„Dennis“: Baßgold im Interview

Mit „Dennis“ ist das neue Album von Baßgold erschienen. Wir haben uns mit Kilian (K) und Oli (O) über die Songs und viele weitere Themen unterhalten.

Hey ihr lieben von Baßgold. Schön, dass du/ihr euch Zeit fürs Tough Magazine nimmst/nehmt. Wobei erwischen wir dich/euch gerade?
K: Wir nehmen uns gerne für jemanden Zeit, der es tatsächlich fertig gebracht hat, sich Zeit für uns nehmen! Der Oli war übers Wochenende in Berlin auf Hipster-Schau, und ich sitze gerade studiumsbedingt vor einer sehr gelungenen Dokumentarreihe über österreichische Popkultur. Die nun enttäuschten Leser möchte ich wissen lassen: Ich trinke dabei ein Hansa Export (0,5l Glasflasche). Und Oli hat vermutlich auch das ein oder andere alkoholhaltige Erfrischungsgetränk konsumiert.

Für Leute, die euch noch nicht kennen. Beschreibt eure Band in drei Stichwörtern und erklärt, warum ihr genau diese Stichwörter genommen habt.
K: Bevor ich jetzt mit etwas pseudo-lustigem wie „Saufen – Pöbeln – Anarchie“ antworte, zähle ich für meinen Teil an dieser Stelle einfach Mal drei Bands auf, die ich in letzter Zeit besonders gerne und häufig höre. Anhand dessen sollte man erkennen können, in welche Richtung das Ganze bereits geht und gehen wird. Es handelt sich um Love A, Detlef und Clowns. Wir sind so depressiv wie Love A, so progressiv wie Detlef und gleichzeitig so druckvoll wie die Clowns, die ja neulich zum ersten Mal beim hoch geschätzten Label Fat Wreck Chords veröffentlicht haben. Verdient, wie ich finde! Und was Love A angeht: Die Jungs waren sich nicht zu schade, einmal in die Gefilde der Rap-Musik einzutauchen und haben zusammen mit der Antilopen Gang den Song Die, Die, Die ´rausgehauen. Dieser Track könnte für sich genommen als nahezu perfekte Vermittlung dienen, wie es musikalisch zur Zeit bei Baßgold läuft!

Euer Bandname Baßgold klingt durchaus etwas Aufmerksamkeit erregend. Wie kam es zu dem Bandnamen und was versteckt sich hinter Baßgold?
K: Es ist leider keine grandiose Geschichte, mit besonderem Wow-Effekt, aber gut! Da Rapper ja immer ihr Bling-Bling brauchen, hatte sich Oli einst das Gesangsmikrophon Neewer nw-700 zugelegt. Das Ding ist technisch gesehen zwar totale scheiße, aber hey: Es kommt in einer komplett goldenen Lackierung. Wenn das mal kein Kaufgrund ist! Jedenfalls habe ich damals für unser erstes Demo von 2018 die Bass-Box unter Anderem durch dieses Mikrophon abgenommen (Das Andere war ein SM58). Nun hatte ich in meinem Aufnahmeprogramm die beiden Bassspuren entsprechend benannt: „Bass 58“ und „Bass Gold“. Und beim Hantieren und Abmischen las´ ich immer wieder diese Spurnamen, sodass sich „Bass Gold“ irgendwann in mein Hirn eingebrannt hatte und ich quasi einen Ohrwurm davon hatte. Der Bandname war geboren! Das „ß“ soll einfach nur bewirken, dass das Wort an sich, etwas schöner aussieht. Ausserdem klingt das Ganze jetzt wie ein Rentner-Gesundheitstrunk aus den 1950er Jahren. Ausserdem hat man „Bass“ früher durchaus mit scharfem „S“ geschrieben. Ausserdem schreiben wir als große Rancid-Fans, durchaus auch schnelle und komplizierte Basslines für unsere Songs. Echtes Baßgold eben!
O: Da kann man nichts mehr hinzufügen, allerdings war der Kaufgrund nur zu 70 Prozent das Gold. Die restliche Überzeugungsarbeit haben die letzten 40€ (welche das edle Gerät gekostet hat), die noch auf meinem Konto waren, geleistet!

