Am 15.01.2025 war ich für euch bei der Keep Planting Flowers Record Release Tour von Stick To Your Guns im Nürnberger Löwensaal. Vier Bands, ein Ziel: Den Saal mit ehrlichem Core-Sound in seine Einzelteile zu zerlegen. Ob ihnen das gelungen ist? Das erfahrt ihr am Ende!
Im Löwensaal war ich schon oft – kein Wunder, schließlich machen hier viele Tourneen Halt. Der Saal liegt, wie der Name vermuten lässt, idyllisch in einem Waldgebiet direkt neben dem Nürnberger Tiergarten. An diesem Abend war der Saal kurz vor Beginn der ersten Band überraschend leer, was sich zum Glück im Laufe des Abends noch ändern sollte.
Den Auftakt machten die Newcomer No Cure aus Alabama. Wer schon mal im Löwensaal war, weiß, dass es hier schnell sehr warm wird. Umso mehr wunderte ich mich über den Frontmann, der trotz der Sauna-ähnlichen Temperaturen in dicker Daunenjacke und Hoodie auftrat. Die Band legte direkt los und servierte brachialen Hardcore mit einer ordentlichen Prise Death Metal. Dennoch wirkte der Sound irgendwie wie Old School Hardcore – roh und direkt. Leider schafften es No Cure nicht, die noch recht kleine Crowd so richtig in Fahrt zu bringen. Mehr als ein paar Typen die sich mit Violent Dancing großzügig Platz verschafften, und einem Publikum das im Takt nickte, war nicht drin. Schade, denn musikalisch war der Auftritt nicht schlecht – es fehlte einfach die passende Stimmung im Raum.
Bei der zweiten Band des Abends war die Stimmung dafür umso besser. Elwood Stray aus Essen legten vom ersten Song an eine unfassbar starke Performance hin. Die Band spielte ein grandioses Set, das sowohl Songs ihres 2023er Debütalbums als auch aktuelle Singles beinhaltete. Der nun gut gefüllte Saal ließ sich von Shouter und Frontmann Maik Nehrkorn nicht lange bitten – schon bei den ersten Takten entstanden die ersten Mosh- und Circle Pits. Ihre Mischung aus Melodic Metalcore und Post-Hardcore schien genau den Nerv des Publikums zu treffen. Der Abend erreichte seinen vorläufigen Höhepunkt mit einer amtlichen Wall of Death während des Songs No Cure.
Gut aufgewärmt und eingegroovt begrüßte das Publikum die dritte Band des Abends: Bodysnatcher aus dem Sunshine State Florida. Doch mit Sonnenschein hatte ihre Musik nichts zu tun – ein erbarmungsloses Gitarrengewitter trifft es da schon besser. Ihr ganz eigener Genre-Mix aus Beatdown und Deathcore bot die perfekte Grundlage für brutale Pits und garantiert tagelange Nackenschmerzen.
Auch wenn ich persönlich kein großer Fan dieses Sounds bin, musste ich zugeben, dass es schwer war stillzustehen. Die düstere Atmosphäre, die brutale Musik und die beeindruckende Bühnenpräsenz der Band haben mich wirklich positiv überrascht.
Viel Zeit zum Verschnaufen blieb nicht, denn nach einer kurzen Umbaupause betraten endlich Stick To Your Guns die Bühne des Löwensaals. Schon der erste Song, Against Them All, schlug ein wie eine Bombe. Das Publikum war komplett außer Rand und Band – ein Crowdsurfer jagte den nächsten, und die Menge sang nicht nur jedes Wort mit, sie fühlte es regelrecht. Die Kalifornier lieferten eine grandiose Show ab, und das ganz ohne aufwendiges Bühnenbild, Pyrotechnik oder sonstige Spielereien. Alles, was diese Performance so besonders machte, war die Band selbst: Texte, die mehr sind als nur bedeutungslose Begleitung zu harten Riffs, und ein Frontmann, der mehr Charisma und Bühnenpräsenz in sich vereint als zehn andere Bands zusammen. Genau so muss eine Hardcore Show meiner Meinung nach sein!
Um meine Frage vom Anfang zu beantworten: Der Löwensaal steht noch – aber nur knapp. Was Stick To Your Guns und ihre Tourbegleiter da abgeliefert haben, war eine Abrissparty wie sie im Buche steht. Wer Stick To Your Guns noch nicht live gesehen hat, sollte das dringend nachholen. Es lohnt sich – versprochen.
Nachbericht und Fotos von Johannes Scharf.
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