Das neue Album „Immortalized“ von Disturbed steht in den Startlöchern und erscheint am 21.08.2015. Wir haben uns ausführlich mit dem Gitarristen Dan Donegan über die neue Scheibe unterhalten!
Hallo Dan, wo erwischen wir dich gerade?
Dan: Hey! Wir sind gerade in Berlin auf Presse-Tour!
2010 gab es Gerüchte, dass ihr die Band Disturbed auflösen wollt. Am Ende war es dann lediglich eine Pause – kam sie zur richtigen Zeit?
Dan: Wir wollten uns nie auflösen oder dergleichen. Wir traten lediglich einen Schritt zurück und das aus einem Grund – wir funktionieren nicht wie eine Maschine. Wir verstanden uns in der Zeit immer gut, es gab keine Probleme. So konnten wir den Fans auch mal eine Pause zum atmen geben. Es war uns wichtig, dass wir mit demselben Feuer und der gleichen Energie zurückkommen; und, dass wir auch was zu sagen haben! Wir waren vier Jahre nicht da, das haben wir natürlich vermisst und somit geht es jetzt wieder nach vorne!
Also sind das eure Argumente, dass ihr das Feuer wieder spürt und ihr viel zu sagen habt!
Dan: Ja genau. Man kann es auch mit einer Hochzeit vergleichen, wenn die Aufregung nicht mehr so da ist, wie am Anfang. Dann entfernt man sich voneinander, merkt aber dann, dass man es sehr vermisst. Die Chemie passte immer bei uns, die Magie war jetzt wieder da und wir hatten so viele kreative Ideen – es ist alles richtig gut so!
Euer neues Album „Immortalized“ erscheint am 21.08.2015 – was sind die Unterschiede zum Vorgänger „Asylum“?
Dan: Nunja, wir hatten ja die Möglichkeit, uns weiter zu entwickeln und zu wachsen – dazu kommt dann die Lebenserfahrung. Wir wollen zeigen, dass wir das nächste Kapitel aufschlagen werden. Wir haben das erste Mal außerhalb von Chicago gearbeitet, mit einem Produzenten, der auch nicht aus Chicago kommt, Kevin Churko. Die Zeit war auf unserer Seite, wir hatte ja überhaupt keinen Druck. Somit konnten wir uns ganz in Ruhe die Sachen aussuchen, die uns wichtig waren und so arbeiteten wir mit Menschen zusammen, die verstehen, was wir wollen. Wir haben viel gelernt und haben die Zeit mit Kevin Churko sehr genossen und wir fühlten uns so, als hätten wir ein weiteres Bandmitglied im Studio. Seine Meinungen und Ideen waren sehr wertvoll für uns.
Somit war die Zeit im Studio für euch zu jeder Zeit hervorragend?
Dan: Ja genau. Ich meine, wir hatten ja keinen Druck oder ähnliches. Ob das neue Album nun zwei Monate oder zwei Jahre in Arbeit ist – hauptsache es kommt genau das raus, was wir wollen.
Disturbed – The Vengeful One
Gib uns bitte einen kleinen Blick in die Songs.
Dan: Es ist ein sehr gemischtes Album und handelt in den meisten Fällen von Themen, die aus dem Leben gerissen sind. Es gibt kein vorrangiges Thema, sondern es gibt viele Dinge, um die es geht. Beim Titeltrack „Immortalized“ geht es zum Beispiel um die Frage, auf was man wartet – ein klassischer Fightsong! Dann gibt es wieder Songs, die persönlicher sind, wie zum Beispiel „You’re Mine“. Dort geht es darum, dass man die Person findet, die einen komplettiert. Der Titel „Save Our Last Goodbye“ ist für mich sehr persönlich; ein guter Freund von mir ist an Krebs gestorben. Es war sehr emotional, ihn über zehn Monate lang sterben zu sehen. Ich war natürlich traurig, aber ich war auch sauer! Er war ein junger Mann, der Anfang 40 war, drei Kinder hatte und eine tolle Beziehung geführt hat. So etwas ärgert mich total; nicht, dass er am Krebs gestorben ist, sondern dass er so aus dem wundervollen Leben gerissen wurde. Viele Menschen können sich sicherlich mit dem Thema identifizieren! Er war ein großartigen Mensch, Vater und Ehemann; lebte das einfach Leben, arbeitete ganz normal, war für seine Familie da und alles war okay! Und dann wird er so plötzlich von allen weg gerissen…
Dann gibt es einen Song, der heißt „Fire It Up“; der handelt eigentlich davon, high zu werden, egal ob privat oder in der Politik. Ich weiß wohl, wenn David in der Vergangenheit eine Schreibblockade hatte, rauchte er manchmal was und nahm eine lange Dusche – somit öffneten sich vielleicht weitere Etagen im Kopf und es kamen neue Themen zum Vorschein. Das ist dann eher unsere lustige Art und Weise!
