Seid ihr auch manchmal der Meinung, dass Nebenfiguren in Geschichten zu wenig Platz eingeräumt wird?
Das es Sinn machen würde, die ein oder andere Figur einer Geschichte etwas tiefer zu betrachten.
Etwas mehr über sie zu erfahren.
Hier und da ist dies möglich.
Zum Beispiel in der Reihe „Spirou präsentiert“, die vom Carlsen Comics aufgelegt wurde und eben Personen aus dem Spirou Universum eigene Abenteuer schenkt.
Etwas mehr Platz, der mehr als souverän ausgefüllt wird.
Von verrückten, aber auch liebenswerten Nebenfiguren die plötzlich im Mittelpunkt stehen.
Doch wer sind diese Nebenfiguren?
Spirou heißt das Zauberwort.
Spirou, der ursprünglich als Hotelpage aktiv war, erlebt mit seinem Freund Fantasia seit den 40er Jahren viele Abenteuer, die immer mal wieder im Ort Rummelsdorf stattfinden.
In diesem lebt ein gewisser Pankratius Hieronymus Ladislaus Adalbert Graf von Rummelsdorf der seines Zeichens ein genialer und etwas verwirrter Wissenschaftler und Erfinder.
Natürlich gibt es in den Abenteuern auch Gegenspieler, die besiegt werden müssen oder die einfach immer wieder auftauchen.
Einer davon ist ein ebenso verrückter aber zudem noch größenwahnsinniger Wissenschaftler names Zyklotrop.
Natürlich möchte dieser nicht weniger als die Weltherrschaft an sich reißen.
Und diesen beiden Figuren sind nun in der Reihe „Spirou präsentiert“ bis dato vier eigenständige Abenteuer gewidmet.
Alleine die Titel „Die Tochter des Z“, „Der Lehrling des Bösen“, „Lady Z“ sowie „Enigma“ versprechen einiges.
Allesamt hinterlegt mit schönen Bildern, lustigen Zeitgenossen, ganz viel Witz und einigem an Hintergrundinfo.
„Endlich ein Comic, der meinem Genie gerecht wird“ steht jeweils auf der Rückseite der Zyklotrop-Comics.
Ja, das passt denn dieses Zitat beschreibt auch das was in den Abenteuern auf uns zu kommt.
„Die Tochter des Z“ ist der erste Band dieser Sonderreihe und unter der ISBN-Nummer 978-3-551-77625-9 erhältlich.
Wie der Titel schon sagt, handelt die Geschichte hauptsächlich von der Tochter des Bösewichts und der Familienbeziehung im Hause Zyklotrop.
Ein schöner Einstieg, der irgendwie diese Nebengeschichte der Spirou-Reihe selbst auf den Arm nimmt.
Dazu ein Vater, der eine aufkommende Romanze seiner Tochter Zandra sehr rabiat zerstört.
Doch das ist nur der Anbeginn einer Story rund um zerstörerische Erfindungen, in die Pubertät kommende Jugend und die Frage, wo wir herkommen.
Woher die Tochter des Bösewichts kommt ist überraschend. Die Geschichte, die der Zyklotrop dazu auftischt, wird herrlich auf einer aufklappbaren Seite dargestellt. Das hat beinahe schon etwas von der klassischen „Biene und Blümchen“ Thematik
Auch die Rolle ihres Freundes gefällt.
So erleben wir ein spannendendes Abenteuer, rund um pubertierende Jugendliche, zweifelnde Väter, schwebende Buttler, böses Militär, starrenden und starren Verehrern und neu entdeckte Superkräfte.
Sehr unterhaltsam und auch das Ende ist mit einem schönen Augenzwinkern zu sehen.
Schön sowohl für Pubertierende als auch für Eltern, die schon immer wissen wollen, wie es ist, ein Kind mit Superkäften heranzuziehen.
Ja, auch das geht.
Wie der Comic, den man schnell lesen kann und der einfach Spaß macht.
Im zweiten Teil bekommt die Kleinfamilie um den Zyklotrop Zuwachs.
Zumindest temporär.
Unter der ISBN-Nummer 978-3-551-77705-8 bekommt man das Buch „Der Lehrling des Bösen“, indem ein vorwitziger Praktikant, namens Zedrik, den Großmeister das Fürchten lehrt.
Mit Glausbausteinbrille bewaffnet räumt der hochbegabte und glühender Verehrer des Bösewichts ordentlich auf und sorgt nicht nur für eine Überschwemmung, sondern auch ein spritziges Vergnügen.
Die Geschichte dreht sich neben Zedrik und der Liebe natürlich auch um gewisse Schandtaten. Eine davon wird in Form von Zyklo Ü-Eiern unters Volk (oder besser unter die bösen Kriegsherren) gebracht.
