„Serious Issues“: Die Punkrockband DeeCracks im Interview

Seit ich die DeeCracks 2019 im Vorprogramm von CJ Ramone sah, laufen die bisherigen CDs der Jungs bei mir in schöner Regelmäßigkeit durch die Boxen. Geiler Punkrock, der zwar nah an den Ramones ist, aber auch eine gewisse Eigenständigkeit mit sich bringt. Wenn Österreich jemals einen Grand Prix der Punkrockmusik veranstaltet, gehören die drei Jungs für mich zu den Bands, die hier Chancen haben, abzuräumen. Um so mehr freute es mich, dass wir vom Tough Magazine schon sehr früh die neue Platte der drei hören durften. „Serious Issues“ heißt das gute Stück und macht genau dort weiter, wo die Jungs mit „Sonic Delusion“ aufgehört haben. Wir nutzten die ersten Wochen des Jahres, um den DeeCracks im Vorfeld einige Fragen zur neuen Platte zu stellen.

Hey ihr Lieben. Schön, dass ihr euch die Zeit nimmt. Wobei erwischen wir euch gerade?
MIKE: Grüß euch, danke für die Einladung. Matze und ich sitzen bei mir zu Hause. Wir trinken ein Bier und beantworten die Fragen.

Wenn man eure Musik hört, denkt man zwangsläufig an die Ramones. Nervt euch dieser Vergleich?
MATT: Nein nicht wirklich. Die Ramones haben ja zweifelsohne großen Einfluss auf unsre Einstellung zur Musik.
MIKE: Ja, ist schon OK, wir sind natürlich Fans und was wir definitiv mit den Ramones gemeinsam haben, ist der Spirit, die Live Energie, die 1-2-3-4s und dass wir auch gerne mal eine Lederjacke tragen, das wars aber schon, denk ich.

Was bedeuten euch die Ramones?
MATT: Als 13-Jähriger hab ich mir damals zu „Leave Home“ selbst das Gitarre spielen beigebracht, mehr oder weniger und relativ bald danach meine erste Band gegründet. Die Ramones haben das so einfach aussehen lassen. Und das ist es ja auch.
MIKE: Die Ramones sind einfach eine faszinierende Band. Als ich sie Anfang der 90er das erst mal hörte war auf einmal alles anders. Alles was ich davor gut fand, war irrelevant. Auch wenn ich heute kaum mehr Ramones auflege, in meinem Herz laufen sie ständig, neben anderen Bands die mich ähnlich begeistern konnten wie Tom Petty oder so. Die Ramones waren aber die ersten.

Wenn ihr eine Platte der Ramones am Stück covern solltet. Welche würdet ihr wählen und warum?
MATT: „Pleasant Dreams“ und „Subterranean Jungle“ wären da wohl meine Favoriten. Die Phase 80-83 war definitiv die stärkste der Ramones.
MIKE: Ich würde auch eines der 80er Jahre Alben nehmen, da gibt’s viel Spielraum in den Songs, vor allem Produktionsmäßig. „Subterranean Jungle“ kommt mir da auch in den Sinn. Aber auch „Halfway To Sanity“ würd ich witzig finden, aber ich denke nicht das wir sowas je machen werden.

Kommen wir aber zu eurer eigenen Veröffentlichung, die nicht nur Ramones Hörer abfeiern werden. Danke an euch, dass wir so früh reinhören durften. Ich würde fast sagen, dass „Serious Issues“ fast schon ein Greatest Hits mit neuen Songs ist. Was bedeutet euch selbst dieses Album?
MIKE: Ja, danke dir! Wir sind sehr stolz auf das Album, ich finde ja es ist fast das beste das wir je gemacht haben. Es fühlte sich ab Tag eins einfach super an, das Proben, die Aufnahmen und die ganze Arbeit daran bis jetzt. Egal wie es da draußen ankommt, mir hat es sehr viel Spaß gemacht und komme was wolle, ich liebe es!
MATT: Jedes Album ist eigentlich eine Art „Greatest Hits“ für mich. Ich schreib und recorde eigentlich andauernd Songs zu hause. Wenn die Entscheidung fällt ein neues Album zu veröffentlich fische ich natürlich nur die meiner Meinung nach besten Lieder aus meinem riesen Songpool. Jeder Song sollte Singlepotenzial haben, das macht ein gutes Album aus denk ich.

