Wie für die meisten Großstädte gilt auch für Frankfurt vor allem eins: Die Vielfalt. Denn Frankfurt hat viele Seiten. In Frankfurt gibt es den Römer, den Palmengarten, den Zoo, und und und …
Aber wir sind ein Online-Magazine für Rock’n’Roll Musik. Und auch hier kann man einige Seiten aus Frankfurt besprechen. Vor allem wenn man es auf die Saiten einer Gitarre abgesehen hat.
Denn in Frankfurt zieht ein Mann die Saiten auf, um für verschiedenen Bands aktiv und als Frankfurter Musiker an einigen Projekten beteiligt zu sein. Und zwar die Seiten eines Mannes, der für Bands wie V8 Wankers, Jacky, als Solokünstler Wally aber auch für Bonsai Kitten und hier und da als Gastmusiker bei Bands wie Psychopunch aktiv ist.
Rock’n’Roll made in Frankfurt. Auch Wally – denn nicht nur Frankfurt hat viele Seiten.
„Beschreibe mal einer Frankfurt!“
Ich denke die Antworten könnten unterschiedlicher nicht sein.
„Beschreibe mal einer Wally!“
Auch hier würde man sicherlich verschiedene Antworten erhalten.
Aber viele davon würden sicher das Wort „Vollblutmusiker“ beinhalten. Als Gitarrist und Songschreiber ist er bei den V8 Wankers seit 2014 aktiv und hat hierbei schon bei den Alben „Harden The Fuck Up“ und „Full Pull Baby“ mitgewirkt.
Eine recht gute Referenz, denn gerade auf dem „Harden The Fuck Up“ – Album gibt es mit „Fist of Rock“ eine Nummer, die auf genauso auf Wally passt wie das Wort „Vollblutmusiker“.
Nach vorne gehend und purer Rock’n’Roll. Doch das Rock’n’Roll nicht nur pures nach vorne gehen sein muss, sondern zum Teil eine Akustik Gitarre reicht, bewies Wally unter anderem beim Vorprogramm von Stoppok aber auch auf seiner Solo EP „Unter deinem Licht“.
Uns vom Tough Magazine liegt die Scheibe schon vor und wir können euch verraten, dass es sich lohnt, da rein zu hören. Ebenso wie es sich lohnt, das Interview mit Wally zum Release, zu Frankfurt und zum Leben mit und für die Musik zu lesen und sich dann auf die EP zu freuen, die Ende April erscheinen wird.
Interview
Lieber Wally, vielen Dank für die Zeit, die du dir genommen hast. Wobei erwischen wir dich gerade?
Wally: Ihr erwischt mich beim Schreiben. Die nächste Bonsai Kitten Platte steht an und die Zeit sitzt mir da etwas im Genick. Alles in Allem positiver Stress also. Aber so ein Interview ist eine willkommene Abwechslung für mich.
Du hast schon eine riesige Diskographie abgelegt und bist in vielen Bands aktiv. In welchen Bands bist du derzeit aktives Mitglied?
Wally: Aktives Bandmitglied im ganz klassischen Sinne bin ich momentan nur bei Bonsai Kitten. Bei den V8Wankers laufen die Konzerte seit diesem Jahr nur noch als „Hired Gun“. Bei Bonsai Kitten ist es da ehr noch „klassisch“. Wir hängen auch gerne ausserhalb von Proben oder Konzerte in Bars ab und philosophieren über das Leben und die Musik.
Eine deiner Hauptbands waren bislang die V8 Wankers. Welche Alben bedeuten dir hier am meisten und auf welchen Song (aus deiner Feder) bist du besonders stolz?
Wally: Für mich ist die „Harden the fuck up!“ die coolste Scheibe und das schon allein aufgrund der Tatsache, dass auf dieser Platte ´ne menge Gäste mitgewirkt haben und sie zum 15 Jährigen Bandjubiläum erschienen ist. Ausserdem haben wir das Album in meinem alten Studio mit meiner Studiocrew produziert, was für mich, also nicht nur Musikalisch, beinahe eine Art Heimspiel war. Besonders stolz bin ich auf „Go fast, or go home“ und „What a jerk he is“.
Du hast jetzt eine EP am Start, die eine andere Seite von dir offenbart. Wie schwierig ist es, nach V8 Wankers Stücken, deutschsprachige Stücke zu schreiben, die zudem noch komplett anders funktionieren?
Wally: Ich schreibe mein Leben lang schon deutsche Songs. Bei den V8Wankers zeichnet sich ausschließlich Lutz Vegas für die Lyrics verantwortlich und bei Bonsai Kitten textet Marleen. Wenn ich mal für andere Künstler getextet habe war das ausschließlich immer auf deutsch. Die letzten Jahre war ich so sehr mit den Wankers beschäftigt, dass kein Platz war für eine Musikalische Selbstverwirklichung. Ich habe in den letzten Jahren sehr viele Lieder geschrieben, sie aber nur vorproduziert, nach dem Motto „Irgendwann nehm ich die dann mal richtig auf“. Man wird bequem, wenn man in einer Band ist die viele Shows spielt. Als Stoppok mich im vergangenen Jahr mit auf Tour nahm war es als hätte mir jemand mit Schwung in den Hintern getreten um mir zu sagen „Mach endlich dein eigenes Ding!“. Ich bin jetzt motiviert und habe zudem fantastische Menschen um mich herum, die an mich glauben und mir dabei helfen.
