DER OLE im Interview zu seinem dritten und vierten Solo-Album

Wir hatten vor drei Jahren bereits die Vermutung, dass der Ole mit seinem Album „Durch die Zeit“ einige Türen öffnen wird. Kurz vor seinem Nachfolgewerk fühlen wir uns bestätigt. Das Album landete in fast allen deutschen Charts, bekam den Deutschen Rock und Pop Preis für das beste deutschsprachige Album des Jahres. Nebenbei veranstaltete der Musiker 2022 in Weeze die Deutsche Kartpunk- Meisterschaft, 2023 in Ochtendung die Deutsche RundlaufPunk- Meisterschaft und fährt in diesem Jahr bereits zum wiederholten Male mit der berüchtigten Reisegruppe OiRopa 48 Stunden über den Kontinent.

Am 04.08.2023 erscheint mit „Wir müssen leben“ das neue Album. In der Box befinden sich noch die weiteren Alben „Heimathafen“ und „Eine Nacht im Gästezimmer“. Der Ole war fleissig. Grund genug, mal wieder in Meerbusch anzuklopfen.

Seid gespannt auf die Antworten aus dem Kaffeeplausch.

Tough Magazine: Hey Ole, nach „Durch die Zeit“ war es keinesfalls ruhig in deinem Kosmos. Wie hast du die letzten drei Jahre erlebt?

Der Ole: Sehr intensiv. Ich habe viel Raum und Zeit genutzt, um Dinge zu machen, auf welche ich einfach Lust hatte. Die meisten Aktionen waren für mich total schön oder lustig oder auch beides. Aber ich werde ab September einige Gänge zurückschalten. Ich muss die Kräfte einteilen, damit ich in der Zukunft noch einiges gut machen kann. Es wird demnach auch wieder ein wenig ruhiger im Kosmos werden.

Tough Magazine: Wir haben es oben erwähnt. Kartpunk, Rundlaufpunk, Oiropa. Es gibt Menschen, die nennen dich den „Stefan Raab des Punkrock“. Wie stehst du zu dem Begriff?

Der Ole: Ich kann damit gut leben, weil ich weiß, was damit gemeint ist.

Tough Magazine: Ärgert es dich, dass du trotz solcher Aktionen, Charterfolge oder Musikpreise keine Rolle auf größeren Festivals spielst?

Der Ole: Nein, ich kann das einordnen und habe unabhängig davon auch nur bedingten Einfluss darauf. Das wird schon alles seine Gründe haben. Es gibt mir dennoch gut.

Tough Magazine: Zu deinem neuen Album „Wir müssen leben“: Du veröffentlichst am 4.August gleich 34 Lieder. Fällt es dir leicht Lieder zu schreiben?

Der Ole: Es ist stark abhängig von meiner Stimmung und Tagesform. Wenn mir jemand sagt, dass ich jetzt ein Lied schreiben muss, fällt mir nichts ein. In so einer Situation könnte ich wochenlang vor leeren Blättern sitzen. So ging es mir zum Beispiel bei der letzten Massendefekt- Platte, bei der ich mit dabei war. Ich habe das Schreiben als Krampf empfunden. Wenn ich keinen Druck habe, kann ich gefühlt pausenlos liefern. Dann läuft es. Wir hatten trotz der Vielzahl der Lieder dennoch eine gute Auswahl. Nicht jedes Lied hat es auf eine Platte geschafft.

Tough Magazine: Das letzte Mal hatten wir uns über Streaming unterhalten. Und das Thema wird ja immer intensiver. Auch YouTube geht etwas den Bach runter. Nur noch Spotify etc. Aber du kommst mit einer Mega Box. Hast du keineAngst vor der Veröffentlichung? 

Der Ole: Nein. Aber ich beobachte aufmerksam die Entwicklung. Spotify und ähnliche Streamingdienste sind mir nicht sympathisch. Man kann dort meine Musik hören, aber ich nutze es nicht für mich. Ich habe unverändert gerne eine CD in der Hand. Die YouTube- Entwicklung finde ich wahnsinnig schade. Ich schaue mir abends auf der Couch gerne die Videos der anderen an. Wenn die Zahlen dort aber weiterhin nach unten fallen, wird es auch immer weniger Videos geben. Für diese Entwicklung fehlt mir halt auch das Verständnis.

Tough Magazine: In deiner neuen Box sind gleich drei Alben. Was können wir hier erwarten? Wäre USE YOU OLEUSION I bis III angebracht?

Der Ole: Es sind drei Alben, die sehr unterschiedlich sind. WIR MÜSSEN LEBEN ist laut und geht gut nach vorne. HEIMATHAFEN ist hingegen eine ruhige Platte. EINE NACHT IM GÄSTEZIMMER besteht aus Liedern, beiwelchen ich in der Vergangenheit jeweils bei anderenmitgesungen habe. Zwei alte Massendefekt- Nummern sindzum Beispiel mit dabei.

Tough Magazine: Natürlich können wir hier jetzt nicht alle Songs besprechen. Aber zu einigen wenigen müssen wir schon was sagen. Politisch bist du ja schon auf allen Platten gewesen. Dieses Mal auch. „Dobermann“, „Fäuste hoch“,aber auch „Vom Clown“ beinhaltet klare Statements. 

