„Durak“: Drei Meter Feldweg im Interview

Glücksspieler? Von wegen! Eher glückliche Spieler. Schließlich haben Drei Meter Feldweg mit „Durak“ ein Album in den Startlöchern, dass nicht nur die Band, sondern sicher auch deren Fans als auch alle Liebhaber:innen deutschsprachiger Punk, Rock, Ska-Musik glücklich machen wird. Ein klasse Album, das gespielt werden will. Am besten laut. Und am Besten auch zur Begleitung einer „Durak“-Runde, denn schließlich gibt es in der Box eben jedes Kartenspiel on Top dazu. Wir haben uns sehr gefreut, dass sich die Jungs für einige Fragen die Zeit genommen haben. Seid gespannt auf die Antworten.

Hey ihr Lieben, schön, dass ihr euch die Zeit nimmt, Wobei erwischen wir euch gerade?
DMF: Hallo Tough Magazine! Wir sitzen gerade im Tourbus auf der A7 und fahren nach Porta Westfalica zum Festivalkult Umsonst und Draußen.

Nach „Gewinner“ ist vor „Durak“. Wir durften das Album schon hören und haben die Lautstärkeregler der Anlage getestet. Danke für dieses Album. Wie schwer war es für euch, nach dem starken „Gewinner“ mit dem Songwriting weiterzumachen?
DMF: Wir hatten coronabedingt ja leider mehr Zeit, als uns lieb war. Gewinner konnten wir kaum live präsentieren und daher hat sich die Schreibphase mehr oder weniger direkt an die letzte Veröffentlichung angeschlossen. Man könnte meinen, dass einem ohne großartigen Input auch etwas die Ideen ausgehen, aber das hat trotzdem alles ganz gut geklappt.

Was war gleich, was war anders als beim Vorgänger?
DMF: Wir haben mit GEWINNER die Messlatte für uns selber relativ hoch gesetzt, sodass wir jetzt vieles anders machen wollten und mussten, um auch eine Entwicklung zu haben. Deswegen haben wir nicht im gewohnten Umfeld und über mehrere Monate und meist abends aufgenommen, wie es bisher immer der Fall war, sondern in Berlin bei Flo Nowak. Dort haben wir uns drei Wochen am Stück eingeschlossen und den ganzen Tag über an den Songs gearbeitet. Flo war auch unser Wunsch-Produzent, da wir viele seiner anderen Produktionen, wie Itchy, Alex Mofa Gang oder Montreal kennen und lieben. Alles in allem kann man sagen: Die Besetzung ist gleichgeblieben, die grundsätzliche Art der Songentstehung auch, aber ab Recording war alles anders.

„Durak“ ist auch ein seltsamer Name. Der Name eines Kartenspiels. Wie kamt ihr auf diesen Albumtitel?
DMF: Als die ersten Schnelltests aufkamen und wir uns zum ersten Mal seit vielen Monaten wieder mit der kompletten Band treffen konnten, haben wir eine Art Bandwochenende gemacht, bei dem wir uns auch zum ersten Mal die Demos vorgespielt haben und die ersten konkreten Pläne für das Album gemacht wurden. Abends nach getaner Arbeit schlug dann einer von uns vor, DURAK zu spielen. Das Spiel hat sich dann relativ schnell zu einer Dauerbeschäftigung in allen Festival- und Club-Backstages des letzten Jahres entwickelt. Im Studio hat DURAK uns dann ebenfalls weiterbegleitet. So war es nur konsequent, das Album auch so zu nennen, da DURAK uns wirklich durch die komplette Entstehungsphase des Albums begleitet hat. Jetzt gibt es DURAK sogar als Drei Meter Feldweg-Kartenspiel in unserer schnieken Fanbox.

Der Krieg in der Ukraine hat sicher eure Planungen etwas durcheinandergeworfen. Gab es die Idee, den Albumtitel zu ändern?
DMF: Natürlich haben wir drüber nachgedacht, wie gut der Titel in diesem Zusammenhang ist, aber sind dann relativ schnell zu dem Schluss gekommen, dass wir den Namen behalten. Denn zum einen gibt es das Kartenspiel schon viel länger als Arschlöcher wie Putin und zum anderen kann uns sollte man nicht alles russische verteufeln, nur weil die Regierung durchdreht. Außerdem heißt DURAK übersetzt Trottel oder Dummkopf, was wir jetzt einfach Mal als Meinung gegenüber gewissen Personen stehen lassen.

