Wer das Kulturzentrum am Schlachthof in Hessens Hauptstadt Wiesbaden schon einmal besucht hat weiß sehr gut, wie schlicht und dennoch sympathisch der Charme aus einfacher, industrieller Architektur und den schieren Unmengen an Graffiti, Plakaten und Aufklebern an jedem gefühlten Zentimeter der Location wirkt. Das Einzige, was am Nachmittag des 03.02.2018 noch desillusionierender wirkt als die Umgebung sind die Bandmitglieder von Hollywood Undead selbst, dir sich für ein Interview mit uns die Ehre geben. J-Dog und Charlie Scene erscheinen nach einer kurzen Wartezeit beide in Jogginghosen, Kniestrümpfen und Badeschlappen. Sofort wird klar: Die kochen auch nur mit heißem Wasser. Es entsteht noch vor dem ersten gesprochenen Wort eine unglaublich lässige, beinahe heimische Atmosphäre, was den beiden überhaupt nicht mehr anmuten lässt, dass sie in einer der erfolgreichsten Crossover Bands ihrer Zeit aktiv sind (wir sprechen von lockeren 2.200.000 Spotify Hörern monatlich!).
Die beiden nehmen also nach einer herzlichen Begrüßung auf der bequemen Couch platz (Charlie zückt noch rasch die E-Zigarette und legt die Füße auf den Tisch), bevor unser Interview beginnt.
Hi Jungs, danke dass ihr uns hier begrüßt. Wir sind vom Tough Magazine und freuen uns auf unser kleines Interview.
J-Dog: Willkommen.
Erste Frage: Wie geht es euch, wie war die Reise hierher?
J-Dog: Die Fahrt war okay. Wir schlafen währenddessen im Tourbus und wachen so jeden Morgen in einer anderen Stadt auf. Wir wissen ehrlich gesagt nicht mal, wo wir grade sind *lacht*
Die Stadt heißt Wiesbaden, das steht auch auf der Tür zur Bühne. *lacht*
J-Dog: Wiesbaden? Hier waren wir noch nie.
Charlie: Wiesbaden?
Ja, genau.
Charlie: Okay, dann wäre das schon mal geklärt! *alle lachen*
Das ist eure erste deutsche Show in 2018. Wie sehen eure Gefühle im Hinblick auf die kommenden Konzerte aus?
Charlie: Es ist gut endlich wieder in Europa zu sein, hier ist es immer gut. Vor allem in Deutschland. Deutschland hat bei Weitem die verrücktesten Fans, deshalb weiß man hier immer schon, dass die Auftritte super werden.
J-Dog: Ja, fast jede Show ist ausverkauft. Das zeugt schon von einer Menge Potential.
Hollywood Undead – Your Life
Das hört man doch gerne. Ihr habt euer neustes Album „V“ mitgebracht. Wir sind hier schon sehr gespannt darauf es das erste mal live zu hören. Wo seht ihr die größten Unterschiede zwischen einem eurer ersten Alben, z.B. Swan Song, und dem jetzigen?
Charlie: Hmm, ich glaube man wächst an jedem Album ein wenig weiter. Die Musik verändert sich immer etwas, weil man nicht ständig das Gleiche machen kann. Man versucht Grenzen zu durchbrechen und Neues auf jedem Album auszuprobieren. Auf „V“ haben J-Dog und ich das erste mal die Hälfte der Songs selbst produziert, worauf wir sehr stolz sind und die Reaktionen darauf waren auch durchweg positiv.
J-Dog: Ja, der größte Unterschied ist tatsächlich, dass wir das halbe Album selbst produziert haben. Ohne Außeneinwirkung und dass sonst jemand darauf eingewirkt hätte. Deshalb ist das Ergebnis wirklich sehr authentisch.
Okay, danke. Gibt es denn aus euer beider Sicht einen Song aus eurer gesamten Diskographie, der euch am meisten bedeutet?
J-Dog: Aus allen Alben?
Genau.
Charlie: Dann würde ich den Song „Broken Record“ vom neuen Album nehmen. In ihm fühle ich mich selbst am authentischsten.
J-Dog: Ich mag den Song „Nobodys Watching“, weil es mir gefällt, dass darauf etwas leiser gesungen wird. Das ist neu.
Noch eine passende Frage dazu: Ein weiterer großartiger Song von euch ist „Lump Your Head“, warum war der noch nie live zu hören?
