Abstürzende Brieftauben – Heute doof morgen doof und übermorgen wieder

Heute doof und morgen doof und übermorgen wieder!

Kennt ihr? Kennt ihr nicht? Wenn ihr es kennt, dann habt ihr jetzt sicherlich einen Ohrwurm. Und wenn ihr es nicht kennt, dann habt ihr eine kleine Bildungslücke. „Heute doof und morgen doof und übermorgen wieder“ ist ein Song der Abstürzende Brieftauben aus dem Jahre 1987. Aber nicht nur ein Song.

Seit einigen Tagen gibt es auch ein charmantes Buch, das genau diesen Namen trägt.

Bei dem Buch handelt es sich um die Biografie der Brieftauben, die einen Überblick über die Band, die Zeit und die Musik bietet.

René Schiering heißt der Autor, der in enger Zusammenarbeit mit Gründungsmitglied Micro Bogumil aber auch vielen Wegbegleitern einen schönen Rückblick auf die Tauben zusammengestellt hat.

Berichte von vor der Bandgründung, über die Anfangsjahre, die Besprechung der EMI Jahre aber auch der folgenden, etwas traurigeren Zeit, und vieles mehr. Das alles bietet eine tolle Zusammenfassung der Bandgeschichte.

Doch nicht nur das.

René Schiering bespricht auch die Zeit nach der Bandauflösung und den Tod von Konrad K.

Auch das kommt Comeback von 2013 wird auch hier besprochen und zwar ganz Brieftauben-typisch am Anfang. Denn es ist ja noch lange nicht vorbei.

Ein schönes Zitat aus diesem Buch ist folgendes: „Für Micros Neuauflage der Tauben muss ich mich jedenfalls nicht fremdschämen. Sie ist grundehrlich und erfüllt ein echtes Bedürfnis. Sowohl bei den Musikern als auch bei den Fans.

Auch ich habe die Brieftauben die letzten Jahre mehrfach live sehen dürfen und kann das bestätigen.

Umso schöner ist es nun, ein Buch in der Hand zu halten, das die Vergangenheit der Band beleuchtet und einfach Bock auf weitere Meilensteine in der Brieftauben-Historie macht.

Blättert man durch das Buch und schaut auf die alten Cover, zum Beispiel des ersten Demos „Ein Blödmann kommt selten allein“ zurück, so bekommt man direkt Lust, diese Scheiben wieder aus dem Schrank zu holen.

Auch die Anmerkungen, zum Beispiel von Micro, zu diesen Veröffentlichungen sind äußerst informativ.

Interessant ist es vor allem wenn man liest, wie zum Beispiel die Aufnahmen zur zweiten Platte waren, welche Hindernisse die Brieftauben dem Weg räumen mussten, welche Schwierigkeiten Bandintern herrschten, was die Aufquellenden Brieftaschen bedeutet, warum die Jungs auf die Lindenstraße warteten, was ist mit dem Festival der Volksmusik auf sich hatte, wie die Tour durch die DDR war, und wie sich die Band nach „Bye, Bye EMI“ im luftleeren Raum gefühlt hatte.

Und, und, und.

Vieles kann man erahnen aber es zu lesen und von Zeitzeugen und Wegbegleitern wie Fabsi (Weser Label), Fratz (Hulk), Elf (Slime), Hannes (The Idiots), Joschka (Überflüssig), Schlaffke (Schließmuskel, Zwakkelmann), Atti und Martin (Rasta Knast), Paul G. Recke (Kellergeister) uvm. Informationen zu bekommen, macht einfach Spaß und ist äußerst Informativ.

Wenn man dann vom (vorläufigen) Ende der Tauben liest, meint man, dass das wohl kein Happy End sein kann für solch eine sympathische Band.

Doch, dem Punkgott sei Dank, gab es ja noch eine Fortsetzung.

Sie ließen uns ja wieder Tanzen.

Apropos.

Die Tauben haben dem Buch noch ein Geschenk aus der damaligen Zeit beigelegt.

Der Song „Tanzen“ der 2004 posthum auf dem Berenstark-Sampler veröffentlicht wurde liegt diesem Buch bei. Ein toller Song, der einfach typisch Tauben ist.

Und ja es ist noch nicht vorbei, auch wenn man kurz denkt, dass Buch geht ja richtig traurig aus, dann weiß man, dass im Vorwort genau das steht, was wir alle hören und lesen wollen.

Die Abstürzenden Brieftauben sind wieder da und sicher werden wir noch von ihnen zu hören bekommen.

Ein Kapitel dieser bemerkenswerten Biografie heißt „25 Jahre sind genug“, aber gute Geschichten bekommen ja oft einen zweiten oder sogar dritten Teil.

Und die Abstürzenden Brieftauben sind eine sehr gute Geschichte.

Ein schönes Buch, das die Band würdigt, nicht überladen ist, in schwarz-weiß gehalten an die 80er und 90er Jahre erinnert und den Tauben ein kleines und herrliches Geschenk macht.

All das im Design der ersten Platte.

Mir persönlich gefällt diese Biografie und ich erwische mich beim Blättern, nochmal lesen, Bilder betrachten und einfach nur beim Zurückblicken auf eine großartige Zeit.

Danke an Micro und Norm, dass ihr weitermacht und danke an den Autor René Schiering, dass er sich die Arbeit gemacht hat, die Geschichte der Abstürzenden Brieftauben in einem 235 starken Buch zu veröffentlichen.

Ein kleiner Kritikpunkt (etwas was die ganze Sache noch etwas abgerundet hätte) wäre gewesen, etwas näher auf die Veröffentlichungen nach dem Neustart einzugehen. Gerade die EP mit den letzten vier Songs hätte noch etwas Aufmerksamkeit verdient.

Das ist aber tatsächlich jammern auf hohem Niveau.

Zusammenfassend muss ich sagen, dass mich das Buch im Taschenformat überzeugt und in eine Zeit zurücknimmt, in der man auf dem Schulhof noch den „heißen Scheiß“ getauscht hat.

Gut recherchiert und ein Werk für Punkrocker von früher, damals und heute.

So soll das sein.

Erschienen ist das ganze bei der Independent Entertainment GmbH.

Dort könnt ihr auch schöne blau gelb gehaltene T-Shirts bestellen. Als kleine Zugabe ist dort auch ein besonderes Zeitdokument erhältlich. Im Buch sieht man ab und an eine Referenz auf eine Aussage von Konrad K.

Diese stammt aus einem ausführlichen restaurierten Interview mit diesem und ist neben Bonussachen auf einer DVD erhältlich.

Die Artikel findet ihr hier:
Buch: shop.ientertainment.de/die-biografie-buch-cd.html
DVD: shop.ientertainment.de/konrad-k-einmal-punk-und-kein-zurueck.html

Review von Thorsten

Dieser Artikel wurde am: 19. Mai 2021 veröffentlicht.

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