Nach mehr als drei Jahren sind die Reiter in den Hirsch zurückgekehrt und haben erneut das Publikum mit auf ihre Reise genommen!
Victorius – Powermetal mit Anlaufschwierigkeiten
Den Abend eröffneten Victorius aus Leipzig, allerdings mit einer Verzögerung von rund zwanzig Minuten. Entgegen des ersten Eindrucks wirkte sich das jedoch nicht wesentlich auf den geplanten Ablauf aus: Die Band spielte ihren vorgesehenen Slot weitgehend wie geplant, inklusive Intro und Outro.
Am Ende standen dennoch lediglich sechs Songs auf der Setlist. Ein Umfang, der zwar sauber umgesetzt war, sich aber schlicht zu kurz anfühlte. Nicht, weil etwas fehlte, sondern weil Victorius musikalisch schnell überzeugten und Lust auf mehr machten. Der Auftritt wirkte dadurch eher wie ein Appetithappen als ein vollwertiges Set.
Musikalisch funktionierte der eingängige Powermetal live sehr gut. Die Spielfreude war deutlich spürbar und übertrug sich trotz des begrenzten Zeitfensters auf das Publikum. Optisch sorgten die Rüstungen für einen hohen Wiedererkennungswert, während der in die Menge geworfene Luftdino für einen humorvollen Moment im ansonsten straff durchgetakteten Ablauf sorgte.
Zwischen den Songs blieb wenig Raum für Ansagen, was dem engen Slot geschuldet gewesen sein dürfte. Auch mehrere Versuche, einen Pit oder Circle Pit zu starten, verliefen zwar im Sande, minderten den positiven Gesamteindruck jedoch kaum. Vielmehr blieb am Ende das Gefühl, dass Victorius in einem eigenen Konzertsetting deutlich besser zur Geltung kommen würden und dass dieser kurze Auftritt eher Werbung für einen zukünftigen Clubbesuch war als ein vollständiges Abbild dessen, was die Band live leisten kann.
Cypecore – distanziert, futuristisch und konsequent
Als zweite Band des Abends betraten Cypecore die Bühne und setzten dabei konsequent auf ihr bekanntes Konzept. Direkte Interaktion mit dem Publikum fand kaum statt, was jedoch keineswegs negativ wirkte, sondern vielmehr Teil der Inszenierung war. Die Band präsentierte sich bewusst distanziert, fast unnahbar.
Optisch erinnerte der Auftritt stark an eine Art Spacemarine-Ästhetik: Die futuristischen Kostüme, kombiniert mit LED-Bändern, vermittelten das Bild von Wesen, die nur bedingt etwas mit Menschen auf der Erde zu tun haben. Dieses Gefühl wurde durch das Lichtkonzept mit fast ausschließlich Gegenlicht noch verstärkt. Frontlicht fehlte weitgehend, wodurch Silhouetten, Outfits und Leuchtelemente umso stärker zur Geltung kamen.
Musikalisch lieferten Cypecore druckvoll und präzise ab. Nach kleinen Startschwierigkeiten bildete sich ein erster Mini-Pit, der zwar überschaubar blieb, aber zeigte, dass die Musik durchaus zündete. Insgesamt wirkte der Auftritt geschlossen und stimmig, weniger als klassisches Konzert, sondern eher als Performance, bei der das Konzept klar über Nähe und Animation gestellt wurde.
Die Apokalyptischen Reiter – Ritual, Jubiläum und Routine
Der Auftritt der Apokalyptischen Reiter begann atmosphärisch mit Weihrauch, der den Hirsch sofort in eine fast rituelle Stimmung tauchte. Auf der Bühne dominierten Requisiten wie ein Steuerruder bzw. Rad, während sich die Band mehrfach umzog, was den Jubiläumscharakter zusätzlich unterstrich.
Musikalisch präsentierten sich die Reiter routiniert und souverän. Das Publikum zeigte sich aufmerksam, aber insgesamt zurückhaltend. Ein wirklich motivierter Pit kam nur selten zustande, was auch am deutlich gesetzteren Altersdurchschnitt lag. Die Band selbst feierte sichtbar ihre 30 Jahre Bandgeschichte, getragen von einer Crowd, die die Reiter seit vielen Jahren begleitet.
Fazit
Der Abend im Hirsch war klar auf Die Apokalyptischen Reiter zugeschnitten und genau das wurde auch deutlich. Während Victorius und Cypecore handwerklich überzeugten, passten die Vorbands stilistisch nur bedingt zum Headliner. Die meisten Pit-Versuche verliefen ins Leere, und echte Eskalation blieb aus. Ein persönlicher Wermutstropfen: Sowohl Cypecore als auch die Reiter hatte ich in diesem Jahr bereits auf dem Summer Breeze Festival verpasst, da beide dort für mich zu spät spielten. Umso schöner, sie zumindest hier noch einmal live zu erleben, auch wenn der Abend mehr von Atmosphäre und Nostalgie als von wilder Bewegung im Pit geprägt war.
Setlist Victorius:
Total T-Rex Terror
Raptor Squad Attack
Shuriken Showdown
Dino Race From Outer Space
Victorious Dinogods
Super Sonic Samurai
Setlist Cypecore:
Neoteric Gods
I’ll Be Back
Patient Zero
The Alliance
Identity
Chosen Chaos
Values of Death
The Hills Have Eyes
Setlist Die Apokalyptischen Reiter:
Gregorian Intro Mit Mönch
Volle Kraft
Wilde Kinder
Es wird schlimmer
Der Weg
Der Adler
Die Boten
War DrumsVier Reiter stehen bereit
Friede sei mit dir
Die Sonne scheint
Iron Fist
Auf und Nieder
The Great Experience of Ecstasy
Rache an der Wirklichkeit
Weiße Pferde
Seemann
Du kleiner Wicht
Reitermania
Zugabe:
We Will Never Die
Metal Will Never Die
Revolution
Nachbericht und Fotos von Lukas Pförtsch.
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