Freunde des gepflegten Guiness und der grünen Hüte aufgepasst: Nach sechs Jahren Abwesenheit geben sich Flogging Molly mit ihrem neusten Studioalbum die Ehre. Nach 20 Jahren Bandgeschichte und einem halben Dutzend Alben in der Diskographie wissen die US-Iren mittlerweile auf allen Bühnen der Welt zu begeistern und lassen sich auch 2017 nicht lumpen. 12 Songs bietet die neue LP und vermittelt schon von den ersten Tönen an das altbekannte Feeling, das die Band so unverwechselbar macht.
„There´s Nothing Left“ eröffnet mit harmonischen Tönen aus Fidel, Tin Whistles und Schlagzeug die Platte und lässt den Hörer vor dem inneren Auge an den saftig- grünen Wiesen Irlands vorbeiwandern. Ein charismatischer Opener, der einen sofort in die passende Stimmung versetzt, bevor „The Hand Of John L. Sullivan“ das Tempo blitzartig anzieht. Hier gesellen sich die für Flogging Molly typischen Mandolinen und Banjos zum Soundbild hinzu und zaubern eine herrliche Tanzatmosphäre. Der Songtitel, nur als kleine Geschichtsstunde, bezieht sich auf den ersten Schwergewichtsweltmeister im Boxsport, und in eben der Manier eines bare-knuckle Boxkampfes aus dem 19. Jahrhundert kommt der zweite Track des Albums daher.
Und auch mit dem Akkordeon weiß das Septett zu punkten. „Welcome To Adamstown“ hält das Tempo und erweitert das musikalische Spektrum. Eine harmonische Folk- Gitarre eröffnet „Reptiles (We Woke Up)“ gepaart mit den Lyrics von Dave King und verführt zum eingehackten Mitsingen. „The Day We´ve Yet To Meet“ spielt mit einem einprägsamen Zwischenspiel der Fidel, während man sich wehmütig an vergangene Tage zurückerinnert fühlt, was den Song thematisch sehr emotional ausschmückt.
Der Titeltrack könnte irischer kaum erscheinen: Tin Whistles, Banjos und Fidel brillieren um die Wette und werden im Background sehr rhythmisch von den Drums und durchgängigem Klatschen untermalt. Spätestens hier ist der Funke übergesprungen und die Lebenslust geweckt.
Auch „The Last Serenade (Sailors and Fishermen)“ wird seinem Titel absolut gerecht. Ein abendliches Freiluftständchen kann mich sich zu diesen Tönen in der Tat sehr gut vorstellen. Der Facettenreichtum und die Detailverliebtheit auf „Guns Of Jericho“ machen sehr gut deutlich, warum es sieben Musiker in dieser Band bedarf. Hier liegt eine riesige Menge an musischem Verständnis und handwerklichem Geschick vor!
Wie es der Name vermuten lässt, rührt man bei „Crushed (Hostile Nations)“ feindseelig die Trommeln und auch die Lyrics und E-Gitarren werden aggressiver. Letztere erhalten auch im Intro zu „Hope“ noch eine kleine Sternstunde, während sie im Rest des Albums eine eher untergeordnete Rolle spielen.
„The Bride Wore Black“ hebt das Tempo kurz vor dem Finale noch einmal an, bevor sich die Band mit „Until We Meet Again“ und einem sehr gefühlvollen Song, der ein letztes Mal sämtliche Register zieht, standesgemäß verabschiedet (aber hoffentlich nicht erneut für sechs Jahre!).
Fazit: Man entzünde ein Lagerfeuer, lade seine besten Freunde ein, verköstige einen guten Whiskey und höre dabei „Life Is Good“. Der Titel des Silberlings versprüht mit jeder Note was er predigt. Ein außerordentlich emotionales und ehrliches Stück Musik, das nicht nur für Fans der Dropkick Murphys oder The Porters eine gute Wahl darstellt. Eingefleischte Fans wundern sich vielleicht über einen leichten Rückgang der Punkrock- Einflüsse, was dem Gesamteindruck des Album jedoch in keiner Weise abträglich ist.
Review von Lucas
Flogging Molly – Life Is Good
0 Kommentare