Die Hamburger Punkrock-Band Kamikaze Klan hat ihr Debütalbum im April 2018 veröffentlicht. Wir haben uns mit den Musikern über die Gründung, die Songs und weitere interessante Themen unterhalten.
Moin. Wo erwischen wir euch gerade?
George: Morgens um halb zehn in Hamburg…..die Frisur sitzt!
Helge: Beim ersten Kaffee.
Eike: Beim Bier in Georges Villa.
Lehmann: Komm grade aus’m Kindergarten.
Michi: Couch
Bitte stellt euch den Lesern des Tough Magazines vor.
George: Ich singe.
Helge: Gitarre
Eike: Ich versuche Gitarre zu spielen und unterstütze George mit meinem Goldkehlchen.
Lehmann: Schlagzeug
Michi: Ich spiele Bass und hier und da mal zwischendurch ein bisschen Backgroundgesang
Ihr habt euch im Jahr 2015 gegründet – wie kam es zustande?
George: Eigentlich hatte ich Bock mal wieder zu trommeln und angefangen mir Leute für eine Band zu suchen. Von diesem absoluten Ursprungs-Klan mit dem wir auch damals für 2 Songs in
einem überteuerten Studio waren, sind heute nur noch Helge und ich übrig. Nach einigen Umbesetzungen bin ich dann doch wieder am Mikro gelandet.
Helge: War einfach am Ende, nach so manch schrägen Erlebnissen, logisch, den Sänger wieder singen zu lassen.
Eike: Ich hab nach meiner letzten Band lange gar nix mehr gemacht. George und ich sind uns dann zu später Stunde mal übern Weg gerannt. Paar Wochen später fragte er ob ich Bock hab in seiner Combo zu spielen. Das George am Schlagzeug falsch war, war schnell klar, hat aber bisschen gedauert, bis er das geschnallt hat. Dann kam Lehmann das Tier und seitdem wird aus allen Rohren geballert.
Michi: Bin erst Ende letzten Jahres dazugekommen. Eike, mit dem ich früher bei Eight Balls spielte, fragte mich ob ich nicht Bock hätte. Natürlich hatte ich!
Wie ist der Bandname Kamikaze Klan entstanden?
George: Zu viel Bier?
Helge: Es gab noch andere Ideen. Die waren aber nicht bescheuert genug.
Eike: Eine der nutzlosesten Interview-Fragen, die ich nicht beantworten werde.
Im April 2018 ist euer Debütalbum erschienen. Wie kann man sich die Zeiten im Studio vorstellen?
George: Mittags ankommen, durch die Hose atmen und angreifen!!! Unser Kumpel Kirill hat ganze Arbeit geleistet und wir sind ihm zu ewigem Dank verpflichtet. Dramatisch war das wir uns gleich zu Anfang der Aufnahmen von unserem „Ur“-Bassisten Lars verabschieden mussten. Unüberbrückbare Differenzen. Das hat der ganzen Vorfreude natürlich einen ordentlichen Dämpfer verpasst, den Michi aber zum Glück gut abgefangen hat. Er und Eike haben ja früher schon zusammen bei den Eight Balls gespielt, ich kannte ihn nur vom Tresen und fand ihn immer super. So menschlich, nä? Da wir alle so unsere Jobs haben, konnten wir auch nicht an einem Stück aufnehmen und so zog sich das ganz schön hin. Ich glaube ich kann für die Band sprechen wenn ich sage: „Das war spitze!“
Eike: Da wir das Ding komplett in unserem 16 qm Proberaum eingekloppt haben, kann man von Studio eigentlich nicht reden. Das gute daran war, dass wir keinen Zeitdruck hatten, da Kirill n
guter Kumpel ist und genauso gerne wie wir trinkt war das alles ziemlich entspannt. Hat zwar alles bisschen gedauert aber das lag in erster Linie an besagten Wechseln innerhalb der Band und
an unserem unkontrolliertem Trinkverhalten.