Zedrik belebt die Geschichte um Panzer, Luftsprünge und auch die Liebe indem er mehr ist als nur ein Praktikant.
Sein Ziel ist es, zu erlernen, wie man denn eine Waffe erschaffen kann, um alle Waffen der Welt zu vernichten.
Ein großes Vorhaben eines kleinen Knaben in einem großen Abenteuer.
Von den drei Bänden mein Favorit, da Zedrik doch einige Sympathiepunkte bekommt.
Auch hier haben wir wieder ein liebevoll gestaltetes Comicbuch. Auch wieder mit einen aufklappbaren Teil, der uns auf eine rasante Fahrt durch die Zyklotropen-Einrichtung mitnimmt.
Wer sich dieses Buch zu Hand nimmt, sollte vielleicht vorher Band 1 lesen. Es ist aber kein muss, da die Geschichten voneinander getrennt sind.
Band drei und der bisher letzte Band der Reihe um den Zyklotropen beinhaltet eine Geschichte um die Mafia, Elvisse, verrückte Klone aber auch eine Lady.
Als Lady Z ins Haus (und zumindest ein wenig ins Herz) des Zyklotropen einzieht, verändert sich dessen Verhalten zusehends.
Er scheint nachdenklicher in seinen Entscheidungen.
Die Liebe?
Und Sicherheit? Oder einfach zu viel beschäftigt mit den Klonen und der Flucht vor der Mafia.
Was Elvis, Freddy Mercury, Kurt Cobain, Joey Ramone, Amy Winehouse und weitere, leider viel zu früh verstorbenen Rocklegenden, mit diesem Abenteuer zu tun haben, möchte ich an dieser Stelle offenlassen.
Es lohnt sich aber diesem Rätsel auf den Grund zu gehen.
Ein Code hierzu sei in der Nummer 978-3-551-77706-5 übermittelt.
Nein, das ist kein Geheimcode.
Einfach nur die ISB Nummer des guten dritten Teils der Zyklotrop-Reihe.
Eine Fortsetzung darf es gerne geben. Sicherlich hat auch Lady Z noch Platz, um die ein oder andere Anweisung zu geben oder auch erhaltene Anweisungen nicht zu befolgen.
Solange diese Anweisungen nicht verschlüsselt sind, sollte das kein Problem sein.
Apropos verschlüsselt.
„Rummelsdorf“ ist die zweite Kategorie von Spin-Offs aus dem Spirou Universum.
Auch hier steht ein Wissenschaftler im Fokus.
Dieser ist kein verrückter größenwahnsinniger Selbstdarsteller, der die Welt vernichten will, sondern einer der guten älteren Menschen, in denen wir unsere Großväter sehen könnten.
Sein Name: Pankratius Hieronymus Ladislaus Adalbert Graf von Rummelsdorf.
Die Handlung in „Enigma“ dreht sich darum, die Welt vor dem Nazi Regime zu retten.
Hier geht es um eine geheime Botschaft, eine raffinierte Verschlüsslung, seltsame Pilze, schlafende Nazis, böse Menschen mit Scheitel und einem fantastischen Team, das irgendwie an Sherlock Holms und Dr. Watson erinnert.
Ein schöner Krimi, der anders ist.
Anders aber gut.
Lasst euch überraschen…
Anders passt auch zu den Zeichnern und Geschichtenschreibern. „Zyklotrop“ stammt aus der Feder von Jose Luis Munuera und ist übersetzt von Marcel Le Comte.
„Rummelsdorf“ dagegen von Beka und David Etien. Übersetzt wurde ebenfalls von Marcel Le Comte.
Man sieht den Bänden die unterschiedlichen Zeichenstile an, aber das macht diese Sammlung auch interessant. Jeds Leben ist ja irgendwie auch anders und so macht es durchaus Sinn, die einzelnen Helden von unterschiedlichen Zeichnern darstellen zu lassen.
Enttäuscht hat mich an den vier Comics nichts.
Allesamt gute Unterhaltung. Manche Sachen (Heizung / Auftauchen des Zyklotropen bei der romantischen Unterhaltung, …) sind vorhersehbar, aber trotzdem lustig umgesetzt und sicher ins Zeil gebracht.
Die Helden werden schnell ins Herz geschlossen und so freue ich mich auf weitere Abenteuer.
Der Zyklotrop wird ja dieses Jahr wieder zuschlagen. Anscheinend geht es darum, wer hätte es gedacht, die Welt zu ergreifen. Das vorläufige Cover gefällt schon mal.
Bis dahin werde ich die ersten Bände nochmal durchlesen und dann, um die Weihnachtszeit, mit dem Zyklotropen feiern.
Eine schöne Spin-off-Serie um Spirou.
Sicher ist er auch ein wenig stolz auf seine alten Bekannten.
Bilder von Carlsen
Review von Thorsten
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