Thomen: Eine Metal-Legende startet wieder durch

Stille herrscht am Schloss. Ein ehrwürdiges Schweigen, denn das Omen spricht! Thomas „Thomen“ Stauch: Jeder der in den 80 und 90er Jahren Metal-Platten gesammelt hat (und auch die, die heute noch sammeln) kennt seinen Namen. Als erster Schlagzeuger der Band Blind Guardian war THOMEN „THE OMEN“ STAUCH an den legendären Alben der Band beteiligt. 2005 dann das Aus. Doch nicht für Thomen. Auch heute noch ist er nicht untätig und gerade 2020 wieder voll am Start. Mentalist heißt die neue Band, „Freedom Of Speech“ das Debüt und Vollgas das Vorhaben.
Wir haben Thomen getroffen und ihm Fragen aus 30 Jahren Metal-Geschichte gestellt. (Das Interview mit Mentalist folgt in Kürze)

Hey Thomen. Willkommen im Saarland. Schön, dass du dir die Zeit für ein Interview nimmst. Wie geht es dir?
Thomas: Ja mir geht es gut. Wir sitzen gerade im Café am Schloss und tatsächlich bin ich wegen der Musik in Saarbrücken. Als Schlagzeuger der Band Mentalist. Ich genieße die Zeit hier im Saarland denn wir arbeiten gerade an unserem zweiten Album. Wir wollen im Vergleich zum Debüt sogar noch eine Schippe drauflegen. Wir sind derzeit auch allesamt sehr positiv gestimmt da unser Debüt „Freedom Of Speech“ bis dato gut ankommt. Auch die ersten Zahlen sind ganz gut (lacht).

Viele Fans des Metals ist dein Name ein Begriff. Deine Vita hat einige interessante Momente aufzuweisen. Erzähl uns erst mal, woher dein Name „Thomen“ kommt?
Thomas: (lacht) Ja, der Name „Thomen“ kommt von meiner Ex-Band – Blind Guardian. Das Ganze kam eher von THE OMEN. Wir hatten vor langer Zeit im Proberaum eine sehr lustige Situation und da hat Hansi sowas gesagt wie: „Hey! Du bist voll das Omen.“ Und ich dann: „Ja ist klar.“. Aber dann ging es weiter und Hansi hat das mit meinem Namen in Verbindung gebracht. So kam der Name dann bei ein paar Bierchen (lacht). Aber das bleibt tatsächlich an einem haften. Mittlerweile ist es so, dass ich auf Thomas kaum noch reagiere. Thomen hat sich halt verinnerlicht. Ist aber auch OK so (lacht).

Beginnen wir mit der Blind Guardian Zeit. Gerade machen die Jungs ja etwas Schlagzeilen. Neues Album und auch die Jubiläumstour „Somewhere far Beyond – 30 Jahre“. Damals mit dir am Schlagzeug. Wie wichtig ist dir persönlich dieses, nennen wir es mal Blind Guardian Durchbruchsalbum?
Thomas: „Somewehre far beyond“ ist für mich bis heute ein Meilenstein für Blind Guardian. Damit haben wir, zusammen mit dem Vorgängeralbum, unseren Stil geprägt. Eigentlich bis zur „Nightfall“. Dann ging es etwas mehr in die orchestrale Ecke. Und diese Stilelemente wurden dann mit der „A Night in the Opera“ noch extremer. Da hatte sich der Stil doch stark verändert. Mir persönlich ist „Somewehre far beyond“ tatsächlich sehr wichtig. In meinen Augen ist das der ursprüngliche Blind Guardian Stil.

Wenn dich jemand fragen würde, ob du bei der Jubiläumstour zwei Songs ans Schlagzeug möchtest? Was würdest du sagen?
Thomas: (lacht) Ach ja, wenn ich vorbereitet wäre, würde ich das tatsächlich hinbekommen. Natürlich wäre es schwieriger, wenn es überraschend käme und ich nicht trainiert wäre. Grundsätzlich würde ich das natürlich witzig finden. Das wäre kein so großes Problem. Aber die Jungs haben ja einen super Schlagzeuger an Bord.

