Mit „Nichts ist für immer“ ist das neue und vorerst letzte Album der Killerpilze erschienen, denn die Musiker werden eine Pause einlegen. Wir haben uns mit den Musikern über die Songs, die Pause und weitere Themen unterhalten.
Hallo ihr Lieben. Wo erwischen wir euch/dich gerade?
Jo: Aktuell trefft ihr mich im Zug von Hamburg nach Berlin auf unserer PR-Reise. Nach der Tagesschau geht es jetzt für weitere Interviews in die Hauptstadt.
Das neue Album „Nichts ist für immer“ ist erschienen. Wie war die Zeit im Studio? Alles wie immer oder habt ihr irgendwas anders gemacht?
Fabi: Es war definitiv anders. Wir sind letztes Jahr im Herbst in die Berge auf eine Hütte gefahren, die wir gerne zum Songwriting nutzen. Wir waren dort schon öfter und es ist für uns immer ein kreativer Ruheort. Allerdings sind wir ohne großen Plan losgefahren und wollten erstmal schauen, was so entstehen kann. Allerdings haben wir dann in 12 Tagen 12 Songs geschrieben, es war unglaublich inspirierend, befreiend und losgelöst.
Mäx: Wir haben eigentlich seit dem ersten Album „Invasion der Killerpilze“ einfach mal wieder komplett alles von Anfang bis Ende zu dritt geschrieben, zusammen in einem Raum, nur mit den Instrumenten. Das war geil…
Jo: …zu merken, wie effizient und wie schnell wir Songs schreiben können. Beim Vorgänger-Album waren wir ja über zwei Jahre am Aufnehmen, was ein ganz anderer Prozess war.
Neben dem Titeltrack „Planet B“ (klingt komisch, ist aber ja so) geht es um Mut, Zeit, ums Ausbrechen oder auch um die Liebe und Party. Wie schreibt ihr die Songs und was beeinflusst euch?
Jo: Ich glaube, dass das Album textlich sehr viel tiergehender ist, als es jetzt in deiner Frage rüberkommt. Es ist ein Album, das sich eingehend mit unserer Gesellschaft, dem Wandel, Rechtsruck, aber auch uns selbst beschäftigt. Es ist kein klassischen „Alles ist wunderbar“-Album, sondern gerade, weil es unser vorerst letztes Album ist, wollte ich auch ein textliches Statement setzen. Etwas, was noch länger wirken kann und unsere Positionen und unsere Haltung als Band gut einfängt. Es war an der Zeit, wieder politischer zu werden und dennoch ist es ein sehr klares und hoffentlich kein Zeigefinger-Album geworden.
Mit Curse, Massendefekt, ZSK und Itchy habt ihr euch sehr prominente Unterstützung an Bord geholt. Wie kam es zu den Zusammenarbeiten und was bedeutet euch das?
Fabi: Das ist natürlich Wahnsinn, wenn einige deiner Jugendhelden auf deinem Album dabei sind. Uns war wichtig, dass es wirklich Menschen sind, zu denen wir persönlich einen Bezug haben. Joshi und ZSK haben wir schon 2005 gehört, Massendefekt haben uns als erste Band mit auf Tour genommen, Curse ist eine Art Mentor und Freund seit unserem Album „Grell“ und mit Sibbi von ITCHY teilen wir uns schon seit vielen vielen Jahren die Bühnen.
Jo: Es ist schon echt super schön, wenn man sieht, wie wir auch in der Szene respektiert werden und dass jeder von diesen Künstlern direkt und ohne Umschweife gesagt hat, dass er Bock hat mit uns auf dieser Platte zu sein.
Welche Bands haben euch eigentlich geprägt oder prägen euch noch heute? Bei den Songs „Lieben wen ich will“ und „Gefahr“ denk ich zum Beispiel recht schnell an Die Ärzte…?!
Mäx: Die Ärzte waren in den Anfangsjahren sicher ein großer Einfluss, ebenso wie Blink, Sum41 all diese Bands. Über die Jahre kann man das gar nicht mehr speziell sagen, weil wir alle ganz unterschiedliche Sachen feiern. Wir nehmen es definitiv als Kompliment an, wenn du diese Vergleiche ziehst, ist ja immerhin die beste Band der Welt.
Ihr habt das neue Album mit dem Hintergedanken, dass es nach diesem Album und der verbundenen Tour erstmal in eine Pause auf unbestimmte Zeit geht, geschrieben und produziert. Hat es euch nochmal besonders zusammengeschweißt oder ist eher Demut vorhanden?
Jo: Tatsächlich haben wir das Album gar nicht mit diesem Hintergedanken geschrieben, sondern es hat sich auf der Hütte herauskristallisiert, dass wir gesagt haben: Jetzt haben wir erstmal alles gesagt! Das ist ein geiles Album, das Album, das wir immer machen wollten. Wie wäre es denn jetzt, wenn wir den kompletten RUn noch mitnehmen und danach einfach mal den Stecker auf unbestimmte Zeit ziehen, alleine, um uns auch als Band wieder neu zu challengen?
Fabi: Es war wirklich kein Masterplan vorhanden, genauso wenig, wie es einen Masterplan für nach dem 21.12. gibt. Wir lassen es auf uns zukommen und das wird sicher spannend, immerhin sind wir seit 17 Jahren zusammen ein Team.
Mäx: Und bleiben das auch darüber hinaus, allerdings entsteht so wieder Luft für etwas Neues und mit NICHTS IST FÜR IMMER… haben wir ein schönes starkes Statement.
Kommen wir zur Tour – wie bereitet ihr euch vor?
Fabi: Viel Alkohol trinken.