Dann gibt es den Song, der gleichzeitig unsere erste Single ist, „The Vengeful One“. Er handelt davon, dass der Engel Gabriel bzw. die Hand Gottes vom Himmel herunterschaut und sorgenvoll sieht, wie unsere Gehirne von den Medien gewaschen werden oder wie wir nur noch wie Roboter funktionieren. Bei „Never Wrong“ geht es darum, dass man in einer Beziehung mit einem Partner steckt, mit dem man eigentlich nicht viel gemeinsam hat und mit dem man oft streitet. Man hält es eigentlich länger aus, als man eigentlich möchte oder sollte. Es wird gehofft, dass man Dinge in der Beziehung reparieren kann, aber jeder hat seinen eigenen Kopf.
Dann haben wir eine Coverversion zum Song „The Sound Of Silence“ von Simon & Garfunkel aufgenommen. Es war eine große Herausvorderung, aber am Ende der Aufnahme können wir sagen, dass wir sehr experimentierfreudig sind. Es ist schwierig, so einen großen Song in unser Gewand zu verwandeln. Wir wollten dabei nicht den typischen Disturbed-Sound spielen, sonder wir wollen es richtig bombastisch mit dem Schlagzeug machen. Ein Song, den die Fans so noch nicht von uns gehört haben. Auch David konnte seine Stimme wärmer singen und so glänzt er richtig und gibt dem Song genau das, was er verdient.
Was bedeutet euch der Albumtitel und warum habt ihr euch für ihn entschieden?
Dan: Es war nicht so sofort nach den ersten drei Akkorden klar, wo es hingehen wird. Aber der Song ist eine wahre Hymne auf dem Album; ein starker, aggressiver Track. Ich denke, er gibt den Leuten Kraft und Power. Wir standen schon immer für die Energie, die man braucht, um jeden Sturm zu bezwingen oder jede Hürde im Leben nimmt und meistert. Der Track soll einem positive Energie geben. Wir machen seit 16 Jahren professionell Musik und haben uns in der Zeit eine loyale und treue Fangemeinde erspielt und zusammen mit den Fans schreiben wir Musikgeschichte. Es ist auch nicht immer leicht in einer Band zu spielen und damit klar zu kommen, dass einem die Fans überall zu den Konzerten folgen. Gerade sie sorgen ja dafür, dass wir so erfolgreich sein können. Somit geben wir ihnen die Power und Hoffnung zurück…
Die letzten vier Alben „Believe“, „Ten Thousand Fists“, „Indestructible“ und „Asylum“ standen auf Platz 1 in den US-Charts. Wollt ihr den Weg so konsequent weitergehen?
Dan: Es wäre natürlich großartig, aber es ist nicht der Grund, warum wir Musik machen. Es ist einfach schön zu sehen, wie die Fans die Musik annehmen. Die ganze Rock,- und Metalszene macht somit klar, dass sie nicht den Trends folgen, sondern einen eigenen Lifestyle verkörpern und leben. Es ist natürlich schön, dass wir vier Mal nacheinander auf dem ersten Platz standen und ebenso toll wäre es, wenn es ein fünftes Mal passiert. Wir liefern unser bestes Material ab und die Fans werden es loyal bewerten und damit umgehen – sie stehen hinter uns. Für die Chartplatzierungen sind einzig und allein die Fans verantwortlich.
Ihr habt bereits ein Video zum Song „The Vengeful One“ veröffentlich. Wie ist das Feedback bisher?
Dan: Es ist großartig! Wir hatten glaube ich 3 Millionen Klicks in zwei oder drei Wochen. Das Ding war, dass wir nur unserem engesten Freundes,- und Familienkreis erzählt haben, dass wir ein neues Album aufnehmen und ein Video drehen. Somit war es eher eine Überraschung für die Fans und die haben es sehr positiv aufgenommen und sind begeistert, so wie wir es bisher sehen können!
Seid ihr schon aufgeregt, die neuen Song live zu spielen?
Dan: Oh ja, ganz bestimmt! Wir haben die Aufnahmen Ende Januar abgeschlossen und somit hatten wir ein fertiges Album, konnten die Songs aber nicht live spielen. Es ist zwar auch aufregend, die alten Songs zu spielen, weil wir die ja auch lange nicht gespielt haben. Aber es ist eine neue Herausvorderung und sehr aufregend, ja!
Wird es eine Tour geben und auch Konzerte in Deutschland?
Dan: Es ist noch nichts fertig geplant, aber wir sind mitten im Prozess mit dem Manager und dem Booking-Agent. Wir hoffen natürlich, dass wir auch wieder hier rüber kommen; der deutsche Markt ist großartig für uns. Bisher kamen wir mit jedem Album nach Deutschland, also werden wir es auch mit dem neuen Werk so machen, da bin ich mir sicher!
Vielen Dank für das Interview, die letzten Worte gehören natürlich dir!
Dan: Danke! Es ist spannend, wieder da zu sein – danke auch für das lange Warten auf neues Material von uns! Ich hoffe, ihr mögt das neue Album so wie wir es tun und wir können es nicht erwarten, wieder auf der Bühne zu stehen! Wir sind bereit!
Interview von Florian Puschke im Juli 2015
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