Wie stark war damals dein Einfluss auf die Songs? Welche hast du geschrieben / mitgeschrieben?
Thomas: Tatsächlich hatte ich anfangs nicht viele Song geschrieben. Mit dem Schlagzeugspiel an für sich habe ich dann aber schon etwas Einfluss auf die Stücke nehmen können. Irgendwann kam ich dann auch mit eigenen Ideen, die wir letztendlich gemeinsam weiterverfolgt haben. Ab der „Nightfall“ – im Jahre 1998 – habe ich angefangen, etwas mehr in den Songwriting Prozess einzusteigen. Ich hatte mir Ideen übers Keyboard, Diktiergerät usw. zusammengebaut und dann mit dem Gitarristen die Sachen besprochen. So sind Songideen entstanden, da dieser dann auf der Gitarre diese Vorschläge ausgebaut oder in eigene Sachen eingebaut hat. Ich selbst bin ja an der Gitarre nicht wirklich gut (lacht). So hat das ganze seinen Lauf genommen. Der ein oder andere Song, und auch einige Songideen von mir, sind dann auf den Platten gelandet. 1995 habe ich dann schon großen Einfluss auf die Percussion-Sachen genommen. Stilelemente gesetzt, die von mir auch mit unterstützt wurden. Das war schon Wahnsinn damals.

Plötzlich warst du als Schlagzeuger der Band berühmt. Wie bist du als 20-jähriger mit dem Durchbruch umgegangen?
Thomas: Ja wir hatten tatsächlich sogar schon vorher, mit dem ersten Album, Erfolg. Da war ich ja erst 17 (lacht). Das war eine großartige Zeit und ich war damals auch stolz drauf. Gerade weil ich der Jüngste in der Band war. Abgehoben ist aber tatsächlich keiner von uns. Witzig war es halt, wenn man in Plattenläden angesprochen wurde. Grundsätzlich kann man sagen, dass Blind Guardian eine Band war und auch ist, die sehr stolz auf ihre Fans ist. Ohne diese Unterstützung ist man ja als Musiker aufgeschmissen. Man ist immer nur so groß, wie die Fans einen machen. Und diese Unterstützung war gut und da waren wir stolz drauf. Die Band, und auch ich, wir sind sicher nie weg von den Fans. Eine große Familie.

Am 3.4.05 kam die Meldung, dass du die Band verlässt. Wegen „künstlerischere Differenzen“. Die Trennung aus Sicht von damals und heute. Was hat sich seitdem für dich geändert?
Thomas: Ja – Mensch. Schön, dass du mich das fragst. Die Trennung sehe ich heute tatsächlich anders als damals. Es gab natürlich finanzielle, künstlerische und auch persönliche Gründe. Aber auch ortsgebundenen Gründe. Wie es ja fast immer ist (lacht). Diese Gründe haben dazu geführt, dass wir uns als Band etwas voneinander entfernt hatten. Ich bin aber sehr froh, dass wir uns heute alle verstehen. Ich bin glücklich, dass ich zu bestimmten Events eingeladen werde. Und ich neue Sachen von der Band bekomme. Das ist ein gutes Verhältnis. Es gibt tatsächlich keinen Grund, da was Schlechtes zu sagen. Damals wären vielleicht andere Worte gefallen, weil die Trennung zu frisch war. Aber wir sind alle im Reinen miteinander und das ist gut so. Gerade, mit dem Abstand von so vielen Jahren, muss ich sagen, dass wir damals vielleicht etwas zu hochgepuscht waren. Sowohl die Band als auch ich. Hätten wir mal länger abgewartet und tief durchgeatmet wäre vielleicht keine Trennung passiert – Vielleicht aber auch trotzdem. Das ist schwer zu sagen. Eines ist aber klar: Die Musikrichtung war damals tatsächlich nicht die Meinige. Meiner persönlichen Meinung nach sind die Jungs mit „Edge of Time“ auf den ursprünglichen Weg zurück. Ich muss aber noch was sagen, zur Beurteilung von Musikrichtungen und Alben: Das ist einfach nur Geschmackssache. Manchen gefällt der „neue“ anderen der „alte“ Stil besser. Daher ist es jedem selbst überlassen, was er als „besser“ empfindet. Ich freue mich aber auf die kommende CD. Das wird sicher eine gute Scheibe. Wie die „Edge of Time“ vielleicht.

Im Prinzip kam die Trennung ja kurz vor „A Twist in the Myth“. Kann man den Albumtitel auf eure Trennung beziehen?
Thomas: (lacht) Ja, das kann ich dir nicht wirklich sagen. Ich war da ja nicht mehr dabei. Ich glaube es aber eigentlich nicht. Mir hat da auch nie jemand was in diese Richtung gesagt. Ich denke aber, dass das Album anders im Sound ausgefallen wäre, wenn die Trennung nicht stattgefunden hätte. Einmal natürlich durch das Schlagzeugspiel und ich denke auch, dass man ab und an Punkte heraushört, die vielleicht auf die Trennung hindeuten. Gerade die Schwierigkeiten, die wir untereinander hatten, hatten vielleicht ihren Einfluss auf die Songs gehabt. Auch meine Meinung zu den damals neuen Songs. Irgendwie kann man vielleicht auf dieser Veröffentlichung auch eine „jetzt erst recht“ Einstellung der Band hören (lacht).

