Dropkick Murphys – For The People

Das neue, wohl politischste Album „For The People“ der Dropkick Murphys zeigt Mut und Zuversicht, indem es sich gegen die Ungerechtigkeiten in den Vereinigten Staaten wendet, und zwar mit der Stärke und Kraft, die auf die frühen Punkrock-Wurzeln der Dropkick Murphys zurückgeht. 
„For The People“ ist mehr als nur ein Titel. Es ist eine aufrichtige Haltung, eine Erklärung dessen, was diese Band ist – und was sie schon immer war.

„For The People“ wird passenderweise am 4. Juli – dem Independence Day – digital über Play It Again Sam veröffentlicht, die LP und CD mit 5 Bonustracks erscheinen am 10. Oktober. Das Albumcover wurde von Shepard Faireys Designfirma Studio Number One entworfen, und das Album wurde von Ted Hutt, einem langjährigen Mitarbeiter der Dropkick Murphys, produziert und gemischt.

„For The People“ erhebt sich zu seinem Moment: ein Ausdruck der Menschlichkeit in einer Zeit der unerbittlichen Entmenschlichung, ein Versprechen der Hoffnung in einer Ära, die von Angstmacherei angeheizt wird, eine Erklärung der Solidarität in einem Zeitalter der Uneinigkeit, eine trotzige Widerlegung der Scharlatane und Demagogen, die uns für ihre eigene Macht und ihren Profit spalten wollen.

Das Album umfasst die folgenden 12 Tracks:

  1. Who’ll Stand With Us?
  2. Longshot (feat. The Scratch)
  3. The Big Man
  4. Chesterfields and Aftershave
  5. Bury The Bones (feat. The Mary Wallopers)
  6. Kids Games
  7. Sooner Kill ‘Em First
  8. Fiending For The Lies
  9. Streetlights
  10. School Days Over (feat. Billy Bragg)
  11. The Vultures Circle High (feat. Al Barr)
  12. One Last Goodbye „Tribute To Shane“ (feat. The Scratch)

Die LP beginnt mit dem Titel „Who’ll Stand With Us?“, was als Hymne der Arbeiterklasse zu verstehen ist. Der Song gibt direkt als Einstieg die Richtung des Albums vor und steht für das, was den Dropkick Murphys am Herzen liegt. Es geht um Solidarität, Widerstand und Zusammenhalt. Durch das Tempo mit den schmetternden Drums und den eingängigen Riffs des Titels wird man direkt in Stimmung gebracht.

Als zweiter Titel des Albums folgt „Longshot“ mit dem die Dropkick Murphys einen Song abliefern, der all das vereint, wofür die Band seit Jahrzehnten steht: Durchhaltewille, Kampfgeist und der Glaube daran, dass auch der Außenseiter eine Chance verdient – und sie nutzen kann. Der Track strotzt vor Energie und wirkt wie eine Adrenalinspritze für alle, die sich im Leben immer wieder behaupten und durchbeißen müssen. Zeilen wie „They call me a longshot, but I’m still in the fight“ treffen allen mitten ins Herz, die sich selbst als Underdog sehen. Als Feature haben sie sich hier auch zusätzlich die Band The Scratch aus Dublin ins Boot geholt.

Anschließend zollt die Band mit dem Song „The Big Man“ den Typen Tribut, der raubeinig, ehrlich, manchmal gefürchtet, aber stehts ein loyaler Charakter in jeder Arbeiterkneipe oder -Bar ist. Einfach ein Typ, der das Herz am rechten Fleck hat. Der Titel ist ein wuchtiges, raues Porträt einer fiktiven Figur, die größer als das Leben und dabei doch tief menschlich bleibt. Musikalisch bleibt sich die Band treu, denn es ist ein wuchtiger Midtempo-Stampfer mit ordentlich Dampf auf dem Kessel und einem sehr rhythmischen Drive, der durch den Song marschiert wie sein titelgebender Protagonist.

Mit dem nachfolgenden Track „Chesterfields And Aftershave“ zeigt sich die Band von ihrer erzählerischsten Seite – rau, nostalgisch und tief verwurzelt in der Arbeiterklasse. Schon der Titel weckt Assoziationen wie Zigarettenqualm, scharfer Aftershave-Geruch und lange Nächte in abgeranzten Bars. Genau dieses Bild zieht sich durch den Song, wie ein roter Faden. Statt Faust in die Luft gibt’s hier ein Kopfnicken und ein stilles „Ja, so war das“. Musikalisch bleibt der Song eher zurückhaltend mit einer sehr melancholischen Richtung und folkigen Elementen.

Im fünften Titel „Bury The Bones“ geht es eher in eine düstere Ecke und die Murphys schaffen dabei einen der atmosphärisch dichtesten Songs ihrer jüngsten Diskografie. Es geht ums Loslassen, um Vergangenes, um Schuld und Erlösung. Die Folkelemente sind hier eher untermalend als treibend – subtil eingesetzte Akzente, die die Stimmung verstärken, ohne sie zu überlagern. Textlich zeigt sich die Band reflektierter denn je. „Bury the bones, let the silence speak“ heißt es sinngemäß – ein Aufruf, mit den Geistern der Vergangenheit Frieden zu schließen, statt weiter gegen sie anzukämpfen.

