„Dürfen die das?“
Ja, die dürfen das.
Denn die Toten Hosen haben in Deutschland einen kleinen Freifahrtschein, wenn es um Experimente geht. Kaum eine Band hat derart viele Veröffentlichungen am Start und natürlich kann man immer wieder meckern.
Aber man kann es auch einfach genießen.
So auch das neue, nach Campinos Aussage „Aus einer Schnapsidee“ heraus geborenen – und somit beinahe Geschwisterkind – des 2006 veröffentlichten Unplugged-Albums.
„Alles ohne Strom“ heißt das Werk, das die Toten Hosen mal wieder von einer ganz anderen Seite zeigt. Eine große deutsche Band mit Big Band Attitude.
Und so bekommen die einundzwanzig Songs, die denn hier in knapp 80 Minuten Spielzeit dem Hörer geboten werden, doch ihr eigenes Flair.
Zudem wurde bei dem Geschwisterkind dann doch auf Wiederholungen verzichtet und so erleben wir selten gespielte Songs wie „Strom“, „Entschuldigung, es tut uns leid“, die erste Single „1000 gute Gründe“ und „Alles mit nach Hause“ ebenso wie Coverversionen wie zum Beispiel „Ohne Dich“ von Rammstein als auch neue Songs wie die dritte Single „Feiern im Regen“, „Schwere (-Los)“, „Kamikaze“ und „Sorgenbrecher (Auf Euch)“.
Mir gefällt diese Mischung hier ausgesprochen gut.
Die Band ist in Hochform und nimmt sich selbst nicht so ernst (schon beim Opener „Entschuldigung es tut uns leid“ muss ich immer wieder an die Comedian Harmonists denken), das Publikum ist in Feier-Laune und das ganze Konzept geht auch ohne die großen Hits auf.
Auch die neuen Songs integrieren sich gut ins Programm. Natürlich wurde das Thema in „Kamikaze“ schon mehrfach angesprochen, aber das ist in über 30 Jahren Bandgeschichte auch nicht verwunderlich. Mir gefällt diese Akustiknummer sehr.
Wie gut das Publikum diese Veranstaltung fand, sieht man gerade im Song „Ein guter Tag zum Fliegen“. Auch Campino scheint hier mit seiner Ansage „Freunde das ist doch nicht nötig“ etwas geehrt.
Auch die Polka Variante von „Paradies“ haut rein und hebt die Laune.
Was mir etwas weniger zusagt ist die neue Version von „Hier kommt Alex“. Aber von diesem Stück gibt es ja auch genug Aufnahmen und da ist es schwer, die beste zu finden.
Der Rest macht einfach Spaß, beleuchtet uns die Band mal wieder von einer anderen Seite und das bei der Tour innerhalb ganz kurzer Zeit schon fast überall Zusatzkonzerte stattfinden zeigt ja auch, wie viel den Fans diese Big Band – Variante der Toten Hosen bedeutet.
Ich hoffe jedenfalls, dass die Jungs auch das Triple holen und uns in einigen Jahren dann ein drittes Unplugged Album präsentieren.
Vielleicht ja dann als „Wörter zum Sonntag – Unplugged zum 60.“
Wer weiß.
Ich werde die „Alles ohne Strom“ jetzt gemeinsam mit der 2005er Unplugged-CD ins Auto packen.
Wie lange sie dort bleibt? Keine Ahnung! Bis zum bitteren Ende wahrscheinlich dann mal!
Review von Thorsten
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