Wenn drei Tage viel zu schnell vorbei gehen, man am Montag „danach“ auf der Arbeit zum kacken ein Dixie sucht, lieber Dosen-Ravioli als Essen aus der Kantine haben möchte und den Staub in der Kimme vermisst, hat ein Festival verdammt viel richtig gemacht.
Und so war es dieses Jahr wie schon so oft auf dem Endless Summer Open Air in Torgau. Zum 19. Mal fand dieses nun statt und bot wie immer einen feinen Misch aus Punkrock, Oi!, Ska und Hardcore.
Nach einem dezent stressigen Arbeitstag am Donnerstag ging es dann aber endlich für mich nach Torgau. Nächster Halt Entenfang. Endless Summer Open Air, Baby. Dieses Mal aber für den Donnerstag „nur“ als Tagesbesucher, da am Freitag morgen noch wichtige Dinge anstanden. Also direkt drauf aufs Gelände wo ich die ersten Takte von New Hate Rising erlauschte. Die Jungs hatte ich schon mal im Mai gesehen und würde es immer wieder gerne tun, ein richtig schönes Brett. Danach kamen die mir bisher unbekannten Clowns aus Australien. Für mich die positive Überraschung des Festivals. Hörte sich an wie ein Mix aus Anthrax und Ramones, und genauso sahen Clowns auch aus. Klasse.
Strongbow habe ich nur so nebenbei mitbekommen, schliesslich musste auch ein hungriger Redakteursmagen gefüllt werden und so wurden die zahlreichen Futterstände abgecheckt und für gut befunden.
Zum Abschluss des Tages boten Defeater ein gewohnt gutes Brett an schönem Hardcore. Ein gutes Warm-Up und so ging es dann für mich über dunkle sächsische Straßen für eine Nacht ins heimische Bett.
Freitag war der Schreiber dieser Zeilen dann wieder gegen Nachmittag am Entenfang, passend zu High Society. Wie sich diese Band doch in den letzten Jahren musikalisch verbessert hat, gefiel mir echt gut. Da World Eater leider Gottes abgesagt haben traten dafür Deluminator auf. Die Jungs aus Dresden waren auf jeden Fall ein guter Ersatz, zogen auch gut Menschen vor die Bühne. Apropos Menschen, wo waren diese? Ich hab wirklich selten so einen leeren Freitag auf dem Endless Summer erlebt. Klar, das Wetter war an diesem Tag von einem endlosen Sommer so weit entfernt wie Rasenball Leipzig von Tradition aber hey: Ihr bekommt für einen echt fairen Preis verdammt gute Bands zu sehen, die Hälfte der Auftritte ist auf der Zeltbühne ( sprich: überdacht! ). Also Arsch hoch. Und das nicht nur um irgendwelche Pokemons in Parks zu fangen.
Nach Deluminator enterten dann Knuckledust eben diese Zeltbühne. Die Band fand ich heute nicht wirklich gut, war alles ein bischen so lala. So lala waren die danach auftretenden Gumbles allerdings nicht. Ein munteres Potpourri aus alten Klassikern und Songs vom neuen Album boten die Jungs von der Küste. Ich mag diese Band. Eins der besten Mittel gegen schlechte Laune: Gumbles hören. Und dann Miozän. Als ich las das die Jungs nach mehr einem Jahrzehnt mal wieder auftreten war die Freude groß. Und ich wurde nicht enttäuscht. Das und nix anderes war Hardcore wie ich ihn mag. Direkt in die Fresse, schnell und aggressiv. Das hätte ich mir danach auch bei H20 gewünscht. Klar, die alten Songs gehen immer aber grade die neueren Stücke, grade vom neuen Album, hatten doch was von Blink 182. Daher supportete ich doch eher das auch in diesem Jahr stattfindete Beer Pong.
Die Freunde des Leistungssports kamen dann bei der folgenden Band im Zelt auf ihre Kosten. Nasty. Die Jungs aus Belgien und Köln sind eine meiner absoluten Favoriten wenn es um die Kommunikation von Band und Publikum geht. Und auch auf dem Endless Summer. Sänger Mathias forderte das Publikum zu Action und Party auf, stand gefühlt das halbe Konzert auf dem Abtrenngitter zur Bühne während im Moshpit Chuck Norris, Steven Seagal und Michael Dudikoff ihre Freude gehabt hätten. Violent Dancing at its best. Vorbildlich auch die Ansagen von Mathias, der zwischen den Songs nicht nur den verbalen Mittelfinger an irgendwelche rechten oder niveaulosen Spinner zeigte.