Nach Blind Guardian dann die Band „Savage Circus“. Hier ist es auch länger ruhig gewesen. Du bist aufgrund der Gesundheit raus warst dann aber wieder an Bord. Wie steht es derzeit um die Band?
Thomas: Ich war ja damals noch bei Blind Guardian am Start, als die Band gegründet wurde. Wir wollten mit Savage Circus den alten Blind Guardian Stil weiterführen. Da gab es dann auch sehr unterschiedliche Meinungen bei der Hörerschaft. Von „zu uneigenständig“ bis hin zu „noch geiler“. Auch hier gehen die Lager auseinander. Die Band gibt es aber nicht mehr. Ich habe mir jedoch den Namen sicher lassen. Pete war ja damals sowohl in der Band als auch für die Plattenfirma tätig was zu Problemen geführt hatte. Ich war aus diversen Gründen raus. Irgendwie verlief das Ganze auch etwas im Regen. Schade eigentlich, da wir mit dem Album ja schon bei Nuclear Blast waren.

Dein Leben dreht sich viel um Musik. Nicht nur live und Studiomusiker, sondern auch auf YouTube mit der Drum Chamber und als Schlagzeuglehrer bist du am Start. Wie kann man sich einen typischen Thomen Stauch Tag vorstellen?
Thomas: Ahh das ist schwer. Ja so ein typischer Tag!? Das ist echt immer unterschiedlich. Das kommt meist darauf an, ob ich meine Tochter zur Schule bringe oder nicht. Danach geht es größtenteils in den Proberaum. Manchmal halt morgens oder mittags. Da unterrichte ich lokal oder online. Ansonsten setze ich mich an Drum-Videos und arbeite an Songs.

Erzähl gerne etwas über deinen YouTube Kanal. Wie kam es zu dieser Idee?
Thomas: Das kam durch Gespräche mit Freunden und Bekannten. Menschen, die sich da auskennen. Tatsächlich habe ich da Bock drauf und mal sehen, wie es weiter geht.

Du hast Online-Unterricht erwähnt. Von wo sind deine SchülerInnen?
Thomas: Aus der ganzen Welt. USA, Florida, Boston, Schweden, und, und, und. Natürlich auch aus Deutschland, wenn es zu weit weg ist. Hier im Saarland übrigens auch (lacht).

Wieviel von deiner Zeit nimmt die Drum Chamber in Anspruch? Welche Reaktionen sind die besonders wichtig?
Thomas: Ich versuche, dass alles im Rahmen zu halten. Einfach schauen, dass ich alles unter einen Hut bekomme. Der Tag hat nur 24 Stunden. Ich komme zum Teil mitten in der Nacht aus dem Proberaum und muss morgens dann meine Tochter zur Schule bringen. Auch jetzt sind die Nächte zum Teil kurz (lacht).

Was bedeutet dir das denn dein Können an andere Menschen weiter zu geben? Welche Leute unterrichtest du?
Thomas: Die meisten meiner Schüler kennen mich aus Blind Guardian-Zeiten. Ich unterrichte eher größere SchülerInnen. Gerade weil ich bei jüngeren SchülerInnen das Schlagzeug nochmals anders aufbauen müsste und das ist bei den derzeitigen Gegebenheiten dann doch etwas umständlich. Auch die Art zu unterrichten passt eher zu etwas größeren SchülerInnen. Ich unterrichte nämlich nie nach Notenbuch. Ich gebe aber meinen SchülerInnen alles als Video mit. Per WeTransfer. So können diese sich die Stunden mehrmals ansehen.

Deine Schüler fragen dich sicher auch aus deinem Leben. Welche Fragen werden am meisten gestellt?
Thomas: Tatsächlich geht es oft um die Blind Guardian-Zeit. Zu den Alben, Touren, wo wir waren, gespielt haben, Setlisten, usw.

Welche Geschichten erzählst du gerne selbst. Wirst du uns eine Anekdote anvertrauen?
Thomas: Da gibt es ganz viele. Eine schöne Geschichte ist natürlich die vom Wacken 2002. Eine Show vor 60.000 Leuten. Selbst nach den Buden habe ich noch Leute gesehen. Unfassbar. Leider war ich da erkältet wie Sau, aber ich habe mich durchgebissen und es hat mega Spaß gemacht. Ja, das war ein Hammer.

