„Abgelehnt“: Stefan Kleinkrieg im Interview

Stefan Kleinkrieg ist seines Zeichens der Gitarrist von Extrabreit. Doch nicht nur. Daneben ist Stefan auch solo unterwegs. Sein Blog „Betrachtungen eines mittleren Charakters“ wird von Fans ebenso gerne gelesen wie seien Solosachen gehört werden. Und nun legt Stefan mit „Abgelehnt“ ein vollgefülltes Album vor, das vor allem aus Demos der Jahre 1994 bis 2006 besteht. Zum Jahreswechsel 2019 – 20 stellt sich der gute Stefan (passend zur Weihnachts-Blitz Tournee von Extrabreit) zum Weihnachts-Blitz-Interview. Spontan abgemacht und dafür umso besser.
Freut euch auf die Antworten von Stefan zu „Abgelehnt“ und „Angenommen“.

Lieber Stefan, vielen Dank dass du dir die Zeit genommen hast. Gerade mit Extrabreit auf Weihnachts-Blitz Tournee und nun auch das Album „Abgelehnt“. Wie fühlst du dich gerade?
Stefan: Mir geht es sehr gut,bis auf die üblichen kleinen Wehwehchen, die aber nicht der Rede wert sind!

Die Weihnachts-Blitz Tourneen haben ja bereits Tradition. Wie kam es zu dieser Tradition?
Stefan: Als wir 2002 feststellten, dass unser Leben ohne EXTRABREIT nicht so gut war wie mit, entwickelte sich wie von allein eine , jetzt zur Tradition gelangte Tour, immer zum Ende des Jahres und in Anlehnung an die Beatles Bravo Blitztournee, nannten wir unser Konzertreise WBT.. immer mit der aktuellen Jahreszahl.

Das letzte Album von Extrabreit liegt schon einige Jahre zurück. Wann gibt es neues von den Breiten?
Stefan: Sobald sich die richtige Gelegenheit bietet und wir mit den Liedern zufrieden sind. Wir haben ja einen Song mit Video bei Youtube auf unserem EXTRABREIT TV Kanal stehen und schon ein paar Dinger in der Pipeline, aber wir haben uns selber noch nicht überzeugt und solange das nicht passiert…

Wenn du auf die heutige Musikszene blickst. Bands kommen und gehen. Wo würdest du Extrabreit einordnen wollen?
Stefan: So ein „Partisanen-Musik-Kommando“ ein bisschen über den Dingen, über der Zeit schwebend. Wie Japanische Soldaten, die man immer wieder in ihren Stellungen ausharrend entdeckte, obwohl der Krieg schon 20 Jahre aus war!

Neben Extrabreit bist du ja sehr vielfältig unterwegs. Wie sieht der typische Tagesablauf bei Stefan Kleinkrieg aus?
Stefan: Nicht anders als bei anderen Hausmännern. Frau zur Arbeit bringen, Bier aufmachen, auf´s Sofa….Natürlich nicht!!! Ganz öde, wie bei jedem anderen auch.

Mit „Abgelehnt“ ist deine neue CD am Start. Richtige viele und gute Demos. Fast fertige Songs und viele perlen. Erzähle uns was zum Hintergrund dieser Veröffentlichung!
Stefan: Ich kam von einem Gig nach Hause und wollte mir eine bestimmte CD anhören, da fiel mir in meinem CD Schrank, den ich eigentlich selten öffne, eine von diesen Mappen, mit Reißverschluss in die man¬ CD`s einsteckt, in die Hände. Darin waren alle diese Titel. Ich verbrachte einen lustigen Abend damit und bat dann einen Freund, die Titel auf eine CD zu schneiden damit ich sie im Auto hintereinander anhören konnte. Ein anderer Freund hat dann den Mumpf mit elektronischer Staubwedelfunktion entfernt, so dass man die Texte halbwegs verstehen konnte. Dann habe ich Tom Redecker von Sireena angerufen. Er hatte mir schon mal den Vorschlag gemacht, eine sogenannte „Werkschau“ zu veröffentlichen. Ich hab ihm dann die Idee mit „Abgelehnt“ erklärt, das fand er gut. Dann Cover entworfen, wiederum einen Freund gebeten das zusammenzulöten und: Bingo…Platte!

Wenn du zurück blickst auf diese Stücke. Welche Begründung für das „Ablehnen“ eines Songs war die lustigste, welches die schmerzhafteste?
Stefan: Definitiv Uncool! Die Begründung war damals. „ Ne Stefan, es will doch keiner Uncool sein. Alle wollen Cool sein; das ist nix!“ Ich hatte wohl nicht geschafft auszudrücken, was ich damit meine…

Du hast diverse Themen in den Stücken. Ein sehr vielfältiges Album. Gerade der Opener „Wir werden siegen“ gefällt. Welche Geschichte hat der Song?
Stefan: Na, was wohl? Die Rückkehr meiner Band in die satten Weidegründe der deutschen Unterhaltungsindustrie auf denen es sich jetzt noch andere mollig machen…Nich ganz ernst gemeint. Wie fast alles auf „Abgelehnt“

Auch etwas Country wie in „Montana Kid“ weiß zu gefallen. Welche Songs spiegeln dich am ehesten wieder?
Stefan: „Montana Kid“ ist nach der Lektüre von Goldrausch von Jack London entstanden. Kid war ein Trapper/Goldsucher der immer sehr lange und weit weg unterwegs war. Wenn er wiederkam stellten ihm die daheimgebliebenen Fragen nach diesem oder jenem. Er antwortete dann in freier Fantasie, bis es irgendwann mal als Lüge auffiel. Peng – erschossen im Fluß. Eben jemand für den es keine Wahrheit gibt! Am besten spiegelt mich Uncool wieder. Ich hasse diese krampfhafte Coolness-Diktatur!

