Jenny Woo startet mit ihrem Oi!-Projekt zur Zeit richtig durch! Mit „My Revenge“ hat die Musikern zudem ein neues Album veröffentlicht. Tough Magazine sprach mit Jenny über ihre aktuellen Pläne, ihr Album und die anstehende Tour!
Hey Jenny, alles gut bei dir? Bitte stell dich kurz den Lesern des Tough Magazines vor!
Jenny: Hallo Flo! Ja, hier ist alles gut, danke! Mein Name ist Jenny Woo, ich bin ein kanasischen Mädchen und lebe jetzt in Russland. Ich startete mein Akkustik-Oi!-Projekt im Jahr 2008, weil ich dachte, dass akkustische Musik ein Herz und eine Seele hat und das könnte der Skinhead-Szene beitragen. Ich habe bereits ein einige Alben bei Randale Records veröffentlicht und hatte auch schon das Vergnügen, mit einigen Freunden und Musikern gemeinsam aufzunehmen. Schön, dich kennenzulernen und danke, dass du dir Zeit für dieses Interview nimmst!
Dein neues Album heisst „My Revenge“. Warum ist es deine Rache?
Jenny: Ich denke, dass jedes Album, welches eine Person oder eine Band schreibt, eine Geschichte über ein Kapitel des jeweiligen Lebens erzählt. Ich schrieb den Song „My Revenge“, nachdem ich einige sehr harte Kritiken bekommen habe, dazu kamen viele hasserfüllte Kommentare und Handlungen derer Menschen, die meine Musik nicht mögen. Ich habe diese Kommentare wirklich verinnerlicht und ich war kurz davor, mit der Musik aufzuhören. Aber anstatt es in mich reinzufressen, habe ich den Hass zur Motivierung genutzt. Ich wollte ein Album veröffentlichen, welches doppelt so gut ist, wie das erste – es soll authentisch sein. Also beschlossen wir, das Album „My Revenge“ zu nennen. Man kann den Menschen, die dich verletzen wollten, am Ende nur damit bestrafen, weiterzumachen – und genau das mache ich auch! Der beste Weg, Rache zu nehmen, ist Erfolg zu haben und trotz der Menschen seinen Traum zu leben. Also haben wir einen großen Teil unserer Energie, Gedanken und Herzen in dieses Album gesteckt.
Bitte gib uns einen kleinen Einblick in die Lieder!
Jenny: Eine Hälfte des Albums besteht aus Voll-Band-Liedern, die ich mit meiner Band in Russland aufgenommen habe; die andere Hälfte besteht aus akustsichen Songs, welche ich in Moskau und in Ottawa, Kandada, aufgenommen habe. Jeder Songs vom Album erzählt eine Geschichte darüber, wie ich lebe oder denke, während des kreativen Prozesses des Albums. Nichts ist perfekt und ich kann immer noch Dinge aufzählen, die ich in jedem Song ändern würde. Aber ich mag jeden Titel, weil sie mich daran erinnern, wie ich mich gefühlt habe, während ich sie geschrieben habe. Also es ist weit weg vom dem perfekten Album, aber ich denke, es enthält eine menge Spirit!
Mein Lieblings-Song auf dem Album ist „Fire Inside“; er startet akustisch und entwickelt sich dann zu einem Voll-Band-Song, ungefähr in der Mitte des Liedes. Ich mag den Song, denn er demonstriert genau das, was ich will; den Mix aus akustischen und elektrischen Liedern. Ausserdem zeigt es, dass beides sehr energievoll sein kann. Der Song handelt über eine Leidenschaft im Leben, so wie ein Feuer, welches in einem brennt. Man kann es mit dem Licht des Lebens oder der Energie, die das Haus warm hält, vergleichen. Aber es kann auch so heiss sein, dass es etwas zerstört oder verbrennt. Es hat also positives und negatives Potenzial. Ich habe versucht, auf beides einzugehen; man kann mit viel Leidenschaft auch einiges verbrennen. Für mich persönlich ist das Lied über meine Leidenschaft für die Musik und für die Skinhead-Szene – zwei Leidenschaften, die mein Leben gestalten und am Leben erhalten! Allerdings kann der Song die Rolle der Leidenschaft im Allgemeinen übernehmen.
Ein weiterer Song, der mir sehr am Herzen liegt, ist „One More Step“. Ich schrieb diesen Song für einen guten Freund, der immer an meiner Seite stand, in meinen dunkelsten Momenten. Er hat immer an mich geglaubt und mich gepusht, wenn ich nicht die Kraft dazu hatte. Für mich ist das wahre Freundschaft – eine Person, die dir etwas gibt, wenn du nichts hast und die an dich glaubt, ohne Fragen zu stellen oder etwas dafür zu bekommen. Ich wollte diesen Song schreibem um meine Dankbarkeit damit auszudrücken. Ich danke dieser Person unendlich, dass sie mir die Kraft gab, meine Träume zu verwirklichen. Ich habe lediglich 30 Minuten für den Song gebraucht, denn das Gefühl der Dankbarkeit war so echt, dass der Text nur so aus mir heraussprudelte. Ich denke auch, die Musik schafft die richtige Atmosphäre für die Message: „Gib mir die Kraft weiter zu machen, gib mir den Glauben, wenn alle meine Hoffnung ist weg / Gib mir Kraft, wenn nichts mehr übrig ist, gib mir den Mut, einen weiteren Schritt zu tun.“
Jenny Woo – I Refused To Be A Victim
Auf dem Album befinden sich, wie du schon erwähnt hast, sieben akustische und sieben elektrische Songs. Was magst du lieber – auch weil du durch die akustischen Songs bekannt geworden bist?