Die EP wird im April erscheinen. „Unter deinem Licht“ heißt die Scheibe. Wie sind diese Songs entstanden und wirst du vielleicht auch ein komplettes Solo Album schreiben?
Wally: Ich habe unglaublich viel Output. Ich kann immer schreiben. Ich stehe morgens auf, nehme die Gitarre oder setze mich ans Klavier und schreibe. Und ich schreibe im Grunde meistens nur auf, was ich erlebt habe oder was gerade aktuell in meinem Leben passiert, was mich beschäftigt oder berührt. Es wird ein Album geben. Naja, oder vielleicht/hoffentlich auch 10. Ich habe nicht vor wieder damit aufzuhören eigene Songs zu machen und Live zu spielen. Nach all den Jahren als Sideman fühlt sich das für mich wie eine art „angekommen“ an. Ich lebe für die Musik und ich glaube, das ist der letzte logische Schritt der noch vor mir lag. Die Songs von der aktuellen EP habe ich während den Recordings geschrieben. Nur „Idiot“ gab es schon bevor ich ins Studio ging und diesen wollte ich eigentlich nichteinmal aufnehmen. Er ist spontan und durch Zufall auf der EP gelandet.
In „Ne Idee und ne Gitarre“ beschreibts du unter anderem, was dir Mitmenschen so antragen. Welche Tipps kannst du nicht mehr hören und gibt es auch Tipps, die dich weitergebracht haben?
Wally: Hehe, naja…ich denke, jeder Tipp bringt einem irgendwie weiter. Denn selbst wenn man vom Gegenteil überzeugt ist regt er ja im Idealfall zum nachdenken an. Was mir momentan etwas aufn Keks geht sind zu viele Tipps zur Musik. Wir sind musikalisch heute so abgeklärt. Es gibt so viele beknackte Schulen, Kurse und Workshops zum Thema Professionalität. Man bekommt ständig an die Backe gelabert wie ein Song funktioniert…du brauchst ne Hook hier, n eingängigen Riff da und blabla. Die Kritiker und Produzenten finden immer irgendwas, was man noch besser machen kann und ganz klar, das ist ja auch ihr Job. Meiner Meinung nach muss eine Sache einfach „funkionieren“. Damit meine ich, es muss dich berühren. Ob es ein Künstler ist, eine Band oder ein Song oder ein Album. Selbstverständlich kann man etwas „gut“ oder eben „nicht so gut“ machen, aber man sollte sich nicht fürchten auf sich selbst zu hören und die ein oder andere „Regel“ zu brechen. Zum Glückt gibt es noch Künstler die nicht scheuen Innovationen auszuprobieren. Und wenn dem nicht so wäre, hätte es so viele Meilensteine in der Musikgeschichte nicht gegeben. Jemand, der nicht bereit ist für die Musik Alles zu geben und auch mal ein Risiko einzugehen, wird nur Theoretiker bleiben.
„Du bist der Teufel“ ist ein Highlight der Veröffentlichung aber auch ein Stück, das man fast schon mit ordentlich Power aufnehmen könnte. Hast du daran gedacht oder wolltest du bewusst von begangenen Pfaden abweichen?
Wally: Ich sehe mich selber nicht als harten Rock´n´Roller. Zumindest stand für mich noch nie an erster Stelle so Rock´n´Roller mäßig aufzutreten wie möglich, nur um dazuzugehören. Dennoch haben mich die Wankersfans auch die Bosai Kitten Fans von Anfang an akzeptiert, was mich sehr stolz macht. Ich bin im Blues zu Hause. Ich mag alte Soulmusik. Ich mag ruhigere Musik sehr gerne. Man kann dynamisch mit ihr arbeiten und ein Gefühl oder eine Aussage unterstreichen. Ich liebe die Musik von Jimi Hendrix, Muddy Waters, Otis Redding oder auch Tom Petty. Genauso wie mich mein Lebenlang schon Stefan Stoppok, Rio Reiser, Klaus lage oder auch Mitteregger begleiten. Mein halbes Leben bin ich auf Bühnen gegangen um Vollgas Rock´n´Roll zu spielen und wenn ich das tue, dann tue ich das auch aus voller Überzeugung und mit allem was ich habe. Mich reisst das dann mit. Aber mein Leben ist ein ständiges auf und ab. Ein laut und leise und genauso will ich meine Musik.
„Unter deinem Licht“ ist ein sehr persönliches Stück. Gibt es hierzu eine Geschichte oder ist der Text komplett ausgedacht?