Beim Hören eurer Songs musste ich hier und da an Swiss und die Andern denken. Wie würdet ihr selbst eure Kompositionen mit einer Mischung aus Rap und Punk beschreiben wollen?
K: Das ist auf jeden Fall ein treffender Vergleich. Ich selber muss zugeben, dass ich mich mit Swiss & Die Andern, Antilopen Gang, Waving The Guns und Konsorten erst beschäftigt habe, nachdem Oli und ich uns musikalisch zusammen getan hatten. Ich habe früher lediglich ein bisschen K.I.Z gehört und ganz früher dann auch ´mal Eminem. Will sagen: Ich bin eigentlich so gar nicht im Rap-Game drinnen. Ich kann weder Beats machen, noch mit Bestimmtheit sagen was einen qualitativen HipHop- oder Rap-Beat ausmacht. Was ich meine zu können, ist Punkrock. Und als ich dann ein eigenes Bandprojekt (dieses hier) auf die Beine stellen wollte, habe ich beschlossen mit jedem musikalischen Background zusammen zu arbeiten, der genau so viel Bock darauf hat, und natürlich ein gewisses Minimum an Talent mitbringt. Oli und ich waren damals noch Arbeitskollegen und der Junge spielt zwar kein Instrument (ausser Triangel und Kazoo), aber er kann und wollte rappen. Also gut – her damit! Daraus wurde das Projekt für´s Erste zur Crossover-Geschichte zwischen Punk und Rap. Ersteres ist quasi von mir mitgebracht und Zweiteres von Oli.
O: Swiss und die Andern unterscheiden sich dadurch, dass der Rap sehr in den Mittelpunkt gesetzt wird und die Parts auf ihn abgestimmt sind. Bei uns ist es genau andersrum: Hier stehen erstmal musikalische Vielfalt (die ich Swiss und die Andern nicht abspreche), das Instrumental und der Punk im Vordergrund und ich muss dann schauen, wie ich meine „Skills“ da mit einbringe. Dadurch entsteht, wie ich finde, eine Mischung die man so im „Punk-Rap“ noch nicht gehört hat.
K: Wenn wir beide uns unterhalten oder etwas für Baßgold planen, bezeichnen wir das Projekt an sich auch noch gar nicht als „Band“, sondern eher als „Künstlerkollektiv“. Das bedeutet wir sind an sich offen für Alles. Wenn da jetzt zum Beispiel irgendwo ein super-geiler Jazz- oder Raggea-Musiker ist, der unsere Mukke aus irgendeinem Grund feiert, wäre dieser Jemand gerne dazu angehalten bei uns einzusteigen und seine musikalischen Einflüsse einzubauen. Da wir eines Tages gerne eine mindestens-5-Personen-Band wären, sind theoretisch noch 3-4 Slots für weitere Genres frei. Es muss halt passen, eine gewisser Spirit, den wir Projekt-intern seit bereits zwei Jahren leben, ist schon vorhanden.

Eure neue CD heißt „Dennis“. Wie kam es zu diesem allumfassenden Albumtitel?
O: Dennis ist einfach ein Lebensgefühl. Entweder man hat es oder man hat es nicht. Wenn man es nicht hat, hat man beim Hören der Platte die Chance, dem schon recht nahe zu kommen. Hat!
K: Ich möchte jetzt keine Namen nennen, aber Oli und ich haben da so einen Dude, der uns mit seinem Humor regelmäßig dazu bringt, die Bedeutung von „Rofl“ in die Tat umzusetzen. Das könnte wohl etwas damit zu tun haben.

Erzählt etwas zur Entstehungsgeschichte der Songs?
K: Ich schreibe regelmäßig in meiner Freizeit Songs, wobei mir das Komponieren schon etwas mehr Spaß macht als das Texten. Ich versuche einfach die Melodien oder Textzeilen, die mir so im Alltag durch den Kopf schwirren, als Song zu verpacken. Und wenn so ein Song fertig komponiert ist, kann ich zum Beispiel sagen: Scheiß drauf, ich hab´ jetzt keinen Bock für die Passage von 0:34 – 1:48 einen Text zu schreiben. Da soll mal schön der Oli ran. Viel Spaß bei der Arbeit!
O: Sonst hätte ich ja auch gar nichts zu tun! Aber im Ernst: Oft fällt Kilian beim Komponieren schon ein grobes oder genaues Thema ein, wie bei „Robert“, unserem geliebten Analphabeten aus der 2000er Jahre TV-Werbung. In vielen dieser Fälle kann ich in einer Rolle schlüpfen und habe ein geiles Thema, (welches mir so vielleicht nie in den Sinn gekommen wäre) über dass ich schreiben kann. Manchmal kann ich einfach die Person Oli sein, die ihre Meinung dazu abgibt, oder ich kann eines meiner vielen alter Ego auswählen, je nachdem was gerade am stimmigsten zum Song passt. Sowas ist ein riesen Geschenk aber auch eine Herausforderung für einen Rapper. Mit Kilians Liedern wird es auf jedenfall so schnell nicht langweilig.

