Auf einer sehr erfolgreichen Reise: Mentalist im Interview

Gerade mal ein Jahr ist es her, dass wir mit der Band Mentalist über ihr starkes Debüt sprachen. Und tatsächlich legen die Jungs noch eine Schippe drauf. „A Journey into the Unknown“ heißt der Zweitling und wird viele Metallfans begeistern. Wir haben Peter einige Fragen gestellt. Seid gespannt auf die Antworten.

Hi ihr Lieben. Schön, dass ihr euch die Zeit für ein Interview nimmt. Ein zweites Album am Start Wie geht es euch gerade?
Peter: Uns geht es sehr gut. Wir sprühen vor Motivation und Kreativität. Natürlich haben wir auf der Welt eine angespannte Situation. Da müssen wir als Weltgemeinschaft jetzt alle zusammenhalten und das Beste daraus machen.

Derzeit ist es sicher schwieriger zu proben oder auch Songs zu schreiben, da Corona uns irgendwie im Griff hat. Erzählt mal, wie das Album entstanden ist.
Peter: Wir Gitarristen sind Saarländer sind, unser Drummer Thomen wohnt in Nordrhein-Westfalen wohnt und unser Sänger Rob in Stockholm. Wir sind es gewohnt öfters über Entfernung zu arbeiten und so ändert sich an unserer Routine nichts, da wir über das Internet viel untereinander kommunizieren und zu teilen. Insofern gibt es beim Songwriting wenig Einschränkungen. Die größere Herausforderung liegt darin eine Tour zu planen, die auch wirklich stattfindet.

„A Journey into the Unknown“ ist ein mystischer Titel, fast schon ein Fragezeichen im Satz. Wie kam es zu dem Albumtitel?
Peter: Die Idee des Namens stammt von Rob. Der Titelsong hatte vorher den Titel „Vision“. Als Rob die Lyrics ausgefeilt hat, schlug er vor, den Song in „A Journey Into The Unknown“ zu benennen. Freiheit bedeutet auch einfach loszugehen, einfach Dinge auszuprobieren, ohne zu Wissen, wohin sie führen.

Ihr veröffentlicht das Album auch in einer Box inklusive Spiel. Habt ihr vor, nicht nur das Metal-Album des Jahres zu veröffentlichen, sondern auch bei Spiel des Jahres genannt zu werden?
Peter: Wir haben versucht trotz überschaubarem Budget die Box randvoll zu packen und legen pro Box sogar etwas drauf. Sie hat jetzt sowohl einen überschaubaren Preis von 34,99 Euro und es ist sehr viel drin (Mentalist-Spiel, Poster, Aufkleber, Stück von Thomens drum stick, zwei Plektren, Kühlschrankmagnet, Feuerzeug, Flaschenöffner, Bierdeckel, „Dentalist“ Zahnseide). Das Spiel war eine sehr kreative Aufgabe, die uns allen viel Spaß gemacht hat, wird aber bestimmt nicht in der Top 5 der Spiele 2021 landen. Das schaffen wir vielleicht mal, wenn wir uns auf ein Spiel, statt auf Musik konzentrieren.

Das Cover des Albums zeigt wieder den Mentalisten. Dieses Mal mit Koffer beladen auf dem Weg nach… Welche Bedeutung hat der Mentalist und wohin will er aufbrechen?
Peter: Der Mentalist ist natürlich auf seiner „Reise ins Unbekannte“. Für jeden Song ist ein Hinweis auf dem Album Cover versteckt. Eine lustige Anekdote ist, dass es sogar einen Hinweis für einen Song auf dem Cover gibt, der es nicht aufs Album geschafft hat. Das Originalcover ist doppelt so breit und die linke Hälfte auf der Rückseite der CD zu sehen, meiner Meinung nach mindestens genauso so gut wie die Vorderseite aussieht. Eine Meisterleistung von Andreas Marschall.