Mäx: Es wird sicher spannend, wie wir das neue Album und die ganzen Klassiker in ein Set packen können. Das erfordert noch einige Proben.
Was darf/kann/muss man von einer Killerpilze-Show erwarten?
Jo: Wir sind die gefährlichste Band der Galaxie, was kann man also erwarten? Nichts ist sicher, nichts ist erwartbar, alles kann, nichts muss, aber vor allem ultimative Live-Gefahr. Wir werden uns diesen Herbst sicher nochmal alles aus unseren alten Körpern spielen und unsere Seelen auf die Bühnenbretter legen.
Ihr müsst ja sicherlich mit vielen Tränen rechnen, wenn das letzte Lied gespielt ist. Wie geht ihr damit um oder kann man das nicht vorbereiten?
Jo: Darauf kann man sich nicht vorbereiten, wenn wir auch wissen, dass es sicher schwierig wird. Egal, wie oft man so etwas durchdenkt, am Ende sind wir Menschen und nach so einer langen Zeit vor einer unbestimmt langen Pause wird es sicher sehr emotional.
Fabi: Die letzte Show in München ist ja auch zugleich unsere größte eigene Show ever und wird sicher auch total heftig für uns: Wir werden daran sicher für einige Jahre gemessen werden, also wie umgehen mit diesem Druck? Ich kanns dir im Moment noch nicht sagen.
Werdet ihr euch nach den Shows Zeit nehmen für eure Fans?
Jo: Keine Frage, natürlich.
Mäx: Wie schon all die Jahre.
Gestartet mit klarer Ansage („Anti Rassismus“) ist das Thema heute immer noch und sogar noch stärker im Fokus der Öffentlichkeit. Wie geht ihr damit um, wenn ihr seht, was in einigen Bundesländern abgeht? Was kann/muss man machen?
Fabi: Es ist wichtig, den Leuten in diesen Bundesländern, die nicht rechts wählen, das Gefühl zu geben, dass sie nicht alleine sind, dass wir da alle zusammen dagegen halten müssen und dass es überall auch geile Leute gibt, die sich gegen Rechts engagieren. Das geht in der ganzen Diskussion ja auch oft total unter und befeuert das dann noch alles. Wie auch auf unserem Album als Song, starten wir eine „Gegenparty, auf der alle geilen Menschen willkommen sind.“ Außerdem ist es weiterhin wichtig mit Fakten zu kommunizieren und nicht auf diese ganzen Internet-Bubbles einzugehen, in denen Leuten nur so Halbwahrheiten verbreiten.
Jo: Im Internet ist ja immer derjenige der King, der noch einen draufsetzen kann und genau hier fängt es an: Mal wieder nüchtern kommunizieren, nicht immer „noch krasser, noch heftiger“. Außerdem ist natürlich klar, dass man in diesen Zeiten ganz klar Stellung beziehen muss.
Bitte beendet folgende Sätze.
Wir kommen zurück, wenn…:
Alle: …“NICHTS IST FÜR IMMER“ 1 Millionen Platten verkauft hat oder die gefährlichste Band der Galaxie gebraucht wird.
„Nichts ist für immer“ landet in den Charts, weil…:
Alle: …uns das völlig egal ist. Das Album ist auch ohne Charts stark. Hauptsache die Leute hören dieses Album und wer Bock hat, uns zu unterstützen, sollte das tun.
Hätten wir uns nicht Killerpilze genannt, würden wir heute vielleicht…:
Alle: …ELEKTROPÄPSTE heißen!
Der nächste Kinofilm von uns…:
Alle: …könnte zum 30-jährigen erscheinen, wenn Fabi Bock hat.
Was bedeuten euch folgende Wörter?
Familie:
Alle: Alles. Familie zuhause. Familie im Tourbus. KPFAMILY.
Freunde:
Alle: Nie ohne unser Team.
Freiheit:
Alle: Haben wir und werden wir uns immer bewahren.
Träume:
Alle: Sollte man immer viele haben.
Himmel:
Alle: Springen wir gerne für Musikvideos runter (Letztes Leben).
Angst:
Alle: Wovor?
Tough Magazine:
Alle: Schön, dass es euch gibt.
Vielen Dank, eine schöne Tour und angenehme Pause – wir sehen uns, oder nicht? Die letzten Worte gehören euch!
Alle: Danke für alle, die unsere Musik hören, uns seit Jahren auf Shows begleiten oder auf der vorerst letzten Tour im Herbst mit einsteigen. Die beste Zeit ist jetzt. Wir sehen uns, denn NICHTS IST FÜR IMMER…
Interview von Florian im September 2019
DIE KILLERPILZE – DIE BESTEN & LETZTEN SHOWS LIVE:
Tickets: Eventim.de/Killerpilze
18.10.2019 Stuttgart – Club Zentral
19.10.2019 Köln – Luxor
25.10.2019 Zwickau – Alter Gasometer
26.10.2019 Berlin – Musik + Frieden
01.11.2019 Paris – O’Sullivans
03.11.2019 Seregno/Mailand – Arci Il Ritorno
07.11.2019 Jena – Kassablanca
08.11.2019 Bremen – Tower
09.11.2019 Hannover – Lux
15.11.2019 Frankfurt – Nachtleben
16.11.2019 Würzburg – B-Hof
21.11.2019 Leipzig – Naumanns
22.11.2019 Hamburg – Markthalle
23.11.2019 Osnabrück – Rosenhof
29.11.2019 Saarbrücken – Garage
30.11.2019 Düsseldorf – Tube
07.12.2019 Wien – B72
21.12.2019 München – Backstage
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