Charlie: Wir sollten den Track wirklich mal live spielen.
J-Dog: Der macht sogar richtig Laune. Ehrlich gesagt haben wir aber fast vergessen, dass er existiert. *lacht*
Charlie: Wir stellen manchmal eine Playlist auf Zufallswiedergabe wenn wir überlegen was wir live spielen könnten und der Song war nie dabei. Wir sollten ihn aber definitiv aufnehmen!
Für jemanden, der noch nie zuvor Hollywood Undead gehört hat, welchen Song würdet ihr ihm vorspielen wenn ihr nur einen Track für den ersten Eindruck hättet? Welcher Song repräsentiert euch als Band am besten?
Charlie: Hmm. Ich würde einen neueren Song vom aktuellen Album wählen. „Your Life“ macht da einen guten Rundumschlag, er ist voll mit Rock, Hip Hop, eben alles was uns ausmacht.
J-Dog: Ja, das würde ich auch sagen.
Charlie: Ich habe das Album auch meinem Bruder gezeigt und er meinte auch dass der Track der perfekte Hollywood Undead Sound sei, den nur wir so spielen können.
Hollywood Undead – Whatever it Takes
Ok, danke auch dafür. Vielleicht starten wir mit ein paar weniger intensiven Fragen. Habt ihr schon einmal deutschen Apfelwein probiert?
J-Dog: Ja, eine ganze Menge heute Nacht. *lacht* Ich mag keinen englischen Fruchtwein, der schmeckt so nach Zucker.
Super, falls ihr das noch nicht versucht hättet wäre das unser Tipp an euch gewesen. Ok. Wie sieht der typische Deutsche in euren Augen aus?
Charlie: Na so wie ihr eben.
J-Dog: Ja, gutaussehende, hübsche Leute.
Charlie: Blonde, blauäugige Vampire! *lacht* Und das ist ein Kompliment!
Also keine Lederhosen und den ganzen Tag nur am Bier trinken? *lacht*
J-Dog: Absolut nicht! *lacht*
Wenn ihr auf Tour geht, was sind die drei wichtigsten Dinge, die mit in den Tourbus müssen?
J-Dog (sofort): Zahnpasta. Generell Hygiene- Zeug. Ich habe mal die Zahnpasta vergessen und ich kann nicht schlafen wenn ich die Zähne nicht geputzt habe.
Charlie: Zeug das man nicht einfach ersetzen kann. Brieftasche, Brille usw.
Das sind ja wirklich nur Basics.
J-Dog: Ja, aber ohne kann ich nicht mal einen Tag durchhalten. Zahnpasta, Socken und frische Unterwäsche.
Na gut, aber es gibt ja auch immer Dinge, die man nicht mitnehmen kann. Was vermisst ihr am meisten?
Charlie: Mein Haus.
Etwas Spezielles darin?
Charlie: Meine Frau und meine Hunde.
J-Dog: Meine Katzen.
Darauf können wir später nochmal gut zurückgreifen. Wenn ihr keine Musiker geworden wärt, was wärt ihr dann heute?
J-Dog: Oh Gott, das frage ich mich selbst ständig. Ich würde vermutlich trotzdem Musik machen wollen. Ich weiß es aber nicht weil ich nie etwas anderes versucht habe, als Musiker zu sein.
Hollywood Undead – Wo Own The Night
Das war also Plan A von Anfang bis Ende?
Charlie: Wahrscheinlich wären wir Barkeeper.
J-Dog: Ja, Barkeeper in einem Musikclub.
Könnt ihr ein Album nennen, das ihr eurem besten Freund und eins, das ihr eurem ärgsten Feind empfehlen würdet?
Charlie: Ich würde meinem Feind den Film empfehlen, in dem Johnny (3 Tears) mitspielt. *lacht* Oder die Musik aus dem Film. *lacht* Und das beste Album ist „Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club“.
J-Dog: Es gibt bei mir kein Album das ich hasse. Aber empfehlen würde ich „Tiger Army“. Die sind total unterschätzt und ich finde die Leute sollten sie mal anhören.
Das sollten wir vielleicht auch. Ich habe auch noch nichts von der Band gehört. Nennt uns doch noch eine Band, die Hollywood Undead besonders inspiriert hat.
