Wir hatten OHL im Gespräch vor ihrem Auftritt im Hamburg Monkey Music Club. Wir haben einige Fragen gestellt und alle Antworten findet ihr nachfolgend – Danke für das Interview!
Toughmagazine: Was war damals der Zündstoff für die Gründung der Band in den Achtzigern für dich?
DW: „Also mit 15 hat mich der Punk-Virus gepackt. Mit 16 habe ich dann OHL gegründet. Das war im Januar 1980. Ich glaube, der Zündstoff ist in dem Alter in jedem vorhanden.“ Mit 15, 14 oder 13 Jahren will man einfach Revolution machen. Man ist jung, wild und unangepasst. Wenn man dann auch noch das Glück hat, dass irgendwo in Übersee oder England Musik entsteht, die einen packt und fasziniert, gibt es kein Zurück mehr.
Toughmagazine: Und was war der Auslöser?
DW: Ein Auslöser war unter anderem der Film „Brennende Langeweile“ mit den The Adverts. Da war zwar ein sehr schlechter Film der da´79 im deutschen Fernsehen lief. Aber für mich war er einfach genial, weil ich da zum ersten Mal die Musik oder besser gesagt den Soundtrack zu meinem Leben hörte und die mich nie wieder los. Ein Anstoß war auch Radio Rock Today mit John Peel. Das war BFBS, ein englischer Radiosender für Soldaten, die am Rhein stationiert waren. Und John Peel spielte tatsächlich Punkmusik! Das war eine Revolution. Klar, man verstand nicht jeden Text, aber man hörte, dass die Sänger irgendwas in sich hatten, was sie zur Explosion brachten, und die Musik war genial.
Vorher war ich kurz mit „The Sweet“ in Kontakt geraten. Glam Rock war ja auch schon härter als das andere Musik zu der damalig Zeit. In meinem Kinderzimmer hängen noch Poster von „The Sweet“. Aber ein halbes Jahr später war das alles weggeweht und von der Punkwelle überrollt worden.
Toughmagazine: Bereust du den Schritt oder feierst du ihn noch?
DW: Ich bin jetzt fünfundvierzig Jahre älter und ich bereue nichts davon. Es gibt nichts zu bereuen. Ist es ist nicht das größte Glück das zu machen, was einem Energie, Lebenskraft, Hoffnung gibt? Womit man seinen Hass rauschreien kann und Sachen die einem richtig stinken attackieren kann?
Für mich ist das das allergrößte Glück. Wir sind keine Band, die kommerziell wirklich erfolgreich ist. Ich finde, es ist ein außerordentliches Privileg, eine Band zu haben, die nicht kommerziell erfolgreich sein muss. Die Verkaufszahlen sind irrelevant und das einzige was zählt ist die Musik, die Texte, die Energie … friss oder stirb! Ich glaube, ich bin heute sehr sehr glücklich, mit meinem Leben und mit dem was ich tue -bis auf den Muskelfaserriss aber sonst bin ich vom Glück geküsst.
Toughmagazine: Wo siehst du euch musikalisch?
DW: Schwierig, ich glaube, OHL ist relativ eigenständig. Es hat mal jemand geschrieben, wir seien die einzig wahre Punk Band… Wir sind einfach OHL! Steck uns in die Schublade die dir passt und ich kann dir sagen, wir passen da nicht rein.
Toughmagazine: Hast du gedient?
DW: Ja, ich war tatsächlich beim Bund. Ich war Tastfunker in Rotenburg an der Wümme.
Toughmagazine: Wer war dein Idol als Jugendlicher?
DW: Idol ist schwer. Du machst ja Punk, weil du keine Idole keine Heroes willst. Aber beeindruckt haben mich damals The Adverts. Ganz besonders der Sänger der Band T.V. Smith mit dem ich mittlerweile eine Freundschaft verbindet Ich mochte immer eher die Bands der zweiten und dritten Garde. Ich war nie ein Sex Pistols Fan .The Clash sind gut, waren aber auch nie meine Helden. Ich mochte halt eher die dritte Garde Bands. The Pack oder Eater. Der Grundgedanke von Punk war ja, mach dein eigenes Ding , also wozu dann Idole. Wie hieß es bei den Stranglers so treffend – no more heroes anymore!
Toughmagazine: Siehst du dich als Punk?
DW: Da ist schwer zu sagen. Ich würde schon sagen, dass ich diesen Grundgedanken aufgenommen habe und ich ihn immer noch lebe.
Toughmagazine: Werdet ihr den Song „Anne Llorente„ heute live spielen? Viele Fans würden sich wahnsinnig darüber freuen.
DW: Die kurze Antwort lautet nein. Aber ich erzähle die Geschichte dahinter: Das war eine Spannerin aus meiner Schule, in die ich bis über beide Ohren verknallt war. Das Ganze hielt aber nur ein paar Wochen
Toughmagazine: Jetzt ist es raus, da ist immer noch „Salz in der Wunde“.
