„Mein Stamm“: Eschenbach im Interview

Mit „Mein Stamm“ erscheint das neue Album von Eschenbach. Wir haben uns mit Philip und Felix über die neuen Songs, die Entstehung und viele weitere Themen unterhalten.

Moin. Wo erwischen wir euch gerade?
Philip und Felix: Wir sitzen gerade in meinem Studio in Kreuzberg/Mitte.

Lange hat man nichts von euch gehört, was ist in den letzten vier Jahren (da erschien die EP Divide Et Impera“ passiert?
Philip: Ja, Richy hat die Band verlassen. Wir haben uns friedlich getrennt, da er gern was anderes machen wollte. Dann war da natürlich die Frage mit dem Sänger, die wir dann zum Glück sehr schnell gelöst haben. Denn Komi hatte sich gerade in der Zeit zufällig bei mir gemeldet und wir haben uns getroffen und gleich Nägel mit Köpfen gemacht. Das ist natürlich für ihn, neben der Theater,- und Fernseh-Schauspielerei auch nicht ganz so einfach, da hat er ja auch seine Verpflichtungen. Außerdem wollten wir dann natürlich auch erstmal zusammenwachsen und neue Songs schreiben. Wo soll es hingehen? Wie ist der neue Sound? Und da haben wir erstmal Zeit genommen, damit das auch alles wachsen kann.
Felix: Genau. Und bei der EP „Divide Et Impera“ hat man ja auch schon gehört, dass der Sound in eine andere Richtung geht. Man hört, dass wir da auch experimentieren und auch da haben wir uns Zeit gelassen, um einfach zu sehen, wo die Reise hingeht. Das ist das dritte Album der Band und wir hatten einfach Bock, Sachen auszuprobieren.
Philip: Genau. Und die EP war ja auch die erste Veröffentlichung, die wir in Eigenregie hergestellt haben. Das wollten wir bei dem Album auch machen und haben uns da eben Soundmäßig ordentlich aufgestellt. Und mit einem neuen Sänger ist es ja auch wichtig, erstmal den Sound zu finden. Es soll Eschenbach bleiben, aber es soll auch eine Weiterentwicklung sein. Das ist ein riesen Schritt.

Nochmal kurz zu Komi – da er ja nun schon eine Weile an Bord ist. Wie hat er sich eingelebt?
Philip: Sehr gut, auch wenn wir noch keine Gigs gespielt haben.
Felix: Ja, wir waren viel zusammen unterwegs, uns näher kennengelernt und Songs geschrieben. Dann ändert sich der ganze Work-Flow auch. Man sieht, was die Musik mit Komi macht und auch was Komi mit der Musik macht. Ja mit Komi – es wird eine tolle Platte.
Philip: Komi und Riitchy sind beides sehr herzliche und sensible Menschen, da ähneln sie sich. Aber auf vielen Ebenen sind sie auch sehr unterschiedlich. Komi hat sehr viel Power und Energie. Richy war eher leicht zurückhaltend und softer. Komi ist da etwas anders, mit mehr Energie und da muss man auch erstmal einstellen und vor allem einstimmen. Das ging aber sehr flott, da Komi ein super Entertainer ist und vor Power nur so strotzt.

Jetzt ist mit „Wer bist du“ die erste neue Single erschienen. Der erste Song vom neuen Album – eine Art Neustart?
Felix: Jedes Album ist eine Art Neustart. Man versucht sich immer neu zu erfinden und nicht in alte Schemen zu fallen. Freut euch auf die Platte und lasst euch darauf ein. Es kommen viele neue Sachen, auch musikalisch! Ich kann es kaum erwarten, auch die Songs live zu spielen.
Philip: Ich singe auf der Platte zwei Songs. Eine Nummer ist eben „Wer bist du“, da singe ich die Strophen und Komi die Refrains. Das Lied hat einen Rock-Charakter. Die Platte ist breit gefächert, da gibt es viele tiefe und mächtige Nummern vom Sound her und diese hat eher so den Rock’n’Roll-Charakter, würde ich mal sagen, oder?
Philip: Ja, es ist natürlich noch überall Eschenbach drin. Vom Felix sind zwei Nummer drauf, die wirklich beide sehr geil sind. Er war ja auch schon bei der EP mit dabei, somit sind die Vibes immer noch da. Wir haben uns in den Jahren viele Konzerte angeschaut und vieles auf,- und mitgenommen, aber trotzdem wird der Eschenbach-Sound ja fortgeführt. Das Ganze mit einem neuen Sänger, einer neuen Stimme, einer neuen Energie. Das wird dann der Unterschied sein.

Eschenbach – Wer bist du?

