Knorkator – Sieg der Vernunft

Die Welt wird nie wieder so, wie sie vorher war…

Knorkator aus Berlin melden sich zurück und treffendere Worte hätten sie für ihr mittlerweile elftes Studioalbum nicht finden können. Zwei Jahre sind seit dem letzten Album „Widerstand ist zwecklos“ vergangen und seitdem ist in der Welt einiges passiert. Die Corona-Pandemie schränkt das öffentliche Leben immer noch zu Teilen ein und auch der Ukraine Krieg und die daraus resultierende Energiekrise haben das Leben nicht unbedingt einfacher gemacht. Diese vorherrschende Stimmung spiegelt sich auch in den 11 Songs (Zufall…oder doch Absicht!?), der neuen Scheibe „Sieg der Vernunft“ wider. Auf einer Spielzeit von knapp 40 Minuten zeigen Knorkator zwar immer noch den für sie typischen Twist aus satirischem Fun-Metal und deutscher Härte, die von Lead-Sänger Stumpen dargebotenen Texten fallen jedoch deutlich politischer und sozialkritischer aus. Natürlich immer mit dem gewissen Augenzwinkern und einer ordentlichen Portion Humor, so ganz werden die alten Pfade dann doch nicht verlassen.

Das Ende der Menschheit wird sogleich in „Die Welt wird nie wieder so, wie sie vorher war“ besiegelt. Eine unheimliche Bedrohung in Form eines Meteoriten rast auf die Erde zu, nur um sich dann als ein großer Haufen Scheiße zu entpuppen, der dann noch zu Geld gemacht werden soll.

Rache, Neid und Unterdrückung werden im Titeltrack „Sieg der Vernunft“ thematisiert. Musikalisch bewegen sich Knorkator schon fast in Gefilden von Rammstein, hartes Gitarren-Riffing, Keyboard-Sampling, dazu ein melancholischer glasklarer Gesang, der mit einem grunzenden „Töten, töten“ im Refrain um die Wette eifert. Trotz der ernsten Themen schaffen es Knorkator mir bei solchen Darbietungen ein Schmunzeln und Lachen zu entlocken.

Deutliche rockiger kommt „Der Hofstaat“ um die Ecke. Eine zynische Abrechnung an die europäische Wohlstandsgesellschaft und Ellbogen-Gesellschaft, in der Schwache und Arme immer weniger Beachtung finden.

Dass das leidige Thema Geld die Ursache für viele Probleme ist, zeigen Knorkator eindrucksvoll in „Milliardäre“. Die Welt braucht keine Milliardäre, was also tun mit ihnen? Folgt man dem Rat der fünf Köpenicker werden diese nicht einfach umgebracht, das wäre ja zu einfach, nein man macht sie einfach zu Millionären. Und das schaffen wir auch ohne Gewehre…Auch hier geht die typische Knorkator Rezeptur voll auf, ernste Themen werden mit einem sarkastischen Unterton verpackt und regen so mit einer gewissen Prise Humor zum Nachdenken an.

„Menschenfleisch“, der Titel, verbunden mit einem rein instrumentalen Klangteppich, lässt in dieser Kombination ordentlich Raum für Interpretation. Hier kann jeder seine eigenen Bilder im Kopf revue passieren lassen und sich mit seinen persönlichen Dämonen auseinandersetzen.

„Zu guter Letzt“ lassen uns Knorkator innerhalb 5 Minuten gemächlich und sanft aus dem Longplayer entschlummern…

Fazit: Im Kern politisch und stehts den Finger erhoben, die Hülle gespickt mit Sarkasmus und Humor, so könnte man das neuste Werk der Berliner beschreiben. Jeder Song regt doch irgendwo zum Nachdenken an. Ja, der Spaß aus früheren Tagen steht nicht mehr ganz so hoch auf der Fahnenstange, wer eine reine Fun-Scheibe a la J.B.O. erwartet, der ist hier eher fehl am Platz. Dennoch, Fans früherer Alben können beherzt zugreifen, wer bei Knorkator Neuland betritt, sollte sich zunächst einen breiten Überblick über ihr bisheriges Schaffen aneignen, um die neuste Scheibe besser schätzen zu lernen.

Review von Florian G.

Dieser Artikel wurde am: 28. Oktober 2022 veröffentlicht.

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