Beranger: Die Piano-Grungeband im Interview

Mit „Suddenly“ ist die erste Single samt Video der Band Beranger erschienen. Die zwei Musiker spielen eine Mischung aus Rock und Klassik. Wir konnten uns mit Todd (Schlagzeug) über das gemeinsame Projekt unterhalten. Chopin trifft auf Nirvana!

Hey Todd, wo erwischen wir dich gerade?
Todd: Wir haben angefangen auf der Straße zu spielen und am häufigsten im Mauerpark. Auch bei den Festivals und Konzerten ist der Mauerpark immer noch unser Lieblingsort und wir haben oft viele verwirrte Fans, die uns Sonntags eine SMS schicken, dass wir dort nicht spielen können.

Béranger und Todd – wo und wann habt ihr euch kennengelernt?
Todd: Wir haben uns zum ersten Mal in Berlin getroffen. Ich war bereits ein Straßenmusiker und kam zum Alexanderplatz, um mir einige Freunde anzuschauen und zu viele Bier zu trinken. Ich liebe es, Straßenmusikern zuzuschauen und Béranger stand mit seinem Equipment hinter mir und wartete auf seinen Auftritt. Recht betrunken erzählte ich ihm, dass ich Schlagzeuger bin und steckte ihm meine Kontaktdaten zu. Ich wusste noch gar nicht, was ich hören würde. Béranger spielte einige Solo-Songs und er hatte ein Publikum. Er spielte den Song „Slipping Under“ und ich konnte mir direkt vorstellen, wie dieser Song mit Schlagzeug und voll produziert klingen würde. Ich habe ihn auf Instagram gefilmt und ihm geschrieben, dass dieser Song auf jeden Fall ein Schlagzeug benötigt. Nicht mal ein Jahr später sah Béranger mich auf der Straße mit einer Band spielen und er realisierte, dass es einen Versuch Wert ist.

Wie seid ihr zu euren Instrumenten gekommen?
Todd: Wir beide sind sehr früh mit unseren Instrumenten angefangen. Béranger startet im Alter von 6 mit dem Piano und es wurde sowas wie seine erste Sprache. Mein Vater war Schlagzeuger und im Alter von 4 Jahren baute ich mir mit Sachen aus der Küche ein Schlagzeug. Mein Vater sah, dass ich populäre Rythmen kopieren und spielen konnte und er kaufte ein Schlagzeug für zuhause. Die Nachbarn waren nicht sooo erfreut…

War die Idee direkt in euren Köpfen eine Band zu starten oder dauert das etwas?
Todd: Seitdem wir Straßen-Musiker sind haben wir Respekt vor jedem, der einfach „Scheiß-Drauf“ sagt und seine Musik an die Leute bringt. Wir hatten unsere erste Probe auf der Straße und die Reaktionen sprachen für sich.

Klassisches Piano und Schlagzeug, ein nicht ganz typischer Mix. Was macht euren Stil aus?
Todd: Ich habe überlegt, nachdem ich in verschiedenen Bands gespielt habe, dass ich nur in einer Band spielen möchte, wenn es etwas sehr originelles ist. Die Idee war, dass wir zwei starten und dann eine ganze Band daraus machen wollen. Aber als wir dann auf der Straße gespielt haben, war die Band schon komplett. Wir haben eine sehr gute musikalische und persönliche Verbindung, wir können 40 Minuten lang nur improvisierend spielen – ohne, dass die Leute es merken. Nachdem viele Songs nur durch Improvisation entstanden sind, denken wir, dass ein weiteres Mitglied nur schaden würde.

„Suddenly“ ist eure erste Single – warum dieser Song?
Todd: Wir wollten mit einem Knall rauskommen und kein anderer Song ist musikalisch und buchstäblich abrupt wie „Suddenly“. Wir wollten auf Risiko gehen und diesen Song veröffentlichen, der das klassiche Piano und das „grungige“ Schlagzeug am meisten verbindet.