Wally: Mein Vater ist leider sehr früh verstorben, ihm ist dieser Song gewidmet. Generell sind so gut wie Alle meine Lieder Geschichten aus meinem Leben. Es gibt nix Erfundenes. Ich ergänze oder überspitze hier und da Kleinigkeiten und ändere natürlich Namen. Aber im großen und ganzen verarbeite ich durch die Musik Ereignisse oder Gefühle oder erzähle erlebte Geschichten in der Hoffnung andere Menschen zu erreichen, denen etwas ähnliches wiederfahren ist oder die ähnliche Gefühle in sich tragen. Ich weiß selber, wie sehr Musik zum Beispiel in schweren Zeiten helfen kann. Ich habe so viel Blödsinn angestellt, damit kann ich der Welt vielleicht ein Stückweit etwas Gutes tun.
Mit „Alles kommt, nix geht mehr“ bringts du eine Nummer, die mal so richtig an die Pfefferminz Scheibe von Westernhagen erinnert. Bewusst oder Zufall? Was bedeutet dir der Song?
Wally: Zufall. Ich mag die alten Westernhagen Sachen größtenteils. Im Prinzip wurde bei der „Pfefferminz“ der Blues und Rock´n´Roll „Eingedeutscht“. Im Grunde mache ich ja nix anderes. Deutschsprachige Musik klingt oft wie deutschsprachige Musik. Westernhagen oder Selig z.B. sind eher Ausnahmen. Der Song ansich bedeutet mir sehr viel. Ich versuche Alles immer mit nem grossen Löffel Humor zu nehmen und genau das soll der Song aussagen.
Wenn dir eine große Plattenfirma anbieten würde, die Scheibe wieder zu veröffentlichen und du 3 Songs zusätzlich covern solltest. Welche würdest du nehmen?
Wally: So einfach ist das – Stoppok, Halt dich an deiner Liebe fest – Ton Steine Scherben, Kling Klang – Keimzeit
Wird es von dir eine Tour zur EP geben oder was hast du für 2019 noch auf dem Zettel?
Wally: Eine kleine Tour ist bereits gebucht. Sechs Konzerte insgesamt. Unter anderem habe ich die Ehre im Rahmen dieser Tour auch für Ton Steine Scherben (Kai, Funky und Gymmik) zu eröffnen und eine Show mit der deutschen Bluesikone Miky Wolf als Gast in Hamburg zu spielen. Ich freue mich tierisch darauf! Zum Jahresende will ich dann nochmal ein paar Shows spielen. Durch die V8Wankers und Bonsai Kitten ist natürlich alles sehr straff momentan, da beide Bands viel unterwegs sind. Aber wo ein Wille ist…
Als Vorprogramm hast du für Stoppok gespielt. Für dich eine Art Vorbild? Und wie hast du die Konzerte erlebt im Vergleich zu deinen sonstigen Auftritten?
Wally: Absolut! Stoppok ist für mich einer der ganz großen! Durch ihn kam ich bereits im Alter von 11 Jahren auf den Trichter deutsche Texte zu schreiben. Seine Musik hat mich von diesen Tag an bis heute begleitet. Die Konzerte liefen ganz anders ab als ich es gewohnt bin. Normalerweise gehe ich auf die Bühne und die Leute davor sind wild, springen rum und feiern. Die Konzerte mit Stoppok waren ehr etwas ruhiger. Er war nicht mit seiner Band unterwegs sondern mit Tess Wiley, einer fantastischen Musikerin, als Dou also. Die Locations waren größtenteils Bestuhlt und die Besucher ehr etwas „Chick“. Und ich selber habe im sitzen gespielt, ohne Band. Keine „Soundwand“ hinter der man Fehler verstecken kann. Nur die Gitarre und ich. Das war anfangs echt ne nervliche Herausforderung für mich. Diese neue Situation und der Meister höchstpersönlich mit dabei. Aber es hat sehr gut funktioniert und unglaublich viel Spass gemacht. Das Publikum war toll und Stoppok und seine Crew einfach großartig.
Die EP erscheint bald. Welche Schlagzeile würdest du gerne darüber und welche gerne über dein bisheriges Schaffen lesen?
Wally: Hm…gute Frage. Naja hoffentlich sowas wie „Darauf haben Alle gewartet“ statt einem „Wat soll dat denn?!“ ;) Aber im Ernst, ich bin gespannt was man zu der EP so sagt bzw was drüber geschrieben wird.
Was bedeuten dir die folgenden Begriffe?
Gitarre: Mein Leben
Strom Vs Unplugged: Beide gewinnen
Fist of Rock: Mochte ich anfangs nicht, jetzt einer meiner Wankersfavoriten
Frankfurt: Ich liebe das Creamstudio
Nachtleben: Cooler Laden, spiele ich gerne
Tough Magazine: Super Liveberichte und sehr nette Mitarbeiter
Vielen Dank für das Interview. Die letzten Worte gehören Dir.
Wally: Jetzt ist eine gute Gelegenheit mal Danke zu sagen, an Alle, die mich unterstützen und an mich glauben. Ich habe gute Menschen um mich herum und das ist nichts selbstverständliches in dieser reudigen Branche. Ich werde alles geben! Und danke auch an euch, liebes Tough Team, dass ich mich hier vorstellen durfte!
Interview und Special von Thorsten im März 2019
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