DW: Absolut nicht. Aber damals tats schon weh. Wir haben den Song damals in den Achtzigern auch nur selten gespielt.
Toughmagazine: Was bedeutet Freiheit für dich?
DW : Das größte Gut von Allen.
Toughmagazine: Wie definierst du für dich Freiheit?
DW: Freiheit bei OHL ist zum Beispiel, dass ich machen kann, was ich will, weil ich die Freiheit habe nicht kommerziell erfolgreich sein zu müssen und bei meinem Produzenten Platten veröffentlich kann, wann, wie mit welchem Inhalt ich möchte. Freiheit in meinem Leben ist natürlich eine Art von Kompromiss. Ich habe tatsächlich einen Job. Man glaubt es kaum, aber meine Arbeit ermöglicht mir auch Freiheit. Jetzt kann man sagen. Ja, ich bin vielleicht im System gefangen. Dadurch dass ich arbeiten gehe, dafür einen Lohn erhalte und mir damit meine Freiheit erkaufe. Aber ich mag meinen Job und meine Freiheit. Aber für mich ist die Freiheit im Geist, im Wort und in dem was ich tue und lebe sehr weit oben angesiedelt. Und für mich persönlich bin ich da schon auf einem sehr hohen Level.
Toughmagazine : Hast du musikalische Träume?
DW :Nein. Ich habe insgesamt drei Bands. Das ist „OHL“, die politische harte Schiene. Dann habe ich „Der Fluch“, eher B-Movie Musik mit dunklen Märchen und bösen Geschichten. Dann habe ich „Projekt Mensch“. Das ist mit sehr persönlichen Texten und geht ein bisschen in die Rammstein Ecke. Die Presse nennt es neue dunkle Härte und ich mache demnächst noch ein viertes Projekt. Das wird heißen „Deutscher Tod“, eine Zusammenarbeit mit einer Band die heißt Death in Rome. Geht dann in Richtung Neo Folk
Toughmagazine: Als Band werdet ihr geliebt oder gehasst. Wie geht ihr damit um?
DW: Das ist doch eine große Ehre. Der Grundgedanke von Punk ist: Mach dein eigenes Ding, egal was andere sagen. Ich mag unser Image. Wir wollen weh tun und wach machen.
Toughmagazine: Wen willst du als nächstes ärgern?
DW: Ich ärger ja keinen. Es ist tatsächlich meine absolute Überzeugung und meine Überzeugung ist natürlich die absolute Wahrheit. Wahrheit und Wirklichkeit ist das einzige woran ich mich messe.
Toughmagazine : Hast du noch eine Botschaft an unsere Leser oder deine Fans?
DW: Das Einzige, was mir noch wichtig wäre ist, ist mein Pseudonym kurz zu erklären. Deutscher W klingt für manche vielleicht politisch rechts, aber ich habe nicht einmal eine Deutschlandfahne, wenn z.B. Deutschland gegen Argentinien Fußball spielt. Das interessiert mich null, ich bin noch nicht mal Patriot. Ich habe DW genommen, weil das die Initialen meines wirklichen Namens sind.
DW steht für Deutscher Widerstand. Und das war die Bewegung im Dritten Reich, die gegen das Nazi-System aufgestanden ist. Die „Weiße Rose“, die wohl populärste und mutigste Widerstandsgruppe gegen das NS-Regime, der auch die Geschwister Sophie und Hans Scholl angehörten, hat mich sehr beeindruckt! Das ist die Geschichte hinter DW, die man unbedingt wissen sollte
Toughmagazine: Manchmal werdet ihr in die rechte Ecke gestellt. Was sagst du dazu?
DW: Ich habe mich. von Anfang an gefragt., warum ? Unsere Texte sind und waren da schon immer sehr klar und deutlich: „BRD nimm dich in Acht, Hitlers Geist ist neu erwacht, Keine Chance dem 4. Reich Schlagt die Nazis windelweich.“ Spielen wir auf jeder Schlacht. Und auch auf unserem ersten Album war ein 16 jähriger Soldat, der alles andere aussieht als wäre er ein Held. Auf unserem zweiten Album war der Abspann des Films Im Westen nichts Neues. Ein Antikriegsfilm
Toughmagazine: Siehst du dich selbst als Held?
DW: Absolut nicht. Ich sehe mich als das was ich bin. Ich bin schon sehr lange dabei und habe zu vielen Dingen eine klare Meinung. Und solange es mir Spaß macht, werde ich weitermachen. Der heutige Abend wird es wieder beweisen.
Toughmagazine: Und was ist mit deinem Muskelfaserriss?
DW : Vielleicht muss man damit rechnen, dass ich nach 34 Sekunden tot von der Bühne falle. Dann war das mein letztes Interview
Interview von Fadime.
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