Lehmann: Als der Plan Form angenommen hat, habe ich gleich meinen Kumpel Kirill für die Aufnahme vorgeschlagen. Mit dem habe ich schon vorher in einer Band gespielt und er hat diese Aufnahme-Geschichte einfach drauf. Und so eine Aufnahme darf man sich ja nun nicht so übertrieben vorstellen. Nix Studio, alles ganz gediegen im Proberaum eingetrümmert. Dank der digitalen Technik ist heute ja fast alles möglich… Das ist auch der Grund, warum wir uns so viel Zeit gelassen haben – also Fluch und Segen zugleich. Man neigt halt zur Faulheit…
Kommen wir zum Schreiben der Texte – habt ihr alles rausgehauen, was euch zur Zeit ankotzt?
George: Zuerst muss ich mal sagen das das für mich als Sänger/Texter meine Premiere im schreiben deutscher Texte war. Spannend und ich bereue es kein Stück! Deutsche Texte waren in den letzten 25 Jahren für mich das uncoolste was man sich überhaupt vorstellen kann! Aber das erhöht auch brutal den Anspruch bei mir. Ist ne Herausforderung die ich gerne annehme und wo ich noch Luft nach oben sehe. Wie man hört sind das auch echt nicht so die klassischen antikapitalistischen, steinewerfenden fickt-euch-alle-Texte. Kommt vielleicht noch. Wir, bzw. Helge ist im Nachhinein aufgefallen das es auf dem Album echt viel um Tod & Rauschgift geht. Ups. Ich bin auch schon wieder an neuen Texten dran und die werden, situationsbedingt, auch nicht gerade Ballermannstimmung verbreiten. Durch jahrelange Imagepflege gehen mir die Sauflieder natürlich locker von der Hand aber fuck, ich muss auch mal erwachsen werden. Ich denke die Mischung machts. Mein persönliches Ziel: geile Songs in beschissenen Zeiten.
Helge: Nee, auf keinen Fall. Das ist erst der Anfang. Es gibt so viele Dinge die uns nach wie vor tierisch ankotzen und die gesagt werden wollen wie zB. Das wiedererstarken des Faschismus in
Europa, das protegieren von Nazis in Deutschland durch die ach so tolle bürgerliche Mitte. Entsolidarisierung , Sozialabbau, miese Kultur und Massenverblödung , Ausbeutung, Kriege, Allmachtsfantasien der Bullen usw.usf. Musst ja nur mal Zeitung lesen oder Nachrichten gucken. Ist schon schwer das auszuhalten ohne miese Laune zu kriegen.
Eike: Ich denke auch da geht noch ne Menge mehr. George findet sich da so langsam rein. Ich finde auch, dass es auf Deutsch immer ein bisschen schwieriger, wird, da die Gefahr zu pathetisch
oder Deutschrock mäßig zu werden ziemlich groß ist. Ein verdammter Drahtseilakt.
Ein Konzert von Kamikaze Klan – laut und feuchtfröhlich oder entspannt und gesittet? Was können die Fans erwarten?
George: Voll auf die Omme!
Helge: Laut, schnell und bei Zeiten ein bisschen unanständig.
Eike: Digger, schon wieder so ne Frage…
Lehmann: Wir versuchen uns zu zügeln.
Michi: Laut, feuchtfröhlich und entspannt.
Wenn ihr heute eine Sache in diesem Land verändern könntet – welche wäre das?
George: Das Hamburg WIRKLICH ein Tor zur Welt wird.
Helge: Ich würd Bullen, Multis, Bonzen, Lobbyisten und andere Arschlöcher entmachten.
Eike: Ich glaub das würde hier den Rahmen sprengen.
Lehmann: Ignoranz + Arroganz. Beides nimmt in erschreckendem Maß zu. Wäre also schön, wenn das nicht so wäre.
Michi: Bedingungsloses Grundeinkommen.
Was wäre, wenn…
…es Superkräfte geben würde?