Mit wem würdest du gerne mal auf der Bühne stehen?
Thomas: Das ist nicht so schwer zu beantworten. Iron Maiden, Metallica natürlich. Fast hätte ich ja mal das Glück gehabt, mit Bruce Dickinson aufzutreten. Beim „Metal For Kids“ Konzert in Italien dieses Jahr. Leider ist dieses Event wegen Corona ausgefallen. Tatsächlich wurde es sehr früh abgesagt. Da habe ich mich echt geärgert. Das wäre ein schöner Moment in der Karriere gewesen.

Du hast gerade Corona erwähnt. Hat sich durch die Krise auch in deinem leben / Einkommen was geändert?
Thomas: Nun ja, nicht wirklich. Da ich in einem recht großen Proberaum bin, habe ich trotz Corona viel unterrichten können. Auch online ging es weiter. War bisher nicht so schlimm.

Eine neue Anekdote in deinem Leben ist Mentalist. Keine Band aus NRW aber eine wahnsinnige Zusammenstellung. Erzähl mal, wie der Kontakt hier mit der Band entstanden ist.
Thomas: Das ist eine längere Geschichte. Der Kontakt ist über Alex Landenburg (Kamelot) entstanden. Der hat auch mal bei Rhapsody gespielt. Und der Alex ist ein guter Freund vom Peter (Gitarre bei Mentalist). Die Jungs von Mentalist sind Freunde, alles Saarländer. Saarland als Metal-Hochburg (lacht). Ein Freund von mir hat sowohl bei mir als auch bei Alex Schlagzeug Unterricht gehabt. Und plötzlich kam die Anfrage, einfach auf einer Feier, mit den Jungs ausm Saarland, ein paar Blind Guardian Songs zu spielen. Eine lustige Anfrage und nette Geschichte. Für mich war das OK. So kam das erste Telefonat mit Peter und ich hatte nach einem Telefonat da richtig Bock drauf gehabt. Irgendwann haben wir mal über alte Songs von Peter gesprochenen. Ich sollte da mal drüber hören. Plötzlich war ich Bandmitglied und das ist mittlerweile eine sehr spannende und auch sehr gute Sache.

Wir haben ja später noch ein Interview mit der Band. Hier gehen wir auf viele Sachen rund um das Album und die Band ein. Welche Frage würdest du ihnen gerne mal stellen?
Thomas: (lacht) Hey, das ist schwer zu sagen (lacht wieder). Aber wahrscheinlich würde ich sie fragen, wo ihre Bereitschaftslimits für die Band sind?

Was denkst du würde sie antworten?
Thomas: Nun solange das normale Leben das alles zulässt, machen die alles mit. Die Jungs sind zu allem bereit und haben Bock. Ich auch (lacht).

Und welche Schlagzeile würdest du gerne über die Band und welche über dich selbst lesen?
Thomas: Für Mentalist: „Von dieser Band wird man noch ganz viel hören.“ Und für mich selbst: „Thomen hat sein Herz für die Musik nie verloren.“

Vielen Dank für das Interview. Die letzten Worte gehören dir!
Thomas: Danke dir, mein Lieber. Für deine Zeit und die Unterstützung. Ich grüße alle Leser, Fans und die Menschen, die mich so lange unterstützt haben. Alle Leute da draußen, die meine neuen Bands aber auch die alten Bands unterstützen und immer unterstützt haben. Ich persönlich hoffe, ich kann noch ganz viele musikalischen Ergüsse über euch ausschütten (lacht).

Wir bedanken uns bei Thomen für das ausführliche und lustige Interview im September 2020. Ein Hammer-Typ, mit dem auch nach dem Interview noch viel gelacht wurde. Ein großes Dankeschön (mit mindestens 666 Pommesgabeln) vom Tough Magazine an Thomen. Wir können tatsächlich die Hand (mit ausgestreckter Pommesgabel) dafür ins Feuer legen, dass Thomen sein Herz für die Musik nicht verloren hat und sein Herz auch am rechten Ort trägt. Ein Ex-Blind Guardian, der der ein Stück Musikgeschichte mitgeschrieben hat. Aber auch weiterschreibt … Der Mentalist ist am Start und Thomen freut sich auf diese Band ebenso wie wir vom Tough Magazine. Wer mehr über Thomen wissen möchte, der schaut nach unter: https://www.facebook.com/thomendrumchamber/. Thomen – jederzeit wieder. Einen Kaffee schaffen wir noch!

Interview von Thorsten im November 2020

Dieser Artikel wurde am: 24. November 2020 veröffentlicht.

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