Viele erinnern sich sowohl beim Cover als auch bei der Musik an Bands wie Helloween, Blind Guardian, … Auch Thomen trägt seinen Teil dazu bei. Wie geht es euch, wenn ihr mit solchen Legenden in einem Atemzug genannt wird?
Peter: Es ist Musik, die uns inspiriert hat, insofern ist ihr Einfluss nachvollziehbar und auch normaler Teil unserer musikalischer Evolution. Wir lieben diese Musik und es ist uns eine Ehre, wenn wir mit Bands auf diesem qualitativ sehr guten Level verglichen werden. Natürlich machen wir unser eigenes Ding – und schreiben Songs so, wie sie uns am besten gefallen. Wir unterscheiden uns meiner Meinung nach in bestimmten Bereichen (harmonisch, rhythmisch, textlich) schon deutlich von den Vorbildern.

Apropos Legenden: Mit welchen Metal-Legenden würdet ihr gerne mal die Bühne teilen?
Peter: Die Frage würde sicherlich von jedem Bandmitglied anders beantwortet werden. Ich persönlich würde mich einfach schon freuen mit den besten Bands des Genres gemeinsam Konzerte zu spielen. Auch wenn ich großer Iron Maiden-Fan bin, bin ich realistisch genug zu wissen, dass der Traum, mit den eisernen Jungfrauen ein Konzert zu spielen, unerfüllbar ist.

Kommen wir zum Album. Schon der Titeltrack ist eine ordentliche Hymne. Aus welchem Zusammenhang heraus ist diese Nummer entstanden?
Peter: „A Journey Into The Unknown” war der erste fertige Song des neuen Albums. Kai und ich haben diesen schon im Mai 2020 komponiert (von Kai stammt z.B. die Strophe, von mir der Chorus). Rob hat die Lyrics verfasst. Es geht textlich um die Freiheit aus verschiedenen Perspektiven (ohne Bezug auf Corona)

Auch der „Torture King“ überzeugt. Nicht unbedingt eine Folter für die Ohren, sondern ein geiler Metal-Hammer. Wird live sicher zünden. Wer ist für euch derzeit der „Torture King“?
Peter: Der Song richtet sich grundsätzlich an narzisstische Persönlichkeiten, die ihr Ego auf Kosten von Schwächeren aufbauen und z.B. in diesem Fall Tiere quälen. Die Lyrics wechseln zwischen dem Narrativ, dem Tierquäler und Zuschauern. Musikalisch haben wir versucht, das düstere Motiv des Torture Kings, sowie die Unschuld und Schönheit seines Ziels, umzusetzen.

Natürlich ist auf dem Album auch einiges an Augenzwinkern mit am Start. Der „Dentalist“ verbreitet Angst und Schrecken. Wie kam es zu dieser Hammer-Nummer? Habt ihr eurem Zahnarzt den Song mal vorgespielt?
Peter: Als Band machen wir öfters Scherze mit unserem Bandnamen. Nehmen wir mal an, jemand leiht sich einen Betrag von einem anderen Bandmitglied, dann ist dieser der Rentalist. Nach einem Zahnarzt-Besuch meinerseits hatte Kai die Idee des „Dentalist“: Ein verrückter Zahnarzt, der allen Menschen die Zähne ziehen und den größten Zahnstapel der Welt schaffen will. Natürlich ist das ganze absurd und eine Fun-Nummer, die uns beim Komponieren und Texten sehr viel Spaß bereitet hat.

„Live Forever“, der längste Song auf dem Album hat noch einen Gastsänger am Start. Wie kam es zur Zusammenarbeit?
Peter: Henning Basse ist aus meiner Sicht einer der besten deutschen Sänger und eine tolle Persönlichkeit. Ich habe ihn schon seit seinen ersten Metalium-Werken regelmäßig verfolgt und mich als Musikerkollege mit ihm angefreundet. So war die Zusammenarbeit nur Formsache. Er singt bei „Live Forever“ nicht nur ein fantastisches Duett mit Rob, sondern er ist auch in den Background-Vocals in fast allen Songs zu hören.