Auf eurer FB Seite schreibt ihr, dass ihr auf der Suche nach neuen Bandmitgliedern seid. Wen sucht ihr und was sind eure Einstellungsvoraussetzungen?
K: Wir suchen für das Ding tatsächlich noch eine komplette Band. Am Besten wäre es, wenn sich zwei Gitarristen, ein Bassist und ein Schlagzeuger aus dem Kölner Raum dafür finden würden, die eine gewisse Eigenmotivation und Tightness mitbringen. Wie bereits gesagt, sind wir genretechnisch weiterhin offen, und dadurch steht die Forsetzung oder der Ausgang des Ganzen noch nicht fest. Der- oder Diejenige(n) sollte(n) wissen wie es in einer Band abläuft, Bock haben und ihr Möbel gut genug beherrschen um mitmachen zu können.
O: Wenn sie dann noch stark am Glas sind – perfekt!

Mit „Einfach super“ startet Dennis natürlich mit einem kleinen Ausrufezeichen. Eine gute, flotte Nummer. Welchen Hintergrund hat dieses Stück?
K: Es ist im Prinzip eine Zusammenfassung unseres Mittzwanziger-Lifestyles in Köln-Ossendorf.
O: Wahrscheinlich auch unserer Mittdreissiger, wenn es so weitergeht.

„Aldi Andi Aladdin“ geht dann mehr in Richtung Rap. Was hat Andi mit Aladdin im Aldi verloren. Erzählt uns die Geschichte zu diesem Stück.
O: ´Ne große Gechichte gibt´s da nicht: Wie schon festgestellt, es ist viel Rap-lastiger und ich konnte mich voll und ganz austoben. Ich habe Kilian gefragt ob er mir für meinen „Solo“-Track ein Brett bauen könnte und er hat abgeliefert. Die Person die ihr darauf hört ist besagter Aldi Andi, einer meiner Rapper Namen bei Baßgold. Der Typ ist quasi genau wie ich, nur ein bischen lustiger.

Mit „Battle Cars“ nehmt ihr die englische Sprache mit an Bord. Wie entscheidet ihr ob die Texte englisch oder deutsch geschrieben werden. Was ist der Vorteil (für euch selbst) von englischsprachigen Songs?
K: Es gibt keinen Vorteil für uns bei englischsprachigen Songs weil wir wahrscheinlich wie die Über-Almans klingen, wenn wir englisch reden.
O: Ich bekomme es gerade so hin, Hochdeutsch zu sprechen, da muss ich nicht auch noch die englische Sprache vergewaltigen. Außerdem finde ich, dass Deutschrap sich sowieso schon genug bei den Amis bedient.
K: Battle Cars ist quasi ein Nerd-Song. Ich weiß nicht ob ich es jemals fertig bringe, ein Lied über ein Videospiel auf deutsch zu singen. Irgendetwas sagt mir, ich sollte das lieber lassen, daher kann man die englische Sprache hier eventuell als Tarnung verstehen, vielleicht auch um dem Ganzen einen Coolnes-Schub zu verpassen. An sich würde ich in Zukunft aber schon vereinzelt auch ´mal englische Texte singen, aber das Thema Gaming-Songtext, ist nach Battle Cars nun erst einmal vom Tisch.