Erzählt was zur Aufnahme. Was war wie immer, was neu?
MATT: Eigentlich wars wie immer. Wir sind unserem Team treu geblieben und haben wie immer mit Marco Perdacher (pegelmusic.com) recorded. Ich finde es wichtig, dass ein familiäres und angenehm entspanntes Klima während der Aufnahme herrscht. Der kreative Prozess im Studio ist mir sehr wichtig. Vieles entsteht spontan, da ist Stress nicht wirklich hilfreich. Marco ist jemand dem wir da zu 100% vertrauen.
MIKE: Total, alles lief wieder super, jeder hatte Freude an der Sache. Was neu war, war, dass wir diesmal Schlagzeug und Bass gleichzeitig aufgenommen haben. Das hat Paul und mir gleich noch ein bisschen mehr Spaß gemacht. Mit Marco ist es immer eine Freude, geiler Typ. Auch Hansi von Hurricane Season war wieder dabei als Studio-Assi (Betonung auf Assi).

In welchen Formaten wird die Veröffentlichung erscheinen? Und warum habt ihr euch für diese Formate entschieden?
MIKE: Die Platte kommt in drei verschiedenen Vinyl Varianten auf Pirates Press Records. Die sind ja auch bekannt für verrückte Vinyl Kreationen, wir haben natürlich klassisches Schwarz dabei, aber auch dreifärbiges Pie-Slice Vinyl und eine limitierte Auflage an vierfärbigem Splatter Vinyl. Die Farben passen da natürlich zum Cover-Artwork. Mit unserem japanischem Label DUMB Records und dem italienischen Striped Records machen wir auch CDs, hauptsächlich für den japanischen Markt, und für unseren Merchtisch.

Wie sind die Songs entstanden? Wer schreibt die Texte, Melodien? Wie erarbeitet ihr einen DeeCracks Song?
MATT: Ich bin quasi der Songwriter der Band. Musik zu schreiben und Demos aufzunehmen ist mein täglicher Zwang, haha. Dabei kommt viel Verschiedenes zusammen und natürlich auch viel brauchbares für DeeCracks. Die Musik steht bei uns immer im Vordergrund. Die Melodie/der Song ist immer als erstes fertig. Erst dann kommt der Text.

In welchen Zeitraum sind die Songs entstanden? Warum hat es doch etwas länger gedauert, um nach „Sonic Delusion“ einen Nachfolger zu schreiben?
MIKE: Normalerweise machen wir nur alle vier Jahre eine Platte, diesmal sinds nur drei Jahre. Also eigentlich sind wir diesmal flotter. Wir touren ja weltweit mit jedem Release und das dauert ja. Außerdem bringen wir ja dazwischen auch jährlich Singles, Splits oder EPs raus.
MATT: Ja, es liegen immer ein paar Jahre zwischen unseren Full Length Releases. Ich bin der Meinung das ist besser so. Das garantiert, dass nur die unserer Meinung nach besten Lieder auf Platte erscheinen. Wir könnten natürlich alle paar Monate was raushauen, da wär aber dann glaub ich viel Mist dabei.

„Serious Issues“ heißt die Scheibe. Was wollt ihr mit dem Plattennamen aussagen?
MATT: Das Album ist, wie alle Vorgänger,sehr persönlich. Da gehts oft um Depression, Insomnia, Liebe bzw. Hass sowie die ewige Frage nach dem Lebenssinn oder das leidige Thema der Zugehörigkeit. Das sind ja alles „Serious Issues“, oder?

Kommen wir zu den Songs. Krasser Start mit dem Instrumental und dann „The Samurai Challenge“. Direkt mal einen Knaller zu Beginn. Erzählt um was es in dem Song geht.
MATT: Der Song basiert eigentlich auf einem Trinkspiel, dass wir auf Tour in Japan bei einer Aftershow Party in Nagoya miterleben durften, haha. Aber es handelt eigentlich davon, dass „Kids“ weltweit, egal wo, nicht so verschieden sind, was ich aus eigener Erfahrung bestätigen kann.

Typische Ramones Trademarks erhalten wir auch in „Get Out Of My Head“. Wie wichtig ist das “1,2,3,4” mittlerweile für eine Dee Cracks – Platte?
MATT: Manchmal kann nichts besser einen Song einleiten als ein 1- 2 -3 -4!
MIKE: Auf der ganzen Platte finden sich nur zwei 1-2-3-4s. Der Einzähler bei „Get Out Of My Head“ und dann noch mitten im Song „A Reason“. Wir machen das eigentlich nur, weil wir ja Live auch alle Songs so Einzählen und das soll unsere Live Energie ein wenig auf die Platte bringen, gleich wie die schnellen Übergänge bei den Songs.