Jenny: Ich kann wirklich sagen, dass ich beides sehr gerne mag. Akustische Songs haben etwas mehr Intimität, vielleicht weil man hier nur mit der Gitarre und seiner Stimme perfomed. Darum sind die akustischen Lieder auch persönlicher und erzählen Geschichten, die mir am Herzen liegen. Aber mit der Band zu spielen, ist auch großartig – ich liebe die Energie, die wir haben, wenn wir zusammen sind. Zudem kann ich meine Aggressionen sehr gut loswerden – ich mag die Intensität, die Lautstärke und die Geschwindigkeit. Ich bin sehr zufrieden, dass wir eine Hälfte akustisch und eine elektrisch gemacht haben – es erlaubt uns, mit zwei verschiedenen Medien zu arbeiten und somit pushen wir die Musik noch mehr.
Im September spielst du einige Konzerte in Indonesien. Wie kommt es dazu?
Jenny: Ich werde in wenigen Wochen nach Indonesien aufbrechen und ich bin sehr gespannt darauf! Ich wurde von einigen Promotern aus Indonesien angesprochen, da sie gerne eine kleine Tour auf die Beine stellen wollten. Durch meine Kontakte habe ich erfahren, dass es sehr viele Skinheads und Punks in Indonesien gibt, somit wollte ich mir gerne auch mal mein eigenes Bild machen. Von dem was ich von der Live-Show von Last Resort und den Auftritten von The Oppressed in Jakarta sah, war ich fasziniert, so ein Enthusiasmus habe ich noch nie erlebt. Also sparte ich Geld, um das umzusetzen. Ich finde es großartig, dass die Skinhead-Szene so ein globales Phenomen ist und das wir alle miteinander verknüpft sind, egal welche Nationalität oder Religion man ist/hat. Ich freue mich darauf, neue Freunde kennenzulernen, neue Bands zu sehen und das Abenteuer zu erleben!
Du hast schon an der verschiedensten Orten dieser Welt gespielt. Bist du noch nervös vor deinen Auftritten?
Jenny: Ich bin immer nervös vor einer Show. Da ist immer ein Teil in mir, der glaubt, dass es nicht gut genug ist oder sich Sorgen macht, dass es die Leute nicht mögen, oder denkt, dass meine Stimme versagt. Ich denke, es ist gut, wenn man nervös ist – so weiss man, dass man nicht abgestumpft ist. Ausserdem kann man die nervöse Energie dazu nutzen, dem guten Auftritt noch das gewisse Extra zu verpassen. Das bedeutet, ich versuche immer, etwas vorzutäuschen, bevor ich mein Ding durchziehe. Ich denke, das Geheimnis einer guten Selbstdarstellung ist, nie nervös zu wirken oder einen Fehler zu machen, wenn man auf der Bühne ist – und natürlich Spaß haben!
Was bedeutet das Wort Skinhead für dich?
Jenny: Für mich hat es eine höhere Bedeutung als nur die Musik oder die Kleidung. Wenn ich die wichtigsten Aspekte des Skinhead-Kultes beschreiben müsste, wären das die Loyalität, der Stolz und die Gemeinschaft. Die Dinge haben mich in die Szene gebracht und sie gaben mir meine Meinung zum Leben. Durch die Gemeinschaft haben sich die dicksten Freundschaften in meinem Leben entwickelt. Ich habe gelernt, meine Fehler zu akzeptieren und stolz auf meine Stärken zu sein. Ich habe gelernt, mich selbst und diejenigen, die es verdienen, mit Respekt zu behandeln. Zudem zeigte mir die Gemeinschaft den Weg zu einem besseren und erfüllteren Leben. Es gibt viele Menschen, die sind ein paar Jahre Skinheads und lassen es dann bleiben – ich verurteile diese Menschen nicht, jeder hat seine Gründe. Doch am Ende eines Tages, wenn man sich diese Werte verinnerlicht und sie mit sich trägt und dieses Leben wirklich lebt – ich denke, dann ist es unmöglich, irgendwann kein Skinhead mehr zu sein!
Was sind deine Pläne für die Zukunft?
Jenny: Ich habe viele Träume und Ideen, aber in naher Zukunft möchte ich meine Band nach Brasilien bringen und eine Tour durch Süd-Amerika starten. Dann würde ein Traum in Erfüllung gehen, denn wir sind sehr daran interessiert, die Welt kennenzulernen. Ich denke, wir müssen viel Geld sparen, damit wir alles möglich machen können. Ausserdem arbeite ich gerade an einer Split mit Klasse Kriminale, an einem Duett mit Arthur Kitchener und an einigen anderen Projekten mit meinen schwedischen Freunden. Ich hoffe, ich werde ein weiteres Album veröffentlichen, wenn die Zeit reif ist. Und natürlich hoffe ich, dass ich weiterhin Musik machen werde und einfach das durchziehe, was mir Spaß macht.
Vielen Dank für das tolle Interview, die letzten Worte gehören dir!
Jenny: Vielen Dank auch nochmal an euch, für das tolle Interview. Es ist mir eine große Ehre, die Fragen zu beantworten und ich wünsche euch alles Gute mit dem Magazin. Ich hatte wirklich so viele wundervolle Abenteuer mit diesem Musikprojekt und ich kann mich nur bedanken, für die ganze Unterstützung. Also dankeschön und bleibt am Ball – weil das Beste erst noch kommt!
Interview vom Florian Puschke im August 2013
Jenny Woo: Die Musikerin im ausführlichen Interview
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