Kommen wir zu den Songs. Mit „Lagebericht“ kann man gerne mal loslegen. Welches ist der Hintergrund zu dieser Nummer?
DMF: Es war uns wichtig, ein klares Statement für uns selbst zu setzen. So gesehen ist es einer der ehrlichsten und wichtigsten Songs auf dem Album und in unserer gesamten Diskographie.

Und wie lautet euer Lagebericht derzeit zur Musik-Szene. Festivals sagen ab, Shows fallen aus. Was ist der Lagebericht im Drei Meter Feldweg – Kosmos?
DMF: Wir haben das große Glück, dass aktuell die meisten Festivals wieder wie gewohnt stattfinden und wir viel live unterwegs sind. Auch für den Herbst steht eine große Tour zum Album an und wir sind optimistisch, dass diese auch wie geplant stattfinden kann. Auf der anderen Seite leidet die ganze Branche nach wie vor schwer unter den Folgen der Pandemie. Wir mussten zum Beispiel eine ausverkaufte Show (die letzte von der GEWINNER-TOUR) erst mehrfach verlegen und dann ganz absagen, weil nacheinander die halbe Band vom Virus befallen war und dann irgendwann keine Termine mehr passten. Wir sehen kleine Festivals, die unter fehlenden Besuchern leiden, kein Personal mehr bekommen und deren Kosten massiv explodieren. Das Publikum kauft seine Tickets nicht mehr im Vorverkauf, weil sie Angst haben, dass die Konzerte kurzfristig abgesagt werden müssen, was eine langfristige Planung unmöglich macht. Unsere Shows im Herbst könnten auch noch deutlich mehr Ticketkäufe vertragen, auch wenn wir noch etwas Zeit haben.

Machen wir mit den Songs weiter. „Unten am Strand“ als Single mit einem sehr lustigen Video. Was hat euch zu dieser Nummer bewegt?
DMF: Also der Song sagt ja schon gleich in seinen ersten Zeilen aus, warum er auf dem Album ist. Er ist quasi „das obligatorische Ding“, wir wollen ja den geneigten Hörer nicht völlig von der DMF-typischen Party-Alkohol-Spaßthematik entwöhnen. Und da wir selber große Fans von ironischen Musikvideos mit Tanzeinlagen sind, war klar, dass wir sowas auch verwursten müssen.

Das Stück „Eine Lovestory“ gehört zu meinen Favoriten. Etwas weg vom Punk aber ganz stark. Wer oder was war Auslöser zu diesem Stück?
DMF: Wir haben festgestellt, dass die bisherigen Anti-Nazi-Lieder auf der Welt noch nicht dazu geführt haben, dass die Idioten verschwunden sind. Daher musste nochmal ein solcher Song her. Aber Lieder, in denen einfach gesagt wird: „Nazis sind doof“, gibt es dann doch irgendwie zu Genüge und das war uns zu platt. Daher haben wir uns überlegt, wie denn Menschen plötzlich in den Sumpf solcher braunen Scheiße geraten können, teilweise auch bürgerliche und verhältnismäßig normale Leute, die plötzlich abdriften und anfangen, die AfD und noch schlimmere Bewegungen zu unterstützen. Die konkrete Geschichte ist zwar mehr oder weniger erfunden, könnte sich aber so oder so ähnlich auf jeden Fall zugetragen haben.

Wir haben hier viele Nummern, die einen bewegen (spätestens auf der Tanzfläche). „Gib niemals auf“ gehört sicher dazu. Welche Bedeutung hat diese Nummer?
DMF: Ein Mutmacher für die Pandemie, aber auch für viele andere Lebenssituationen. Vermutlich haben viele Menschen schon Erfahrungen gemacht, in denen sie Motivation gebrauchen können und auf die dieser Song gut passt. Deswegen ist er auch ganz am Anfang auf dem Album. Wir befinden uns immer noch in den Ausläufern der Pandemie und wollen sagen: Bitte gebt nicht, auf, es wird wieder besser.

