Jaja, so heißt ein Song von Joint Venture. So ähnlich zumindest. Jedenfalls geht es irgendwie um Ying und Yang. Kennt ihr noch? Die Älteren unter euch LeserInnen schmunzeln wahrscheinlich und suchen vielleicht schon in Gedanken, wo die alten CDs bzw. LPs stehen. Und euch jungen LeserInnen empfehlen wir mal eben bei Spotify nachzusehen und dann zu überlegen sich vielleicht doch mal die LP „Unanständige Lieder“, ebenso wie ihre 4 „Geschwister“, in das Regal zu stellen. Warum? Weil diese fünf Langspielplatten einfach Kult sind.
Joint Venture sind Geschichte, aber dass man Geschichte gut aufbereiten kann, zeigt uns Götz Widmann.
Mit einem Risiko ist das Joint Venture-Mitglied an den Start bzw. an Startnext gegangen und hat mit großer Unterstützung vieler Fans die fünf Joint Venture LPs nachpressen lassen. Die Erstauflage war innerhalb kürzester Zeit vergriffen, aber Götz hat nachgelegt. Man kann weiterhin LPs kaufen und das am besten auf seiner Tour. Alternativ kann man die Sachen aber auch im Shop (https://ahuga-store.ch/shop/) bestellen.
Was gibt es zu den Platten zu sagen? Nun zuerst fällt auf, dass diese allesamt sehr liebevoll gestaltet sind. Mit einem schicken Klapp-Cover ausgestattet sehen die Schallplatten noch wertiger aus, als sie sowieso schon sind. Da jede dieser Scheiben irgendwie einmalig ist, möchte ich kurz wenige Sätze zu den fünf Platten schreiben. Dass diese allesamt in eine gut sortieret LP-Sammlung gehören, versteht sich eigentlich von selbst. Egal wie lange die Pubertät schon her ist … 😊
Dinger
Das Debütalbum von Joint Venture, an dem sich eigentlich alle LiedermacherInnen messen sollten. Erschienen vor knapp 30 Jahren mit Songs, die immer noch passend sind. Egal ob „Tach Herr Chef“, das ganz große „Süffelmann“, „Haschisch rauchen macht harmlos“, „Die Fliege“ oder der Knaller „Okkultismus ist sexy“. Hier ist von laut Lachen bis ganz tiefem Herzschmerz alles dabei.
Für mich mit das beste Debüt aus diesem Genre und immer wieder gerne gehört.
Wer sich fragt, warum der Titel denn „Dinger“ heißt, der bekommt nun eine kleine Antwort. „Dinger“ ist ein Wortspiel aus Dichter und Sänger. Schließlich war der Begriff Liedermacher für Joint Venture immer ein wenig zu eng.
Mit „Dinger“ starteten Götz und Kleinti einen fantastischen Lauf.
Augen zu
Na, von wegen „Augen zu“.
Hier heißt es Augen auf und Ohren auf.
Es macht Spaß, dass Klappcover aufzuschlagen, die Songtexte mitzulesen und die Klassiker wie „Den Hals rumdrehn“, „Das bittere Ende“, „Arsch“ und natürlich „Älter als Kurt Cobain“ laut mitzusingen. Wenn man bedenkt, dass „Augen zu“ nur ein gutes halbes Jahr nach „Dinger“ veröffentlicht wurde, dann ist der Wert dieser Veröffentlichung umso größer.
Joint Venture hatten ihren Stil gefunden und zeigen hier auf die volle (ähhh ja…) Distanz, dass sie wissen, wie man kleine Geschichten mit großen Melodien unterlegt.
Unanständige Lieder (Live)
Von wegen „das dritte Album ist oft das schwerste“.
Gegenbeispiel gefälligst? Hier ist es.
„Unanständige Lieder (Live)“ heißt die Platte und ist ein Livemitschnitt aus dem Jahr 1996.
Kleinti und Götz hauen uns auf diesem Album nicht nur klasse Ansagen, sondern auch unsterbliche Klassiker um die Ohren. „Politiker beim Ficken“, „Hank starb an ner Überdosis Hasch“, „Ich schäme mich beim Wichsen“ und auch das oben angesprochene „Wilde geile Nächte voller heissem Ying und Yang“ sorgen hier für gute Laune ein kleines Stück unter der Gürtellinie.
Joint Venture wissen aber auch mit Stücken wie „Die Wurst, das Wunder und der Durst“ oder „Henri Zimmermann“ zum Nachdenken anzuregen.
Ob das dritte Album nun das beste der fünf Alben ist, ist schwer zu sagen.
Auf jeden Fall macht es von der ersten bis zur letzten Sekunde Spaß.
Ich Brauch Personal
Was macht man, wenn man schon drei klasse Alben veröffentlicht hat und das vierte ansteht?
Am besten so weiter wie bisher.
So oder so ähnlich müssen sich Joint Venture gedacht haben, als sie die Arbeiten an „Ich Brauch Personal“ begonnen hatten.
Das Album ist recht lange und kommt daher als Doppel-LP über den Ladentisch.
Es beinhaltet ganze 21(!!!) Songs, die mit „Scheiss auf deine Ex“, „Sitzend pinkeln“, „Papst“, „Alles wieder gut“, uvm. ein weiteres Mal die Zeit um einen herum vergessen lassen.
„Er muss uns jetzt was singen“ passt wunderbar zu dieser Veröffentlichung, die man auch gerne seinem Personal schenken darf (wenn man denn welches hat 😉)
Extremliedermaching
Wahrscheinlich die bekannteste LP der Bonner Liedermacher.
Vielleicht weil es die letzte Veröffentlichung vor dem tragischen Tod von Kleinti war.
Vielleicht aber auch weil das Cover halt einfach Kult-Charakter hat.
Aber sicher auch wegen den Songs, die hier wieder einmal an die Grenzen gehen und diese ab und an ganz charmant übertreten. Wie zum Beispiel der gute „Eduard“, den Haschichhund oder auch „Dieter“ den Mieter. Aber auch das große „Holland“, das gerne zu jeder EM / WM wieder aufgelegt werden darf. Dass es auf dem Album noch weitere Klassiker wie „Das zwischen den Beinen“, „Die Wunderschlampe“, „Chronik meines Alkolismuss“ (kein Tippfehler) oder das leider zu selten genannte „Markt, Marx undsoweiter“ vergisst man schon fast, wenn man über das Album spricht.
Ein unsterbliches Album, dass um den Stempel „Kult“ nicht herumkommt.
Aber eigentlich kann dieser Stempel auf alle fünf Alben bedenkenlos angewandt werden. Ja, krass. Wie lange diese Alben schon draußen sind. Ich hatte diese auf CD und jahrelang im Auto. Nun genieße ich die Alben auf LP und ich werde sie weiter immer mal wieder hören.
JOINT VENTURE waren nicht nur, nein sie blieben eine Institution und die Neuauflage der Vinyls jeden Cent wert. Danke an ahuga! für diese Mühe mit den Wiederveröffentlichungen. Hier könnt ihr reinschauen: https://ahuga-store.ch/shop/
Ein Interview mit Götz Widmann über diese Veröffentlichungen, die 30 Jahre Joint Venture Tour aber auch über seine neue Platte folgt schon sehr bald.
Wir lesen uns ….
Review von Thorsten.
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