Welchen Gast hättet ihr gerne auf den folgenden Werken mit am Start?
Peter: Wir haben eine gute eingespielte Band und bekommen mit Oliver Palotai (Kamelot, Keyboard) und Mike LePond (Symphony X, Bass) bereits großartige Unterstützung. Um unserer Tradition zu folgen, könnte es wieder ein Duett mit Rob und einem anderen guten Sänger sein. Namen kann ich jetzt nicht nennen, da müssen wir uns erst mal intern Gedanken machen.

„Manchild“ als Zugabe. Gerade ein Klassiker im Metal-gewand neu interpretiert. Hat der Song für euch eine Bedeutung oder wie viel die Wahl auf dieses Stück?
Peter: Interessanter Weise führte der Song in einigen Reviews zu Kontroversen, obwohl es sich lediglich um einen Bonus-Track handelt. Wir wollen doch alle etwas toleranter sein, schließlich besteht Musik zwar aus unterschiedlichen Genres, aber letzten Endes doch nur aus 12 Noten und Harmonien. „Manchild“ hat mir als Song damals gut gefallen und ich habe mich immer gefragt, wie er sich wohl als „Metal Version“ anhören wird – nun wissen wir es. Wir covern nur Songs, die uns als Musiker gefallen und bei denen wir glauben, dass wir etwas dazu beitragen können, d.h. dem Song eine neue Facette geben können. Ich persönlich favorisiere die Metal-Version des Songs mit echtem Schlagzeug.

Zum Albumrelease bekommt ihr sicher viel Feedback der Presse. Jedoch ist es für Künstler ja oft auch wichtig, was das nähere Umfeld zu dem Album sagt. Wie haben eure „Testhörer*innen“ auf das Album reagiert?
Peter: Unseren „Testhörer*innen“ hat der Sound gut gefallen und alle Songs konnten bei ihnen punkten. Es gab also keinen Song, der negativ herausfiel. Ich muss mich da anschließen: Während ich beim ersten Album Favoriten hatte, gefallen mir jetzt nahezu alle Songs gleich gut.

Was bedeuten euch Kritiken der Presse und von Metal-Fans?
Peter: Bei den Reviews gibt es Lob und manchmal auch „was auf die Ohren“. Dabei handelt sich um individuelle Geschmäcker. So unterschiedlich fallen manchmal auch die Reviews aus. So waren die Bewertungen beim ersten Album zwischen 50% und 90%. Und beim neuen Album liegen sie zum Zeitpunkt des Interviews zwischen 80% und 100%. Es gibt keine Musik, die wirklich jedem gefällt. Bei Klassikern heute staunt man, was doch einige Journalisten damals für Noten gegeben haben. Ich möchte damit sagen, dass die Zeit oft verrät, welche Alben gut waren. Von daher folgen wir dem Motto: Wir schreiben Songs, die uns gefallen, stecken unsere Leidenschaft und unser Herzblut rein – und freuen uns, wenn jemand die Emotionen mit uns teilt. Wir sind offen für Kritik… werden aber unabhängig davon authentisch bleiben und Musik schreiben, die wir lieben.

Nach dem Album ist vor… Auf welche Abenteuer des Mentalisten dürfen wir gespannt sein?
Peter: Wir hatten bisher ein sehr kreatives und produktives Jahr. Die Ideen kommen permanent. So sind schon zwölf ganz neue Songs fertig und einige weitere befinden sich in der Entstehungsphase. Wir sind beim nächsten Album also in der Situation aus den vorhandenen Songs diejenigen auswählen, die noch etwas ausgearbeitet werden und es dann final auf das dritte Album schaffen. Keine leichte Aufgabe, schließlich liebt man „alle seine Kinder“. Vermutlich wird das nächste Album ein Konzept-Album.