Mögt ihr die Arbeit vor der Kamera? Oder versteckt ihr euch lieber schnell?
Todd: Vor der Kamera zu stehen ist ja so ähnlich, als wenn man auf der Strasse spielt. Erst fühlt es sich etwas komisch an, aber dann sind wir relaxed. Wir beide können uns gut an merkwürdige Situationen anpassen. Vielleicht sind wir auch zu schnell relaxed. Wir arbeiten sehr hart, nehmen aber alles nicht zu ernst.

Eure erste Veröffentlichung ist die Live-CD „Live at the Lido Berlin“ – eine spezielle Show?
Todd: Nachdem wir drei Jahre fast jede Woche im Mauerpark gespielt haben, hatten wir eine solide Fangemeinde, die wie eine Familie ist. Lido war sehr spezial, weil wir mit 600 Familien-Mitgliedern ein besonderes Konzert gespielt haben. Viele davon haben uns auf dem Boden spielen sehen, mit einem kleinen Lautsprecher. Die Reaktion war unglaublich, als wir die Leute auf eine zwei-stündige Reise mitgenommen haben und die Show mit dem „Crowd-Surfing“ zur Bar beendet haben.

Wird auch ein Studio-Album erscheinen?
Todd: Wir konzentrieren uns erstmal auf die nächsten Singles und wollen uns sicher sein, dass die auch ihr Potenzial erreichen.

Was bedeuten euch die folgenden Wörter?
Familie
Todd: Die, mit denen du verbunden bist, egal ob verwandt oder nicht. Die Menschen, die für dich da sind und mit dir durch dick und dünn gehen – und umgekehrt.

Freunde
Todd: Die Menschen, mit denen du Beziehungen hast, mit denen du dich verbunden fühlst und mit denen du lachen kannst.

Rock
Todd: Rock = Regeln brechen. Wenn man Rock spielt und keine Regeln bricht, spielt man keinen Rock.

Gefühle
Todd: Gefühle transportieren Emotionen. Musik ist empathisch und für ist es so, dass wir durch die gefühlte Musik das fühlen, was wir erschaffen haben. Wenn die Menschen unsere Musik hören, denn verbinden sie sich mit den Emotionen der Texte und der Musik.

Fans
Todd: Die Fans schreien alle gleichzeitig die Texte, hüpfen und fühlen dasselbe – eine tolle Sache!

Berlin
Todd: Berlin war immer sehr nett zu uns, es ist ein einzigartiger Ort. Wir waren immer Willkommen und es wurden uns Möglichkeiten aufgeboten, die uns keine andere Stadt auf der Welt hätte bieten können. Berlin ist offen und die Menschen haben ein starke Meinung. Wenn es die Menschen nicht geben würde, wären wir nicht da, wo wir jetzt sind.

Danke, die letzten Worte gehören euch.
Todd: Wir würden uns gerne bei der Gruppe bedanken, die sich selbst „Save Mauerpark“ nennt. 2017 wurde der Park fast geschlossen, weil sich ein Nachbar jeden Morgen die Polizei rief, auf Grund der Lautstärke. Musiker aus aller Welt kamen in den freien Park um zu spielen und sie wurden gestoppt, bevor sie angefangen hatten. Wir wären nicht da, wo wir jetzt sind, wenn es diese extreme Geschlossenheit und Punk-Attitüde von „Save Mauerpark“ nicht gegeben hätte.

Interview von Florian im August 2019


ENGLISH VERSION

Hey, where do we catch you right now?
We began by playing on the streets and most frequently at Mauerpark. Even with the festivals and concerts Mauerpark is still our favourite place to play and we often have a lot of confused fans texting us on Sundays that we are unable to play there.