Um wen geht es in „Get Out Of My Head“?
MATT: Um mich… haha. Da gehts darum, dass man oft, obwohl man eigentlich todmüde ist, seinen Kopf nicht abschalten kann. Und das dann fast zum Dauerzustand wird.

„Don’t Throw It Away“ könnte autobiografisch sein. Wessen Herz wurde denn weggeworfen, so dass ihr einen Song drüber geschrieben habt?
MATT: Zu verraten um wen es sich da genau handelt wäre zu persönlich. Es ist einfach so ein klassisches tragisches Liebeslied.

„Kill Or Cure“ sollte auch erwähnt werden. Welche Geschichte steckt hinter diesem Stück?
MATT: Das so eine Art „Selbst-Motivations“- Song. Man kann entweder rumsitzen und sich über sein langweiliges und eintöniges Leben beschweren oder aufstehen und was dagegen unternehmen.

Das man geile Songs in unter einer Minute schreiben kann beweist ihr mit „Another Day“. Welche Message wollt ihr hier in 43 Sekunden übermitteln?
MATT: Die Aussage ist da ähnlich wie bei „Kill or Cure“. Manchmal hat man einfach das Gefühl das Leben hat mehr zu bieten als den alltäglichen Ablauf. Darum gehts da.

Gut gefällt mir auch „Lost In The Middle“ Könnt ihr was über die Geschichte hinter diesem Stück sagen?
MATT: Das wäre glaub ich auch zu persönlich da ins Detail zu gehen. Das ist ein sehr autobiographisches Lied und mein Favorit auf der Platte.

„Don’t Turn Your Heart Off“ schließt das Album mehr als standesgemäß. Ein guter Knaller der das Ende des Albums einläutet. Wem ist diese Aussage „Don’t Turn Your Heart Off“ gewidmet?
MATT: Der Song ist mir selbst und allen die manchmal an sich zweifeln gewidmet. Sich selbst treu zu bleiben und sich von niemanden reinquatschen zu lassen ist quasi meine „Lebensphilosophie“. Das ist manchmal nicht leicht aber ich denke das ist es allemal wert.

Wofür würdet ihr nie euer Herz hergeben?
MIKE: Ich würde es nie für etwas anderes hergeben, als meine Freunde, Familie und alles wofür ich brenne.
MATT: Ich würde nie etwas tun oder sagen zu dem ich nicht stehe.

Das Album erscheint im März. Ob ihr Touren könnt ist nicht sicher durch Corona. Wie erlebt ihr persönlich diese Pandemie?
MIKE: Naja, wir hatten ja nach unserem Sweet Sixteen Festival im September 2019 erstmal geplant, bis März 2020 mal eine kleine Pause zu machen. Matze wollte das neue Album schreiben und wir waren auch wieder etwas durch nach intensiver Tourerei bis dahin. Wir hatten ja Shows und eine Italien Tour geplant für März und April 2020, dann im Mai/Juni hätten wir Schweiz, Deutschland, Frankreich und Spanien gemacht, aber das musste eben alles erstmal abgesagt werden. Aber wir konnten uns in der Zeit auf das neue Album konzentrieren und neue Wege zu unseren Fans erforschen aber eigentlich auch mal ein wenig entspannen. War auch mal gut, sind ja schon lange unterwegs, weit gereist und nicht mehr die Jüngsten.

Was denkt ihr? Wann sehen wir uns alle froh feiernd wieder?
MIKE: Na hoffentlich bald, rein mit der Spritze und ab in den Tourbus.
MATT: Sobald das Ramones Museum in Berlin oder die Arena in Wien wieder aufsperrt.

Corona hat vieles kaputt gemacht. Was hat euch in der Krise am meisten genervt?
MATT: Es nervt, dass man nicht vorausplanen kann und dass man in vielen Dingen eingeschränkt ist. Auch wenn’s natürlich logisch ist, dass das nun so sein muss.
Wenn jetzt der Fernseher streikt…
MIKE: Ich vermisse meine Freunde und Konzerte und Umarmungen. Ich möchte mal wieder mit meinen Leuten auf ein Konzert gehen und lächerlich betrunken nach Hause kommen und am nächsten Morgen nicht mehr wissen was da genau alles abging. Aber wichtig ist, dass alle gesund bleiben.

