Fünf Jahre sind vergangen, seit Parasite Inc. ihr letztes Studioalbum released haben. Dass die Zeit zwischen den Alben aber nicht nur mit Rumhängen im Proberaum verbracht wurde, zeigt ihr aktueller Longplayer „Dead and Alive“. Mehr noch, die Band aus dem Baden-Württembergischen Aalen hat an neuen Songs gefeilt und zwar ordentlich.
Das Cover zeigt eine steampunkartige Konstruktion, die ich als eine Art Maschinenherz bezeichnen würde. Interessant, aber schon beim Start des Intros „Countershock“ wird mir klar warum: eine Symbiose aus Kirchenorgel und Industrialklängen bereitet auf das vor, was mit „Once and for All“ beginnt. Es folgen ca. 45 Minuten feinster Melodic-Death Metal, ohne auch nur ein einziges Mal trivial zu klingen. Spätestens beim folgenden „This World“ haben Sänger Kai Bigler und seine Kollegen meine volle Aufmerksamkeit. Denn eingewickelt in darke Synthieklänge, spricht Private Paula zu mir und erklärt, dass er sich in einer Welt voller Scheiße befindet. Zitate aus Full Metal Jacket gehen immer und verleihen dem Song schon am Anfang die nötige Aussage.
VOCAL-PROCESSING, DAS SEINESGLEICHEN SUCHT
„Fall of the Idealist“ ist einer meiner Favoriten des am 17.08.2018 auf Reaper Entertainment erschienenen Albums. Den straighten Doublebass Salven, die sehr an Fear Factory erinnern und einem Vocal Processing, das mir mit Stutter-Effekten eine wohlige Gänsehaut auf den Rücken zaubert, folgt ein Calmdown der zwar schön gemacht ist, den Song allerdings künstlich in die Länge zieht. Meiner Meinung nach stört das aber nicht wirklich. Der folgende und bereits im Vorfeld veröffentlichte „Headfuck Rollercoaster“ knüpft dort an und präsentiert, neben einem gewissen Hymnen-Charakter, einen schönen Breakdown, der die Nackenmuskeln bereits beim ersten Hören anschwellen lässt.
CIRCLE PITS, SINGALONGS UND TEMPIWECHSEL MACHEN BOCK AUF LIVE
Eine Ähnlichkeit zu In Flames, Unearth oder Children of Bodom ist während des ganzen Albums nicht von der Hand zu weisen. „Sunset Overdrive“ lädt zum Circle Pit und überzeugt durch einen singalong-fähigen Refrain. „Cold Silent Hell“ wiederum besticht durch angenehm vertrackte Tempiwechsel, einen packenden Breakdown und die darauf folgenden Soloparts von Gitarren und Synthesizern. Der Titeltrack „Dead and Alive“ reißt nochmal alles ab und schon alleine vom Hören, tun mir Beine, Füße und Hände weh, wenn ich mir vorstelle, ich müssste das selbst live spielen. Zum Glück sind die Jungs darin geübt und liefern live genauso ab, wie auf der Platte. Den Abschluss macht das Scandroid-Cover „Empty Streets“. Es war die richtige Wahl, den Song als Closer für das Album herzunehmen, denn der Song bleibt lange im Kopf.
FAZIT: „Dead and Alive“ ist ein zeitgemäßes, sehr gut produziertes und durchdachtes Melodic-Death-Metal-Album einer Band, die sich über Jahre hinweg ein dankbares Publikum erspielt hat. Ein bißchen Synthesizeraction, hier und da ein Blastbeat, super-tighte melodiöse, aber wütende Gitarren sowie packende Growls, die immer mal wieder etwas zerstückelt und mit saftigen Effekten bearbeitet sind. Der ganze Technik- und Industrialteil ist aber nicht im Geringsten aufdringlich oder störend – im Gegenteil. Das Album klingt damit sehr frisch und schickt die ganze Produktion damit ein Level weiter. Gut gemacht Jungs, aber jetzt nicht wieder fünf Jahre warten, bitte.
Review von Heiko
Parasite Inc. – Once and for All
0 Kommentare