Was soll man heutzutage, in der überfüllten Medienlandschaft, denn noch alles machen? Liken, Teilen, mal hier schauen, dort mal kurz vorbei haten und nach stundenlangem rumjammern und schwurbeln dann doch wieder enttäuscht das Handy weglegen, dass die Verschwörunstheorie doch immer noch nicht genug Reichweite hat. Riecht nach einem Burnout, wenn man das ständig macht. Und was empfiehlt einem jeder Arzt, wenn man mal wieder kurz vorm Burnout steht? Viel Ruhe und viel Flüssigkeit zu sich nehmen. Und in der Ruhe, am besten mit Finger weg vom Fernsehen, einfach mal Musik hören und / oder was Lesen. Und da sind wir schon beim Thema. Lesen müssen ja nicht unbedingt dicke Schinken sein, sondern man kann auch mal zu einem Comic greifen. Und hier ist die Auswahl immens. Komplexe Universen aber auch abgeschlossene Comic-Bände, die, ebenso wie die Klassiker, besprochen werden können. Doch welche Bände sind gerade die angesagtesten auf dem Markt? Was ist frisch, was ist weniger fromm und was macht frei. Frisch, unfromm und frei. Wenn es da doch den perfekten Ratschlag gäbe! Wo fange ich an, wo höre ich auf? Und wenn wir schon gerade dabei sind, können wir uns ja auch mal Gedanken um den flüssigen Nachschub machen. Ein guter Comic dabei ein Glas Wasser – geht klar. Ein guter Comic dabei ein Glas Bier – klar, geht besser. Da dürfte sich kein Arzt der Welt beschweren. Mehr Entspannung, mehr Flüssigkeit und schöne Momente beim Lesen. Comics & Bier – als Lebenselixier. Und tatsächlich gibt es hier seit kurzem eine wunderbare Geschichte, die wir euch hier vorstellen möchten. Steffen Volkmer hat mit „Comics & Bier“ unter www.facebook.com/ComicsUndBier eine Seite an den Start gebracht, die Beachtung verdient. Steffen macht das Ganze nebenbei und bringt hier in regelmäßigen Abständen Videos über zwei lebenswichtigen Dinge – Comics und Bier. Das Ganze inklusiv Ratschlägen, Besprechungen und Hintergrundinfos sowie eigenen Meinungen. Verpackt als Dialog mit kompetenten Gesprächspartnern in verschiedenen Situationen. Live vor Publikum (unter anderem im Raum für Kunst), im entspannten kleinen Rahmen und in der Corona-Zeit auch via Zoom. Mega unterhaltsam und sowohl für Anfänger als auch Fortgeschrittene (egal jetzt ob bei Comic oder Bier, irgendwann kriegen sie uns alle) eine sehr lohnenswerte Seite. Auch per YouTube kann man sich die Videos direkt unter dem Kanal ansehen. Sehr gefreut haben wir uns, dass Steffen sich dem Tough Magazine für einige Fragen zur Verfügung gestellt hat. Seid gespannt auf die Antworten zu Bieren, Comics, Superhelden, Hunden aber auch Musik.
Hey Steffen. Schön, dass du dir Zeit nimmst. Wobei erwischen wir dich gerade?
Steffen: … beim Arbeiten.
Für Leser, die dich nicht kennen. Stell dich mal in ein paar Worten vor.
Steffen: Die meisten werden mich wohl als Redakteur und PR-Mann von Panini Comics kennen – ein Job, den ich schon sehr lange mache und bei dem ich unter anderem für die „Simpsons Comics“, „Buffy“, „Doctor Who“, „Sonnenstein“, „Die Flüsse von London“ und viele andere Reihen zuständig war und bin. Außerdem organisiere ich unsere gesamten Messeauftritte, bei denen ich auch sehr viele Panels moderiere, organisiere Signiertouren mit Künstlern, halte Popkultur-Vorträge und bin Anchorman unserer Panini Comics-YouTube-Show: „Panini Comics TV“. Da ich ein großer Talk-, Comic- und Bierfreund bin, habe ich versucht, diese Leidenschaften auch anderweitig zusammen zu bringen und habe die von dir bereits erwähnte Show „Comics & Bier“ ins Leben gerufen, sowie mein Latenight-Format „Night-Talk“.