Und welche positiven Dinge nehmt ihr aus der Krise mit?
MATT: Ich hoffe, dass die Leute es zu schätzen lernen, was sie haben und merken, dass sie es auch schnell verlieren können und dass man nicht alles für selbstverständlich hält.
MIKE: Eigentlich fand ich diese Zwangs-Entschleunigung auf eine komische Art erstmal gut. Ich arbeite ja in der Musikbranche und toure ja nicht nur mit DeeCracks. Es war mal schön mehr als nur ein paar Tage zu Hause zu sein. Aber ich vermisse mittlerweile nichts mehr wie unterwegs zu sein, Schlagzeug zu spielen und unsere Freunde zu sehen.

Bald werden erste Reviews zum Album erscheinen. Machen euch Reviews nervös? Was bedeuten euch Kritiken von Presse, Freunden, Familie?
MATT: Reviews sind mir eigentlich egal. Das gehört halt dazu. Hauptsache irgendwer spricht über uns haha. In erster Linie muss uns das Album gefallen.
MIKE: Nervös macht mich da auch nichts. Seh das alles entspannt. Es gibt schon Freunde, deren Meinung mir sehr wichtig ist. Da freue ich mich immer sehr, wenn sie es toll finden. Aber auch wenn nicht, am wichtigsten ist ja immer wie es uns gefällt. Und wir sind sehr happy damit, also hoff ich nur, dass wir diese Freude mit einigen Leuten teilen können, am besten natürlich mit allen, haha.

Welche Sätze bei Reviews stören euch am meisten?
MATT: Eigentlich gar keine. Ich finds aber immer etwas einfallslos, wenn ‚klingt wie…‘ oder ‚erinnert mich an…‘ in einem Review vorkommt.
MIKE: Ach, ich finde Meinungen immer gut, auch wenn man uns zerreißt. Solange es gute Gründe für jemanden gibt und der oder diejenige diese auch zu artikulieren weiß. Wir sind eine Nischen Punk Rock Band, da muss man schon affin sein. Ist auch völlig OK so.

Was ist nach dem Album weiter geplant? Haben die Dee Cracks noch Trümpfe in der Hinterhand?
MIKE: Unsere Tourpläne sehen ja erstmal noch düster aus. Wir haben da aber immer irgendwas geplant. Werden sicher wieder rund um den Globus touren, wenn es wieder möglich ist. Bis dahin spielen wir die Bälle wie sie liegen. Es gibt da aber auch noch die restlichen fünf Songs der Aufnahmen die nicht am Album gelandet sind. Mit denen werden wir auch noch was machen.

Was bedeuten euch die folgenden Begriffe?
Punkrock 2021
MATT: Hoffentlich.
MIKE: Mal sehen.

Idole
MATT: Irrelevant.
MIKE: Nicht allzu ernst nehmen.

Freundschaft
MATT: Irrelevant… haha. Nein, sehr wichtig!
MIKE: Durch dick und dünn.

Fans
MATT: Freunde.
MIKE: Es bedeutet mir viel!

Tour
MATT: Schweiß.
MIKE: Beste Art zu reisen.

Karlsruhe
MATT: Schweiß.
MIKE: Liebe Alte Hackerei, bitte bucht uns wieder!

„Serious Issues“
MATT: März 2021.
MIKE: 16.

Japan
MATT: So-Cho Pistons.
MIKE: Lieb ich, alles und jeden.

Greatest Hits 2020
MATT: The Spits – VI.
MIKE: Findet ihr alle auf „Serious Issues“.

Liebe Dee Cracks, wir bedanken uns für die Zeit und das Interview. Die letzten Worte gehören euch.
MATT: Danke, bis bald!
MIKE: Danke euch und kauft die Platte! Hoffe wir sehen uns alle bald wieder. Bleibt gesund!

Wir bedanken uns bei den Dee Cracks für die Zeit. Wir freuen uns auf den „Serious Issues“ Release von den Dee Cracks und hoffen, die Jungs bald wieder live spielen zu sehen. Gerne mit einem flotten „1,2,3,4“ in der Ansage. Wer mehr über die Dee Cracks wissen möchte schaut einfach auf die facebook-Seite.

Foto: Johannes Wartberger

Interview von Thorsten im Januar 2021

Dieser Artikel wurde am: 4. Februar 2021 veröffentlicht.

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