Ihr könnt aber auch anders. „Kaufen, kaufen, Kaufen“ zum Beispiel schließt das Album mal anders als gewöhnlich. Was würdet ihr euren Käufern empfehlen, sich neben der Box zu kaufen, um einen super Abend zu verbringen?
DMF: Selbstverständlich unsere Drehorgeln! Unser eigenes Bier, das wir im letzten Jahr entwickelt haben. „Gib niemals auf“ ist der Mutmacher und die Drehorgel ist der Muntermacher. Ansonsten gerne Tickets für unsere Tour.

Wir haben jetzt einige Stücke besprochen. Welches sind eure Favoriten?
DMF: Da haben wir bandintern schon echt viel diskutiert. Jeder findet irgendwie etwas Anderes am besten. Insgesamt sind wir sehr stolz auf das Gesamtwerk und sind uns sehr sicher, hier das bisher beste Album unserer Bandgeschichte abgeliefert zu haben. Je nach Gefühlslage wechselt die Lieblingssongs auch hin und her.

Mit welchen drei Worten würdet ihr das Album beschreiben?
DMF: Kaufen Kaufen Kaufen.

Und welche drei Worte passen überhaupt nicht?
DMF: Jazz, Massachusetts, Skat.

Nach dem Album ist…? Auf was dürfen wir uns freuen?
DMF: … vor der Tour, mit grande finale beim Currywurstkonzert in Hamburg! Wir vermessen ganz Deutschland und freuen uns wahnsinnig, die neuen Songs endlich live vorzustellen zu können! Für das nächste Jahr wird der Reisepass dann noch um andere Städte erweitert, da sind wir bereits in der Planung.

Was bedeuten euch die folgenden Begriffe:
Gewinner
DMF: Beste Platte bis DURAK.

Durak
DMF: Bestes Album aller Zeiten.

Ruhrpott
DMF: Fast schon unsere zweite Bandheimat.

Dackelton
DMF: Richtig gutes Zeug! Liebe für Bianca! In den letzten Jahren sammelt das Label neben uns einige wahnsinnig gute Bands ein und ist zu einem Aushängeschild für deutschen Punkrock geworden. Wir sind unfassbar glücklich, im Rudel gelandet zu sein und können nur Danke sagen, dass Bianca und ihre Crew sich den Arsch für uns so dermaßen aufreißen.

Vorbilder
DMF: … sind wir keine guten. Wenn wir jetzt unsere eigenen sagen sollen, sind es vermutlich die oft zitierten Ärzte und Hosen, auch wenn die dieses Mal auf dem Album etwas durch den Kakao gezogen werden.

Randale in der Badewanne
DMF: Jugend forscht. Gott sei Dank mittlerweile restlos ausverkauft.

Randale auf der Tanzfläche
DMF: Auf unseren Konzerten immer gern gesehen. Nur bitte nicht verletzen.

Tough Magazine
DMF: Langjährige Freunde des Hauses. Vielen Dank, dass ihr uns so wohlwollend und schon seit vielen Jahren begleitet und uns eine Plattform bietet, unsere Musik und unsere Ideen zu verbreiten.

Wir bedanken uns bei euch für die Zeit, die ihr euch genommen habt? Natürlich gehören die letzten Worte euch. Also los :)…
DMF: Dann nutzen wir doch den Platz für Werbung, sowohl eigennützig als auch für die ganze Musikbranche! Kauft unsere schöne DURAK-Fanbox und streamt fleißig das Album, das am 26.08. erscheint. Helft uns bei der Planung, indem ihr die Tickets für unsere Konzerte schon im Vorverkauf kauft. Kommt vorbei und lasst uns gemeinsam eine gute Zeit haben, das ein oder andere Kaltgetränk trinken und zusammen die neuen Lieder singen. Und dann geht auch unbedingt auf andere Konzerte und Festivals, unterstützt die Band aus eurer Ecke und helft den Leuten, wieder auf die Beine zu kommen. Und bleibt gesund! 😊

Das war es schon. Ein Interview über Musik und Spiele. Mit Jungs, die wissen, wie man (auf)spielt. Durak überzeugt ebenso wie die Band. Also ab zum Platten-Dealer. Oder zu Dackelton. Wuff – wir haben gesprochen. Viel Spaß mit dieser Scheibe. Wir haben ihn.

Interview von Thorsten im August 2022

Dieser Artikel wurde am: 27. August 2022 veröffentlicht.

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