Mit „Rockstars“ ist die neue Single der Band Sellout Boys erschienen. Wir haben uns mit den Musikern über den Song, aber auch über weitere Themen unterhalten.
Moin, wo erwischen wir euch gerade?
Sellout Boys: Gerade zuhause, nach der Generalprobe für unser großes Weihnachtskonzert.
Für alle, die euch noch nicht kennen – stellt euch bitte kurz vor!
Sellout Boys: Wir sind die Sellout Boys, wir machen Kommerzpunk und unsere Ziele sind Rock am Ring, #1 in den Charts, Fame und viele Frauen.
Wie seid ihr auf den Bandnamen gekommen?
Sellout Boys: Wir wollten, dass jeder weiß: Wenn die Sellout Boys kommen, ist die Stadiontour ausverkauft. Außerdem möchten wir wieder mehr Akzeptanz für Musiker schaffen, die Musik vor allem als Karriereweg und nicht nur als Form der Selbstverwirklichung sehen. Also solche, die Musik machen, die auch für die große Masse an Menschen tauglich ist und nicht welche, die zwar wirklich von Herzen kommt, aber nur Nischen abdeckt.
Mit „Rockstars“ erscheint eure neue Single – erzählt uns was zu den Hintergründen des Titels!
Sellout Boys: Rockstars beschreibt unseren momentanen Status Quo. Wir haben dieses Jahr zum ersten mal einen Vorschuss von einem Label bekommen. Und für uns ist das ganz klar ein Zeichen dafür, dass wir es geschafft haben. Dass wir jetzt wirklich Rockstars sind. Das zeigen wir ja auch ganz deutlich im zugehörigen Musikvideo, in dem wir mit ein paar weiblichen Fans feiern und ein Zimmer einer Jugendherberge zerlegen. Die daraus resultierende Rechnung konnten wir uns jetzt ja ohne Probleme leisten. Im übrigen möchten wir uns an dieser Stelle nochmal bei dem Hostel entschuldigen. Die waren danach nicht mehr so gut auf uns zu sprechen und haben uns lebenslanges Hausverbot erteilt.
Thema Selbstironie – wie wichtig ist sie, gerade in der heutigen Zeit?
Sellout Boys: Selbstironie ist ein sehr gutes und unterhaltsames Stilmittel, das durchaus mehr und mehr Anwendung findet in der heutigen Zeit. Man kann damit sehr gut Missstände kritisieren ohne dabei den Zeigefinger erheben zu müssen. Bands wie die Ärzte oder KIZ zeigen das ja schon länger eindrucksvoll. Auch wir haben uns eine Zeit lang daran versucht, sind aber kläglich gescheitert. Deshalb schreiben wir nur noch ehrliche Texte mit eindeutiger Botschaft.
Welche Themen beschäftigen euch außerdem noch?
Sellout Boys: Unterhaltungselektronik. Wir investieren sehr viel Geld in Unterhaltungselektronik. Wir kommen ja im sozialen Leben nicht wirklich gut zurecht. Und solange wir noch nicht die gesamte DACH-Region von uns überzeugt haben, müssen wir den Erfolg eben in Videospielen ausleben.
Am 19.12.2019 ist euer Weihnachstkonzert – wie ist die Idee dazu enstanden?
Sellout Boys: Wir haben langsam das Gefühl bekommen, das Weihnachtsfestgame einfach durchgespielt zu haben. Jedes Jahr dasselbe. Die Magie, die wir in Kindertagen vor dem Weihnachtsbaum verspürt haben ist lange verflogen. Darum haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, ein Weihnachtsfest zu veranstalten, dass jedes bisher dagewesene um Meilen übertrifft. Sozusagen die perfekte Weihnachtsfeier. Und da uns bereits die Planung dazu so gut gelungen ist, hat sich vor kurzem Jesus Christus höchstpersönlich bei uns gemeldet, um zu verkünden, dass er seinen Geburtstag dieses Jahr offiziell auf den 19.12. vorziehen wird, um unsere Show damit zum offiziellen Weihnachtsfest zu machen. Außerdem hat er nach einem Platz auf der Gästeliste gefragt.
Was darf/kann/soll man an diesem Abend erwarten?