Wir haben uns ja vorab ein wenig unterhalten. Leser vom Tough Magazine interessiert es sicher, welche Musik du hörst. Bands wie Toy Dolls, Ramones, Iggy Pop, The Baboon Show, The Creepshow, The Hellfreaks, Billy Talent und so weiter stehen bei dir auf der Favoritenliste. Wieviel Zeit hast du derzeit für Musik?
Steffen: Ich höre Musik meist im Auto oder zwischendurch, mit Videos über YouTube, wenn ich mal Entspannung brauche. Außerdem bin ich – auch wenn „Corona“ das etwas ausgebremst hat – begeisterter Konzert-Gänger … Das allerdings nicht nur aus rein privatem Interesse: Ich bin nebenher auch als Journalist und Fotograf für diverse Magazine und Zeitungen tätig und mache Konzertberichte und führe Künstler-Interviews. Als Konzertfotograf habe ich in den letzten 10 Jahren bestimmt ein paar 100 Konzerte fotografiert.
Auch bist du mit deinem Hund sehr aktiv. Wobei lenkt der dich eher ab, wenn er Gassi gehen will? Beim Bier-testen, Comic lesen oder Musik hören?
Steffen: Der Hund lenkt mich IMMER ab. Rassilon (der nach dem obersten Timelord aus „Doctor Who“ benannt ist und seine eigene Facebook-Seite hat, ist die Nummer 1 und man sieht ihn auch bei nahezu allen Shows irgendwann im Bild.
Du arbeitest ja auch hauptberuflich in der Comic–Branche. Für Panini bist du unter anderem für PR und Presse zuständig. Es scheint, als ob bei Dir Beruf und Berufung sehr gut zusammenpassen. Kann man das so sagen?
Steffen: Ja. Ich passionierter Comic-Nerd und habe das große Glück gehabt, einen der wirklich raren Comic-Berufe in Deutschland zu ergattern – Hobby und Beruf gehen bei mir als Hand in Hand. Das hat dann Nachteile, wenn man vielleicht mal vom Beruf abschalten sollte, aber ansonsten finde ich das einfach nur super.
Du hast so einen wahnsinnigen Überblick, was zurzeit auf dem Markt passiert. Wie beurteilst du den Verlauf der Comic Branche in den letzten 10-20 Jahren?
Steffen: Da stellt sich erstmal die Frage, wo man sich die Branche man anschaut: In den USA, Frankreich, Japan (…) oder Deutschland. Die sind nämlich komplett unterschiedlich in ihrer Entwicklung, so dass man nicht von DER Comic-Branche im Generellen reden kann und ich könnte darüber tagelang dozieren. Aber betrachten wir einfach mal Deutschland und ich versuche es kurz zu halten: Obwohl wir hierzulande nach wie vor – verglichen mit den anderen Ländern – ein Comic-Entwicklungsland haben und immer noch viele hier Comics für verdummenden Kinderkram halten, hat sich in den letzten 10, 20 Jahren doch viel getan. Wir haben hier heute so viele und unterschiedliche Comic-Veröffentlichungen und -Verlage wie noch nie zuvor und eine gute Fangemeinde. Das Feuilleton und der Buchhandel haben sich dem Medium geöffnet, was zu einer insgesamt breiteren Wahrnehmung geführt hat. Die Superhelden-Verfilmungen haben das Genre auf ein neues Limit gepuscht (auch in den USA), Graphic Novels haben sich einen wachsenden Marktanteil gesichert und ebenso Comics von deutschen Künstlern, auch wenn wir im Anteil der Eigenproduktionen noch immer am weitersten hinterherhinken. Aber dem Medium Comic ging es hierzulande noch nie so gut, wie im Augenblick.
Die heutigen Kinder wachsen zum Teil mit Helden auf, die wir schon hatten. DC, Marvel aber auch Micky Maus, Clever & Smart etc. nehmen immer noch Platz in Kinderzimmern ein. Was denkst du, warum sind diese Figuren länger haltbar als so kurze Hypes um bestimmte Computerspiele?
Steffen: In Comics wurden Archetypen geschaffen, auf denen alles, was danach kam – auch die Helden aus Computerspielen – in irgendeiner Form basieren. Sie sind schon sehr lange dabei und altern nicht. Zudem sind Comics sind die ultimative Verbindung von Bild, Wort und Sound(words) und bieten uns hoch funktionelle, leicht zugängliche Unterhaltung, die überall funktioniert und deren Hardware nicht veraltet … Außerdem machen Comics einfach Spaß ?