Béranger and Todd – where and when do you meet each other?
The first time we met was in Berlin, I was already a street musician and came to Alexanderplatz to watch some other friends play while enjoying way too many beers. I was hammered watching street musicians and Beranger stood behind me with his equiptment waiting for his turn to play. Being overly drunk a confident I told him that Im a drummer and gave him my contact. I wasnt even sure what I was about to listen. Beranger played a few songs solo and had a crowd, he started playing the song Slipping Under and I vividly could imagine how this song could sound with drums and full production. I filmed him on Instagram and wrote to him saying this song desperately needs drums. It wasnt until one year later that Beranger than saw me on the street with another band playing that he realized that maybe this was worth a shot.

How did you come to your instruments?
Both Beranger and I started our instruments at a very young age. Beranger started piano at age 6 and it became like a first language to express himself.
My father was a drummer and from the age of 4 I would compile items from the kitchen to make my own drums, my father noticed that I could mimic popular rhythms and decided to buy a drum kit for the home.. the neighbors werent too happy

Was the idea right in your head to start a band, or does it take a while?
Since we were both street musicians we both had a mutual respect for someone to just say “fuck it”and take the music to people. We had our first rehearsal on the street and the reaction spoke for itself.

Classic Piano and Drum; an atypical but ingenious mix – what makes up your style?
Todd – I remember thinking to myself, after playing in many different bands, I only want to join a band if its doing something very original. The idea was to start with us two and then recruit a whole band but as we performed on the street it was already such a full sound. We had a really good musical and personal connection with just the two of us, we could play a whole 40 minutes improvised which most people wouldnt realize. Since a lot of our songs are born from improvising,we figured that an additional member would be detrimental to the band and song writing.

„Suddenyl“ was your first single – why this song first?
We wanted to come out with a bang and no other song is as abrupt musically and literally as the song Suddenly. We wanted to take a risk and release the song that is most combines the classical piano with the grunge drumming.

How do you like the work in front of the camera? Or do you hide them quickly?
Being infront of the camera is similar to playing on the streets, at first it feels a bit strange but eventually we get relaxed. Both of us are very adaptable to odd situations and become relaxed maybe too easily. We are hard working but dont take anything too seriously.

Your first release is the live cd „Live at The Lido Berlin“ – a special show?
After 3 years of playing almost everyweek at Mauerpark we had a strong and solid fan base that were and still are like a big family. Lido was special because it was 600 familiar faces sharing a very special concert. Many of the fans at lido had only seen us at ground level with a little speaker in the park. The reaction was incredible as we took everyone on a 2 hour musical journey and closed the show by crowd surfing to the bar.

Will there be coming also a studio album?
We are first focusing on the next few singles and making sure they are reaching their potential.

What do the following words mean to you?
a. Family
Who you are connected to ,whether that be retation or not. The people that will be there for you through thick and thin and vice versa.
b. Friends
The people that you can relate to, connect with and laugh with.
c. Rock
Rock = Break the rules. If you are playing rock and not breaking any rules than its not rock
d. Feelings
Feelings translates to Feel Emotion. Music is empathy and for us to feel the music is to feel the emotion we have created. When people connect with our music they connect with the emotion of the lyrics and music combined.
e. Crowd
Crowds all screaming the same lyrics at the same time, jumping in unison and feeling the same emotions can be a powerful thing.
f. Berlin
Berlin has been very kind to us, it is a very unique place. Berlin has welcomed us and given us the opportunities that no other city in the world ever could. Berlin has open minded but strong minded people. If it werent for the Berlin people fighting to keep busking alive we wouldnt be where we are.

Thanks a lot, the last words belongs to you.
Its necessary to add to that last question with thanks to a group which called themselves “Save Mauerpark”. In 2017 the park was almost shutdown because one neighbour would complain to the police every morning about the noise. Musicians came from all over the world to play in the free park to be stopped before they started. If it wasnt for the extreme determination and PUNK attitude of SAVE MAUERPARK we wouldnt be where we are right now.

Interview from Florian in August 2019

Dieser Artikel wurde am: 20. August 2019 veröffentlicht.

1 Kommentar

  1. ich staune, dass todd den text so freigegeben hat. respekt, todd. ist ja nur ein magazin. und die kommen und gehen. bleib unverwechselbar, einziger!

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