Oftmals werden Alben vor allem durch Touren promotet. Habt ihr schon Tour-Pläne?
Peter: Dieses Jahr ist eine Tour nicht verlässig planbar, von daher planen wir mit einer Tour im nächsten Jahr. Da viele Touren da nachgeholt werden, bei den das komplette Billing bereits seit 2 Jahren feststeht, müssen wir aus den wenigen Optionen das für uns passende auswählen. Wir haben eine große Lust, die Songs live auf der Bühne zu rocken.

Auf was dürfen wir uns bei Konzerten freuen?
Peter: Da wir wegen Corona bisher noch kein Konzert spielen konnten, wird es gleich ein doppeltes Debut geben: Das erste Mal Songs live von „Freedom Of Speech“ und „A Journey Into The Unknown”. Außerdem gibt es ja auch noch den Mentalisten, der live dann mit auf die Bühne kommen will… und vielleicht die ein oder andere Sache vorhat.

Was bedeuten Dir die folgenden Begriffe?
80er Jahre
Peter: Die Zeit, die mich als Person und meinen Musikgeschmack am meisten geprägt hat. Ich glaube wir sind im Moment in einer Phase, in der die 80er in der Musik wieder etwas Einfluss gewinnen.

Metal-Legenden
Peter: Grundsätzlich wird jedes Genre von großartigen Menschen vorangebracht. Ohne sie wären wir nicht dort, wo wir heute sind. Mit Thomen Stauch (Ex-Blind Guardian) haben wir aber auch eine „kleine“ Legende in unseren Reihen – übrigens eine großartige Persönlichkeit.

Wacken
Peter: Wacken steht als Synonym für einige großartige (weitere) Metal-Festivals, bei denen Metal Fans in ihre eigene Welt abtauchen können. Sicherlich ist es das „Walhalla“, in welches man als Musiker mal gerne aufsteigen würde.

Support
Peter: Unglaublich. Ich habe vor Mentalist als Selbständiger ein Startup in der Wirtschaft mit Partnern aufgebaut. Es gab da fast keinen Support und man musste eine unglaubliche Kraft aufwenden, um voranzukommen. In der Metal-Szene ist es etwas ganz anderes. Man wird von der Unterstützung von Fans und der Szene regelrecht getragen. Es gibt Liebe, Vertrauensvorschuss, Verbundenheit. Es ist sehr positiv und beflügelt einen täglich.

Konzeptalbum
Peter: Eine spannende und schwierige Herausforderung. Durch das Konzept ist man musikalisch und textlich an eine feste Struktur gebunden und kann sich weniger frei bewegen. Dennoch muss man in der vorhandenen Spur, das beste Ergebnis erzielen.

Vorbilder
Peter: Die gibt es in allen Bereichen. Für mich sind alle Menschen Vorbilder, die die Demokratien unterstützen, Dinge differenziert bewerten und sich sozial und solidarisch verhalten.

Online-Konzerte
Peter: Ich persönlich sehe das eher als aktuelle Notlösung. Ich glaube nicht, dass man online eine Halle zum „Explodieren“ bringen kann. Dennoch geht der Trend dahin – und Letzten Endes bestimmen die Fans Nachfrage. Als Band sollte man versuchen Ihnen ihre Wünsche zu erfüllen.

Vielen Dank für das Interview. Die letzten Worte gehören euch.
Peter: Wir danken Dir ebenfalls herzlich für das Interview und ein Dank aus vollem Herzen gebührt unseren Fans und Unterstützern. Wir spielen die Musik, die wir lieben. Dass Sie auch noch anderen Menschen gefällt, macht uns sehr glücklich.

Wir bedanken uns bei Mentalist für das ausführliche und informative Interview. Mit einem starken Album im Rücken werden die Jungs sicher noch die ein oder andere Reise antreten dürfen. Wir sind gespannt, wie es weitergeht. Wer mehr über Mentalist wissen möchte, der schaut nach unter: facebook.com/mentalistband.

Interview von Thorsten im August 2021

Dieser Artikel wurde am: 25. August 2021 veröffentlicht.

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