Mit welchen Helden bist du persönlich groß geworden? Und welche Comicserie ist für dich die faszinierendste?
Steffen: Superman, Batman, Green Lantern, Flash, Spider-Man, X-Men, “Rächer”, Asterix, Micky Maus, „Vater und Sohn“, Nick Knatterton … und viele mehr – ich hatte das Glück, sehr früh schon mit Comics in Kontakt zu kommen. DIE faszinierendste Comic-Serie oder den faszinierendsten Comic gibt es für mich nicht. Meine Begeisterung ist einem ständigen Wandel unterzogen, wenn etwas Neues rauskommt, kann das mein augenblicklicher Favorit sein … dann lese ich wieder was Altes und bin davon wieder begeistert. Ich liebe einfach das Medium.
Wie groß ist deine persönliche Comic Sammlung und welche Comic Reihen sammelst du vom ersten Band an?
Steffen: Lass es mich so sagen: Bei mir wohnt meine Sammlung und ich bin zuhause nur zu Gast. Die Simpsons Comics habe ich von der ersten bis zur letzten Ausgabe und natürlich nahezu alle Serien von Panini und dem Dino Verlag. Aber auch viele andere.
Welcher Band ist für dich persönlich der wertvollste und warum?
Steffen: Ich habe einen Donald-Band, den Carl Barks auf seiner einzigen Signiertour durch Deutschland für mich signiert hat, der ist mir recht wichtig, so wie ein Simpsons-Heft, das Bill Morrison auf der ersten Signiertour, die ich organisiert habe, signiert hat. Also, ihn habe ich zum Signieren nach Deutschland geholt, und das war meine erste große Tat in der Comic-Szene hier. Und aus der Geschichte hat sich eine große, bis heute anhaltende Freundschaft entwickelt. So gibt es noch ein paar Comics, die mir wichtig sind, weil sie für mich einen ideellen Wert haben und ich sie mit Wegmarken oder Personen verbinde.
Welche Comic-Bände kannst du jederzeit wieder lesen? Welche bezeichnest du als „Jahrhundert-Werke“?
Steffen: Ich kann fast jeden Comic jederzeit wieder lesen. Es ist nur schade, dass mir dafür die Zeit fehlt. Meisterwerke gibt es auch ein paar … ältere, neuere, bekanntere, unbekanntere – wenn ich aber einen benennen soll, dann sage ich immer „Watchmen“.
Du hast sicher auch Kontakt zu Zeichnern und Autoren. Welche Menschen sind für dich hier die prägendsten im Genre und warum?
Steffen: Zu viele und es komme immer neue dazu: Alan Moore, Garth Ennis, Grant Morrison, Sergio Aragones, Bill Morrison, Jim Balent, Neal Adams … ich könnte hier Seiten mit Namen füllen vom Menschen, die durch ihr schreiberisches Genie oder ihre Zeichenkunst ein Genre geprägt oder das Medium auf ein neues Level gehoben habe oder einfach nur einen außergewöhnlichen Band, eine Serie geschaffen haben. Viele davon habe ich in der Zwischenzeit auch getroffen, einige sind Freunde und praktisch alle sind unglaublich faszinierende Persönlichkeiten.
Welche neuen Künstler und welche neuen Serien haben dein persönliches Interesse geweckt?
Steffen: Derzeit bin ich sehr beeindruckt vom Schaffen von Jeff Lemire, vor allem von seinen „Descender/Ascender“- und „Black Hammer“-Reihen. Außerdem ist Garth Ennis (u.a. „Preacher“, „The Boys“) für mich ein Genie … ich nenne ihn immer den Tarantino der Comics. So richtig neu sind die aber auch nicht im Business … wobei das mit „neu“ immer so eine Sache ist. In dem Medium muss man wachsen. Selbst „neue“ Künstler und Autoren sind meist schon lange dabei, bevor sie in den Fokus treten.
Ein sehr wichtiges und interessantes Kapitel in deinem Leben ist „Comic & Bier“. Ein schönes und auch neues Format, dass, als dein Baby, von dir seit 2017 regelmäßig gebracht wird. Erzähl gerne, wie es zu der Idee dieses Formates kam.