Charlie: „Ludacris“ hat mich in Sachen Rap schon sehr inspiriert, vor allem in der Anfangsphase. Seine Reime sind sehr farbenfroh und er arbeitet mit coolen Punshlines.
J-Dog: Für mich waren das Tim Armstrong und diese Typen. Ich würde nicht sagen, dass unsere Musik ihrer ähnelt, aber die hatten auch Rap, Rock und Punk Einflüsse.
Cool, danke. Jetzt haben wir noch einige schnelle „Entweder- Oder- Fragen“ für euch. Wir werfen zwei Begriffe in die Runde und ihr müsst euch so schnell wie möglich für einen davon entscheiden. Bereit?
Tattoo oder Piercing?
Charlie: Tattoo
J-Dog: Tattoo
Buch oder Film?
Charlie: Film
J-Dog: Buch. Naja ok, Buch eher als Film.
Bruce Springsteen oder Bruce Willis?
J-Dog: Der Boss.
Charlie: Ich bin kein Springsteen Fan, also Bruce Willis.
Batman oder Iron Man?
J-Dog: Keiner von beiden. Ich nehme den Spartan. Und er (Charlie) nimmt Mickey Mouse.
Charlie: Ja, Mickey Mouse für mich. *lacht*
Hollywood Undead – California Dreaming
Download oder Vinyl?
Charlie: Vinyl. Das Gefühl dabei ist einfach besser.
J-Dog: Ja, das ist eine ganz andere Erfahrung.
Herr der Ringe oder Game of Thrones?
J-Dog: Herr der Ringe. Wenn wir von Büchern sprechen.
Charlie: Game of Thrones ist sowohl im Hinblick auf die Bücher, als auch die Serie viel besser.
J-Dog: Game of the Rings. *lacht*
Pizza oder Pasta?
Charlie (sofort): Pasta.
J-Dog: Pizza. Bei ihm ist es kein Wunder, er hatte sogar Pasta zum Frühstück! *alle lachen*
Bier oder Wasser?
J-Dog: Da sind wir, vor allem auf der Bühne, beim Bier!
Touren oder Musik aufnehmen?
J-Dog: Aufnehmen tue ich ehrlich gesagt lieber.
Charlie: Ja, ich nehme auch Aufnehmen.
Meer oder Berge?
Beide gleichzeitig: Berge.
Vampire oder Werwölfe?
Wieder beide: Werwölfe.
Charlie: Ich finde der Vampir- Scheiß ist so abgedroschen. Die Werwölfe sind da noch mysteriöser.
J-Dog: Ich habe sogar ein Werwolf- Tattoo. *Zeigt seinen Unterschenkel*
Metallica oder Slayer?
Charlie: Slayer. Nein, Bruce Springsteen! *lacht*
J-Dog: Metallica.
Tough-Tipp: CD-Review „Hollywood Undead – V“
Ninetees oder Eighttees?
J-Dog: Ninetees.
Charlie: Eighttees.
Sommer oder Winter?
J-Dog: Bei uns in Kalifornien ist das einfach: Winter. Sonst auf der Welt *schaut aus dem Fenster* wohl immer Sommer.
Yolo oder Swag?
Beide: Swag. Swag. Swag. Swag.
Horrorfilm oder Actionfilm?
Beide: Horror.
Ninja oder Samurai?
J-Dog: Uh, das ist schwierig. Ich würde Samurai sagen, wegen deren Kultur.
Charlie: Ninja.
Pepsi oder Cola?
Beide: Cola.
East Coast oder West Coast?
Beide (sofort): West.
Donald Trump oder Donald Duck?
J-Dog: Trump.
Charlie: Duck.
Kurt Cobain oder John Lennon?
Beide: Kurt.
Bruce Lee oder Chacky Chan?
Beide: Chacky Chan.
Vans oder Nikes?
J-Dog: Vans.
Charlie: Vans. *schaut an sich runter und lacht* Wir haben beide Nike Schlappen an, das ist ja jetzt nicht besonders passend. *alle lachen*
Mc Donalds oder Burger King?
J-Dog: Mc Donalds.
Charlie: Burger King.
Katzen oder Hunde?
J-Dog: Katzen.
Charlie: Hunde.
Liebe machen oder Musik machen?
J-Dog: Liebliche Musik machen! *alle lachen*
Super, vielen Dank für eure Zeit und viel Erfolg für den heutigen Auftritt und die kommende Tour.
Interview von Lucas im Februar 2018
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