Und der siebte Streich folgt sogleich…
Mit „I just want to be a Sound“ veröffentlichte die Berliner Band Kadavar im Mai dieses Jahres ihr siebtes Studioalbum, welches erstmals als Quartett eingespielt wurde, und gleichzeitig den Nachfolger des 2020er Albums „The Isolation Tapes“ darstellt.
Gegründet im Jahr 2010 von Christoph Lindemann, Philipp Lippitz und Christoph Bartelt haben Kadavar mit ihrem anfänglichen Mix aus Stoner- und Psychedelic Rock sich recht schnell einen breiten Bekanntheitsgrad erspielt, welcher ihnen im Jahr 2013 erste Nominierungen bei den Metal Hammer Awards eingebracht hat. Es folgten ausgiebige Tourneen durch Europa, unter anderem mit Wolfmother, und umfangreiche Auftritte auf großen Festivals.
Erste Stilwechsel der Band weg vom einstmaligen Stoner Rock konnten auf „The Isolation Tapes“ verzeichnet werden, der Sound wurde elektronischer, poppiger, das Ganze würde ich nun eher im Alternative Bereich ansiedeln. Der Wechsel vom Metal-lastigen Label Nuclear-Blast zum band-eigene Label Robotor Records war da natürlich reine Formsache.
Mit dem neusten Output wurde dieser Richtungswechsel konsequent fortgeführt, klassische Stoner- oder einstige Metal-Elemente sind nur noch sehr rar gesät bzw. überhaupt nicht mehr vorhanden. Dachte ich beim Hören des selbstbetitelten Debüts „Kadavar“ aus dem Jahr 2012 noch zeitweise an Black Sabbath, kam mir bei den Klängen der ersten Tracks des neuen Albums direkt der Gedanke, ob es sich hier wirklich noch um die gleiche Band handelt.
Die poppige, luftig leicht klingende Intro-Melodie des Openers „I just want to be a Sound“ versprüht durchaus Charme, die mit Tremolo-Effekt unterlegten Gitarren-Klänge erzeugen einen gewissen 70er Vibe, bestätigen aber auch die Abkehr vom einstigen Düster-Sound.
„Hysteria“ verbreitet mit seinem knarzendem, fuzzigem Grundsound und einem und wah-wah lastigem Gitarrensound eine wieder fast schon bedrohlich wirkende Stimmung. Sollten die alten Wurzeln doch nicht komplett über Bord geworfen worden sein?
Doch schon mit „Let me be a shadow“ kommen wieder die poppig klingenden Sounds in den Vordergrund, „Sunday Mornings“ glänzt mit psychedelischen Elementen, „Scar on my Guitar“ vereint wieder rockige Sounds mit treibenden Rhythmen. Entspannend sphärisch mit seinem viel Raum einnehmenden Gesang läutet „Star“ den Zieleinlauf des Albums ein, „Until the End“ lässt gewisse U2 und Depeche Mode Vergleiche in mir aufkeimen.
Fazit:
Kadavar machen es ihren Fans nicht leicht. Wer hier den Sound der ersten Werke erwartet oder sich nach den letzten Alben eine Rückkehr dahin erhofft hat, wird wahrscheinlich enttäuscht sein und mitunter der Band den Rücken kehren. Aber es ist wie so oft, man kann es nicht allen recht machen. Lässt man sich allerdings auf dieses durchaus gewagte Soundexperiment ein, wird man Gefallen an diesem Album finden, auch wenn es vielleicht ein paar mehr Durchläufe als ein oder zwei benötigt. Dann aber entfaltet „I just want to be a Sound“ seine wahre Pracht mit den vielen kleinen klanglichen Details, die umso deutlicher machen, wie breit die Band musikalisch aufgestellt ist und welche Genres man imstande ist abzudecken. Auch wenn ich anfänglich misstrauisch war, habe ich doch Gefallen Kadavars neustem Werk gefunden.
Review von Florian Goergen.
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