Steffen: Ich talke gerne, wie ich schon erklärt habe, und in den USA habe ich in einigen Clubs/Bars mit Stand-Up-Stage gesehen, dass dort an Abenden, an denen kein Programm lief, einfach Live-Talks gemacht wurden. Ein Moderator hat Künstler und teilweise auch einfach anwesende Leute auf die Bühne geholt und mit denen getalkt. Hier kannte ich das primär aus dem TV, dachte aber, dass das für die Bühne ja genial sei. Dann habe ich hier einem Club das als Live-Latenight-Talk angeboten – die haben zugeschlagen und es wurde zum Erfolg. Das wiederum hat mir die Möglichkeit gegeben, denen ein weiteres, sehr schräges Projekt schmackhaft zu machen: „Comics & Bier“ … vier Nerds, die auf der Bühne vier Comics vorstellen und dazwischen vier Craftbiere verkosten. Dazu ein Bierprofi, der etwas zu den Bieren erzählt, Live-Musik … und das Publikum soll mittrinken. Also eine Full-Show nach Art des Literarischen Quartetts, nur mit Comics, Bier und viiiiieeeel anarchistischer. So fing es an, hat so viele Freunde gefunden, dass wir das jetzt monatlich machen und sogar „on tour“ gehen, wenn es sich anbietet. Die Live-Shows haben wir von Beginn an auch aufgenommen und wann immer ich es schaffe, eine zu schneiden (das ist doch recht aufwändig), stellen wir sie bei Facebook und auf unserem YouTube-Kanal ein. So ist dann auch die Webpräsenz gewachsen, obwohl für uns die Live-Show wichtiger ist. Bedingt durch „Corona“, da wir im Lock-down keine Show machen konnten, habe ich dann noch eine Light-Variante entwickelt, das „Comics & Bier: Doppelbook“. Da hole ich mir einen Gast in mein Home-Studio und wir besprechen zwei Comics und zwei Biere. Das ist rein fürs Internet gemacht und ich lade jeden Montag eine neue Folge hoch … mit kleinen Ausnahmen, zum Beispiel an Live-Show-Montagen … unsere Show ist immer montags. Warum? Man kann eine Woche nicht besser beginnen, als mit Comics und Bier, nach einem Arbeits-Montag müssen viele Frust abbauen, und das geht am besten mit Comics und Bier … und außerdem: Nur echte Profis trinken am Montag schon Bier … und wir Nerds SIND Profis!
In deinem Comic & Bier – Talk hast du verschiedenen Gäste und auch verschiede Locations am Start. Macht es für dich ein Unterschied, die Sendung live vor Publikum aufzunehmen oder im privaten Kreis aufzuzeichnen?
Steffen: „Comics & Bier“ ist IMMER vor Publikum, nur das „Comics & Bier: Doppelbook“ ist im Studio. Von daher sind das letztlich zwei zwar verwandte aber unterschiedliche Formate. Natürlich ist die Live-Show schon ein ganz anderes Ding. Durch das Gesamtkonzept und das Spiel mit dem Publikum – da kommt schon mehr Spaß rüber. Aber es ist natürlich auch enorm aufwändig und anstrengend. Da ist das „Doppelbook“ dann die kleine, gemütliche Variante, die ich auch sehr genieße.
Wie entscheidest du, welche Gäste du einlädst und welche Comics besprochen werden?
Steffen: Ich habe ein festes Team, mit dem ich arbeite. Alles gute Freunde, die sehr nerdig sind und sich auf der Bühne darstellen können. Und wir funktionieren gut zusammen. Das ist wichtig fürs Publikum. Zurzeit sind das sechs, beziehungsweise Mittalker, die wir locker durchwechseln. Hin und wieder kommt auch ein Gast dazu, wenn es sich anbietet: Es gibt unter anderem auch sehr viele Promis, die große Comic-Freunde sind und wenn da jemand Zeit und Lust hat, freuen wir uns sehr. Bislang gaben sich schon Deutschlands Forensiker Nummer 1, Dr. Mark Benecke, und Viva-Legende / „Gästeliste Geisterbahn“-Großmeister Nilz Bokelberg die Ehre. Dazu kommen dann noch die Bierspezialisten, die uns die Biere besorgen und etwas dazu erzählen. Das Können Brauer sein, Craftbeer-Shop/Kneipen-Besitzer, Bier-Sommeliers … Hauptsache, sie haben neue, interessante Biere, zu denen sie etwas erzählen können. Und Musikalisch sind wie bei der Live-Show so was wie eine Open-Stage und total offen. Als Locations haben wir zwei Stamm-Locations in Böblingen und Stuttgart, die wir im Wechsel bespielen – aber wie gesagt: Wir gehen auch auf Tour: Wer uns will, bekommt uns ? Beim „Doppelbook“ ist das ein wenig anders – das mache ich zwar auch viel mit meinem Core-Team, aber da kann als Gast dazustoßen, wer mag … oder wen ich mag.
