DER BUTTERWEGGE lässt die „Butterbande“ von der Leine. Endlich. Nach den ersten Videoauskopplungen waren die Erwartungen hoch und DER BUTTERWEGGE hat sie alle erfüllt. Die Butterbande ist ein vielseitiges und vor allem ein über die volle Distanz rockende Album mit starken Texten und guten Melodien. Für uns ein Grund mal bei dem Butterwegge anzuklopfen und ein paar Fragen zu stellen. Seid gespannt auf die Antworten.
Hey! Wie geht es dir? Schön, dass du dir die Zeit fürs Interview nimmst. Wobei erwischen wir dich gerade?
Der Butterwegge: Ahoi, um ehrlich zu sein, hänge ich gerade auf der Couch rum und freue mich, von Euch zu hören.
Mit der „Butterbande“ haust du uns bereits das vierte Album um die Ohren. Sicher anders als die Male davor, denn Corona hat einiges aus der Bahn geworfen. Wie geht es dir denn in der derzeitigen Corona-Zeit?
Der Butterwegge: Naja, für die meisten Musiker und Crew Leute ist das wohl die beschissenste Zeit, an die man sich zurück erinnern kann. Ich selber hab so ein bisschen das Glück, dass ich immer noch ein paar Solo Gigs in kleineren Kreisen spielen kann. Ansonsten nutzt man die Zeit um bei der family sein zu können und zu schreiben. Ich bin im Moment viel im Studio.
Was war für dich beim Texten aber auch bei der Album Produktion anders als die Male davor?
Der Butterwegge: Es war von Anfang an klar, dass das Album punkiger werden sollte und ich an ein paar Themen ran wollte, die ich bisher zwar im Kopf, aber noch nicht zu Papier gebracht hatte. Ich war erstmalig in den Redroom Record Studios beim Heiko Dürr und habe mir seine Erfahrung zu eigen gemacht und mir seine Art zu produzieren angeguckt. Wir waren sofort auf einer Wellenlänge. Sowohl am Glas als auch in der Umsetzung meiner Ideen. Wir kannten uns schon aus dem Betontod Nightliner. Heiko ist der Mischer von Betontod und ich war ja ein paar Mal mit auf Tour. Es war schon fast erschreckend, wie einig wir uns in nahezu allen Fällen waren. Speziell im Hinblick auf das Thema Depressionen, welches wir in „Wers fühlt, der weiß es“ bearbeitet haben, habe ich gemerkt, wie gut er mich versteht.
Das vierte Album. Schon die letzten deiner Alben (u.a. „Super optimiert“ von 2020 wurden gelobt. Für dich Ansporn oder Druck?
Der Butterwegge: Ey, ganz ehrlich. Für mich ist das alles sowieso total abgefahren. Ich hab vor 6 Jahren angefangen Musik zu schreiben und seitdem geht’s ab. Am meisten freue ich mich darüber, dass sich so viele Leute in meinen Texten wiederfinden. Ich empfinde aber null Druck und mein Ansporn ist einfach, dass das alles total Bock macht. Ich bin niemand böse, wenn die mich, oder meine Mucke scheiße finden. Ich find auch manches scheiße. Am Ende ist es immer die Art und Weise, wie man miteinander umgeht. Insgesamt macht das alles einfach nur Bock!
Auch die ersten Rezensionen werden bald kommen. Was bedeuten dir Rückmeldungen von Presse, Freunde, Fans?
Der Butterwegge: Klar lese ich lieber positive Kritiken…ist ja logo, aber am Ende sitzt da ein Mensch, der was über meine Musik schreibt. Nicht mehr und nicht weniger. Solange ich happy damit bin, was ich auf die Leute loslasse und die Leute bei den Konzerten Spaß haben, ist alles joot!
Welche Rückmeldungen sind die persönlich die wichtigsten?
Der Butterwegge: Naja, allen voran meine Frau natürlich. Sie ist die ehrlichste Person, die ich kenne. Darauf kann ich mich verlassen. Sie ist allerdings sehr kritisch, das ist aber gut. Mir ist aber auch sehr wichtig, dass die Band, die ja komplett neu formiert ist, Bock auf die Songs habe, die ich schreibe. Bisher knallt es aber richtig geil im Proberaum. Die Leute da draußen dürfen sich auf ne extrem hungrige, diverse Band freuen. Wir haben jetzt mit Dani und Theresa 2 Mädels an Bord, die es richtig krachen lassen können.