Passend zu The Baboon Show setzte dann mal wieder recht starker Regen ein, welcher dafür sorgte dass bei dieser großartigen Band kaum was los war. Wirklich schade, die Band hatte aber scheinbar wirklich Lust und zog eine große Show ab.
Da Terror durch eine OP an Sänger Scott absagen musste, kam als Ersatz The Casualties. Konnte man sich anhören, mehr nicht. Agnostic Front habe ich dann geschwänzt, die Band hab ich in den letzten Jahren gefühlt mehr als meine Familie gesehen und sammelte eher Kräfte für Bishops Green und Tausend Löwen und Feinden als Abschluss des Tages. War eine gute Entscheidung, denn beide Bands gaben Vollgas und bildeten einen sehr schönen Abschluss an einem verregneten Tag.
Geweckt wurde ich am Samstag morgen allerdings dann durch die Sonne, welche an diesem Tag endlich auch Vollgas gab. Nach dem obligatorischen Chillen auf dem Zeltplatz bei Ravioli, gutem Gegrillten und Cider ging es dann auch mit einem Lächeln im Gesicht passend zu Smart Attitude aufs Gelände. Hörte sich gut an was die Jungs aus Halle da auf der Bühne trieben. Daumen hoch!
Danach kam Punishable Act auf die Bühne welche ich länger nicht live gesehen hatte. Die Herren um Sänger Mike können es aber nach wie vor wie kaum andere im Bereich des deutschen Hardcore und schafften es so dass sich trotz des frühen Auftritts ( andere Menschen trinken zu der Zeit bei der Omma Kaffee ) eine recht große Menge vor der Bühne versammelte.
Leider war das bei Jokerface aus Südtirol auf der Zeltbühne eher weniger, viele Festivalbesucher schienen lieber die Sonne zu geniessen. Schade eigentlich, denn Jokerface boten durchaus guten Ska. Voller wurde es dann wieder bei Rude Pride auf der Main Stage. Im Gegensatz zur spanischen Nationalmannschaft bei der EM überzeugten die Jungs aus Madrid durchaus. Wenn man bedenkt dass es diese Band erst seit 2013 gibt ist das echt beachtlich. The Dwarves zogen dann eine „FSK-16-Show“ im Zelt ab, kennt man ja eigentlich anders. Wird aber auch kaum jemanden aufgefallen sein, da sich vorm Zelt zum traditionellen „Endless Summer Boxen“ ein Großteil der Menschen aufhielt. Genauso wie der Redakteur dieser Zeilen, der dann erst wieder zu The Movement vor der Bühne war. Diese Band ist einfach nur groß. Klare Ansagen gemischt mit diesem Misch aus Punkrock, Mod und Rock´n´Roll. Old Firm Casuals liess ich dann ausfallen, allerdings nicht die danach auftretenden No Turning Back aus Holland. Klar Ansagen, kompromissloser Hardcore. So muss es sein.
Klasse sind auch Booze&Glory aus London, die dieses Jahr auf dem Endless endlich mal auf der großen Bühne spielen konnten. Leider fand ich die 45 Minuten Auftritt viel zu kurz, aber geht ja nicht anders. Buster Shuffle mag ich persönlich gar nicht, daher wurden die eher so nebenher bei Bier und Burger „geschaut“. Dem Publikum schien es aber zu gefallen.
Und dann war auf einmal richtig viel los. Viele mitsingende Menschen, bengalische Feuer und Lautstärke. Der Festival-Headliner Cock Sparrer trat auf. Ich hab diese Band bestimmt schon zehnmal live gesehen, aber dieses Jahr auf dem Endless war es das Highlight. Ich habe jetzt noch eine Gänsehaut wenn ich dran denke.
Für mich konnte dieser Auftritt durch nichts mehr getoppt werden, deswegen ging es für mich dann noch auf „ein Bier“ ins Partyzelt. Das „eine Bier“ zog sich dann doch ein bischen länger als gedacht und während die Sonne aufging ging ich dann auch mal schlafen.
Zusammenfassend muss ich einfach nur loben. Das Endless Summer ist nicht nur Festival. Das Endless Summer ist Familientreffen, Unity, Party und für mich wirklich noch eins der letzten Bollwerke im Punkrock. Man hat drei Tage lang für einen fairen Preis Musik, Getränke und wirklich gutes Essen was sich von anderen Festivals mehr als abhebt. Leider muss ich echt abkotzen wenn ich sehe wie wenig Menschen dieses Angebot dieses Jahr angenommen haben.
Nächstes Jahr wird das Endless Summer 20 Jahre alt. Die Tage zahle ich jetzt schon.
Festivalbericht von Muemmelmann
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