Was hat es mit dem DOPPLEBOOK Format auf sich?
Steffen: … das dürfte inzwischen bereits klar sein ;-D
In regelmäßigen Abständen hast du gleiche Gäste am Start. Wie unterscheidet sich für dich die Herangehensweise in allbekannten Teams im Vergleich zu neuen Gästen?
Steffen: Wenn ich neue Gäste habe, versuche ich die natürlich auch als Person vorzustellen. Dann geht es nicht nur um Comics und Bier, sondern wird auch noch talkmäßig interviewt.
Mit welchen Gästen würdest du gerne mal eine Sendung machen?
Steffen: Ich hoffe, dass irgendwann mein Freund Olli Kalkofe mal Zeit hat oder Thomas D von den Fanta Vier vorbeikommt. Der ist ein großer Comic-Fan und wie haben schon ein paar Biere bei diversen Gelegenheiten geleert … aber mit so Mega-Stars ist es dann doch schwieriger zu realisieren. Grundsätzlich bin ich da aber offen. Hauptsache, die Gäste sind nett, nerdig und mögen Bier.
Das Format hat ja richtig Potenzial. Unterhaltsam, informativ und auch locker rübergebracht. Was sagen deine Kollegen / Freunde am Tag nach der Sendung zu dir?
Steffen: Wir bekommen viel Lob von unterschiedlicher Seite und haben inzwischen unsere eigene kleine Fangemeinde. Das ist das, was daran wirklich Spaß macht … aber das Ganze darf gerne noch weiter wachsen.
Was war die schönste, was die unangenehmste Erfahrung bei einem Live Talk?
Steffen: Das Schönste ist, wenn das Publikum Spaß hat … und vielleicht auch was aus der Show für sich mitnimmt. Wenn Menschen, die nichts mit Comics oder Bier am Hut haben, kommen weil sie neugierig auf die schräge Show sind und dann immer wieder kommen, einfach wegen des Entertainments, ist das toll. Wir hatten mal eine rund 70-jähre Dame. Die kam wohl eher zufällig in die Show, kam dann immer wieder und hat irgendwann im Gehen zu mir gesagt: „Wissen Sie was … nach der letzten Show habe ich mir den ersten Comics in meinem Leben gekauft“ … DAS ist der ultimative Ritterschlag! Unangenehm ist es bislang nur gewesen, wenn man im Vorfeld Stress wegen Technik oder ähnlichem hatte. Die Shows sind naturgemäß mal besser und vielleicht auch mal nicht optimal … aber es macht immer Spaß.
Du bist ja beruflich aber auch mit dem Comic & Beer – Format von vielen Geschichten umgeben. Wie wählst du aus, welche Comics gerade interessant zum Besprechen sind. Gibt es so eine Auswahl wie 1xSuperheld, 1xAbenteuer, 1xSatire, 1xHorror. Oder ist das eher Tagesformabhängig?
Steffen: Nein. Ich checke permanent die Novitäten im Markt und schaue, was könnte einen abwechslungsreichen Abend ergeben. Manchmal bekomme ich auch Empfehlungen. Aber generell versuche ich einfach ein breites, aktuelles Spektrum abzudecken und Comics zu nehmen, über die man gut reden kann.
Könntest du dir auch Specials vorstellen. Zum Beispiel beim Start eines neuen DC-Films eine Sendung nur mit Comics aus dem DC Universum? Welche Bücher würdest du hier nehmen?
Steffen: Wir haben schon Specials gemacht – zum Beispiel zu Thema Erotik. Aber monothematische Shows finde ich generell weniger attraktiv, deswegen vermeide ich das nach Möglichkeit. Aber wenn etwas aktuell in die Show passt, wie eben eine Comic-Verfilmung, dann nehmen wir das schon als einen Punkt auf.
Wir haben uns schon vorab auch über den Corona-Wahnsinn unterhalten. Wie stark hat dich die Krise beruflich getroffen?