Was steckt hinter dem Song?
Philip: Den Text habe ich geschrieben. Naja, jeder Mensch hat in seinem Leben solche Leute, die einen mit auf eine Reise nehmen. Man weiß aber gar nicht so genau, ob man dabei sein möchte. Es dauert auch manchmal, um das herauszufinden – das ist so der Grundgedanke. In dem Text stecken viele solcher Geschichten – an und für sich eben Sachen, die man mitmachen, es aber eigentlich gar nicht möchte. So habe ich den Text gemeint. Man denkt, dass man was Gutes macht, ohne darüber nachzudenken, andere in ihr Elend zu ziehen. Aber man kann da vieles reininterpretieren…kann man das so sagen?
Felix: Ja absolut und auch das Video ist schön. Das hat schon fast Film-Charakter!
Philip: Das Video haben wir mit Frank Suffert gedreht. Der macht viele tolle Videos, auch Dokusachen. Wir haben das außerhalb von Berlin gemacht, mit vielen Freunden und die Stimmung gibt dieses Video total wieder.

Könnt ihr schon mehr Infos zum Album geben?
Philip: Wir haben 12 Songs auf der Platte. Eigentlich sollten es 10 sein, da wir nur die besten Titel draufhaben wollten. Somit spricht die 12 für sich – wir hatten Probleme bei der Auswahl.
Felix: Ja wir hatten einen großen Pool an Songs zur Auswahl. Es ist alles neues Material, bis auf einen Song…
Philip: Ein alter Song ist dabei – eine Nummer, die ich singe. Die stammt aus der Zeit, bevor wir das Album aufgenommen haben. Der Song heißt „Kraft zu Träumen“, der auf dem Album „Alles in Allem“ drauf ist. Aber der Produzent hat damals den relativ aggressiven Text in einen doch eher ruhigeren Song gepackt. Aber das Original ist jetzt mit einem neuen Text auf dem neuen Album und ich sing den. Ansonsten ist alles neu. Die Nummer musste einfach dazu…
Felix: Ja, das ist auf jeden Fall eine geile Nummer. Das Soundgewand ist auch auf der Platte sehr experimentell und cineastisch. Es sind einige elektronische Klänge dabei.
Philip: Ja, wir haben schon versucht, einige Sachen auszuprobieren – klingen jetzt aber nicht wie eine Techno-Band  Ach und ja, es gibt noch mehr Infos. Die Platte heißt „Mein Stamm“. Die Idee dahinter ist: Ich saß mit Komi auf dem Marktplatz und er sagte mir, wenn er mal ein Album aufnehmen würde, sollte sie „Mein Stamm“ heißen. Dazu sagte er, dass die Esche ja auch einen Stamm hat. Dann folgten Wörter wie Stammtisch oder Stammbaum. Ja, 12 Nummer, alles selber produziert. Manuel hat das ganze Schlagzeug in München aufgenommen, so ging es los. Wir haben gerade die Vorproduktion gemacht. Dann haben wir die ersten drei Songs in einer abgetrennten Session beim Felix im Studio aufgenommen. Und die weiteren Songs haben wir bei mir, in meinem Studio aufgenommen. Also Gesänge, Bass und Gitarren.
Felix: Das war sehr cool, da wir nicht an einer gebuchten Studio-Zeit gebunden waren. Wir konnten machen, was wir wollten. Mit viel Liebe zum Detail.
Philip: Es ist ein bisschen so, als wenn du Leute vom Stammtisch triffst, nur du gehst nicht nach Hause. So konnten wir die Zeit komplett selbst einteilen, da wir ja auch alle Verpflichtungen haben.

Wie kann man sich einen Tag im Studio mit Eschenbach vorstellen?
Philip: Das merkst du ja gerade…gemütlich, gesprächig aber trotzdem wird fleissig gearbeitet.
Felix: Ein Tag mit Eschenbach im Studio ist gesellig, positiv und macht Bock.
Philip: Es klingt jetzt, als würden wir hier nur die Zeit vergeuden. Wir haben es hier sehr gemütlich, also finde ich, aber das Motto ist „schaffe, schaffe“. Die Regie ist sehr Licht durchflutet, da fängt der Tag ja schon mit guter Laune an. Wir haben alles, was wir hier brauchen. Wir hatten eine sehr gute Stimmung bei den Aufnahmen.
Felix: Ja, wir haben total Spaß. Auch, dass wir mit kreativen Menschen zusammenarbeiten können. Und wenn wir Spaß bei der ganzen Sache haben, dann haben die Menschen beim hören der Songs sicherlich auch Spaß. Das Ergebnis ist entscheidend.

Wird es auch live-technisch wieder losgehen?
Felix: Ja, natürlich. Wir sind eine Band und wir werden live spielen. Wo und wann das passieren wird, erfahrt ihr auf den gängigen Kanälen/Portalen/Plattformen. Es sind einige Sachen in der Pipeline!