Sellout Boys: Besinnliche Gefühle, Geschenke, Glühwein, gute Musik, eine generell sehr weihnachtliche Show und wie schon angedeutet Jesus Christus höchstpersönlich!
Wie sehen die weiteren Pläne von euch aus?
Sellout Boys: Nächstes Jahr Headliner bei Rock am Ring. Marek Lieberberg ist hiermit offiziell aufgerufen, sich bei uns zu melden. Wir müssen hierbei erwähnen, dass wir ihn vor einem halben Jahr auf einem unserer Konzerte erfolgreich heraufbeschworen haben und er uns versprochen hat, abends auf der Mainstage spielen zu dürfen. Seitdem haben wir allerdings nichts mehr von ihm gehört.
Außerdem eine #1 EP nächstes Jahr und eine ausverkaufte Deutschlandtour.
Bitte beendet folgende Sätze.
Natürlich sind wir Rockstars, weil…
Sellout Boys: …wir einen Labeldeal haben und unser Manager ein ehemaliges hohes Tier bei Sony Music ist. Außerdem werden wir auf der Bühne mit Geld beworfen. In einem unserer Musikvideos posieren wir des Weiteren vor einem Porsche und verkaufen Merch zu überhöhten Preisen.
Unser erstes ausverkauftes Konzert…
Sellout Boys: …war das Relasekonzert zu unserem Debütalbum „Kommerzpunk“, das im Februar erschienen ist. Das Album sollte sich definitiv jeder mal auf der Streamingplattform seiner Wahl anhören.
Weihnachten finden wir…
Sellout Boys: …jetzt wieder richtig geil. Und Jesus kann das approven.
Kommerz ist…
Sellout Boys: …ein Gegenentwurf zum mittlerweile sehr zum Durchschnitt gehörenden und weit verbreiteten Antikommerz. Für uns bedeutet Kommerz Rebellion gegen ein festgefahrenes und umfassend eingesickertes System, das so einfach keinen Reiz mehr bietet. Wo sind die Zeiten hin, als Künstler noch von großen Majorlabels geformt und optimiert wurden? Für uns bedeutet Kommerz Freiheit, alles tun zu können was wir möchten, sobald wir die Phase hinter uns gebracht haben, in der wir alles tun müssen, was andere von uns verlangen.
Was bedeuten euch folgende Wörter?
Familie
Sellout Boys: Das stabilste Konstrukt, dass in einer Gesellschaft vorhanden ist. Zur Familie kann man immer zurückkehren. Egal ob’s gerade gut oder schlecht läuft. Außerdem kann man bei den Eltern lange günstig wohnen und sich dadurch vor dem Ernst des Lebens verstecken. Das nutzen wir bis heute rigoros aus.
Freunde
Sellout Boys: Damit haben wir nicht soviel Erfahrung. Hoffentlich ändert sich das mit der steigenden Bekanntheit demnächst.
Jugend
Sellout Boys: Sehr viel Versagen und Traurigkeit. Wir hatten keine sehr erfolgreiche Jugend. Nach weitreichender Überlegung sind wir infolgedessen zu dem Schluss gekommen, dass der einzige Weg das zu ändern, berühmt zu werden ist. Und hier sind wir jetzt.
Live
Sellout Boys: Live sind wir sehr fordernd. Wir nötigen unser Publikum zu allem möglichen. Zum Beispiel lassen wir die Leute Moshpits und Wall of Deaths machen, mitsingen, springen, Lichter/Feuerzeuge hochhalten, irgendwelche Sprüche rufen und vieles mehr, nur damit wir uns unterhalten fühlen. Da sind wir auch wirklich hart. Wer nicht mitmacht wird mit bösen Blicken von unserem Gitarristen Levi bestraft.
Tough Magazine
Sellout Boys: Finden wir super!
Vielen Dank, die letzten Worte gehören euch.
Sellout Boys: Schaut euch bitte, bitte, bitte das Musikvideo zu unserem neuen Song „Rockstars“ an. Ihr könnt uns dabei helfen unser schlechtes Gewissen zu mildern, indem ihr uns das Gefühl gebt, dass das Chaos, das wir gestiftet haben, nicht völlig sinnlos war.
Interview von Florian im Dezember 2019
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