endlosen Straße vor uns. Die Hoffnung auf Flucht.
Max Motherfucker: Rostig, aber ein sehr treuer Begleiter!
Punkrock
Turbonecro: Freiheit. Revolte. Zu sein, wer Sie sein wollen und tun, was Sie tun möchten.
Max Motherfucker: Lässt alte Menschen sich jung fühlen!
Schweiß
Turbonecro: Das Lebenselixier. Und Nottingham, wo wir an einem Ort gespielt haben, der so heiß war, dass wir während des Auftritts viel Gewicht verloren haben. Unsere Kleidung fühlte sich an, als wären wir gerade im Meer gewatet. Alles Schweiß.
Max Motherfucker: Seit Corona weiß man sogar Fremdschweiß auf Konzerten zu schätzen.
Tough Magazine
Turbonecro: Keine Ahnung. Ich mag den Namen, aber kannst du ihm gerecht werden? Häh?!?!?
Max Motherfucker: Top Klolektüre!
Vielen Dank, genießt die Tour, wenn sie stattfindet – die letzten Worte gehören euch!
Turbonecro: Seid vorbereitet. Habt Angst. Seid mutig. Wir kommen für euch.
Max Motherfucker: Grüß Gott & hail Satan!
Interview von Florian P. im Februar 2022
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