Auch „Uncool“ ist so eine Nummer, die man sich auf einem Album wünscht. Wen oder was bezeichnest du im Jahr 2019 als „Uncool“. Und an wen hast du gedacht, als dieses geschrieben wurde?
Stefan: Das hatten wir ja gerade oben!

„Die Zukunft liegt im Dunkeln“ heißt ein Stück, das ein wenig an Lindenberg erinnert aber nicht dunkel, sondern eher optimistisch vorgetragen wird. Was werden wir von dir denn in der Zukunft erwarten können. Oder liegt noch alles im Dunkeln?
Stefan: „Wir denken, doch lenken tun andere dein Geschick…!“ Alter Song, Kinderlied, aber auch wahr. Ich würde gerne noch solange Musik machen, wie es geht. Ich mache das was ich liebe und lieb das was ich mache. Wenn es noch jemandem gefällt, Super! Aber an einer sogenannten Karriere feilen…Ne, dafür habe ich schon ein paar Runden zu viel im Ring gestanden.

Nachdem das „Abgelehnt“ auf den Markt kam, hast du sicher die ersten Stimmen dazu bekommen. Welche Statements haben dich positiv, welche eher negativ überrascht?
Stefan: Jemand schrieb: „Was sind denn das für Hammeralben gewesen wo man solche Songs abgelehnt hat?“ Da schnurrte die Eitelkeit…satt und zufrieden!

Wenn man, wie du, schon lange im Geschäft ist, was bedeutet dir Kritiken an deinen Songs?
Stefan: Wenn man jemandem ein Lied von sich vorspielt, jemandem, von dem man wünscht ein Lob zu bekommen, für das was man da gemacht hat und man merkt beim Vorspielen: egal was er sagt, ich finde es trotzdem gut! Dann hat man alles richtig gemacht. Wenn Lieder zerrissen werden tut es immer weh. Man hat ja eine ganze Zeit damit verbracht und so, also ich schwanke dann zwischen Wut und Trauer. Aber nicht lange! Manchmal ist es ja auch erhellend und führt weiter.

Das Album enthält Stücke bis 2006. Wo sind die Perlen ab 2007 versteckt? Dürfen wir uns auf einen zweiten „Abgelehnt“ Teil freuen?
Stefan: Mal sehen wie es so läuft! Vol.2 wäre kein Problem. Ich hatte ein paar Jahre einen unglaublichen Output! Abgelehnt 2 – wäre schon Skurril; oder?

Könntest du dir vorstellen, mit diesen Songs eine kleine Tour zu spielen?
Stefan: Ne, Ich mache ja keine eigenen Touren. Aber wenn ich bei einer Lesung aus meinem Buch. „ Das Rumpsteak und der Dalai Lama den ein oder anderen Titel vortragen kann. Bingo!

Bitte entscheide dich zwischen „Abgelehnt“ und „Angenommen“ mit Begründung.
Jahresrückblick
Stefan: Abgelehnt – ich schaue nach vorne.

Friday for future
Stefan: Unentschieden. Aber das die von mir exzellent beherrschte Disziplin des Schwänzens, weltumspannend ein Faktum wird…Donnerwetter!

Große Koalition
Stefan: Abgelehnt! Wassertretten in Holzleim!

Amen
Stefan: Angenommen. So sei es!

Europameisterschaft
Stefan: Abgelehnt. Keine Ahnung – deshalb bleibe ich stumm!

Blitz-Tournee
Stefan: Angenommen. Beatles & Extrabreit

Was bedeuten dir die folgenden Begriffe?
Extrabreit und Extrabreit-Pils
Stefan: Da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen, auch nicht Prost!

Punkrock 2020
Stefan: Keine Meinung.

Comebacks
Stefan: Nicht immer wünschenswert, außer für den Comebacker, aber auch nur wenn es klappt!

Beständigkeit
Stefan: Nothing else matters…Einziger Tip den man einer Band oder einem Künstler geben kann. Wie schon John Wayne sagte: „Der Tag wird kommen…!

Hagen
Stefan: Kleine, kantige Stadt am Rande des Ruhrgebiets, am Rande des Sauerlandes, in der ärmsten Region Deutschlands, Heimat!

Tough Magazine
Stefan: Na, tougher kann es aber nicht werden!!!

Vielen Dank für das Interview. Die letzten Worte gehören dir.
Stefan: Wünsche allen ein Gesundes, Zufriedenes 2020. In dem jeder machen kann was er liebt!

Interview von Thorsten im Dezember 2019

Dieser Artikel wurde am: 28. Dezember 2019 veröffentlicht.

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