Anschließend folgt der Song „Kids Games“ mit dem die Dropkick Murphys einen bitteren Blick zurückwerfen – auf die Kindheit, die Unschuld und das, was davon bleibt, wenn das Leben hart wird. Der Track ist kein nostalgischer Rückblick, sondern eher eine Abrechnung mit der Härte des Erwachsenwerdens und der Tatsache, dass viele Wunden früh geschlagen werden – oft unter dem Deckmantel von „Kinderspielen“ (engl. Kids Games). Der Sound ist eher schnörkellos, treibend, kantig, punkig und mit klassischem Dropkick-Murphys-Schwung.

Danach wird in die härteste Kerbe geschlagen. Mit dem Titel „Sooner Kill ‘Em First“ geht es wieder in eine kompromisslose, aggressive Richtung voller Wut. Der Titel allein lässt keinen Zweifel: Hier geht es nicht um Diplomatie, sondern um klare Fronten. Der Song ist ein Faustschlag in Musikform – direkt, brutal und ohne doppelten Boden. Es ist ein klarer Punkrock-Song, was vor allem am knallharten Drumming, den schneidenden Gitarrenriffs und dem Refrain, der sich wie ein Kampfschrei ins Hirn brennt, unverkennbar ist.

Mit „Fiending For The Lies“ liefern die Dropkick Murphys einen bissigen, hochaktuellen Song über Manipulation, Gier nach Aufmerksamkeit und die Sucht nach Falschaussagen. Der Titel trifft den Nerv einer Zeit, in der Verschwörungen, Clickbaiting und verzerrte Wahrheiten oft mehr Gehör finden als nüchterne Fakten – und die Band macht daraus eine kraftvolle musikalische Abrechnung. Schon zu Beginn wird gnadenlos klar: Der Song feuert sofort aus allen Rohren.

Anschließend wird es wieder Zeit für leise, aber nicht weniger eindrucksvolle Töne. Der Titel „Streetlights“ steht auf dem Programm, welcher als Hommage an das Leben auf der Straße zu verstehen ist – nicht nur im wörtlichen, sondern auch im übertragenen Sinn. Es geht um verlorene Nächte, um Freundschaften im Schatten der Laternen und das Ringen mit der eigenen Vergangenheit. Soundtechnisch bewegen sich die Dropkick Murphys hier eher wieder in eine folkige und melancholische Punkrichtung. Wer die Band nur für ihre lauteren Töne kennt, wird hier definitiv angenehm überrascht, denn manchmal sind es oft die leiseren Songs, die am längsten nachhallen.

Mit „School Days Over“ widmen sich die Dropkick Murphys zusammen mit Billy Bragg einem traditionellen irischen Song, der ursprünglich von dem Folk-Legenden-Kollektiv rund um Ewan MacColl bekannt gemacht wurde. Es ist aber deutlich mehr als eine reine Coverversion – es ist ein leidenschaftlicher, ehrlicher Tribut an die Arbeiterklasse und ein musikalischer Brückenschlag zwischen unterschiedlichen Generationen. Musikalisch ist der Titel zwar reduziert, aber dennoch kraftvoll. Das Zusammenspiel von akustischer Instrumentierung und den typischen Murphys-Zutaten wie Banjo, Snare-Marsch und Chorgesang erzeugt eine fast militante, aber gleichzeitig ergreifende Atmosphäre.

Der vorletzte Song „The Vultures Circle High“ geht dann wieder in eine düstere, anklagende Richtung, der wie ein Warnsignal durch Mark und Bein geht. Schon der Titel selbst ist unmissverständlich: Wenn die Geier kreisen, ist das Ende nah. Genau da setzt der Song an – bei den Momenten, in denen Aasgeier auf ihren Einsatz warten, bereit, sich auf Schwache zu stürzen. Der Sound wird von einem schweren Rhythmus getragen, begleitet mit bissigen Gitarren und einem düsteren Grundton, der perfekt zum Thema passt. Es ist ein Song mit klarem moralischem Kompass, rauer Energie und bitterer Ehrlichkeit. Hier wird nicht gefeiert – hier wird wachgerüttelt. Und das macht ihn umso wichtiger.

Als krönenden Abschluss zollen die Dropkick Murphys der kürzlich verstorbenen irischen Musiklegende Shane MacGowan (The Pogues) ihren tief empfundenen Respekt – und zaubern damit einen der emotionalsten und aufrichtigsten Songs ihrer Karriere aufs Parkett. Es ist nicht nur einfach ein Tribut – es ist ein musikalischer Nachruf, der direkt aus dem Herzen kommt. Schon die ersten Takte lassen spüren, dass hier keine Pose bedient wird. Stattdessen: ruhige Gitarren, zurückhaltende Instrumentierung und ein melancholischer Grundton. Die Murphys legen die Lautstärke beiseite und lassen Emotionen sprechen. Es ist ein Moment der Stille, der Trauer und der tiefen Dankbarkeit für ihr großes Idol. 

Insgesamt lässt sich sagen, dass jeder Song eine klare Haltung in sich trägt, sei es als wütender Aufschrei, als liebevolle Erinnerung oder als hymnisches Plädoyer für Solidarität. Die Dropkick Murphys zeigen, dass sie nicht nur Lautstärke beherrschen, sondern auch Tiefe – ohne dabei ihre Energie oder Glaubwürdigkeit einzubüßen. „For The People“ ist mehr als nur ein Albumtitel – es ist ein Versprechen. Für die, die arbeiten, kämpfen, fallen und wieder aufstehen. Für die, die gehört werden wollen. Für die Menschen. Und genau das macht dieses außerordentliche Werk so wichtig und mitreißend.

Review von Cris Kilper

Dieser Artikel wurde am: 4. Juli 2025 veröffentlicht.

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