Kommen wir zu den Songs. Die ersten Titel haben schon viel Vorfreude auf das Album gemacht. Woher kommt der Titel „Butterbande“? Wer sind deine persönlichen „Anführer“ der Butterbande?
Der Butterwegge: Die Butterbande sind alle Leute, die andere Leute so akzeptieren, wie sie sind. Da gibt es keine Anführer. Der Titel kommt tatsächlich daher, dass ich die Leute, die auf unseren Konzerte abfeiern irgendwie intern schon immer „Butterbande“ genannt habe. Da kann jede*r mitmachen.
Auch die Single mit Männi bewegt. Ein Lied über Depressionen. Was bewegt dich zu dem Text?
Der Butterwegge: Ich bin selbst Betroffener und plage mich seit 2001 mal mehr, mal weniger hauptsächlich mit Panikattacken rum. Depressionen hatte ich glücklicherweise nur in der Anfangsphase der Krankheit. Depressionen sind der Teufel. Aus vielerlei Gründen. Ich hatte das Thema immer auf dem Schirm, hab es aber erst jetzt so umsetzen können, dass es sich richtig angefühlt hat. Mir geht es seit ein paar Jahren insgesamt gut, aber ich kenne allerhand Menschen, bei denen das NOCH nicht so ist. Es gibt Wege da raus und wir müssen als Gesellschaft endlich anfangen offen darüber zu sprechen. Ich fand es wichtig, den Leuten da draußen zu zeigen, dass auch ein 1,90 Kerl mit 120 Kilo, der immer große Fresse hat, ganz klein sein kann und dass das keine Schande ist.
Wie siehst du die Krankheit Depression in der heutigen Gesellschaft?
Der Butterwegge: Na, wie bereits gesagt, wird das Thema bei weitem nicht transparent und ausreichend oft behandelt. Das Problem ist, dass es nichts Messbares gibt, keine Blutwerte, Ausschlag, Röntgenbilder oder sowas und dass Leute, die es zwar gut meinen, einfach super oft das Falsche sagen, oder tun. Wenn man breiter über das Thema informieren würde, gäbe es vielleicht nicht so viele Missverständnisse. Eins ist klar, niemand, auch kein Therapeut wird jemals nachvollziehen können, wie sich eine psychische Krankheit anfühlt, wenn man es noch nicht selbst erlebt hat. Man löst sich quasi von der realen Welt ab und schafft es dann oft nicht, oder nicht ausreichend sich wieder damit zu connecten. Keine Worte, die ich kenne können erklären, was dann mit einem los ist. Ich halte es für unmöglich, das jemandem zu vermitteln. Ich glaube daher total an Begegnungen mit Betroffenen. Mir hat es sehr viel gegeben, verstanden zu werden. Ich habe glücklicherweise das Beste Umfeld, welches man sich wünschen kann. Das hilft extrem. Ohne Medikamente und eine gute Begleitung durch einen Psychologen, oder zumindest Neurologen ist es sicher super schwer, damit klar zu kommen.
„Ohne die Hosen“: Ein Lied irgendwie über die Toten Hosen und irgendwie auch nicht. Denn tatsächlich sind wir Punkliebhaber doch alle irgendwie Alt-Punks. Wie waren die Reaktionen auf den Song? Gab es schon einen Anruf von Campino 😊?
Der Butterwegge: Ob Du es glaubst, oder nicht, habe ich aus Campinos Umfeld tatsächlich ne WhatsApp-Nachricht bekommen, dass die Nummer ihm gefällt. Das freut mich natürlich, wobei die Intention des Songs eigentlich keine Lobhymne auf die Hosen war. Dieses ständige Gemecker über die Hosen gehörte für mich aber absolut dazu in der Beschreibung des Lebens als „AltPunk“. Ich finde die Hosen immer noch geil. Scheiß auf die Jägermeister Kacke.
Doch nicht nur die Singles überzeugen. Das „Punkrock Liebeslied“ zum Beispiel wird auch einschlagen. Welche Geschichte verbirgt dieser Song?
Der Butterwegge: Ich bin scheiße im Liebeslieder schreiben, aber meine Frau hatte eins verdient. Das ist alles.
„Wir werden mehr“ hat einen wichtigen Text. Aus welchem Anlass ist der Song entstanden?