George: Ich nehm ne bunte Mischung.
Helge: Kommt drauf an wer die Superkraft besitzt. Spontan denk ich „Hilfe bloß nicht“. Bisschen albern die Frage.
Eike: Son Gogo Gajetti Ding.
Lehmann: Eiserner Magen.
Michi: Fliegen fänd ich cool
…ihr 1000 Euro in eurem Briefkasten finden würdet?
George: Komm lass Disko machen!!!
Helge: Ausgeben.
Michi: Wär schnell nix mehr von übrig.
Lehmann: Natürlich auf der Stelle zum Fundbüro bringen :)
…ihr plötzlich von den Toten Hosen als Vorband angefragt werdet?
George: Geht in Ordnung.
Helge: Fänd´s interessant die Jungs mal kennenzulernen.
Eike: Würd ich mitnehmen.
Lehmann: Jupp geht in Ordnung.
Michi: Warum nicht auch mal mit ner Schlagerband spielen.
…die Schallplatte nie erfunden worden wäre?
George: Keine schöne Vorstellung.
Helge: Wahrscheinlich gäbs was anderes.
Eike: Sehe ich so wie Helge.
Michi: Dann gebe es etwas anderes.
Lehmann: Wir würden immer noch Klangwalzen verwenden.
…der Bandname bereits vergeben gewesen wäre?
George: Ach, da gibt’s ein paar Honks in England glaube ich und andere komische Gangs…egal.
Helge: Hätten wir ´n anderen Namen…
Eike: Isser bestimmt, und nu?
Michi: Ist er das Nicht?
Was bedeuten euch folgende Worte:
-Freiheit:
George: Sehr viel.
Helge: Ein Muss
Eike: Sehr auslegbarer Begriff, im ganzen ziemlich utopisch.
Lehmann: Total Wichtig und für uns immer noch zu selbstverständlich.
Michi: Alles machen zu können, wozu ich Lust habe.
-Familie
George: Man gibt sich Mühe
Helge: Kein Muss
Eike: Wichtig
Lehmann: Rückzugsort wenn’s mal so richtig Kracht. Und Kinder gibt’s nicht.
-Kamikaze
George: Mein Lifestyle
Helge: Passiert
Eike: Ziehs durch
Lehmann: Wir
-DIY
George: Unterstützenswert
Helge: Macht Spaß
Eike: Immer noch sehr oft, aber weniger als früher
Lehmann: Na Selbstverständlich
-Fischmarkt
George: Mann man machen. Sollte ich mal wieder.
Helge: Gar nix, Touriquatsch
Eike: Joa war ich nicht oft
Lehmann: Überbewertet finde ich
Michi: Zu früh
-Schrottplatz
George: Meine Wohnung
Eike: Viel Schrott gibt’s da
Lehmann: Mein Zimmer
Michi: Ich brauch nen Rückspiegel
-Tough Magazine
George: War mir bisher nicht bekannt, freue mich aber immer neue Fanzines kennenzulernen da die ja auch eher aussterben als neu entstehen. Danke das wir hier mal unseren Senf dazugeben durften und vielleicht sehen wir uns mal bei einem unserer Konzerte.
Helge: Ich würd sagen, wir sagen Bescheid, wenn wir auf eurer Ecke spielen.
Eike: Danke fürs zuhören, mir geht’s echt besser jetzt.
Lehmann: Ihr coolen Typen ihr :)
Vielen Dank. Die letzten Worte gehören natürlich euch!
George: Am 8.12.2018 feiern wir offiziell zusammen mit „The Guv`nors“ (DK) und „Typhoon Motor Dudes“ (Kiel) unsere Album-Release-Party im goldenen Salon des Hafenklang, Große Elbstraße 84, 22767 Hamburg. Ansonsten gibt’s uns auch im Fratzenbuch: facebook.com/kamikazeklan
Helge: Ich geh wieder ins Bett.
Interview von Florian im September 2018
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