Faun live in Nürnberg (12.10.2025, Meistersingerhalle)

Ein bestuhltes Folk-Konzert klingt erstmal nach Kulturprogramm mit nicht viel mehr als nur Applaus aus den hinteren Reihen. Konnte Nürnberg letzten Sonntag vielleicht doch zeigen, dass in dem Setting mehr geht? Faun ludt nämlich in die Meistersingerhalle ein. Mit im Gepäck Pettersson & Fredriksson, sowie Ye Banished Privateers.

„Pettersson & Fredriksson“ eröffneten den Abend zu zweit und tatsächlich war die Stimmung zunächst verhalten. Unplugged, mit historischen Instrumenten, lieferten sie ein reduziertes, fast intimes Set von etwa 30 Minuten. Musikalisch präzise, mit viel Gespür für traditionelle Klänge – aber im Saal blieb es noch etwas ruhiger. Irgendwo war das sogar ganz passend. Die Reaktionen waren respektvoll, aber distanziert. Das Set bot keine großen Überraschungen – aber war ganz solide.

Mit „Ye Banished Privateers“ kam schon deutlich mehr Bewegung in den Raum. Acht Musiker, stark von Piratenoutfits inspiriert und angeführt von einer überdrehten Bühnenpräsenz, verwandelten die Meistersingerhalle kurzerhand in eine Seemannskneipe. Rumflaschen kreisten, es wurde zum Anstoßen eingeladen, eine kleine Geige ging im Rahmen einer inszenierten Szene zu Bruch – laut, überdreht, aber wirkungsvoll. Zwischen all dem Klamauk schlichen sich aber auch ernsthafte Töne für Gleichberechtigung ein: „It doesn’t matter if you’re born rich, poor, what color you are, which gender, who you love…“.

Klare Haltung, verpackt in piratischem Flair. Musikalisch blieb vor allem „Libertalia“ hängen – treibend, rau, mit Mitsingpotenzial. Am Ende der gut 45-minütigen Show gabs sogar standing Ovations.

Der Support hatte das Publikum nun schon gut aufgewärmt bevor „Faun“ die Bühne betraten. Der Jubel war dementsprechend groß und gefeiert wurden sie durch ihren Auftritt hinweg. Denn die Performance war sehr stimmig: Das Lichtkonzept arbeitete mit Kontrasten – mal klare Spots, mal Nebel, Dunkelheit, mystische Silhouetten. Und die schwarzen, detaillierten Kostüme unterstrichen die Atmosphäre zwischen Pagan, Mittelalter und Ritual. Außerdem war die Setlist schön ausgewogen zwischen Stücken, die zum Mitsingen und Tanzen einluden, sowie Liedern, die mystisch, fast andächtig waren. Vom neuen Album „Hex“ mischten sich Fan-Favoriten wie „Hare Spell“ und „Lady Isobel“ ins Programm. 
Daneben wurde zu Klassikern wie „Walpurgisnacht“ auch frei zusammen getanzt. 

Drei Songs in der Zugabe beendeten nach etwa 90 Minuten den angenehmen Abend mit ruhigen, witzig inszenierten und bewegungsreichen Momenten. Wer noch in den Genuß kommen mag, kann Faun noch bis zum 28.10. in Deutschland auf ihrer „Hex“-Tour sehen. Unter anderem am 24.10. in Berlin, 25.10. in München und 28.10. in Hamburg.

Nachbericht und Fotos von Marco Liske.

Dieser Artikel wurde am: 19. Oktober 2025 veröffentlicht.

FOTOS von Faun, Pettersson & Fredriksson und Ye Banished Privateers

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