Der Butterwegge: Man hört immer wieder, dass so zu wenige Menschen sich für „die gute Sache“ engagieren. Ich finde, dass es über die ganzen Jahre echt immer mehr geworden sind. Diese Leute rennen aber nicht mit Fackeln, schreiend durch die Straßen und führen den für mich eigentlich positiv besetzten „Wir sind das Volk“ Gedanken ad absurdum. Deswegen kriegt man vielleicht weniger davon mit. Der Song sollte das positiv rüberbringen, deshalb ist das ne Feiernummer geworden.
„Tanzende Punks“ ist einfach eine starke Party-Nummer. Live sicher eine Granate. Was erwartest du von diesem Stück, sobald die Konzerte wieder starten?
Der Butterwegge: Na, dass es Spaß macht. Das ist das einzige, worum es bei dem Song geht. Die Leute und wir sollen zusammen ne gute Zeit haben und es gibt kaum geilere Dynamiken als tanzende Punks bei live Konzerten. Das feier ich total…
„Ungerechtes Paradies“ macht nachdenklich. Wie wichtig sind für dich solche Stücke?
Der Butterwegge: Total wichtig. Ich glaube man muss feiern dürfen, aber man muss auch hinsehen. Es kotzt mich an, wie gleichgültig große Teile der westlichen Bevölkerungen mit dem Leid ärmerer Länder umgehen. Tatsächlich bis hin zu körperlichem Schmerz. Das Bild von Alan Kurdi wird für immer in meinem Gedächtnis bleiben. Ich habe mir seinen Namen in die Haut tattoowieren lassen, weil ich mich ihm irgendwie verbunden fühle. Es gibt Leute, die darauf scheißen, oder sogar darauf feiern, dass Menschen, dass Kinder etrinken. Denen möchte ich einfach nur aufs Maul hauen.
Wir haben einige Songs genannt. Welches sind deine persönlichen Favoriten auf dem Album?
Der Butterwegge: Natürlich mag ich alle Songs und ich bin froh, dass wir 14 Stücke auf Album gepackt haben. Wenn ich einen hervorheben soll, dann ist es „Wann ist gut“. Das war der erste Song, den Heiko und ich im Beisein vom Rico, meinem Tourmanager, aufgenommen haben und da gings so dermaßen ab im Studio, dass ich wusste, hier bin ich richtig. Außerdem ist der Song inhaltlich für mich extrem wichtig.
Nach dem Album ist… Du planst sicher einige Konzerte zu spielen. Auf was dürfen wir uns freuen?
Der Butterwegge: Na, im Märze war ja die deutschlandweite Release Tour geplant. Davon fanden die meisten Konzerte glücklicherweise auch statt. Wir werden auch im Sommer sehr aktiv sein und allerhand schöne Festivals spielen. Was im Herbst passiert, steht noch in den Sternen.
Kommen wir zum Schluss des IVs zu einigen Begriffen? Was bedeuten dir die folgenden Begriffe?
Super Optimiert Vs Butterbande
Der Butterwegge: Immer noch beim gleichen Label Weird Sounds. Jedes Album steht für sich, die kann ich nicht wirklich vergleichen.
KünstlerInnen des Jahres 2021
Der Butterwegge: Guido Conrad, David Lagerweij und Heiko Dürr. Die Jungs haben federführend das Album eingespielt und zwar extrem geil.
Menschen des Jahre 2021
Der Butterwegge: Meine Kinder, meine Frau, mein Bruder und meine Eltern.
Vollgas
Der Butterwegge: Live ja, im Auto auf keinen Fall.
Punkrock anno 2022
Der Butterwegge: Immer noch nicht dead, bisschen weniger Punkrock Polizei wär nett, muss aber auch nicht, macht watta wollt.
Der Butterwegge live
Der Butterwegge: Wird mit der neuen Band sicher anders, sehr spannend für mich. Ich hab Bock ohne Ende.
Tough Magazine
Der Butterwegge: Eine Info und Unterhaltungsquelle, die ich sehr gern und immer wieder nutze…aso und wirklich sehr nette Menschen!
Wir bedanken uns für das Interview. Die letzten Worte gehören natürlich dir.
Der Butterwegge: Ich kann es kaum erwarten mit der neu formierten Band durch die Nation zu tigern. Vielen Dank für das wirklich nette Interview. Bleibt alle gesund!
Wir bedanken uns bei dem Butterwegge für die Zeit und die Antworten. Mit der Butterbande im Gepäck wird es bald wieder auf die Bühnen gehen. Wir freuen uns darauf und werde sicher bei dem ein oder anderen Konzert im Publikum sein. Ja klar, die Texte haben wir dann drauf. Bis dann.
Interview von Thorsten im Februar 2022
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