Bei der Zeile „Alles brennt, denn ich trage Drachenhemd“ musste ich dann doch grinsen. Habt ihr Drachenhemden auch privat an? Zu welchem Anlass?
K: Ich trage Drachenhemden immer nur dann, wenn ich mich in meiner Villa im südamerikanischen Outback befinde, die ich durch eine Kokain-Plantage finanziere.
O: Gegenfrage: Warum sollte man kein Drachenhemd tragen? Passend zu jedem Anlass: Ob Hochzeit, Vorstellungsgespräch oder Beerdigungen diverser Rapper. Immer die optimale Wahl für einen gelungenen Eindruck!
K: Man kann Drachenhemden aber auch gut Sonntags vor dem PC tragen. Eine Jogginghose dazu und die Müslischüssel von vor 3 Stunden steht noch daneben…

Mit „Büglers kommt ja“ endet das Album. Erzählt warum dieser Song am Ende platziert ist und beschreibt um was es hier geht.
K: Hier musste ein familiärer Kleinbetrieb aus Köln dafür herhalten, für eine verdorbene Unterhaltungswelt zu stehen. Ich wollte schon immer ´mal eine Sache unterdimensionieren!
O: Ich weiß einfach das alles gut wird, wenn die von Hand aufgestellten Pappschilder von Ehrenfeld bis Innenstadt die Straßen schmücken und ich weiß irgendwo lacht gerade eine Familie, die auf einem viel zu klein gewachsenen Kamel reitet, das ein 120 Jahre alter Schausteller an einer Leine führt. Herrlich!

Die „Dennis“-CD läuft gut am Stück durch. Wenn ihr den Leuten einen Tipp geben solltet. Welche Songs sind für euch persönlich die prägendsten?
K: Während der Produktion mochte ich Tanorexie, Beim Spätkauf an der Kasse und Buchstäblich Alter sehr gerne!
O: Ich muss mich als großer Büglers-Fan outen, da ich finde dass es dem Ganzen einen epischen Abschluss gibt. Der APPD-Song ist für mich das beste Gesamtpaket, Buchstäblich Alter kommt mit der besten Message und standesgemäß, als selbstreferenzieller Rapper, feier´ ich natürlich auch Aldi Andi Aladdin.

Nach der CD ist… Wie soll es mit Baßgold weitergehen? Nur ein Experiment oder wie plant ihr den weiteren Verlauf?
K: Ja, der Anspruch an die Sache ist, dass es weiter geht.

Könntet ihr euch vorstellen, bald schon die Songs live zu präsentieren? Falls ja, wen würdet ihr gerne supporten wollen?
K: Na klar! Das Ding soll auf die Bühne, wir brauchen bloß noch die richtigen Leute. Wir wären natürlich auch erstmal wahrscheinlich nicht besonders wählerisch, WEN wir supporten würden. Ein kleiner Gig im Limes in Köln-Mühlheim oder Ähnlich wäre schon ´was Feines um der Sache Mal einen Versuch zu gewähren.

Habt ihr schon Ideen für ein Nachfolgewerk?
K: Ist in der Mache und kommt noch dieses Jahr! An Ideen mangelt es zum Glück nie ;)

Bitte vervollständigt die folgenden Schlagzeilen.
„Die Band Baßgold sorgt für einen Eklat, denn…“
K&O: …sie ist gar keine Band!

„Baßgold werden …“
K&O: …Bundeskanzler.

„Die Bundeskanzlerin …“
K&O: …wird nach ihrer Amtszeit Mitglied bei Baßgold.

„Dennis wird …“
K&O: …niemals einen Imperator DT5 fahren.

„Nach Corona kommt …“
K&O: …Dorona.

Was bedeuten euch die folgenden Begriffe?
Ernte
K&O: Man sollte die Zahl der Zigarettenmarke von der 100 abziehen. Dann bekommt man ein wunderbares Gesamtergebnis. Wir sind uns nur nicht sicher, warum…

Rente
K&O: Wird standardmäßig bei mindestens 2700€/mntl. liegen, wenn es bei uns soweit ist.

Goldrausch
K&O: Ist entweder eine Baßgold-Coverband oder eines Tages der Titel einer Greatest Hits CD von uns.

Festivals 2021
K&O: Sollten uns als Headliner buchen.

Corona Krise
K&O: Wirft einige Fragen über die USA auf, die aber allesamt nichts mit Herrn Gates zu tun haben.

Tough Magazine
K&O: Ist das „Rolling Stone“ der Post-Moderne.

Vielen Dank für das Interview. Die letzten Worte gehören euch!
K: In unseren Songtexten wird alles Wichtige gesagt. Danke für´s Einschalten!

Interview von Thorsten im Juni 2020

Dieser Artikel wurde am: 25. Juni 2020 veröffentlicht.

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