Eschenbach – Angst

Bitte beendet folgende Sätze!
Eschenbach werden wieder mit Dog Eat Dog spielen, wenn…
Felix: …die Zeit reif ist.
Philip: Wir stehen in einem guten Kontakt mit Roger, dem Gitarristen von Dog Eat Dog. Er hat ja auch eine Zeit lang bei Eschenbach gespielt und ist ein ganz besonders lieber Freund. Abgesehen davon stehe ich auch mit John, Dave und Brandon in Kontakt – also eigentlich mit allen. Und wenn es zeitlich passt, machen wir gerne wieder was zusammen.

Das neue Album kommt in die Top 10, weil…
Philip: Das schöne ist, dass nicht gefragt wird, in welche Top 10 es kommen kann. Vielleicht in die Bastelanleitungen/Hausfrauenzeitschriften/Kochbuch Top 10.
Felix: Gibt es noch Album Top 10 in der Zeit der Streaming-Anbieter?
Philip: Top 10 – ist da nicht alles von Capital Bra zu?

Im nächsten Jahr feiern Eschenbach ein großes 15-jähriges Jubiläum, weil…
Philip: …ich generell gerne Jubiläen feiere. Wobei, 15 Jahre ist für mich jetzt eine Überraschung. Wenn ich mich genau erinnere, ging es ja 2007 mit Ultima Ratio Regis (mit Ben Tewaag als Sänger) los. Davor war es noch eine andere Band und Ben kam zu uns, weil mir unser Sänger nach Amerika abgehauen ist. Nach einigen Jahren, die ins Land zogen, kam dann ja erst 2009 die erste Platte raus. Das sehe ich eher so für Eschenbach als Jubiläum. Zusammengerechnet mit Ultima Ratio Regis kommen wir auf zwölf Jahre, aber als Eschenbach zehn Jahre.

Berlin ist die Metropole der Welt, weil…
Philip: …es gute und viele verschiedene Musikrichtungen gibt. Ich bin ja erst hierhergezogen, Felix und Komi leben schon länger hier. Für mich war es toll, als ich hierhergekommen bin, weil so viele tolle Inputs hat. In jegliche Richtung.
Felix: Ja, Berlin ist ein kreatives Mekka. Und es ist total entspannt, auch hier zu wohnen. Es leben viele Kulturen hier und kommen gemeinsam klar. Es geht nicht darum, dass es eine Feierstadt ist – hier gibt es von allem viel. Konzerte, Clubs…
Philip: Ja, Berlin ist bunt. Ich bin vor einem Jahr hierhergezogen und war zum Beispiel noch nie so oft im Theater wie jetzt in Berlin. Mag am Alter liegen, aber es ist so 

Was bedeuten euch folgende Wörter?
Familie:
Felix: Oh Familie. Königsberger Klopse mit Kartoffeln.
Philip: Mamis leckeres Essen. Wahnsinnige Geduld und unglaublich gute Nerven.
Felix: Realität, auf den Boden der Tatsachen.
Philip: Genau, auf den Boden der Tatsachen zurückkommen. Werte. Wer ist man? Wo geht man hin?
Felix: Familie heisst „Nach Hause kommen“. Aber auch eben die Leute, die man anruft, um abends Essen zu gehen.

Freunde:
Philip: Freunde können auch eine Art von Familie sein.
Felix: Freunde heißt Kater am nächsten Tag. Freund heißt: Wenn mal irgendwas ist – wen rufst du an? Die Freunde. Philip: Mit Freunden geht man einfach durch dick und dünn.
Felix: Ich habs: Freunde machen mit!
Philip: Das ist ein Slogan! Da machen wir ein T-Shirt! Und auch beim Umzug gibt es niemand besseren, als die Freunde.
Felix: Genau, wenn dein Wohnungsumzug am Sonntag früh um 8:00 Uhr startet, dann weißt du, wer deine Freund sind.

Empathie:
Philip: Ganz ganz wichtig. Haben wir ja auch viel in der Band!
Felix: Total wichtig.

Tough Magazine:
Philip: Viele Bands, unter anderem Toxpack – gute Freunde! Professionelles Magazin, die schon lange an unserer Seite sind – sehr geil!
Felix: Schöne bunte Bilder!

Euch gehören die letzten Worte!
Philip: Danke erst einmal. Wir sind sehr froh mit der Platte! Wir werden bald dann auch live spielen. Erscheint zahlreich! Das Album „Mein Stamm“ erscheint Ende April, davor noch zwei Singles. Danke auch an Flo und das Tough Magazine.
Felix: Ja, wir sind sehr froh mit den Songs, die wir erschaffen haben und freuen uns auf alles weitere!

Interview von Florian im März 2019

Dieser Artikel wurde am: 19. März 2019 veröffentlicht.

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