Der Ole: Tja, wir leben in einem Land, welches sich zunehmend in eine Richtung entwickelt, die mir nicht gefällt. Fast jeder fünfte Mensch hat z.B. keine Hemmungen mehr eine rechte Partei zu wählen. Und Dinge, die mir nicht gefallen, aber natürlich auch Dinge, die mir gefallen, lassen sich gut in Liedern verarbeiten.

Tough Magazine: Neben dem politischen bist du ja auch immer für einen Spaß zu haben. Auch im musikalischen. Dieses Mal sticht „Die Bitch der Industrie“, aber auch „Mainstream Baby“ heraus. Was hat es mit den Songs auf sich?

Der Ole: Das sind so Zuckungen, die ich manchmal habe. Die Lieder mussten einfach mal raus. Wobei ich bei „Die Bitch der Industrie“ lange überlegt hatte, ob ich es wirklich veröffentlichen soll.

Tough Magazine: Da die neue Platte „Wir müssen leben“ ja wieder ordentlich Dampf hat. Welche Songs sind für dich die wichtigsten?

Der Ole: Für mich ist das Lied „Selbst ist der Mensch“ das wichtigste Lied auf der Platte. Ich mag es am liebsten. Kann mir allerdings auch gut vorstellen, dass es vielleicht insgesamt nicht der Super-Favorit aller sein wird. Eine Single wird es auch nicht werden. Aber das ist die Musik, die meinem Ich wahrscheinlich am nächsten kommt.

Tough Magazine: Auf der „Heimathafen“ hast du ein besonderes songtechnisches Highlight. Gerade für Fans von Legenden. Unter anderem auch Ottfried Fischer, Matthias Steiner, Helmut Zerlett, Norbert Dickel, Frank Ordenewitz, Sean Dundee. Erzähl gerne etwas zum Legendenchor, der dich sogar ins „11 Freunde“ gebracht hat.

Der Ole: Auf der letzten Platte waren es ja mehr als hundert Musikerinnen und Musiker, die mitgemacht hatten. Eine Wiederholung hätte mich gelangweilt. Und wenn ich dann in Ruhe überlege, welche Menschen mir darüber hinaus noch wichtig sind, dann sind es u.a. die Menschen, die du aufgezählt hast. Für mich ist Fußball deutlich wichtiger als Musik. Dass die alle mitgemacht haben, ist für mich persönlich total besonders und wertvoll.

Tough Magazine: Der Song, auf dem diese Legenden versammelt sind, heißt „Keine Zeit mehr“ und ist von Gundermann. Gerade in der Spotify- Zeit gehen solche Songs und solche KünstlerInnen immer mehr unter. Auch ein Grund für dich, „Keine Zeit mehr“ in dieser starken Version zu veröffentlichen.

Der Ole: Nein, ich versuche mir über Spotify und so keine Gedanken zu machen. Für mich geht es darum, dass ich am Ende meiner Tage zurückblicken und zufrieden sein kann.

Tough Magazine:Du beschäftigst dich auch mit Erkrankungen wie Depressionen (im Song „Mein Meer ist tief“). Wie schreibst du solche Texte?

Der Ole: Naja, die Inhalte leben in mir. Es sind die Geschichten meines Lebens. Ich hatte vor vielen Jahren einmal aufgehört Musik zu machen, weil meine Stimmungen all dies nicht mehr mittragen konnten. Ich versuche jetzt alles etwas achtsamer zu gestalten. Aber ich denke grundsätzlich, dass vor Depressionen kein Mensch wirklich geschützt ist.

Tough Magazine:Heimathafen“ ist sicher persönlicher. Welche Songshebst du hervor?

Der Ole: Auf dem ruhigen Album sind „Lebenslied“ und „Die Copacabana ist in Berlin“ Lieder, die ich hervorheben würde. Aber wenn du mich das morgen fragen würdest, würde ich wahrscheinlich zwei anderen Lieder nennen. Es wechselt.

Tough Magazine: Beim letzten Album waren die Fanboxen am ersten Wochenende bei den großen Händlern ausverkauft. Auch diese Box ist limitiert und es sind (nach deinerAussage) schon einige weg. Wird es eine zweite Auflagegeben?

Der Ole: Nein, eine zweite Auflage wird es nicht geben.

Tough Magazine: Was kommt nach dem Album? Auf was dürfen wir uns freuen?

Der Ole: Es wird noch ein paar Konzerte geben. Danach werde ich wie gesagt ein bisschen runterfahren. Ich denke auch nicht, dass es in den nächsten Jahren nochmal eine weitere Platte geben wird.

Tough Magazine: Was bedeuten dir die folgenden Begriffe?

Dein Heimathafen: Mein Heimathafen ist Meerbusch.

CD´s im Auto: Aktuell höre ich Tocotronic im Auto.

Oiropa: Die Reisegruppe OiRopa ist der Urlaub für Assis. Mag ich!

Punkrock-Idole: Habe ich nicht. Der größte Punkrocker, den ich kenne, ist sowieso Frank Ordenewitz.

Stefan Raab: Ich mag es nicht, wenn Menschen sich auf Kosten anderer Menschen lustig machen.

Panini Sammelbilder: Kultig.

Sportzeitschriften: Erleichtern den Toilettengang.

Tough Magazine: Liebe ich natürlich.

 

Tough Magazine: Vielen Dank für das Interview. Die letzten Worte gehören dir! 

Der Ole: Bestelle dem Florian Puschke die allerliebsten Grüße. Ein fettes Danke an euch.

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Dieser Artikel wurde am: 9. Juni 2023 veröffentlicht.

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