Steffen: Das geht. Panini ist ein zum Glück gesunder Laden und wir konnten auch im Lockdown vom Home-Office weiterarbeiten und unsere Jobs machen. Die Leser sind treu haben sich die Comics nachgekauft, die sie verpasst hatten … Alles in allem sind wir bislang mit einem blauen Auge davongekommen. Aber natürlich wird man erst mit den Jahresabschluss feststellen, wie es wirklich aussieht und noch keiner kann abschätzen, wie sich das auf lange Sicht auf die Branche auswirken wird.
Hast du in der Lockdown Phase etwas gemerkt, dass die Leute anders bei Facebook etc. auf deine Beiträge und deine Comics & Bier Seite reagiert haben?
Steffen: Es kamen online schon mehr Fans dazu, aber jetzt auch nicht massiv. Ich denke, dass im Lockdown das Angebot von neuem Content urplötzlich derart hoch war, dass sich das auch verteilt hat.
Was ärgert dich in der Corona Zeit am meisten?
Steffen: Die Schwurbler, die Wissenschaft ignorieren oder Falschaussagen tätigen und damit eine ernste Situation noch verschlimmern, aus Egoismuns und Dummerheit – oder, noch schlimmer – aus Machtkalkül heraus, wie die AfDeppen. Und natürlich nervt es mich, dass ich keine Live-Shows im gewohnten Rahmen machen kann und die Comic-Messen wegfallen, die ich sehr liebe.
Gibt es auch positive Dinge, die du aus dieser Zeit mitnimmst?
Steffen: Ich gebe zu, dass ich gerne von zuhause aus arbeite und das auch sehr gut geht, weshalb ich das Home Office als Bereicherung empfunden habe. Außerdem habe ich mir im Lockdown meine Schnitt-Skills verbessert, weswegen ich die Shows jetzt schneller und besser ins Netz bringen kann … und letztlich ist das „Comics & Bier: Doppelbook“ eine Geburt des Lockdowns.
Was bedeuten dir die folgenden Comic Helden?
Lucky Luke
Steffen: Lesespaß, ein lustiger Hund und ein toter Schatten.
Clever & Smart
Steffen: Bester Slapstick und anarchistische Unterhaltung in Comic-Form.
Mickey Maus
Steffen: Frühe Comic-Erfahrungen.
Garfield
Steffen: Schlafen, fressen, filosofieren.
Peanuts
Steffen: Geniale Alltagsphilosophie.
Die Fackel
Steffen: Handelnder Charakter im ersten Spider-Man-, beziehungsweise „Die Spinne“-Heft, das ich in meinem Leben gelesen habe, und damit ein der schönsten Erinnerungen.
Der Joker
Steffen: Genialster Bösewicht aller Zeiten.
Dogtari
Steffen: Guter Freund, intelligenter und lustiger Gesprächspartner, großer Trinker und wie ich T-Shirt-Sammler.
Lieber Steffen, wir danken dir für die Zeit, die du dir für uns genommen hast. Die letzten Worte gehören natürlich dir.
Steffen: Lest mehr Comics, trinkt mehr Bier und schaut mal bei „Comics & Bier“ rein … ick freu mir uff euch!
Wir bedanken uns bei Steffen Volkmer für ein interessantes und äußerst entspanntes Interview im Oktober 2020. Leider mit noch wenig Bier, aber das kann sich ja ändern …
COMICS UND BIER: Ein sehr interessantes Vorhaben und super unterhaltsame Videos die ihr bei der „Comics & Bier“-Seite entdecken könnt. Hier ist mehr dahinter als Bier-Tasting und Comic Besprechungen. Hier sind ganz viel gute Laune und ein super Lebensgefühl am Start. Ich jedenfalls habe den YouTube Kanal von Steffen abonniert und weiß auch, welche Comics ich für Weihnachten auf meine Wunschliste setze. Bei Bieren habe ich jetzt vor mir einen Adventskalender anzulegen. Der Getränkemarkt weiß Bescheid. Steffen, dir und deinem Projekt viel Erfolg.
Die Redaktion vom Tough Magazin hat deinen Kanal im Blick. ?
Auch ihr könnt mal antesten unter YouTube bzw. www.facebook.com/ComicsUndBier
Prost und auf bald. ?
Special/Interview von Thorsten im Oktober 2020
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